Freie Schule

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Momo
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Re: Freie Schule

Beitrag von Momo »

Koschka hat geschrieben:
intrinsische Motivation kann man, wenn überhaupt, nur sehr schwer beeinflussen. Um so wichtiger ist dann die Frage, warum so viele Kinder in der Schule so demotiviert sind, dass sie die Schule eher als vergäudete Lebenszeit betrachten. Wenn keiner sich diese Frage stellt, wird sich in der Gesellschaft nichts ändern. Nur mit steigeinem Fortschritt wird mehr und mehr in den Lehrplan eingepackt und unsere Enkelkinder werden noch weniger Möglichkeit haben frei zu sein, als unsere Kinder. Kein Mensch kein auf reines Funktionieren getrimmt werden. Das ändert früher oder später entweder mit einer Rebellion oder mit einer Depression. Je mehr man die Kinder abrichtet und ihre natürliche Neigungen und Begabungen durch von außen gestellte Ziele und Lebenswege ersetzt, desto unglücklicher und unproduktiver wird die Gesellschaft im ganzen. Wegen des technischen Fortschrittes braucht die Gesellschaft immer weniger monotone mechanische Arbeit. Wenn man vergleicht, wie viele Arbeitsplätze durch Roboter schon ersetzt worden sind, ist das schon erschreckend. Die Tendenz steigt. In absehbare Zeit kommen fahrerlose Autos auf die Straßen. Die ganzen Krarffahrer verlieren dabei ihr Job. Mechaniker können ohne Computer kein Auto mehr reparieren. Kinder, die mit Mathematik nicht viel anfangen können, haben überhaupt keine Chance Mathematik irgendwo in ihrem Beruf tatsächlich als Fach anwenden zu können. Das was sie im Leben brauchen ist 100er Zahlenraum, Umgang mit Messband, der Uhr, dem Taschenrechner und ähnlichen praktisch orientierte Sachen. Aber nein, sie müssen ihre Lebenszeit dafür aufwenden, um sich durch Brüche, Gleichungen und Analysis durchzubeißen. Ansonsten haben sie keine Möglichkeit einen Schulabschluss zu erreichen. Schreiben per Hand stirbt in absehbare Zeit komplett aus. Was regen sich die Eltern auf, wenn sie vom Experimenten hören, die mit der Abschaffung des Schreibsschrifts im Grundschulunterricht beschfätigen? Wir klammern uns an alle mögliche Regeln und Bräuche, ohne zu hinterfragen, ob es überhaupt noch aktuell ist. Hinterfragen ist nicht erwüscht. Vielleicht sollte man um intrinsische Motivation wieder zu entdecken einen Fach "Lebensfreude" in den Schulen einzuführen. Wäre vielleicht sogar kostengüstige als Depressionen und Psychosomatik zu behandeln. Viele Kinder sind psychisch erschöpft bevor sie überhaupt erwachsen werden. Die Kinder schreien, schreiben Briefe an Kultusministerum, dass sie auch leben und nicht nur pauken wollen. Es gibt leider keine Beamten, die zuhören wollen, sie sind vom System nicht vorgesehen. Das System verwaltet sich selbst, im Sinne der eigenen Aufrecherhaltung.
Koschka, Du schreibst mir aus der Seele!!!


Koschka hat gestern geschrieben:
Die Kinder lernen im vielen so wie bisher, schicken Proben an ihre Fernlehrer ab, nur sind sie jetzt viel flexibler und beschäftigen sich generell viel mit Kunst und Musik. Vokabeln hat die Woche natürlich keiner gelernt. Aber vielleicht kommt es noch.
Ein Gedanke von meiner Seite dazu, den Du sicher auch schon hast:
Was nützen einem langweilige Vokabeln dabei, wenn man eine Sprache lernen möchte? Eine Sprache lernen wir, und vor allem im Kindesalter, doch wirklich spielend und leicht durchs Sprechen und Hören. Dann kommen die Wörter ganz von alleine. Kein Wunder, dass Deine Kinder keine Lust haben, Vokabeln zu üben! Überrasche sie doch lieber einmal damit, indem Du einen ganzen Nachmittag z.B. nur Englisch mit ihnen sprichst. Wir hatte gestern einen solchen Tag und der Wunsch ging von meiner Tochter aus, die sich im Moment sehr für die englische Sprache interessiert. Ich wurde immer wieder gebeten, doch bitte auf englisch zu reden (sobald ich es vergessen hatte). Und ich habe mich sehr gewundert, wie viel sie von dem Gesprochenen verstanden hat, einfach, weil sie auch meine Mimik, Gestik usw. dazu sehen könnte. Und das Wichtigste- es hat ihr einen riesen Spaß gemacht und ich konnte heute gleich weitermachen :schwitz:

