Mein ältester Sohn ist ziemlich anders als andere Kinder. Er war kognitiv extrem früh, hatte gleichzeitig aber im Kindergarten große Probleme, sich sozial zu integrieren, konnte kognitiv schon vor Schuleintritt wahrscheinlich den ganzen Stoff der Volksschule, Schreiben lernte er dann in der ersten Schulwoche (Druckbuchstaben) und konnte es dann wirklich, aber schon bald nach Schulbeginn begann er zu verweigern.
Wir ließen ihn dann austesten und bekamen eine sehr grenzwertige Aspergerdiagnose. Da selbst einfachste Hausübungen oft Stunden brauchten, fragte ich die Psychologin damals auch wegen einer Austestung auf ADS, doch sie meinte, da die Testaufgaben sehr langweilig seinen, würde mein Sohn die sicher verweigern und es könne daher kein richtiges Ergebnis rauskommen.
In der Schule lief es dann die folgenden Jahre mit Höhen und Tiefen ganz gut. Jetzt zu Ende der 4. Klasse bekam der gute Noten und kann in ein Gymnasium wechseln. Das ist jedoch ausschließlich seiner Lehrerin zu verdanken. Nach wie vor macht er seine Hausübungen oft sehr schlampig oder gar nicht. Auch bei den Schulübungen arbeitet er nicht immer mit und macht oft viele Fehler. Seine Schulabreiten waren zum Glück OK, doch auch da waren viele unnötige Fehler drinnen. Unnötig sage ich deshalb, weil er genau weiß, wie man die Wörter schreibt.(zum Beispiel vergisst er praktisch immer auf die Striche bei ä,ö, und ü) Er hat eine sehr schlampige Handschrift und sieht oft selbst die Fehler nicht.
Er selbst sagt, er kann sich einfach nicht konzentrieren. Für mich schaut es eher nach mangelnder Motivation aus. Er findet bei unliebsamen Aufgaben den Einschaltknopf einfach nicht und arbeitet dann - wenn überhaupt - mit solcher Unlust und ist gedanklich so wo anders, dass er viele Fehler macht.
Im Juni waren wir wieder bei der Psychologin zur Kontrolle und sie meinte, wir könnten es ja mal mit Medikamenten versuchen, damit er sich besser konzentrieren könne. Ich wollte und will das eigentlich nicht, weil ich wie gesagt glaube, dass er herausfinden muss, wie er sich selber motivieren kann und dass das die Konzentration schon kommt. Bei Dingen, die er gerne macht, kann er sich stundenlang konzentrieren und vergisst dabei auch Essen und Schlafen.
Aber langsam kommen bei mir wieder die Sorgen, weil er ja ab Herbst in ein Gymnasium geht und dort die Lehrer wohl nicht alle so großzügig mit ihm sind wie in der Volksschule. Gerade vorgestern saß er wieder den ganzen Nachmittag an ca 10 Sätzen, die er schreiben sollte, wälzte sich heulend am Boden, schrie, dass er sich nicht konzentrieren könne und schaffte es einfach nicht, zügig zu schreiben

Wie gesagt, ich glaube, dass er es nicht machen will und vor lauter Selbstmitleid es dann tatsächlich auch nicht schafft... Aber wie kann er das lernen?
Verlockend wäre die Aussicht schon, dass er eine Tablette am Tag nimmt und dann plötzlich zügig und konzentriert seine Aufgaben erledigt und als Nebeneffekt auch noch schöner schreibt... Ich weiß einfach nicht, was richtig ist. Ich will nicht mein Kind unter Drogen setzten, nur damit er gute Noten bekommt...Es ist einfach so belastend für die ganze Familie...