mein Sohn ist sieben Jahre alt (wird im November 8). Er geht in eine Grundschule mit sogenannter Eingangsstufe, in der die erste Klasse zwei Jahre dauert. Die Kinder haben in dieser Schulform viel mehr Zeit, sich an den Schulalltag zu gewöhnen, haben noch viel mehr Freiraum zum Spielen etc. Die Kinder werden mit 5 in diese Schule eingeschult. Für meinen Sohn war diese Schulform unsere Wunschform, wir fahren ihn morgens extra dorthin, die Grundschule bei uns um die Ecke war aus vielerlei Gründen indisukutabel. Er ist hochsensibel und wäre dort untergegangen. Die langsame Gewöhnung an den Schulalltag, das Drumherum mit vielen anderen Kindern, die Lautstärke, die Hektik, das hat ihm arg zu schaffen gemacht, dafür hat er fast ein ganzes Jahr gebraucht. Der Lernstoff war nie das Problem - das hat er locker geschafft, konnte als Erster lesen und schreiben (sie lernen dort durch die Methode Lesen durch Schreiben) und ist in vielem weit voraus. Da ihm aber das Drumherum so sehr viel ausmacht, ist die Entscheidung für ihn sehr gut gewesen.
Es gab von Anfang an, und gibt es immer wieder, Menschen, die sofort auf Hochbegabung bei ihm tippen, wenn sie ihn erleben. Er ist sehr wissbegierig, sehr eloquent, konnte früh lesen und schreiben und konnte mit 10 Monaten, lange, bevor er laufen konnte, ganze Sätze sprechen. Ich möchte gar nicht alles aufzählen, weil es für mein Posting gar nicht so relevant ist. Fakt ist, er zeigt viele Anzeichen von Hochbegabung und Hochsensibilität.
Uns persönlich ist nicht wichtig, dass wir wissen, ob er tatsächlich hochbegabt ist. Wir brauchen keinen Test, um ihn einschätzen zu können. Was mir persönlich aber immer mehr zu schaffen macht, ist, dass ich das Gefühl habe, dass er, wenn er erst mal seine Lehrerin, die ihn sehr gut einschätzen kann und sich sehr um ihn bemüht, nicht mehr hat, von weiteren Lehrern vielleicht ganz anders eingeschätzt wird. Er kostet seine Lehrerin viel Kraft, wie sie mir neulich in einem langen Gespräch sagte. Alles, was er kann, ist für ihn selbstverständlich. Das, was er noch nicht kann, bei dem er überlegen muss, davon denkt er: "Ich kann das nicht sofort, also bin ich zu dumm dafür." und versperrt sich. Nur durch konsequentes Dranbleiben durch die Lehrerin bleibt er am Ball. Sonst würde er sich sofort verweigern. Oft sagt er mir auch, dass die Aufgaben viel zu einfach für ihn seien. Ich kann das nicht beurteilen, ob es tatsächlich so ist. Die Lehrerin sagt, er kann das meist mit links, wenn er denn dranbleibt. Er kann sich einfach an Strukturen nur schlecht orientieren und sieht nicht, dass, wenn er schnell drei Blätter fertig macht, Zeit zum Spielen hat. Alles, was mit Regeln (Anziehen, Tür schließen, Hände waschen) ist ihm zuwider. Es ist für ihn verschwendete Zeit. Die Lehrerin findet ihn super, sie sagt, er sei ein ganz tolles Kind und er fehlt in der Klassengemeinschaft, wenn er nicht da ist.
Aber sie meint, er kostet eben auch sehr viel Zeit und Kraft, die sie im nächsten Schuljahr nicht mehr haben wird und kann. Ein weiteres, immer größeres Problem ist, dass er Misserfolge nicht verkraftet. Er erwartet von sich eine Unfehlbarkeit, die seinesgleichen sucht. Er geht sehr hart mit sich ins Gericht. Hat er als einziges Kind beim Spielen im Bach Wasser im Gummistiefel, weil er zu weit ins Wasser hineinging, schimpft er sich selbst einen Vollidioten. Stolpert er und fällt hin, schreit er laut und weint: "Ich bin so ein Pechvogel!Niemand fällt hin, nur ich. Ich bin ein Niemand!"

Mir tut es sehr weh, wie er sich selbst behandelt und sieht. Er braucht sehr viel Rückversicherung, dass er so, wie er ist, gut ist, dass er Dinge kann - er sieht sich glaube ich selbst als Looser.
Und dabei ist er blitzeschlau!!!
Was soll ich tun? Ich habe volles Vertrauen in ihn, ich finde ihn so, wie er ist, super, habe aber Angst, dass er sich selbst im Wege steht und dass ihn Lehrer vor allem deswegen falsch einschätzen. Ich habe schon überlegt, ob ich mal mit einem Kinderpsychologen, der sich mit HB auskennt, spreche. Einfach, um eine Einschätzung zu haben. Was fällt ihm an meinem Sohn auf, was kann man machen, außer das, was wir intuitiv sowieso schon machen, um ihn zu stärken? Dann wiederum denke ich, wenn wir zu einem Psychologen gehen, problematisieren wir ihn automatisch. Und das will ich natürlich auch nicht, weil es ja sein ohnehin kritisches Denken verstärken könnte.
Manchmal denke ich, wenn er wirklich HB wäre, dann könnte vorsorgen und die Lehrerin dahingehend sensibilisieren - ich scheue mich nämlich, meine Vermutung auch nur auszusprechen als Begründung für sein Verhalten, weil ich dann Angst habe, sie schätzt mich falsch ein. So Eislaufmutter-mäßig.
Vielleicht habe ihr ein paar Ideen für mich? Ein paar Gedanken, die mir beim Sortieren meiner Gedanken helfen könnten? Ich wäre sehr froh.
LG,
Chaosprinzessin