Ach ja, mir fällt noch ein aktuelles Beispiel ein. Vor zwei jahrem wollte meine Tochter ja sehr gerne Klavier lernen, kam dann mit der Lehrerin nicht klar- warum? Sie baute zu viel Leistungsdruck auf. Somit hörte sie mit dem Klavierspielen auf und ich selbst übernahm stattdessen ihren Unterricht. Ich schrieb darüber bereits an anderer Stelle im Forum. Nun hat sie mich 2 Jahre lang regelmäßig spielen gehört und gesehen und meine Freude mitbekommen. Als ich neulich wieder einmal zum Unterricht gehen wollte, stand sie plötzlich vor mir, hatte ihr altes Notenheft in der Hand und sagte mit energischer Stimme "Mama, ich will Klavier spielen lernen!". Ok- ich nahm sie also zur Freude der Lehrerin mit, sie setzte sich ans Klavier und begann zu spielen, als hätte sie nie aufgehört. Sie spielte das komplette Buch durch (die Noten sind farbig gemalt und es gibt eine Farbtafel auf den Tasten), bis die Lehrerin nach 45 Minuten den Unterricht beenden musste, weil meine Tochter nicht aufhören wollte zu spielen. Ich habe an diesem Tag im Unterricht keine einzige Note spielen können und seitdem begleitet sie mich nun jedes Mal zum Unterricht und spielt auch zu Hause völlig freiwillig und mit Freude. Ich bin gespannt, wie lange ihre Begeisterung anhält und freue mich jetzt einfach nur an ihrem Interesse :D


Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Rabaukenmama
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Re: Freie Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

Es sind zwei völlig konträre Dinge: das, was Kinder freiwillig und mit Spaß lernen, einfach weil es ihrem Interesse entspricht und das, was Kinder lernen MÜSSEN um irgendein Zeugnis bzw. einen Abschluss (z.B. Matura) zu bekommen.

Ich stimme vollinhaltlich mit den meisten hier überein, dass die Anforderungen für einen Abschluss dringend überdacht und überarbeitet gehören. Man kann (wie koschka das richtig schreibt) nicht einerseits an dem Unterrichtsstoff, wie er vor 50 oder mehr Jahren unterrichtet wurde, festhalten und das Ganze ZUSÄTZLICH noch mit dem, was die heutige Zeit erfordert, anreicheren. Das wird zu viel, zu unübersichtlich und zu zusammenhanglos. Da geht´s dann nur noch um Bullinie-Lernen und nicht mehr um Wissen oder Bildung. Klar gibt es auch Kinder, welche von der Veranlagung her Bullimie-lernen gut "können". Aber das ganze blablabla was ich schon in meiner Kindheit nicht hören könnte, nämlich dass man fürs "Leben" und nicht für die Schule lernt, nimmt einem dann sowieso niemand mehr ab.

Daher wäre ich dafür, die Anforderungen so oft wie möglich (am besten jährlich) komplett neu zu überarbeiten und zwar in Zusammenarbeit mit Schülern, Elternvertretern, Lehrern aber auch Fachleuten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik usw. Damit meine ich die Anforderungen in ALLEN Klassen und Schulformen, nicht nur für die so viel zitierte Matura.

