Montessori Schulen

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Linasina
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Montessori Schulen

Beitrag von Linasina »

Hallo ich wollte mal eure Meinungen zu Montessori Schulen wissen. Ich höre jetzt von vielen dass sie ihre Kinder in so eine Schule schicken wollen. Was haben die für ein Konzept?
alibaba

Re: Montessori Schulen

Beitrag von alibaba »

Ich bin jetzt mal mit einer Antwort vorsichtig. Ich denke, es ist nicht wichtig, was drauf steht, sondern wie etwas umgesetzt wird. :mrgreen: Egal wie sich was schimpft, es steht und geht mit der Lehrkraft.

Ich habe von dem System bereits Gutes gehört, aber auch Negatives. Ich denke, es hängt vom Kind selber und von der Konzeptumsetzung ab, ob das gut oder gar nicht passt. ;)

Ein pauschales JA; Super wäre daher genauso falsch wie ein pauschales NEIN.

Ihr habt so eine Schule in der Nähe? Dann schaut sie euch an. Hört anderen Eltern zu, wenn sie erzählen, verschafft euch selber einen Eindruck.

Zur Schule selber kann ich nur sagen, lieber eine ortsnahe Schule wählen als eine mit vermeindlich tollen Konzept, aber weit weg. Ich fahre hier meine Kinder in den Nachbarort und das bilden von Freundschaften ist definitiv eingeschränkt. Es hat etwas wenn man den Schulweg alleine laufen kann.

Viel Erfolg bei der Wahl.

VG
Momo
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Re: Montessori Schulen

Beitrag von Momo »

Liebe Linasina,
die Montessori Pädagogik wurde von Maria Montessori begründet, eine italienische Ärztin, Reformädagogin und Philosophin (geboren 1870). "Hilf mir, es selbst zu tun" ist einer Ihrer pädagogischen Ansätze. Den Kindern wird durch viel Freiarbeit und hochwertige Materialien die Gelegenheit gegeben, sich Fähigkeiten selbst zu erarbeiten. Die Pädagogik umfasst aber noch viel mehr, das würde den Rahmen sprengen, hier alles im Detail zu beschreiben, hier kannst Du weiterlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Montessoripädagogik (bitte Link kopieren und in Adresszeile einfügen, Link funktioniert nicht) oder hier: http://www.montessori.de

Ich finde die Ansätze gut, entscheidend ist jedoch, wie Alibaba schon geschrieben hat, die individuelle Umsetzung an der Schule. Das hängt also sehr von jeweiligen Konzept der Schule ab. Somit würde ich mir auch immer selbst einen Eindruck verschaffen. Ich habe auch schon von Schulen mit Montessoriansatz gehört, um die ich einen großen Bogen machen würde...
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Rabaukenmama
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Re: Montessori Schulen

Beitrag von Rabaukenmama »

Ich habe den Eindruck dass sich manche konventionellen Schulen gern mit dem zusätzlichen Attribut "nach Montessori-Ansätzen" schmücken. Wenn man die Homepages div. Schulen so anschaut kommen einem alle total kinderfreundlich, weltoffen und engagiert vor. In der Praxis schaut es dann oft leider anders aus.

In "echten" Montessori-Schulformen gibt es keine Noten von 1-5 (oder 1-6) sondern eine schriftliche Beurteilung des Kindes (seine Stärken und Schwächen, seine Persönlichkeit).

Im Unterricht dürfen die Kinder selbst aussuchen, was sie interessiert, und oft sind mehrere Jahrgänge "vermischt" und jüngere Kinder haben bei Interesse auch die Möglichkeit, Dinge zu lernen, die in konventiellen Lehrplänen erst Jahre später drankommen würden. Es gibt auch keine Stundenpläne, wo festgelegt ist, welches Fach die Kinder wann durchzunehmen haben, sondern der Unterricht ist fächerübergreifend mit viel freier Zeiteinteilung. Es kommt teilweise auch spezielles Montessori-Lernmaterial zum Einsatz, welches Kinder mit relativ einfachen Mitteln die Möglichkeit gibt, im spielerischen Selbstversuch Zusammenhänge zu erkennen.

Als Nachteil des Montessori-Konzeptes wird häufig genannt, dass Kinder sich mit Dingen, die sie nicht interessieren, kaum bis gar nicht zu beschäftigen brauchen, die Fertigkeiten im echten Leben aber sehr wohl notwendig wären. In konventionellen Schulformen muss auch ein an Sprachen interessiertes Kind eine gewisse Stundenanzahl Mathematik machen - auch wenn es das gar nicht interessiert - und mit positiven Noten abschliessen. Überspitzt ausgedrückt hat so ein Kind an einer Montessori-Schule zwar die Möglichkeit, seinen echten Interessen nachzugehen, es kann aber vorkommen, dass es nach Schulabschluss nicht mal die Grundrechnungsarten richtig beherrscht. Mich überzeugt dieses Argument nicht. Ich kenne genug Schulabgänger konventioneller Schulen, die trotz positivem Abschluss oder sogar Matura an einfachen Dingen wie dem Prozentrechnen oder der korrekten Rechtschreibung scheitern. Dasselbe Problem bei Montessori-Schülern dem pädagogischen Konzept zuzuschreiben finde ich nicht richtig.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
shaja
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Re: Montessori Schulen

Beitrag von shaja »

Ich bin ein großer Montessori-Fan und habe einiges darüber gelesen, auch hospitiert und zudem ein paar Monteschulen genauer kennen gelernt.

