Hilfe! Überanpassung...

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Maca
Dauergast
Beiträge: 390
Registriert: Do 21. Mai 2015, 16:30

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Maca »

Die tiefangelegte Aversion gegen den
Herdentrieb (auch wenn man mit Anpassung dagegen ankämpft) wird frühkindlich geprägt.
Ein guter Intellekt befähigt das Individuum sich des Widerspruches ( Widerstreit zwischen dem angelegten Freigeist und dem Bedürfnis navh sozialer Akzeptanz) permanent bewusst zu sein.
Das bedeutet nicht zwingend einen Leidensdruck aber wenn er besteht, ist das eine persönliche Katastrophe.

Es ist wichtig das thematisieren zu dürfen.
sinus
Dauergast
Beiträge: 1318
Registriert: Fr 26. Nov 2010, 10:52

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von sinus »

@alibaba: Meine Posts waren ja zum Teil auch gar nicht unbedingt als Ratschläge an Koschka gedacht, sondern auch einfach meine Gedanken zum Thema, die sich natürlich in erster Linie um unsere Situation und mein Kind drehen.

Ich hänge mal ein Bild an, was meine Tochter im Alter von ca. 7 Jahren beim DIXIT-Spiel entdeckt hat und gezielt herausgriff. Dazu flüsterte sie mir ins Ohr:
"Mama, guck mal, so fühle ich mich!"

Bild

(Das kann übrigens u.a. auch mit ihrem anderem Aussehen als "Mischling" zusammenhängen.)

Ich habe es kürzlich mal wieder angesehen und sie gefragt, wie die weiße Blume es denn eigentlich gern hätte.
Erst meinte sie, sie wäre vielleicht auch gern rot, damit sie nicht so auffällt. Nach kurzem Nachdenken aber sagte sie, nein, eigentlich wäre sie gern so grün wie das Gras, sodass sie ÜBERHAUPT nicht zu sehen ist.

Ich überlege gerade, ob der Wunsch, unsichtbar zu sein besser oder schlechter ist, als der, so wie alle zu sein. :?
Mein Wunsch als Mutter ist es auf jeden Fall, dass sie gern eine weiße Mohnblume ist und ihre Besonderheiten positiv wahrnimmt. Ich finde die weiße Blume ja wunderschön, so zwischen all den roten...
Eine Freundin meinte zu dem Thema mal, das "anders Sein" könnte sich im Jugendalter durchaus noch mal positiv darstellen - dann, wenn Individualität "cool" ist. Naja.

Im Buch "Die Rätselhaften" stand, dass Hbs tenendtiell sehr hohe Ansprüche an sich haben und dann zu allem Überfluss auch ihren Mitmenschen unterstellten, dass diese ebenfalls so hohe Ansprüche an sie selbst haben... Was es natürlich schwer macht, mit sich zufrieden zu sein.
Und dass es Hbs meist schwer fällt, sich zu loben.
Der Tipp lautete, man solle sich öfters mal selbst loben. Und wenn einem das schwer fällt, solle man sich gleich nochmal dafür loben, dass man den Mut hatte, sich zu loben. :D Klingt bisschen simpel, aber vielleicht hilft es ja dem Kind ein bisschen, das Selbstbild aufzupolieren.
Zuletzt geändert von sinus am Mo 11. Feb 2019, 23:23, insgesamt 1-mal geändert.
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Edainwen
Dauergast
Beiträge: 522
Registriert: Mi 28. Sep 2011, 11:29
Wohnort: BaWü

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Edainwen »

sinus hat geschrieben: Eine Freundin meinte zu dem Thema mal, das "anders Sein" könnte sich im Jugendalter durchaus noch mal positiv darstellen - dann, wenn Individualität "cool" ist. Naja.
Ich war auch immer "anders". Ds zeigte sich rein äußerlich dadurch, dass ich in einer Zeit, in der kurze Haare cool waren, lange Haare trug, und statt Karottenjeans Afghanikleider. (Dass ich auch anders dachte als die anderen, fiel denen sicher nicht besonders auf, denn um uns zu unterhalten hatten wir eigentlich keine gemeinsame Basis.) In meiner Klasse am Gymnasium hatte ich ein paar wenige Freunde, dann einige, die ständig versucht haben, mich zu ärgern, und dann gab es natürlich einen großen Haufen Jungs, denen die Mädchen generell total egal waren ;)

Irgendwann ab der 11. Klasse fing es dann tatsächlich an, dass ich plötzlich "in" war. Also, ich war natürlich nicht der Mittelpunkt des Universums, dazu war ich viel zu schüchtern, aber ich wurde nicht mehr geärgert, wurde zu Parties eingeladen und sah auch gar nicht mehr so anders aus: Plötzlich ließen auch die anderen ihre Haare wieder wachsen, liefen mit Schlagjeans rum und ich gehörte dazu.

