KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Fürs und Widers zum Überspringen
Rabaukenmama
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von Rabaukenmama »

sinus hat geschrieben: Solche Gespräche haben wir sehr viele geführt, besonders nach dem Test. (Wobei eigentlich auch vorher schon, nachdem ich mich mit dem Thema "Hochsensibilität" beschäftigt habe.)
Wir haben auch sehr viele Erlebnisse aus der Vergangenheit (bis ins Kiga und sogar Krippenalter hinein, wo sie sich an einige Vorkommnisse noch erinnert) nochmal besprochen und sie konnte sie tw in neuem Licht betrachten.
Erlebnisse, wo sie sich falsch fühlte, jetzt aber klar war, warum sie in der Situation anders dachte und fühlte als die Peergroup.

Auch wenn das alles natürlich nicht ihr Fühlen verändert hat (das entwickelt sich nur Erfahrung und kommt mit der Reife), halte ich es für langfristig wichtig, solche Gespräche zu führen, um den Kindern die Chance zu geben, nach und nach ein realistisches Selbstbild und hoffentlich auch ein gutes Selbstwertgefühl aufzubauen.
Ich habe mit meinem Sohn auch öfter solche Gespräche. Meistens beklagt er sich bei mir, weil "gar kein" Kind in seiner Altersgruppe ähnliche Interessen hat wie er und dass er so gerne über verschiedene Dinge (die ihn interessieren) reden würde, das aber nicht gewünscht ist. Er sagt aber auch offen, dass er umgekehrt nicht bereit ist, den anderen Kindern zuzuhören, wenn sie von was erzählen, was sie interessiert.

Hingegen quatscht er immer wieder mal Erwachsene ungefragt mit seinen Themen voll. Vermutlich muss "es" dann eben einfach raus und mein Sohn weiß aus Erfahrung, dass ihn Erwachsene nicht so schnell "abstoppen" oder sein Gerede als Unsinn abtun, wie das bei Kindern der Fall ist.

In der Betreuung spricht er kaum mit anderen Kindern, sondern fast ausschließlich mit den Betreuern. Vermutlich hat er durch die vielen Zurückweisungen (die nicht nur mit seinen Themen, sondern auch mit seiner Art zu tun haben) da schon aufgegeben. Gut? Schlecht? Ich weiß es nicht!

@nosupermum: Deine Tochter erscheint von deiner Erzählung her sowohl klug als auch sozial kompetent. Ich glaube, dass der Sprung für sie - bis zu einem gewissen Grund - durchaus eine Besserung ihres eigenen Befindens bringen kann. Und allein dafür ist es wert, das auszuprobieren!

Ganz ohne verbiegen wird sie vermutlich trotzdem nicht durchkommen, aber weniger (verbiegen) ist schon besser als mehr ;) !
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Katze_keine_Ahnung
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Das Verbiegen fängt schon damit an, dass die Lehrer diese klugen, sozialkompetenten Kinder aus Puffer zwischen zwei sozial unkompetenten Nutzen. Da muss man als Mädchen zwischen zwei akademisch schwachen sitzen, damit sie abschreiben können oder zwischen zwei Rabauken, die sonst einander voll quatschen. Im schlimmsten Fall sind sie beides in einem. Ich habe das selbst so erlebt, meine Tochter und selbst meinen Kleinen hat es getroffen. Er konnte kaum mit seinem besten Freund zusammen sitzen, weil das aus der ganzen Klasse mit 2/3 Jungs die einzigen zwei Jungen waren, die bereit waren sich an den Regeln zu halten.
sinus
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von sinus »

