Diskussionsthema Schule

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
alibaba

Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von alibaba »

Momo hat geschrieben: .... Und daraus resultiert im Idealfall der spätere Berufswunsch. Mich erschreckt es immer wieder, dass viele Jugendliche, die ich nach ihrem Berufswunsch frage, antworten "irgend etwas, wo man viel Geld verdient". Was ist aus ihren Interessen und Talenten geworden???
DAs wäre der Idealfall, leider ist die Realität anders. :mrgreen:

Ihr Lieben, ich habe jetzt keinesfalls 11 Seiten gelesen, ich finde die Diskussion auch ganz nett, jedoch absolut realitätsfern.

Ich muss das nehmen und damit klar kommen mit dem was ich habe. Was habe ich? Schulen die Bulimielernen eben verlangen. Schulen wo bereits ab Klasse 3 Ellenbogen und Bulimie beginnt. Lehrer die Schüler nur auf Noten reduzieren. Viele Berufe von denen ich nicht leben kann, geschweige denn eine Familie ernähren. Ganz egal ob ich damit meine Talente entfalten kann oder nicht.

Ich kann mir hier eine schöne virtuelle Welt kreieren, jedoch wäre die erste Hürde die Realität vor Ort. Und eben durch diese Realität muss ich durch. Neulich hatten wir es über Berufe mit meinem 6.Klässler. "Musiker" sagte er und seine Lehrerin sprach entsetzt: "Nein, damit kannst du keine Familie ernähren, bloß nicht! Mach was mit Technik." :mrgreen: Und wo sie Recht hat hat sie Recht. Als Musiker kann man kein Geld verdienen. Klar kann man das machen auf was man Spaß hat, man kann auch seine Talente hier entfalten, aber zum Leben brauche ich Geld.

Ich kann mir auch eine schöne Schule denken - da bin ich auch bei Euch mit all den schlönen Vorschlägen und Ideen, aber leider sieht unsere Realität ganz anders aus. :fahne:
Momo
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Momo »

Alibaba hat geschrieben:
Ich kann mir auch eine schöne Schule denken - da bin ich auch bei Euch mit all den schlönen Vorschlägen und Ideen, aber leider sieht unsere Realität ganz anders aus.
Liebe Alibaba, was ist denn die Realität, ist es nicht das, was wir aus der Gegenwart machen? Wie wir das Leben gestalten? Es fängt im ganz Kleinen an, doch wir können auch andere Menschen begeistern. Das ist etwas, was ich unseren Kindern mitgeben möchte- ihnen Mut machen, ihre Träume zu verwirklichen. Wenn wir das tun, was uns Freude macht, dann sind wir glücklich, oder? Das ist mein Weg und Ziel, sowohl für mich selbst als auch für meine Mitmenschen. Ja, die Realität sieht oft anders aus, das heißt aber nicht, dass es so bleiben muss, das haben wir doch alle in der Hand, jeder Einzelne von uns! Und es gibt genug Alternativen und Lebenswege, die ganz anders aussehen und wunderbar funktionieren. Da ich mich viel in Künstlerkreisen bewege, könnte ich viele Beispiele erzählen. Und diese Menschen haben sich vor vor allem eines bewahrt- eine wunderbare Lebendigkeit und den Mut nicht verloren, Dinge beeinflussen und verändern zu können.

Die Kernfrage ist ja: Wie steht jeder einzelne zu Themen wie z.B. dem Schulsystem ect.? Findest Du es gut und richtig, aus ganz menschlicher Sicht (abgesehen von der "Realität" und allem was dazu gehört)? Wenn nicht, dann tu etwas dafür, dass sich etwas ändert!

So, das war mir mal wichtig zu schreiben, einen wunderschönen sonnigen Herbsttag wünsche ich Euch!!

Momo
Zuletzt geändert von Momo am Di 27. Okt 2015, 11:25, insgesamt 2-mal geändert.
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Rabaukenmama
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

@alibaba: Ich antworte mal mit einer Liedstrophe von Reinhard Mey (nicht zum Thema Schule, aber trotzdem passend):

So, die Billanz hast du gesehn, das hat deine Nachwelt in zehn langen Jahren alles vollbracht,
sonst wär nichts wesentliches mehr und wenn es nicht zum weinen wär hätt´ ich gern laut drüber gelacht.
Es wär so leicht zu resigniern, statt nachzusehn, statt zu probiern, ob da nicht doch noch Wege sind,
wie man ein Stück Welt besser macht um von den Schwätzern ausgelacht zu werden als ein Narr, der spinnt...

