
Momo
Wo unterstütze ich die Regelschulen??? Ich bin wie du der Ansicht dass jede Schulform von der anderen was "lernen" kann. Abgesehen davon habe ich über meine INTERNATSZEIT geschrieben, die mit der Schule nicht unmittelbar was zu tun hatte. In unserer Klasse mit 36 Mädchen waren wir 5 oder 6 "Interne" (=Kinder, die im Internat untergebracht waren), ansonsten war es eine normale Hauptschule. Mit - wie bereits geschrieben - unterschiedlichen Lehrern, wovon aber etliche durchaus motiviert und einfühlsam waren.Momo hat geschrieben:Hey, es geht für mich darum, dass hier ein sehr vorurteilbehaftetes Bild der Waldorfschule vermittelt wird und ich versuche, die ganze Situation aus einer anderen Perspektive zu beleuchten, die auf meinen Erfahrungen als ehemalige Waldorfschülerin beruht. Ich möchte die Regelschulen nicht verurteilen, doch ich beobachte auch einen zunehmenden Leistungsdruck auf die Kinder und die meiner Meinung nach daraus resultierenden Folgen. Alle Schulen können wahrscheinlich von einander lernen.Rabaukenmama hat geschrieben:
Mir kommt vor, dass das Bild, was du von einer ganz normalen Regelschule im Kopf hast, ein ganz anderes ist als das, was ich erlebt habe. Und ich bin durchaus kritisch und weiß auch einiges aufzuzählen, was man hätte besser machen können.
Rabaukenmama, übrigens meine ich mich zu erinnern, dass Du die Schulzeit nicht als besonders inspirierend empfunden hast, auf viel Unverständnis gestoßen bist und sicherlich nicht entsprechend gefördert und gefordert worden bist. Daher verwirren mich Deine Äußerungen etwas und die Tatsache, dass Du zwar alternative Schulformen sehr kritisch siehst, das allgemeine System der Regelschulen jedoch zu unterstützen scheinst. Komisch.
Wie kommst Du auf die Idee dass andere nicht bereit sind, sich ein eigenes Bild machen? Ich glaube in einem WaldorfLEHRERSEMINAR gewesen zu sein (wie Edainwen) ergibt durchaus ein eigenes Bild. Es geht um die Akzeptanz dessen, dass die Beobachtung der anderen nicht den eigenen entsprechen.Momo hat geschrieben: In meiner Schule wurde mir kein negatives Bild der Regelschulen vermittelt, die klassischen Probleme des Leistungsdrucks konnte und kann ich selbst bei meinen Freundinnen oder im Familienkreis beobachten. Ein Druck, bei dem selbst ein hochbegabtes Kinder zu einem Underachiever entwickeln kann. Das Forum ist übrigens voll von diesen Berichten.
Das ganzheitliche Konzept der Waldorfschule scheint leider vielen fremd zu sein und so entstehen Vorurteile schneller, als dass sich die Menschen bereit sind, ein eigenes Bild zu machen. Schade.
Doch dieses Verhalten ist wahrscheinlich menschlich. Ich habe seit meiner Einschulung mit Vorurteilen zu tun. Sogar meine Freundinnen konnten es z.B. überhaupt nicht verstehen, warum wir bis zu Oberstufe keine Zensuren hatten. Heute wird diese Art der schriftlichen Beurteilung immer mehr auch in den Regelschulen übernommen.
DAS reicht aber nicht. Mal unabhängig davon fällt bei uns ganz schnell mal so eine Stunde mit Musik oder Kunst oder Sport aus. Mein Sohn hatte seit einem halben Jahr keine Musik mehr und an unserer Schule wurde jetzt eine dritte Bewegungspause eingeführt.Koschka hat geschrieben: Das stimmt schon, dass Kinder Bewegung brauchen. Dafür sind Sportstunden und Pausen da. Das stimmt, dass Kinder auch Kunst, Tanz und Musik unnterrichtet bekommen solllen - dafür sind auch Stunden im Stundenplan vorgesehen.
Alibaba hat es gut auf den Punkt gebracht. Es geht nicht um Spaß im Sinne einer Spaßgesellschaft (die Waldorfschule sehe ich übrigens als das Gegenteil einer Spaßgesellschaft), sondern um die Vermittlung von Freude am lernen. Das widerspricht sich überhaupt nicht, sondern mit Freude zu lernen bewirkt, dass das Erlernte auch wirklich begriffen wird und hängen bleibt. Das sollte uns allen bekannt sein! Außerdem lernen die Kinder auch nicht nur in der Schule und das Lernen ist nicht mit dem Schulabschluss abgeschlossen. Wenn ein Mensch erfahren hat, dass Lernen Freude bringt und nicht nervt oder Druck und Stress auslöst, sind die besten Vorraussetzungen für offene, aufnahmefähige, zeitlebens lernwillige Menschen geschaffen worden. Dies ist übrigens heute wissenschaftlich erwiesen, der bereits in diesem Forum von mir viel zitierte Hirnforscher Gerald Hüther beschreibt diese Zusammenhänge wunderbar und sehr anschaulich, hier ein Beispiel: http://www.dw.de/hüther-mit-leidenschaf ... a-16332012 (kopieren und in Adresszeile einfügen).Koschka hat geschrieben:
Ich betrachte ein 6-7 jähriges Kind ganz klar nicht mehr als Kleinkind. Im Gegensatz zum Kleinkind kann ein Schulkind seine Impulse viel besser kontrolieren, sich der Situation anzupassen und Spaß von der Arbeit trennen. Verkommen der Schule zum Spaß sehe ich nicht gerne zu. Erst Recht nicht in den höheren Klassen. Spiele sind gut, aber es darf nicht alles als Spiel gesehen werden. Somit werden m.E. Kinder abgewertet - ihr könnt ja nur Spielen, und das echte Lernprozess, die AHA-Erlebnisse werden solange unterdrückt bis sie nicht mehr da sind. Das entartet in das Konzept - das ist mir zu schwer, das mache ich nicht. Dafür müsste ich mich anstrengen. Alle Versuche den Rechtschreibvorgang zu vereinfachen haben bis jetzt nur zu der "Schreibkaterstrofe" geführt. Man nimmt die Kinder zwar im Schnitt immer früher als hauslicher Umgebung heraus, dafür wird aber der Zeitpunkt des "sich einfügen"s immer weiter nach hinten verschoben. Unser Dorfkindergarten hat ganz klar das Konzept "die Kinder bestimmen alles selbst". Die Lehrer stöhnen. Sie bekommen das mit 6-7 nicht mehr geregelt, dass die Kinder sich eifügen.