nosupermum hat geschrieben:
Eigentlich könnte man meinen, alles schön. Sieht doch gut aus. Aber irgendwie hat es alles auf den Kopf gestellt.
Ich merke schon, das die Leute reservierter werden. Irgendwann muss man ja sagen, dass man sich nicht zum Schulbeginn sieht, weil eben so und so. Natürlich sollte das einem egal sein, was andere sagen. Zum einen Ohr rein und wieder raus. Doch irgendwas bleibt immer hängen und macht was mit einem einem. Man kann ja auch nicht mit jedem drüber reden. Irgendwann muss man es sagen und dann kommen immer die ganzen Vorurteile. Kennt ihr das auch? Dass man seinem Kind die Kindheit nimmt, indem man ihm ein Jahr Unbeschwertheit klaut. Oder die ganzen versteckten Aussagen: Also, mein X schreibt zwar auch überall 1er, aber trotzdem würde ich ihn nie drillen, nur damit er überspringt. Meine X rechnet zwar auch gerne, aber das heißt ja noch lange nicht, dass sie intelligenter ist als andere.

Dass es aber die anderen Aspekte sind, die uns dazu bewogen haben, das kann ich niemandem erklären. Dass ich befürchte, dass sie nie richtig Lernen lernt, weil sie das nie brauchte. Ja, das ist schön, dass ein Kind immer bequem durchkommt. Aber wenn man sieht, dass es sein Potential selbst beschränkt, weil sie spitz gekriegt hat, was erwünscht ist oder das eine Antwort auf eine so dämliche Frage auf dem Arbeitsblatt ausreicht und man mit einem Bruchteil dessen was man weiß schon ne 15 bekommt und über den grünen Klee gelobt wird. Sie stellt das auch selbst fest. "Was eine 15 in Rechtschreibung? Ich schreib doch noch so viel falsch?" oder "Warum bekommt man für so eine Popelaufgabe in HSU eine 15? Das ist doch nur Bild mit Text verbinden statt wirklich etwas wissen. Das ist doch ungerecht!" Es ist ja nicht nur die Leistung in der Schule, sondern auch das Denken, das etwas anders ist. Z.B. Bücher nach sprachlichen Stilmitteln zu beurteilen, Erwachsenen zu erklären, in welchen Hirnregionen Gefühle entstehen und was das mit dem Körper macht etc. Sich mit 7 schon zu überlegen, fürs Studium zu sparen oder damit man später keine Kredite aufnehmen muss.

Wie waren die Reaktionen in eurem Umfeld?
Wie seid ihr damit umgegangen?
Einige schrieben hier, dass sie ihre Kinder wie Aliens fühlten. Ich fühle mich gerade wie eine Alien-Mama :|.
Dazu (Abschnitt 1) wollte ich noch was schreiben. Das ist etwas, was DEIN Problem ist, wo du an dir arbeiten solltest.
Das ist eine Entwicklung, die du da wohl noch durchmachen musst. (wie Katze es schon beschrieb und wo ich mich jetzt bei Kind zwei auch schon anders verhalte, als bei Kind eins)
Dein Kind IST anders und es gibt einen guten Grund dafür. Es ist kein Durchschnitt und es braucht andere Sachen, als der Durchschnitt.

Das kann und sollte man nicht unter den Teppich kehren und schon gar nicht sollte man mit Scham reagieren. ("Oh Gott, die anderen könnten denken, ich will mit dem Kind angeben" oder "die halten mich für eine Eislaufmutter!")
Natürlich wird es Leute geben, die so denken und euch für Angeber, überehrgeizig oder sonstwas halten. Die fänden aber gesichert auch schnell was anderes, um sich das Maul zu zerfetzen.
Es ist nicht deine Aufgabe, anderen zu gefallen, sondern deinen/euren, den passenden Weg zu finden und zu gehen.
Genau das finde ich sehr wichtig, dem Kind auch vorzuleben.
Nicht im Sinne von Egoismus natürlich, aber darum geht es bei Sachen wie Klassensprung etc ja nun überhaupt nicht, weil niemanden dadurch was weggenommen wird.