Beim überarbeiten der Anforderungen könnte man gleich die Erkenntnis einfließen lassen, dass Kinder generell besser, intensiver und mehr lernen wenn sie eine Sache interessiert und dass sie die Möglichkeit haben sollten, ihren Interessen IN DER SCHULE nachzugehen um sich dort schon möglichst viel Wissen und Kenntnisse in ihren jeweiligen "Spezialgebieten" anzueignen. Ich bin dann aber auch dafür, dass es gewisse Mindestlevels für die Bereiche geben sollte, die das Kind NICHT interessieren. Sprich: wenn sich ein Kind für Sprachen interessiert sollte es die Möglichkeiten haben, in der Schule z.B. gleich 3 oder 4 Sprachen zu lernen während dasselbe Kind in Mathemathik nur Mindestanforderungen entsprechen muss z.B. die 4 Grundrechnungsarten, einfaches Bruchrechnen und eben die von Koschka beschriebenen praktischen Dinge wie Umgang mit dem Maßband, ausrechnen von Flächen (wie viele m² Fliesen brauche ich für meinen Fußboden?) und Umgang mit dem Taschenrechner. Cosinus oder Tangens, binäres Zahlensystem oder Infinitesimalrechnung wird das Kind im Leben ohnehin NIE brauchen.

Die Mindestanforderungen in den diversen Gegenständen sollten durchdacht und vor allem praxisorientiert sein. Und HIER empfinde ich es so, dass es für ein durchschnittlich begabtes Kind durchaus möglich ist, sich ein gewissen Grundlevel in den verschiedenen Bereichen anzueignen und DASS DAS AUCH VERLANGT WERDEN SOLLTE. So sehr ich Verständnis dafür habe dass ein kleines Mathe-Genie am liebsten nur Mathe machen würde sollte es auch wissen wie die Hauptstadt von Frankreich heißt und wann der 2. Weltkrieg stattgefunden hat.

Viele Schüler von heute können solches "Basiswissen" nicht von unnötigem Ballast-Wissen unterscheiden. Wie auch? Beim einen Test wird gefragt wer Scipio war und beim nächsten Test wer Hitler. Und für die korrekt Antwort gibt es jeweil 5 Punkte. Wie sollen sich einem Kind da Wichtigkeit und Zusammenhänge erschließen?

Das Wichtige bei dieser Überlegung ist aber, dass JEDES Kind, welches die Schule besucht, auch einen Abschluss bekommen sollte, sofern es die Mindestanforderungen in jedem Fach erfüllt. Der Abschluss könnte in Form eines Zeugnisses mit verbaler Beurteilung sein, wo die Interessen und Kenntnisse, die sich das Kind in der Schule angeeignet hat, hervorgehoben werden.

Ein Onkel von mir ist schwerer Legastheniker und schaffte es, auf einer geschriebenen A4-Seite ganze 40 Rechtschreibfehler zu machen. Daher mußte er damals (vor ca. 40 Jahren) die "Sonderschule" besuchen. Seine Tischler-Lehre bekam er auf Grund seines Mathe-Einsers. Der Lehrherr meinte ein Tischler müsse nicht schreiben können, aber gut rechnen. Mittlerweile ist mein Onkel seit vielen Jahren selbstständiger Tischlermeister und hat immer noch Probleme mit korrekter Rechtschreibung, auch wenn er durch Fleiß und Wort-für-Wort-üben viel gelernt hat.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: Freie Schule

Beitrag von alibaba »

Aber sind das denn nicht nur unsere Wünsche die hier ausgesprochen werden?

Ich wünschte mir auch das es anders wäre. Da bin ich voll bei Euch. Aber es ist nicht so und es wird auch so nicht werden. Und wünschen kann ich mir viel.

Was muss ich? ich muss mich arrangieren. Ich bin nicht in der Position etwas ändern zu können. Und was man gerne vergisst. Eltern kämpfen nur so lange wie es sie selber betrifft. Daher ist die Lobby viel zu gering um etwas zu erreichen. Immerhin gibt es ja in BW mal einen neuen Lehrplan ab September und neue Schulstrukturen. Ob das ausreichen wird?

Hier wird und wurde Bulimielernen verlangt. Dann muss man es tun. Bekloppt finde ich das auch. Ich kann das aber nicht ändern. Ich kann deswegen nicht umziehen oder mein Leben ändern, nur weil es im Nachbarbundesland vielleicht nicht so ist. Ich habe auch nicht genügend Geld für eine reine Privtaschule, mal davon abgsehen das es die hier so in der Form nicht gibt.