Mein persönliches Fazit:

Montessori ist prinzipiell ein tolles Konzept. ALlerdings :

- Es eignet sich nicht für alle Kinder-viele hochbegabte Kinder benötigen mehr Struktur, andere dagegen genießen das autodidaktische ARbeiten dagegen sehr


- es gibt unterschiedliche Richtungen der Montessoripädagogik, so unterscheidet sich beispielsweise eine "freie aktive Monteschule" in einigen Punkten deutlich von einer "nur" "freien Monteschule" und das eine Kind kommt besser mit dem einen, das andere mit dem anderen Konzept zurecht

- Es steht und fällt das ganze Konzept mit den Menschen: Schulleitung, Pädagogen, Kindern, ELtern...alle diese Menschen gestalten - wie bei vielen Privatschulen- Schule aktiv mit und daher ist es äußerst ratsam, sich diese genau anzuschauen.

- Es kann sogar sein, dass innerhalb eines Vereines in den unterschiedlichen Einrichtungen (Kinderhaus, Schule) unterschiedlich gearbeitet wird und somit verschiedene Atmosphären bestehen , meine also: selbst wenn die Schule im Ort toll ist, muss es das Kinderhaus nicht sein oder es kann sogar sein, dass in den Gruppen des Kinderhauses in einigen entscheidenden Punkten unterschiedlich gearbeitet wird(Bsp.: werden Kinder bei Regelverstoß bestraft oder erleben sie Konsequenzen(letzteres finde ich viel viel respektvoller)) , ebenso in den Klassen der Schule....


Es bleibt also nur: Hingehen, anschauen, viele Fragen stellen und möglichst (!!) hospitieren...

Was interessiert dich denn genau an einer Monteschule? Was ist dir wichtig ? Käme sie für euch in Frage? Ich kenne übrigens Mütter, die es schon völlig ausreichend finden, dass die Monteschule ihrer Kinder " Freiarbeit haben und viel rausgehen-das reicht!" ... ;)

FAlls du noch Fragen hast, gerne auch per PN

lg shaja
Momo
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Re: Montessori Schulen

Beitrag von Momo »

Shaja hat geschrieben:
- es gibt unterschiedliche Richtungen der Montessoripädagogik, so unterscheidet sich beispielsweise eine "freie aktive Monteschule" in einigen Punkten deutlich von einer "nur" "freien Monteschule" und das eine Kind kommt besser mit dem einen, das andere mit dem anderen Konzept zurecht
Hallo Shaja, das ist interessant. Worin unterscheiden sich die beiden Ansätze prinzipiell? Und wie finden letztendlich die Prüfungen für den Schulabschluss statt, wenn die Kinder die Wahl hatten, was sie lernen wollten? Ich finde die Ansätze sehr interessant, ich habe diesbezüglich aber noch viele offene Fragen :)
LG Momo
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shaja
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Re: Montessori Schulen

Beitrag von shaja »

Guten Morgen Momo,


"freie aktive Montessorischulen" sind freier, das bedeutet beispielsweise, dass die Kinder mit dem Material freier arbeiten können. Sie können auch mal mit Kastanien rechnen oder das goldene Perlenmaterial für ein Spiel nutzen. (Beim Spielen lernen Kinder sehr viel...)
In nur "freien Montessorischulen" gibt es sehr feste Regeln, wie mit welchem Material umzugehen ist. Ich kenne beide Schulen konkret und habe gesehen, dass beispielsweise in feien aktiven Monteschulen es möglich sein kann, dass die frisch eingeschulten Kinder einige Wochen nur Fußball spietlen. Es wurde damit begründet, dass die Jungs sich als Gruppe in ihrer Rangordnung offensichtlich erst finden mussten. Nach ein paar Wochen kamen sie nach und nach freiwillig in den Unterrichtsraum und arbeiteten-offensichtlich konzentriert(ich habe es selbst gesehen,, da ich hospitierte!). Mir leuchtet das ein, da ich die Situation der Jungs, die sich erst finden und ihre Hierarchie abklären müssen sehr gut kenne-oftmals sind das in einer neu gebildeten Klasse Ursachen für von Jungs verursachten Unterrichtsstörungen(nicht immer und nicht ausschließlich natürlich ;) )

Sowas gibt es normalerweise in freien Monteschulen nicht. Es gibt dort sehr wohl auch Freiarbeit aber auch einiges an gebundenen Unterrichtseinheiten.