Ob ich´s noch mal probier? Na klar!
...mein guter alter Balthasar


Als Mutter eines offiziell 80% behindert geltenden Kindes sehe ich vieles anders. Diejenigen Behinderten, die was aus ihrem Leben gemacht haben und ein glückliches, selbstbestimmtes Leben führen, hatten durch die Bank Eltern, die sich für sie eingesetzt, für sie gekämpft haben und die mit wehenden Fahnen gegen Windmühlen gelaufen sind, was längst nicht immer erfolgreich war.

Es liegt an uns ob wir uns zurücklehnen und sagen "Es ist nun mal so, da kann man nichts machen" oder ob wir uns dafür einsetzen dass unsere Kinder gerechte Chancen bekommen. Und um sich einzusetzen braucht man gar kein behindertes Kind zu haben, man muß einfach nur beobachten was schief läuft, immer wieder darauf hinweisen (bei den richtigen Stellen), Mitstreiter suchen, eine Lobby bilden, und vor allem beharrlich sein. Nicht zuletzt muß man diejenigen ignorieren, die grundsätzlich meinen "das bringt doch sowieso nichts".

Oft sind es kleine Dinge, die große Veränderungen bewirken. Vor 60 Jahren wollte die farbige Rosa Parks in den USA im Bus nicht aufstehen um einem weißen Fahrgast die Sitzreihe (nicht nur den Platz!) freizumachen und wurde deshalb verhaftet und zu einer Geldstrafe verurteilt. Das war der Anfang des erstarkens der Bürgerrechtsbewegung unter Martin Luther Kind und der Anfang vom Ende der Rassentrennung.

Elf Jahre zuvor hatte eine andere Frau, Marie Louise Smith, dasselbe getan, nur war die Zeit da noch nicht reif gewesen.

Ich weiß nicht wann die Zeit reif für ein umdenken in Sachen Schule ist, aber ich weiß dass ich alles tun werde um meinen BEIDEN Söhnen Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu ermöglichen.
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Momo »

Zu diesem Thema fällt mir folgendes ein:
Lange haben wir nach einem schönen, freien, naturnahen und vor allem liebevollen Kindergarten für unsere Tochter gesucht und haben ihn letztendlich auch gefunden. Dieser Kindergarten ist eine wunderbare Mischung aus freiem Miteinander und Struktur, schönen Angeboten aber keinem Druck, etwas machen zu müssen, Aktivität und Ruhe. Einfach wunderbar und unsere Tochter liebt es dort mittlerweile sehr.

Nun zum springenden Punkt- in unserem Bekanntenkreis gibt es einige Kinder, die sehr unglücklich in ihrem Kindergarten waren. Mit unserer Begeisterung konnten wir einige Eltern anstecken- inzwischen haben tatsächlich 4, wahrscheinlich bald sogar 5 (!) Freunde von unserer Tochter in ihren Kindergarten gewechselt. Und es ist diesen Kindern anzumerken, sie wirken entspannter, fröhlicher- und meine Tochter hat ihre Freunde nun jeden Tag um sich. So viel zu dem Thema Realität, wir haben es selbst in der Hand, uns unser Leben schön zu gestalten!!!

Diese Erkenntnis und Lebenseinstellung wurde mir übrigens neben meinem Elternhaus auch durch meine Schule vermittelt- eine Waldorfschule- und damit schließt sich der Kreis wieder ;)

Momo
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alibaba

Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von alibaba »

Träumen und Denken sind das Eine, die Situation vor Ort eben das Andere. :fahne:

Ändern kann ich nichts als Einzelne, in der Masse schon eher. Da muss ich aber die Masse finden. Es gibt bestimmt Menschen die können das - die Masse finden - ich nicht.