Also steh zu dem klugen Kind, erzähle, was ihr für Gespräche führt und was sie sich für weitreichende Gedanken macht, und dass sie leidet, wenn sie unterfordert ist.
Genau wie andere, wenn sie stark ÜBERfordert sind.
Dass es nicht nur ein Segen ist, ein kluges Kind zu haben, weil es mitunter eben nicht so gut "reinpasst" und dass es euch nur darum geht, dass das Kind glücklich ist.
Dass solche Kinder oft Fehler machen, wenn die Aufgaben zu leicht sind, weil sie zu kompliziert denken oder abschalten und dann schnell verunsichert sind und sich sogar dann selbst für dumm halten.
Dass es darum nicht unbedingt die 1er Schüler sind, die besonders begabt sind, sondern für gute Zensuren ein guter Mix aus Begabung und Anstrengunsgbereitschaft nötig ist, und dass genau die die besonders begabten Kinder oft leider nicht lernen. (das beinhaltet für die von dir erwähnten Miteltern, die die guten Zensuren des eigenen Nachwuchses erwähnen gleichzeitig: "Gratulation, DEIN Kind scheint klug UND fleißig zu sein, meines braucht da noch etwas Hilfe" ;) )
Das Thema "Lernen lernen" kann man übrigens ganz besonders gut thematisieren:
Dass Kinder, denen alles zufliegt, die Lernfreude verlieren, das Selbstbewusstsein leidet, weil sie das Gefühl haben, nicht wirklich was zu leisten.
Dass sie dann ggf desinteressiert, faul und bequem werden und sich nicht mehr anstrengen mögen. Dann ggf sogar zu sehr schlechten Schülern werden.
Das ist was, das verstehen auch "eifersüchtige" Leute. Bzw gerade die, weil genau die meistens ja Leistung ganz besonders hoch werten.
Auch Lehrer springen übrigens darauf noch am ehesten an. Weil das nicht kommuniziert: "ich will was besonders für mein besonderes Kind" sondern: "ich habe ein Problem und brauche Hilfe".

In einem Buch, was ich las, wurde die in Deutschland nötige "Lobby-Arbeit" für Hochbegabte übrigens mit der Schwulenbewgung vor ein paar Jahren verglichen.
Dass Toleranz nur wachsen konnte, weil sie aus dem Schatten herausgetreten sind, weil sie sichtbar wurden und es nicht mehr verstecken, wer sie sind und was sie sind.
Und wie besser es Schwulen heutzutage allein dadurch geht.
Die Autorin /der Autor wünschte sich was ähnliches für die Hochbegabten...

Wir alle hier können evtl wenigstens ein kleines bisschen dazu beitragen, dass sich das Bild und der Umgang der Gesellschaft mit den "Klugen Kindern" ändert. Das geht aber nur, wenn wir dazu stehen und uns nicht verstecken!
Und ich habe inzwischen tatsächlich auch schon erlebt, dass das Gegenüber wirklich zuhört und versteht und ggf gewisse Vorurteile/Pauschalisierungen aufgibt und mit Verständnis reagiert.
Manchmal rennt man damit sogar offene Türen ein.

Natürlich sollte man nicht "hausieren" gehen mit dem Thema und bei jeder Gelegenheit damit ankommen.
Aber immer wenn das Gespräch drauf kommt, wenn jemand dumme Bemerkungen macht oder irritiert ist oder gar nachfragt, kann (sollte?) man die Sache durchaus erklären, finde ich.
Nicht alle werden es verstehen, je nachdem, ob sie das überhaupt wollen. Aber einige schon.
Und je öfter du darüber redest, desto normaler und besser fühlt es sich übrigens an! :fahne:

PS:
Sehr positiv auf das Thema reagiert haben bspw die Schulpsychologin, die die Einschulungsuntersuchung bei uns machte und dann von sich aus dringend empfahl, die nachgewiesene Hochbegabung der Schwester auf dem Formular der Kleinen, der von der Schuluntersuchung an die Schule geht, schriftlich festzuhalten, damit die Schule das gleich wüsste.
Da war ich auch erst unsicher, ob ich das Thema überhaupt von mir aus anbringen sollte oder nicht, zumal die Kleine laut Testergebnis ja nicht den Gesamt-Hb-Wert hatte, wie die Schwester. Ich hab mich dann aber doch dazu durchgerungen und habe mit der Schulpsychologin dann ein sehr gutes, längeres Gespräch darüber geführt.