Ich persönlich denke, dass nicht jedes Konzept zu jedem Kind passt. Uns wurde gesagt, dass besonders hochbegabte Kinder eher schlecht mit zu viel Freiheit klar kommen könnten, da sie viele hb-Kinder sehr viel Struktur benötigen, um sich wohl zu fühlen. Daher wurde uns von der dghk (http://www.dghk.de/) von einer freien aktiven Schule abgeraten (was ich persönlich damals bedauerte...aber inzwischen besser nachvollziehen kann).

Auch ist es so, dasss die beiden freien aktiven Schulen, die ich kenne eine Elterninitiative waren und sind und basisdemokratisch aufgebaut sind. Das bedeutet, dass die ELtern einiges mitentscheiden können-auch beispielsweise was die Schulgebühr betrifft.......Dies allerdings zieht auch einen nicht erheblichen Zeitaufwand mit sich(viele, lange Diskussionen)...

Die Lernbegleiter sind in freien aktiven Schulen eher Partner der Kinder, ab einem gewissen Alter der Kinder duzen sie sich gegenseitig. Dies kenne ich von "nur" freien Monteschulen nicht. Zumal die letztgenannten Monteschulen hierarisch aufgebaut sind, soweit ich das gesehen habe. Für manche Kinder ist allerdings eine klare Hierarchie gut passend.

Ich wiederhole: Es kommt auf die jeweiligen Menschen in der Schule und auf die Familie, die ihre Kinder einschulen möchten an. Das ist sehr individuell...Je mehr Übeereinstimmungen umso besser-für das Kind!!

Sicherlich auch deshalb verlangen sogar die freien aktiven Monteschulen, die ich kenne, eine Hospitation von Eltern und letztendlich auch vom Kind (welches danach gefragt wird, ob es in diese Schule möchte).

Gib mal bei google "Freie aktive Montessorischule" ein, dann findest du sie. Ist wirklich interessant und für micht persönlich wäre das die Idealform des Arbeitens ;)

LG shaja
shaja
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Re: Montessori Schulen

Beitrag von shaja »

Ach ja, liebe Momo: gerne auch per PN oder weiter hier, falls du noch Fragen hast......

lg shaja
Momo
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Re: Montessori Schulen

Beitrag von Momo »

Liebe Shaja,
vielen Dank für die ausführlich Antwort! Welch ein Schulen-Dschungel, es ist nicht leicht, die Passende zu finden!
LG Momo
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nikolatesla
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Re: Montessori Schulen

Beitrag von nikolatesla »

Hallo, ich habe mit Montessori zweigeteilte Erfahrung. Grundsätzlich wurde das Konzept von Maria Montessori entwickelt, um beeinträchtigten Kindern oder Kindern mit Lernproblemen zu helfen, den Stoff leichter zu verstehen. Materialien zum Angreifen, Mathematik sehr bildlich, alle Sinne werden gefordert und daher vieles leichter gelernt. Soweit so gut. Meiner Erfahrung nach wurde damit auch viel Schindluder getrieben - es gibt "halbe" Montessorischulen, also Schulen, die eine halb-halb Programm mit Montessorimaterialien aber normalem Lehrplan fahren, öffentlich Schulen. Dann gibt es private Schulen, die das Konzept sehr radikal umsetzen, was auch nicht allen Kindern gut tut. Sie lassen den Kindern soviel Zeit, sich mit den verschiedenen Themen zu beschäftigen, dass es dann in der vierten Grundschule zeitlich eng wird. Man muss sich die Schulen und die Lehrer genau anschauen, Fragen stellen, am besten sich schon vorher mit dem Konzept an sich vertraut machen. Nur so kann man beurteilen, ob das gut umgesetzt wird oder nicht. Montessori ist keine Glaubensfrage! Es soll Hilfestellung beim Lernen geben, vertraut auf die Eigenverantwortund und die natürliche Lernbereitschaft des Kindes. Nicht alle Kinder kommen damit gut zurecht. Nach meiner Erfahrung und denen von befreundeten Eltern kommen selbstständige Kinder damit gut zurecht. Kinder, die noch viel Hilfe benötigen, die schusselig sind, vieles vergessen, halt ein bisschen ihrem Alter hinennach sind, sind in Montessorischulen oft völlig verloren. Wo ist das Material, was mache ich damit etc. Auch hier hängt es von der Lehrerin ab, ob sie bereit ist, diesen Kindern ein bisschen Extrahilfe zu geben oder nicht. Ich habe eine Freundin, deren Sohn noch sehr verträumt ist und der sich monatelang mit bestimmten Materialien nicht beschäftigt, weil er nicht wusste, wo es in der Klasse liegt und sich nicht traute, zu fragen. Die Lehrerin hat hier total versagt, weil sie sich bei der Mutter beschwerte, der Junge hat keine Lust zum Arbeiten! Sie hat nicht mal gemerkt, dass er sich merken konnte, wo das Material liegt. Da sie mal sehr streng zu ihm war, hat er Angst gehabt zu fragen... Also, keine leichte Entscheidung! Alles hängt vom Lehrer ab, wie in jeder anderen Schule auch :roll: Alle Gute und einfach lästig nachfragen!!!
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