Es hat hier 6 Jahre Kampf bedeutet, von den unterschiedlichsten Menschen um eine Lehrerin dann doch ihres Amtes zu entheben. Es bedeutet viel Standvermögen, wenn man zwar alle der selben Meinung sind, aber diese dann nicht mehr, aufgrund bröckelndem Idealismuses, vor Ort in ihrer Gesamtheit einfordert.

Ich habe schon viel erlebt und viel mitgemacht. Da es nie um Existenzielles geht, bleiben eben schöne Worte, schöne Worte und die Realität nimmt weiter ihren Lauf.

@Rabauckenmama: Eure Situation ist Existenziell. Eine andere Schule haben zu wollen oder einen Job wo man nur Talente entfalten kann aber nicht. Dementsprechend sind hier Eltern nur eingeschränkter Weise bereit so zu kämpfen wie sie es schreiben oder sagen.
Bei meinem letzten Elternabend sagten nur zwei Mamas etwas, Konkretes, Berechtigtes. Zwei andere Mamas lachten nur darüber, der Rest enthielt sich. Angst haben sie, Angst.

Was ich privat machen kann, das mach eich. Für mich, für meine Kinder. Sobald man aber Unterstützung braucht - für Veränderungen in der Allgemeinheit - wird es schnell wenig und von dem Wenigen bleibt nur noch ein Häufchen übrig.

Ich kann Schule nicht ändern. Sie ist wie sie ist. Ist man in der glücklichen Lage da zu wohnen wo Alternativen bestehen würde ich auch Alternativen suchen. Hier allerdings gibt es diese nicht in greifbarer Nähe und so muss ich das nehmen was ich bekomme und mich damit arrangieren. Wohl oder Übel.

Mein Kind schrieb eine Arbeit die es in sich hatte, 5.Klasse! Ich ließ diese bei befreundeten Lehrern überprüfen. Diese waren, unabhängig von mir, der Meinung wie ich. Ich ging damit zur Beratungslehrerin - die sah das nicht anders, nickte nur noch mit dem Kopf. Diese sprach mit dem betroffenen Lehrer - ganz neutral -von Lehrer zu Lehrer. Die Quintessenz daraus: Beim nächsten Elterabend erhielten wir Eltern eine Belehrung darüber das eben Definitionen gefodert sind und wenn das ein Kind nicht kann, es hier auf dieser Schulform eben nichts zu suchen hätte. Was denkt ihr wie still es plötzlich im Raum war.

Wir können hier so viel schreiben wie wir wollen. DAS ändert nichts.

VLG
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:@Rabaukenmama

das ist ganz einfach. Wenn ein Kind durch die Synthese wie in der alten Fibel lesen lernt, ist die Wahrscheinlichkeit für eine angelernte Lese- und Rechtschreibeschwäche kleine.
Wer unterscheidet zwischen angeborener und angelernter Lese- und Rechtschreibschwäche? Wenn du noch so über "schreiben vor lesen" wetterst, mein Sohn hat es ganz genau so gelernt und zwar von sich aus, ohne irgendwelche Anleitungen, ohne Fibel oder "Erstlesebücher". Gibt es irgendwelche wissenschaftlichen Beweise dass man mit einer alten Fibel besser lernt als mit allen anderen Methoden?

Koschka hat geschrieben:Wenn man die Rechtschreibung ganz abschaffen würde, hat so ein Kind trotzdem ein Problem Texte zu verinnerlichen. Ich weiß auch nicht, ob es dir bewusst ist, wie graeunhaft die Rechtschreibung jetzt bei vielen Kindern ist. Groß und klein habe ich nur als das Beispiel für die einfachsten Regeln. ihn und in zu unterscheiden ist schon schweriger. Es gibt immer noch genug Pädagogen, die sagen, es kommt von alleine, man müsse nicht üben.
Ach Koschka, entweder du kannst mich nicht verstehen oder du willst es nicht. Wo habe ich gefordert, die Rechtschreibung ganz abzuschaffen? Wo habe ich behauptet, man müsse nicht üben?

Wo habe ich behauptet, alle heutigen Pädagogen wären fähig bzw. lägen in all ihren Ansichten richtig? Neige ich generell dazu, Lehrer in Schutz zu nehmen. NEIN! Ich erwarte von ihnen, sich den heutigen Gegebenheiten anzupassen und die heutigen Gegebenheiten sind nun mal kritischere, "schwierigere" Kinder als noch vor 50 Jahren.