Und auch bei der zukünftigen Schuldirektorin der Grundschule meiner Kleinen (eine andere als die, wo die große Schwester war), mit der ich vor Längerem telefonierte, als ich noch unentschlossen
war, auf welche Grundschule ich das Kind geben werde. (weil die Große in ihrer GS ja keine Förderung bekommen hatte und es ihr darum dort nicht besonders gut ging)
Die Direktorin sagte direkt, sie sehe das genau genauso: Förderung für Begabtere sei ebenso wichtig wie für die, denen es schwer fällt.
(was immerhin schonmal was wert ist, denn es gibt genug Pädagogen, die da anderer Meinung sind und glauben und sagen, die Klugen sollten vor allem sich gedulden lernen)

Beim ersten Elternabend für die neue Klasse übrigens erwähnte die Grundschullehrerin dann ausdrücklich, dass und welche Materialen sie für Kinder hat und nutzt, die schon lesen und rechnen können und dass es sicherlich ein paar davon in der Klasse geben wird. Ich vermute fast, dass das kein Zufall bzw nur eine Standartfloskel war und evtl sogar mit der "Vorarbeit" zu tun hat. (und hab Hoffnung für Kind 2, dass es besser läuft, als bei der Großen)
Die Blätter sind bunt
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Meine3
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von Meine3 »

nosupermum hat geschrieben:Ja, leider passt meine Tochter sich auch sehr an. Ich muss heute die Einhornnamensschilder von den schulsachen pulen.

Das mit der BabysprAche er so auffällig. In der Krippe ausgefeilte Sätze, da nur mit Erziehern gesprochen, im Liga waren dann die Kinder mit der einfacheren Sprache und dann ging es temporär wieder Berg ab. In der Schule auch. Erklärt sie mir was, dann sehr selbstbewusst und komplex. Aber wenn sie In einer schulähnlichen Situation ist oder meint abgefragt zu werden, dann hat sie einen Babysingsang drauf und beschränkt sich nur auf da es sie sieht. Schlimm..,

Ich hoffe, das sie bei den Veranstaltungen der Begabtenförderung Auf Kinder trifft, mit der sie auf ihrem Niveau reden kann. Damit sie sieht, dass schneller und kompliziert denken auch normal ist.

Das mit der Babysprache zeigt einfach die hohe soziale Kompetenz kluger Mädchen. Meine Tochter hat auch (meistens) geswitcht zwischen Kindergarten-Modus und Zu-Hause-Modus. Sie hat auch eine Freundin aus dem alten Kindergarten, die aufgrund von Zweisprachigkeit einfach im deutschen oft eine andere Aussprache hat, auch hier passt sich meine Tochter sofort an und nimmt den Sprachstil der Freundin an.

Ich sehe das auch, dass das durchaus nicht NUR negativ ist. Ich habe mit meinem Sohn echt zu kämpfen, weil er sich eben garnicht gern anpasst. Er kennt die Regeln (auch die unausgesprochenen) sehr gut, aber er hinterfragt halt und wenn es IHM nicht sinnig erscheint, dann wird sich da auch nicht dran gehalten :roll: :roll: oder eben das anpassen an FReunde. DAs passiert, aber in einem weitaus geringeren Maß als bei der Tochter. Mein Sohn würde NIE anfangen wie ein Baby zu sprechen, da könnte passiern was will :lol:, aber wenn der beste FReund Fussball liebt, dann kann er sich dafür auch begeistern (temporär)...