VG
Momo
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Re: Freie Schule

Beitrag von Momo »

Alibaba hat geschrieben
Aber es ist nicht so und es wird auch so nicht werden. Und wünschen kann ich mir viel.
Sorry, liebe Alibaba, würden alle Menschen so denken, würden wir noch auf Bäumen hocken :fahne:
Wir müssen anfangen, selbst zu denken, unsere Schlüsse zu ziehen und zu handeln, dann passiert etwas, dann wird sich etwas verändern!!!

Momo
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Rabaukenmama
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Re: Freie Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:Alibaba hat geschrieben
Aber es ist nicht so und es wird auch so nicht werden. Und wünschen kann ich mir viel.
Sorry, liebe Alibaba, würden alle Menschen so denken, würden wir noch auf Bäumen hocken :fahne:
Wir müssen anfangen, selbst zu denken, unsere Schlüsse zu ziehen und zu handeln, dann passiert etwas, dann wird sich etwas verändern!!!

Momo
Da bin ich ganz bei Dir, Momo. Vor gut 100 Jahren meinte auch ein Großteil der Frauen es sei schon irgendwie "in Ordnung" und "nicht so schlimm" kein Wahlrecht zu haben. Und es gab ein PAAR Vorkäpferinne (damals gesellschaftlich weder geachtet noch gern gesehen), die es sich einfach erst mal anders VORSTELLEN konnten und dann dafür gekämpft haben.

Als ich ein Kind war wollte ich in der Grundschule nicht handarbeiten sondern basteln und in der Hauptschule nicht kochen sondern geometrisch zeichnen. Meine Wünsche wurden von den Lehrern "angehört" und dann wurde mir freundlich aber klar erklärt dass ich nun mal ein Mädchen sei und Mädchen nicht am geometrisch zeichnen teilnehmen dürfen weil für sie wichtiger ist, kochen zu lernen.

Heute wäre es kein Problem für mich, statt kochen geometrisch zeichnen zu dürfen denn heute haben unsere Kinder in dieser Angelegenheit die Wahl. Ich glaube nicht, mit meinen vor etlichen Jahren geäußerten Wünschen dazu groß beigetragen zu haben. Aber anscheinend war ich nicht das einzige Mädchen mit solchen Wünschen (und vielleicht gab es auch Buben, die lieber kochen gelernt hätten ;) ) und sehr wahrscheinlich gab es auch Eltern, die sich für die Wünsche ihrer Kinder eingesetzt haben. Und irgendwann war mal der Gedanke, dass es zumindest MÖGLICh sei, in den Köpfen fixiert und wurde dann auch umgesetzt.

Es wird nicht von einem Tag auf den anderen funktionieren, aber steter Tropfen höhlt den Stein. Die Dinge gehören, ausgesprochen, beim Namen genannt, ins Gespräch mit ewig-gestrigen eingebracht, man muß in Kauf nehmen dass die eigenen Ideen schlechtgeredet werden, man muß wahrnehmen dasss nicht alles, was man sich vorgestellt hat, wirklich umsetzbar ist, aber wenn man all das NICHT tut dann wird sich auch nichts verändern.

Wir (damit mein ich alle, die an dem bestehenden System was verändern WOLLEN) haben 3 Ebenen auf denen wir agieren können.

Die erste ist die Familienebene. Koschka ist ein Beispiel dafür, sie unterrichtet ihre Kinder selbst. Sie bestimmt wann Unterricht ist und was gelernt wird. Und solange die Kinder der Anforderungen erfüllen, sprich: die Externistenprüfungen positiv bestehen, hat sie freie Hand.

Die zweite Ebene ist die Ebene der Schule, die das eigene Kind aktuell besucht. In fast jeder Schule gibt es einen Elternverein, wo man sich engagieren und einbringen kann. Je mehr Eltern auf aktuelle Mißstände oder Ungereimtheiten hinweisen desto besser und desto weniger kann es ignoriert oder als spleen abgetan werden. Dazu ist immer wieder Kommunikation und Fingerspitzengefühl wichtig. Hier ist auch Mut erforderlich. Eltern, die befürchten, das eigene Kind könne durch das elterliche Engagement schulisch benachteiligt werden, können nie so frei argumentieren und agieren wie angstfrei kommunizierende Eltern.