Das heißt nicht, dass ich jede Reform und jeden Versuch befürworte, aber der Einstellung "machen wir alles so, wie es früher mal gemacht wurde" kann ich gar nichts abgewinnen. Alles entwickelt sich. Manchmal schießt wer bei einer Neuerung einfach über´s Ziel hinaus, deshalb aber auf Neuerungen zu verzichten halte ich für den falschen Weg.

Ich habe auch noch nie einen direkten Vergleich gesehen welche Kompetenzen heute so viel schlechter sein sollen als irgendwann "früher". Die Anforderungen (auch des Arbeitsmarktes) haben sich geändert und ändern sich weiter. Da auf dieselben Kompetenzen zu setzen, wie sie vor ewigen Zeiten mal verlangt wurden, führt zu Rückschritt.
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

alibaba hat geschrieben:@Rabauckenmama: Eure Situation ist Existenziell. Eine andere Schule haben zu wollen oder einen Job wo man nur Talente entfalten kann aber nicht. Dementsprechend sind hier Eltern nur eingeschränkter Weise bereit so zu kämpfen wie sie es schreiben oder sagen.
Bei meinem letzten Elternabend sagten nur zwei Mamas etwas, Konkretes, Berechtigtes. Zwei andere Mamas lachten nur darüber, der Rest enthielt sich. Angst haben sie, Angst.

Was ich privat machen kann, das mach eich. Für mich, für meine Kinder. Sobald man aber Unterstützung braucht - für Veränderungen in der Allgemeinheit - wird es schnell wenig und von dem Wenigen bleibt nur noch ein Häufchen übrig.
In manchen Dingen hast du recht, z.B. damit, dass viele Menschen aus Angst nichts sagen oder tun. Aber warum eigentlich Angst und vor allem wovor? Ist es - wie Erich Fromm schreibt - "die Angst, 3 Meter von der Herde entfernt ertappt zu werden"? Ist es die Angst, im sozialen abseits zu landen weil die eigenen Ansichten nicht ins Weltbild der "Masse" passen?

Die Mutter von Henry (dem Jungen mit Down Syndrom, der aufs Gymnasium wollte) meinte mal einige Leute hätte zu ihr gesagt sie bewundern sie für ihren Mut. Sie selbst ist nicht der Ansicht dass besonders viel Mut notwendig ist. Ihre Aussage dazu: "Im schlimmsten Fall werde ich von den anderen Eltern im Supermarkt nicht mehr gegrüßt."

Aber unabhängig davon wie mutig oder ängstlich ANDERE sind habe ich es selbst in der Hand ob ich mich für eine Sache einsetze, in welcher Form und wie intensiv.
alibaba hat geschrieben: Ich kann Schule nicht ändern. Sie ist wie sie ist. Ist man in der glücklichen Lage da zu wohnen wo Alternativen bestehen würde ich auch Alternativen suchen. Hier allerdings gibt es diese nicht in greifbarer Nähe und so muss ich das nehmen was ich bekomme und mich damit arrangieren. Wohl oder Übel.

Mein Kind schrieb eine Arbeit die es in sich hatte, 5.Klasse! Ich ließ diese bei befreundeten Lehrern überprüfen. Diese waren, unabhängig von mir, der Meinung wie ich. Ich ging damit zur Beratungslehrerin - die sah das nicht anders, nickte nur noch mit dem Kopf. Diese sprach mit dem betroffenen Lehrer - ganz neutral -von Lehrer zu Lehrer. Die Quintessenz daraus: Beim nächsten Elterabend erhielten wir Eltern eine Belehrung darüber das eben Definitionen gefodert sind und wenn das ein Kind nicht kann, es hier auf dieser Schulform eben nichts zu suchen hätte. Was denkt ihr wie still es plötzlich im Raum war.

Wir können hier so viel schreiben wie wir wollen. DAS ändert nichts.
Doch, es ändert etwas. Die Änderung in den Köpfen, die Möglichkeit, dass etwas, was unmöglich aussieht, plötzlich nur noch unwahrscheinlich ist und irgendwann mal doch in den Bereich des Möglichen rückt! Große Ideen entstehen nicht aus dem nichts, ihnen gehen immer Gedanken, Gespräche und Erkenntnisse voran.