Viele Jahre später hatte ich mal ein Mädchen aus einer tieferen Klasse getroffen, die mich dann ansprach: sie fand mich immer so toll und cool, hatte sich aber nie getraut, mich anzusprechen ...
Oder ein Junge aus meiner Grundschulklasse erzählte dann schon als erwachsener Mann seiner Frau, dass wenn meine Tochter (, die mit seiner Tochter befreundet ist,) so schlau ist wie ich damals, ...

Was ich damit sagen will: es gab damals irgendwie recht viele Leute, die mich irgendwie toll oder cool oder schlau oder was auch immer fanden - wobei ich mich selber nie als cool oder schlau empfand, sondern einfach nur als "anders" und "schüchtern" und ich dachte, dass mich alle doof finden, weil ich so unsportlich war (das Non-plus-Ultra war es nämlich, sportlich zu sein) ... manchmal nimmt man sich selbst halt ganz anders wahr, as einen die anderen sehen. Ich könnte mir vorstellen, dass die weiße Mohnblume wahrscheinlich viele Kinder hat, die gerne ihre Freundinnen wären, die sich aber gar nicht trauen, sie anzusprechen.
alibaba

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von alibaba »

g
Zuletzt geändert von alibaba am Fr 26. Apr 2019, 09:06, insgesamt 2-mal geändert.
alibaba

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von alibaba »

g
Zuletzt geändert von alibaba am Fr 26. Apr 2019, 09:06, insgesamt 1-mal geändert.
alibaba

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von alibaba »

g
Zuletzt geändert von alibaba am Fr 26. Apr 2019, 09:06, insgesamt 1-mal geändert.
alibaba

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von alibaba »

Koschka hat geschrieben:@alibaba

Mensa online Einschätzungtest ist auf dem Bereich reiner Logik ziemlich streng. Wenn dein Sohn als Kind den über die Emfehlung von Mensa knackt, bekommt er das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch auf dem Papier in einer "ordentlichen" Testsituation.
Ich habe keine Ahnung was er da im Internet gemacht hat. Er sagte, es seien so Felder gewesen, die einem Figuren zeigen und wo man dann die weiterführende Figur, aus einer Auswahl, anlegen muss. Ich habe ihm angeboten einen "Papiertest" zu machen, jetzt ist er ja alt genug, das will er aber nicht. Ein Papiertest besteht nicht nur aus solchen logischen Dingen. Man muss auch recht sprachgewandt sein und sich nicht mit Druck aus der Ruhe bringen lassen.

VG
Maca
Dauergast
Beiträge: 390
Registriert: Do 21. Mai 2015, 16:30

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Maca »

alibaba hat geschrieben: Zumindest meinen Kindern war "Herdentrieb" im Kindergarten vollkommen egal, auch noch in der Grundschule. Mit 12 Jahren ist meine Tochter jetzt voll im "Herdentrieb" drin. Naturgemäß mein Sohn mit etwas späteren Alter. Aber auch er steckt da drin. Ich behaupte, dass man sich dem , evolutionsbedingt, nicht entziehen kann.

VG
Genau das bedingt ja die Unzufriedenheit. Die Ambivalenz zwischen dem naturgegebenen Bedürfnis nach sozialem Halt und dem Bedürfnis seine individuelle Andersartigkeit auszuleben.
Nur weil Letzteres stark ausgeprägt ist, bedeutet das ja nicht, dass man seinem evolutionären Erbe einfach so entfliehen kann. Und passt man sich an, bedeutet das nicht, dass damit ein tiefes Wohlgefühl einhergeht.
Diese ambivalenten Gefühle gehören in die Pubertät und sind normal.
Nur das Vermögen, darüber genau reflektieren zu können hat nicht jeder.
Sich dieser Zerissenheit bewusst zu sein, ohne wirksame Möglichkeiten diesen Zustand zu beenden (weil z.b. das Selbstvertrauen zu schwach ausgeprägt ist)
ist ziemlich grausam.
Edainwen
Dauergast
Beiträge: 522
Registriert: Mi 28. Sep 2011, 11:29
Wohnort: BaWü

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Edainwen »

alibaba hat geschrieben: Mhhhhh …… ich bin natürlich kein Experte auf dem Gebiet der "Herdentriebprägung". Jedoch dachte ich, dass der Herdentrieb erst mit der Pubertät interessant wird. Erst ab da beginnt das Gehirn sich an der Peergroup bewusst zu orientieren. Deshalb verschwindet ja der Elterneinfluss immer mehr und die Gruppendynamik der Umgebung gewinnt die Oberhand.