Ich sehe aber eben, dass es besonders bei klugen Mädchen eine große Gefahr gibt, dass sie sich selbst verlieren, im Kampf um soziale Integration, in dem sie dann eben auch zu drastischen Mitteln greifen (ihre eigene Persönlichkeit total verbiegen, nur um dazu zu gehören). Hier muss man ein gutes Maß finden an Anpassung ohne sein eigenes Selbst aufzugeben.

Meine Tochter orientiert sich derzeit STARK am großen Bruder (weil sie eben seit März nicht mehr in die Kita geht und sie Freundinnen nicht so oft sehen kann, wie sie es braucht, leider). Sie will derzeit wieder eher selten auch mal Mädchenkleidung tragen, eifert Jungs auch im Verhalten nach und wenn sie miteinander spielen, ist sie im Spiel ein Junge 8-). DA es aber nicht mehr so extrem ist, wie mit 4/5, finde ich es okay. Sie versucht eben dazu zu gehören, aber gibt sich nicht mehr komplett dafür auf...
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Ich finde mittlerweile, dass (vor)laut sein gesünder ist, als übereingepasst und durchgebogen. Dann hat man halt Freunde, die einen wirklich mögen, obwohl man laut und eigensinnig ist, und nicht diejenigen, die einen nur dann mögen,wenn es einem schlecht geht, oder wenn man alles mitmacht. Blöderweise verliert man durch die Überanpassung und die Versuche jedem recht zu machen das Gefühl dafür, welche Menschen man eingentlich um sich haben möchte. Man will zu jeder Party eingeladen werden, aber dort angekommen fängt man gleich an zu leiden, weil man dann gleich weiß, man gehöre dort nicht hin.
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von Meine3 »

@Katze. Du hast recht. Es ist psychisch auf lange Sicht (!) gesünder, sich nicht anzupassen und auf „falsche“ Freunde zu verzichten. Ich denke diese Einsicht kommt aber auch mit dem Alter und man kann Mädchen da auch helfen, mehr zu sich selbst zu stehen, sie bestärken.

Aber grade bei Mädchen entsteht durch die Nicht-Integration ja auch ein Leidensdruck. Deswegen passen sie sich ja an. Hier ist es auch Aufgabe der Mamas (als weibliches Vorbild) zu zeigen, dass man anders sein und sich dennoch hin und wieder anpassen kann (in einem gesunden Maß!), um sowohl Freunde zu haben als auch sich selbst zu bleiben. Mädchen verfallen hier eben oft erst einmal ins eine Extrem, Jungs in das andere. Ich führe sowohl viele Gespräche mit der Mittleren, dass sie genau richtig ist, wie sie ist und sie liebenswert ist, auch wenn sie sich oft „alienhaft“ fühlt. Und mit dem Sohn führe ich viele Gespräche, dass es Regeln gibt, an die man sich zum Wohle der Gemeinschaft eben halten muss und dass man auch Interesse an den Hobbies der Freunde zeigen sollte und nicht immer NUR sein Ding durchziehen kann...

Es ist eben eine Gradwanderung
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sinus
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von sinus »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:Ich finde mittlerweile, dass (vor)laut sein gesünder ist, als übereingepasst und durchgebogen. Dann hat man halt Freunde, die einen wirklich mögen, obwohl man laut und eigensinnig ist, und nicht diejenigen, die einen nur dann mögen,wenn es einem schlecht geht, oder wenn man alles mitmacht. Blöderweise verliert man durch die Überanpassung und die Versuche jedem recht zu machen das Gefühl dafür, welche Menschen man eingentlich um sich haben möchte. Man will zu jeder Party eingeladen werden, aber dort angekommen fängt man gleich an zu leiden, weil man dann gleich weiß, man gehöre dort nicht hin.