Klar kann sein dass es nur bei einer Diskussion in einem kleinen Internet-Forum bleibt. Aber vielleicht hat gerade durch diese Diskussion nur EINE Person den Mut, aufzustehen und zu sagen: So nicht! Vielleicht ist genau hier der Ursprung einer Revolution.

Unwahrscheinlich? Ja, aber nicht unmöglich!
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von alibaba »

@Rabaukenmama

Ich sage Dir wovor die Leute Angst haben - davor, das ihr Kind in Schule benachteiligt wird. Nein, nicht offen, hintergründig. Ich habe schon mit einigen Eltern gesprochen - in Ruhe sagen sie es Dir, öffentlich nie.

Schule ist so wichtig. Es kämpft letzten Endes jeder mit seinen Mitteln und für sich alleine. Außerdem ist Schule absehbar - da schaut man letzten Endes dass das eigene Kind unbeschadet durchkommt, macht Gutlieb und kratzt dem Lehrer am Hintern. :schwitz: Schule ist einfach zu wichtig und wird wohl immer wichtiger werden.

Die Mutter von Henry hatte nichts zu verlieren, also kämpfte sie erst einmal. Letzten Endes hat sie ja auch verloren. Ihr fehlte der Rückhalt - die Masse - um eine Änderung im Schulsystem durchzuboxen. Da ist der abwertende Blick des Nachbarn wohl das kleinste Problem.

Lasst mal eure Kinder in Schule sein. Dann werdet Ihr verstehen was ich meine.

VG
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:@Rabaukenmama

zu lesen durch schreiben gibt es umfassende untersuchungen. Nur die Ergebnisse viel keine wahrnehmen, Das wurde schon ins Unterricht eingebaut. Gerade schwächere Kinder sind betroffen und lernen da einiges, was sie später hindert. Ich habe jetzt keine Möglichkeit viel im Internet zu rechechieren. Letzzes oder vorletztes Jahr gab es im Spiegel einen großen Artikel darüber. Im Titel war irgedwas über "Katerstrofe".
So, jetzt habe ich mir mal den ganzen (ziemlich unfangreichen) Artikel mal rausgesucht und durchgelesen. Jetzt ist mir klar was du an "lesen durch schreiben" kritisierst :fahne: . Wobei mir persönlich bei dem Artikel auch einige Ungereimtheiten auffallen, z.B. die Aussage einer Pädagogin, dass lesen durch schreiben gar nicht möglich sei - laut ihr können sich Kinder das gar nicht selbst erarbeiten. Tatsächlich habe ich aber genau DAS bei meinem Sohn gesehen.

Der Haken an der Sache ist mMn hauptsächlich der, dass Kinder bei falscher Rechtschreibung nicht korrigiert werden dürfen. Es ist in dem Artikel ja von einer Grundschullehrerin die Rede, die zwar grundsätzlich nach der Methode und mit den Büchern für "lesen durch schreiben" arbeitet, aber von Anfang an korrigiert und die dazu passenden Regeln erklärt. In ihrer Klasse ist das Rechtschreibniveau deutlich besser als wenn die Kinder - wie der Ansatz des "Erfinders" von lesen-durch-schreiben ja vorsieht - bis zur 4. Klasse gar nicht korrigiert werden.