Zumindest meinen Kindern war "Herdentrieb" im Kindergarten vollkommen egal, auch noch in der Grundschule. Mit 12 Jahren ist meine Tochter jetzt voll im "Herdentrieb" drin. Naturgemäß mein Sohn mit etwas späteren Alter. Aber auch er steckt da drin. Ich behaupte, dass man sich dem , evolutionsbedingt, nicht entziehen kann.
Mein Sohn (9) war vor allem im Kindergarten, so mit 4/5 Jahren, im "Herdentrieb". Er wusste, dass Jungs Fußball spielen - also hat er auch Fußball gespielt. Er wusste, dass Jungs kurze Haare haben, also sollte ich sie ihm auch schneiden, er wusste, dass Jungs mit Bauklötzen in der Bauecke spielen, also hat er das auch gemacht (und sich furchtbar gelangweilt), er wusste, dass Jungs nicht malen, also hat er das im KiGa auch nicht gemacht, nur zuhause ... er hätte schon im KiGa ein komplettes Soziogramm aller Kinder zeichnen können ... erst später (so mit 6 Jahren) hat er dann erkannt, dass er nicht unbedingt alles das gut finden muss, was die meisten tun und dass er auch Anerkennung und Freunde findet, wenn er sich einfach so gibt, wie er wirklich ist. Seither hat er keine Herdentriebambitionen mehr.

Meine Tochter (12) dagegen war bisher noch nie im Herdentrieb drin, sie hat immer ihr eigenen Ding durchgezogen. Bei mir war das übrigens genauso.

Insofern denke ich nicht, dass der Herdentrieb irgendetwas mit dem Alter zu tun hat.
Edainwen
Dauergast
Beiträge: 522
Registriert: Mi 28. Sep 2011, 11:29
Wohnort: BaWü

Re: Hilfe! Überanpassung...

Beitrag von Edainwen »

Koschka hat geschrieben:@Edainwen
[...]
Ich glaube, dass es meinem Kind ziemlich genau geht wie dir in deiner Gymnasialzeit. Hast du eine Idee, was dir damals geholfen hätte mehr Selbstvertrauen zu gewinnen und ein objektiveres Bild von dir selber zu verschffen? Wir war deine Position bei den Eltern/Lehrern? Haben sie erkannt, wie klug du bist oder haben es alle verschwiegen?
Die Lehrer wussten wohl schon, dass ich recht klug bin. Ich hatte auch einige "Narrenfreiheiten", die sich andere Kinder nicht erlauben konnten. Ich hatte mich z.B. in der Oberstufe recht oft für Mathe krank gemeldet, weil ich die Langeweile dort nicht ertragen haben. Jeder wusste, dass ich nicht wirklich krank war, aber mit durchgehend 15 Punkten ...

Die Lehrer versuchten auch alle, mich zu mehr mündlicher Mitarbeit zu bewegen. Das hat nie geklappt. Ich selber war einfach überzeugt davon, dass meine Antworten, die ich eine Viertelsekunde nach der Fragestellung im Kopf hatte, nicht richtig sein können. Warum sollten sonst die anderen so lange überlegen. Die eigentliche Frage musste viel schwieriger sein, nur ich hatte sie nicht verstanden ... Erst irgendwann in der Oberstufe fiel mir auf, dass meine Antworten, die ich im Kopf hatte, tatsächlich die richtigen waren, dass die Fragen wirklich so einfach waren und der Lehrer über jede Antwort dankbar war. Da wurde es dann besser. Aber ich glaube nicht, dass mir irgendetwas vorher zu dieser Erkenntnis hätte verhelfen können. Die musste mir schon selbst kommen.

Meine Mutter dachte wahrscheinlich nicht, dass ich besonders intelligent bin. Sie hat meine guten Noten einfach hingenommen und sich nicht besonders für das Schulische interessiert. Sie war aber auch ganztags arbeiten und ich bin quasi bei meinen Großeltern aufgewachsen - , die sich auch nicht für Schule interessiert haben ;) ("Woisch, des verstand' ih it!")

Nein, ich habe leider keine Ahnung, was mir hätte helfen können. Vielleicht, wenn sich jemand in meiner Familie für die Sachen interessiert hätte, die ich mache, das irgendwie wertgeschätzt hätte ...
Antworten