Bei uns ist es auch mit mehreren Diagnosen fast unmöglich, eine Schulbegleitung für den ganzen (oder fast den ganzen) Schultag zu bekommen. Man bekommt 8 oder 10 Stunden, wenn es gut geht. Und man hat Glück, wenn der/die Klassenlehrer die Schulbegleitung nicht als "HelferIn" für die ganze Klasse sehen, sondern respektieren, dass sie für ein spezielles Kind da ist.Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:Es kann von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sein, aber in Bayern kann zuerst jemand kommen, das Kind im Unterricht beobachten und einen sonderpädagogischen Förderbedarf feststellt. Dieser jemand kommt auf Anfrage der Schule. Dann wird ein Gutachten geschrieben. Es dauert ewig...
Es geht wahrscheinlich auch anders, bei uns hatten manche Kinder den Begleiter schon ab dem ersten Schultag. Ein Kind mit "nur" ADHS hat einen Begleiter schon seit fast drei Jahren für den ganzen Schultag. In den ersten zwei Schuljahren habe ich das Kind oft unter Aufsicht des Begleiters im Flur während des Unterrichts im Kreis rennnen geseh Jetzt in der 3. Klasse macht das Kind einen viel entspannteren Eindruck. Der Begleiter beschäftigt sich damit, ihm die Hefte auszupacken und neben ihm sitzen... Wenn eine Rauferei im Gange ist, dann ratscht die Dame mit der Lehrerin in einer anderen Ecke.
Ich kenne mehrere Kinder, die eine SB haben oder hatten, aber kein einziges, wo die Schule in der Richtung tätig geworden ist. Die Schule lädt Eltern zu Besprechungen, macht Druck in Sachen Therapie und/oder Medikation, erklärt einem, warum gerade dieses Kind unheimlich "schwierig" ist, aber selbst aktiv wird die Schule nicht aktiv. Die Eltern sollen bitteschön einen Weg finden, das Kind "schulkonform" zu machen, oder sich eine andere Schule suchen .
Bei meinem älteren Sohn kam auch mal eine auf Autismus spezialisierte Psychologin in den Hort, hat sich dort die Kinder angeschaut, und dann bei meinem Sohn eine Diagnostik angeregt. So weit, so gut, aber mehr hat sie nicht gemacht. Die Diagnostik mussten wir selbst in die Wege leiten und auch alles was danach kam war auf unsere eigene Initiative. Den Hort haben wir ohnehin kurz nach der Diagnose gewechselt, denn WENN mein Sohn wo eine Begleitung gebraucht hätte, dann dort. In der Schule gab es damals nur noch sporadisch Schwierigkeiten, die auch immer weniger wurden. Daher hat sich die Frage der Schulbegleitung in der Grundschule nicht gestellt.
Jetzt, am Gymnasium, bin ich wirklich sehr froh, offen mit allen Diagnosen umgegangen zu sein, und von Anfang an eine Schulbegleitung gehabt zu haben. Dazu hat in unserem Fall die Bildungsdirektion (ehemals "Stadtschulrat") über die Austistenhilfe vermittelt, auf meine Initiative hin. In den letzten Wochen hat sich die Lage an der Schule meines älteren Sohnes deutlich entspannt - vor allem dank der Schulbegleitung! Da die beiden anderen Autisten an der Schule, die von derselben SB mit je 10 Stunden betreut werden, de facto schon wesentlich weniger Unterstützung brauchen (sind 6. und 8. Klasse, was in D der 10. bzw. 12. Klasse entspricht), kann sie jetzt, wo nur die halbe Klasse immer jeweils für 2 Tage unterrichtet wird, jeden Tag zumindest 2-4 Stunden bei meinem Sohn sein. Auch die Tatsache, dass statt 26 nur noch 13 Kinder in einer Klasse sind, kommt meinem Sohn sehr entgegen. Zum ersten Mal seit Monaten habe ich Hoffnung, dass mein Sohn tatsächlich auf diesem Gymnasium bleiben kann.