Das habe ich schon immer so gesehen. Mein 5jähriger weiß längst dass man Wörter richtig oder falsch schreiben kann und fragt im Zweifelsfall um die Schreibweise. Wenn mir trotzdem mal ein Fehler auffällt weise ich ihn darauf hin. Und zwar nicht, weil ich die Über-Ehrgeiz-Mutter bin, die ihrem lesenden und schreibenden Kindergarten-Sohn zum Perfektionisten erziehen will, sondern weil eŕs gleich richtig lernen soll und auch will.
Koschka hat geschrieben: Ich glaube wir reden an einander vorbei :-). Ich spreche von einer Situation wo das Geld knapp ist. Dieses Geld statt individuelle Fördermaßnahmen an einzelnen Schülern für das Umkrempeln des Gesamtsystems in eine neue Art Schule zu verwenden halte ich für unvernünftig. Das Beispiel der nordlichen Bundesländern in Deutschland ist dafür das beste Beispiel. Hamburg gab als sehr reformfreudig. Heute ist das der Schreck des deutschen Bildungssystem. Bayern wehrt sich gegen die Reformen und hat von allen Bundesländern das beste Schulsystem.
Ich finde sehr wohl wichtig und richtig sowohl an Fördermaßnahmen für einzelne Schüler als auch am Gesamtsystem permanent zu arbeiten. Ich glaube auch dass man die einzelnen deutschen Bundesländer nicht vergleichen kann weil z.B. Migrationshintergrund und psychosoziale Probleme in einigen Gebieten viel häufiger sind als in anderen. Generell halte ich nicht viel davon eine Entwicklung festzustellen und nachträglich eine Ursache zu suchen wenn viele in Frage kommen..

Bei uns in Ö heißt es oft "Wien ist anders" und das nicht immer im positiven Sinn. Stimmt aber, weil sich z.B. auch Schule in der Bundeshauptstadt nicht mit Schule in ländlichen Regionen vergleichen lässt. Hier ist Hauptschule das allerletzte. In der Kleinstadt, wo ich aufgewachsen bin, war Hauptschule der ganz normale Bildungsweg. Auch heute noch ist das Niveau der Hauptschulen im ländlichen Bereich viel höher als in den Großstädten.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Momo
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Doch, es ändert etwas. Die Änderung in den Köpfen, die Möglichkeit, dass etwas, was unmöglich aussieht, plötzlich nur noch unwahrscheinlich ist und irgendwann mal doch in den Bereich des Möglichen rückt! Große Ideen entstehen nicht aus dem nichts, ihnen gehen immer Gedanken, Gespräche und Erkenntnisse voran.

Klar kann sein dass es nur bei einer Diskussion in einem kleinen Internet-Forum bleibt. Aber vielleicht hat gerade durch diese Diskussion nur EINE Person den Mut, aufzustehen und zu sagen: So nicht! Vielleicht ist genau hier der Ursprung einer Revolution.

Unwahrscheinlich? Ja, aber nicht unmöglich!
Danke Rabaukenmama, das sehe ich absolut genauso!!! Ich bin ebenfalls überzeugt davon, dass jeder für sich etwas verändern kann und wenn es erstmal nur eine Sensibilität für bestimmte Themen ist. Plötzlich erfährt man neue Möglichkeiten, lernt neue Menschen kennen, die sich auch mit diesen Themen beschäftigen. Und ganz im Kleinen kann man anfangen, etwas zu verändern. Es fängt beim Umgang mit den Kindern an und zieht seine Kreise.
Ich finde dieses Schulthema so wichtig, weil es ganz klar die Persönlichkeit, das Selbstgefühl und die Gesamtentwicklung unserer Kinder prägen wird. Da kann ich mich nicht einfach einfügen und das System hinnehmen. Da will ich mich auseinandersetzen und beschäftigen. Allein das würde in der Masse schon extrem viel bewirken, oder? In Berlin gibt es eine große und immer größer werdende Elternschaft, die ähnlich denkt wie ich. Die Privatschulen mit alternativen Lernformen erleben einen absoluten Run, die Wartelisten sind ellenlang. Der Wunsch sehr vieler Eltern ist groß, ihren Kindern eine bereichernde und erfüllende Schulzeit zu ermöglichen. Die Zeit ist reif für neue Ansätze und Schulformen, das merke ich hier sehr deutlich! In einer unserer Favoritenschulen "bewerben" sich ca. 100 Kinder auf 30 Schulplätze, die Eltern durchlaufen aufgrund dieser riesigen Nachfrage einen ganzen Marathon von Seminaren vorab, bevor letztendlich die Schüler ausgewählt werden. Und die Eltern sind Feuer und Flamme. Ich weiß nicht, ob Berlin vielleicht besonders progressiv ist, doch wenn die Tendenz auch in anderen Städten ähnlich ist, wird es nur eine Frage der Zeit sein, dass neue Schulen mit alternativen Lernformen entstehen. Da bin ich sicher!

Momo
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