Die höchste Ebene ist die der Gesetzgebung und Lehrpläne. Hier können sich alle, die daran Interesse haben, in Vereinen zusammenschließen, Punkte, die zu geändert gehören, ausarbeiten, Anträge bei jeweiligen Stadt- oder Landessschulrat stellen usw.

Die Wirkung dessen, was wir tun, ist immer zeitverzögert. Je höher die Ebene desto mehr. Wenn man am Hausunterricht was ändert merkt man die Wirkung schon innnerhalb weniger Tage, auf Schul-, Stadt- oder Landesebene dauert das Ganze vieeel länger und man wird immer wieder auf Widerstand stoßen und auf Leute, die sagen "Na geh, bisher war es IMMER so, warum sollte man da was verändern?".
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alibaba

Re: Freie Schule

Beitrag von alibaba »

Ihr Lieben,

Ihr könnt nicht Schule mit der Frauenbewegung vergleichen. :o

Wenn Ihr mal Kinder habt, die mit dem heurgen Schulsystem konfrontiert werden, dann werden wir uns wieder sprechen. :lol: Dann versteht ihr mit Sicherheit das, was ich geschrieben habe, also über das Bereit sein zu kämpfen im Schulsystem. Und vergesst dabei nie, das Ihr dann Schulkinder habt, die das direkt ausbaden müssen, nicht ihr, die da kämpft.

Geht mal einen Tag demonstrieren gegen Lehrerausfallstunden, als Schüler, und Ihr habt einen Fehltag im Zeugniss stehen. Will man das? Klar, man kann natürlich über den Dingen stehen - unbenommen. Ich nicht!

Ich saß mal in einem Grundschulkreis, mit vielen Eltern. Da ging es darum gegen Lehrer zu rebellieren, die unbenommen nicht gut sind, Gewalt anwenden und das Schulklima vergifften. Ihr dürft 3mal raten wieviele Eltern, obwohl viele davon betroffen waren, sich ans Schulamt gewendet haben. :shock: Ich kann das sogar verstehen - die Ängste und Sorgen der Eltern, die offen thematisiert wurden. Und um es nicht zu vergessen, es geht hier nicht um mich, wie in der Frauenbewegung, es geht um das Kind. Ihr könnt leicht daher sprechen, habt ihr doch noch nie durch das Kind erfahren wie schlimm so etwas sein kann. Ich hab das erlebt und ich werde mich hüten, das in der weiterführenden Schule so noch einmal durchzuziehen.

Das, was im Schulsystem geändert werden kann, geht nur politisch. Da muss eine größere Macht her als ich Wurm. Natürlich gibt es noch mehr Würmer, aber Arschkriecher noch viel mehr. Und je älter die Kinder werden umso weniger wollen sie Einmischung von uns Eltern.

Ich war die Einzige die die Bioarbeit ins Gespräch brachte. Ich erntete viele Kopfnicker, offene Worte, ich ging bis zum Beratungslehrer, der das Gespräch suchte. Alle waren meiner Meinung, bis zu dem Tag wo die Klatsche des Biolehrers kam. Mein Kind hatte dann auch eine 4 auf dem Zeugnis stehen. Ich kann noch andere Beispiele bringen. Also Ihr Lieben, macht erst einmal das was ich gemacht/getraut habe, dann sprechen wir uns noch einmal. ;)

@koschka

Ich kann dir sagen, warum die Lehrer nichts dagegen tun. Weil sie es nicht ausbaden müssen. Letzten Endes ist es ja wie bei den Eltern, es gährt, es rummort und viele sind unzufrieden. Aber da ist Angst, Angst vor dem Verlust u.a. des Arbeitsplatzes, der Versetzung, des Widerstandes und letzten Endes steht man sich selber immer näher als dem Rest. Es ist überall gleich.

VG
Rabaukenmama
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Re: Freie Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

alibaba hat geschrieben:
Das, was im Schulsystem geändert werden kann, geht nur politisch. Da muss eine größere Macht her als ich Wurm. Natürlich gibt es noch mehr Würmer, aber Arschkriecher noch viel mehr. Und je älter die Kinder werden umso weniger wollen sie Einmischung von uns Eltern.
Wenn meine Kinder für sich selbst sprechen können und wollen dürfen sie das auch. Und wenn sie das aus Angst nicht wollen und auchnicht, dass ich mich einmische, kann ich auch damit leben.

Wenn ich die Wahl habe Wurm oder Arschlöcher zu sein bin ich lieber Wurm.

Ich habe in vielen Bereichen einfach eine andere Einstellung als du, Alibaba. Und so Aussagen wie "Du wirst schon sehen, wenn erst einmal... (dein Kind in die Schule geht ...)kenne ich schon seit Geburt meines älteren Sohnes.

Ich kann nicht vorhersehen wie es sein wird, ebenso wie ich das beim Kindergarten nicht könnte. Und ich hatte bisher mit keinem Kindergarten je gröbere Probleme (Kleinigkeiten gibts immer wieder). Soll ich mich etwajetzt schon VORfürchten wie es in der Schule sein wird und mir ausmalen wie ich in fiktiven Situationen, die ANDERE erlebt haben, reagieren würde? Wem bringt das was?

Da warte ich lieber erst mal ab und kratze mich wenn es juckt.

Feigheit anderer kenne ich auch vom Arbeitsplatz ( das eine denken und das andre sagen), sie hat mich aber nie gehindert das anzusprechen, was mir wirklich wichtig war. Und wenn ich auch oft keine unmittelbare Änderung bewirkt habe bin ich trotz diverser Unkenrufe immer noch im selben Betrieb.
Zuletzt geändert von Rabaukenmama am Mi 27. Jul 2016, 09:52, insgesamt 1-mal geändert.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Bliss
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Re: Freie Schule

Beitrag von Bliss »

Ich habe da andere Erfahrungen als alibaba gemacht. MIt den meisten Lehrern kann man durchaus konstruktive Gespräche führen und ausbaden mussten meine Kinder da auch noch nichts. Warum auch nicht, Lehrer haben ja auch ein eigenes Interesse dran, dass es in der Klasse möglichst gut läuft.
alibaba

Re: Freie Schule

Beitrag von alibaba »

@bliss

Sei froh! Wobei es ja nicht um konstruktive Gespräche geht, sondern um das Schulsystem. Aber vielleicht legt ja der eine Lehrer das so aus, der andere eben anders. Da sehe ich natürlich auch Unterschiede. Wobei, sich drüber weg setzen können sich keine.

Ich werde aber definitiv nichts mehr sagen oder machen. Nur noch, wenn mein Kind konkret betroffen ist, aber das ist wieder etwas anderes.

ich weiß gar nicht, mit wem ich es neulich gehabt habe. Da ging es auch darum etwas zu ändern. Das am Anfang alle Hurra schreien und dann letzten Endes wenn es darum geht Hlatung zu zeigen, alle weg sind, besonders die, die ganz laut vorher gerufen haben.

VG
alibaba

Re: Freie Schule

Beitrag von alibaba »

@Rabaukenmama

Deine Kinder werden Dir, früher oder später sagen, Mama, das will ich aber nicht. Denn im System Schule sprichst Du nicht für dich, wie am Arbeitsplatz (Gewerkschaften ausgenommen), sondern Du sagst etwas was Konsequenzen nicht für dich hat, sondern für das Kind. Das ist ein Unterschied. Meine sagen mittlerweile: Mama, lass es, obwohl sie schon begriffen haben, das es ungercht ist oder nicht richtig.

Lehrer finden immer etwas, wie sie es am Kind ablassen können. Und sei es die mündliche Note, die man gar nicht einblicken kann. Oder durch ignorieren des Kindes. Ich kann da viele Beispiele aufzählen.

Ich bin kein Wurm mehr, aber auch keiner der sich einschleimt. Nennen wir es unauffällig.

VG
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