Ja, da hast du sicher recht. Ich war als Kind der Typ frech, vorlaut, direkt und eigensinnig und bin zwar mitunter angestoßen, habe aber auch viel Anerkennung gerade deswegen bekommen! Als die Unangepasste, die sich traut, den Mund aufzumachen, wo andere es sich nicht trauen oder etwas nie so offen sagen würden.
Tochter ist zwar ebenfalls sehr eigensinnig und sensibel für Missstände/Misfit, aber tut sich meist schwer damit, das offen zu kommunizieren oder gar auszuleben, dazu zu stehen, dass und darum ihr was nicht passt.
Damit macht sie es sich selbst und anderen ziemlich schwer und der Umgang mit ihr ist einfach auch echt anstrengend. Am Ende bekommt sie nur zusätzlich negative Rückmeldungen ("was hat sie denn JETZT schon wieder???") und ist mit der Situation und sich selbst auch nie zufrieden.
Zuletzt geändert von sinus am Mi 12. Aug 2020, 15:37, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von sinus »

Meine3 hat geschrieben:@Katze. Du hast recht. Es ist psychisch auf lange Sicht (!) gesünder, sich nicht anzupassen und auf „falsche“ Freunde zu verzichten. Ich denke diese Einsicht kommt aber auch mit dem Alter und man kann Mädchen da auch helfen, mehr zu sich selbst zu stehen, sie bestärken.

Aber grade bei Mädchen entsteht durch die Nicht-Integration ja auch ein Leidensdruck. Deswegen passen sie sich ja an. Hier ist es auch Aufgabe der Mamas (als weibliches Vorbild) zu zeigen, dass man anders sein und sich dennoch hin und wieder anpassen kann (in einem gesunden Maß!), um sowohl Freunde zu haben als auch sich selbst zu bleiben. Mädchen verfallen hier eben oft erst einmal ins eine Extrem, Jungs in das andere. Ich führe sowohl viele Gespräche mit der Mittleren, dass sie genau richtig ist, wie sie ist und sie liebenswert ist, auch wenn sie sich oft „alienhaft“ fühlt. Und mit dem Sohn führe ich viele Gespräche, dass es Regeln gibt, an die man sich zum Wohle der Gemeinschaft eben halten muss und dass man auch Interesse an den Hobbies der Freunde zeigen sollte und nicht immer NUR sein Ding durchziehen kann...

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Mein Vorbild nützt da leider wenig. Meiner Tochter war/ist es schon immer total peinlich, wenn ich Dinge, die mir nicht gefallen, öffentlich laut ausspreche. Beispielsweise im Zug mit jemanden diskutiere, der nicht nur die Kinderplätze besetzt, sondern dann nicht mal seine Tasche wegnimmt, damit wir auch noch Platz haben.
Sowas kam letztens mal vor und ich hab diskutiert und saß dann am Ende mit der Kleinen bei der unfreundlichen Dame, die Große hat sich direkt als ich die Dame bat, den Platz frei zu machen lieber zwei Sitzbereiche weiter allein hingesetzt, obwohl der dritte Platz in der Kinderecke dann am Ende der Diskussion durchaus frei war und mir dann noch Vorwürfe gemacht, warum ich mich überhaupt mit der Frau auseinandergesetzt habe.
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von Meine3 »

sinus hat geschrieben:
Meine3 hat geschrieben:@Katze. Du hast recht. Es ist psychisch auf lange Sicht (!) gesünder, sich nicht anzupassen und auf „falsche“ Freunde zu verzichten. Ich denke diese Einsicht kommt aber auch mit dem Alter und man kann Mädchen da auch helfen, mehr zu sich selbst zu stehen, sie bestärken.

Aber grade bei Mädchen entsteht durch die Nicht-Integration ja auch ein Leidensdruck. Deswegen passen sie sich ja an. Hier ist es auch Aufgabe der Mamas (als weibliches Vorbild) zu zeigen, dass man anders sein und sich dennoch hin und wieder anpassen kann (in einem gesunden Maß!), um sowohl Freunde zu haben als auch sich selbst zu bleiben. Mädchen verfallen hier eben oft erst einmal ins eine Extrem, Jungs in das andere. Ich führe sowohl viele Gespräche mit der Mittleren, dass sie genau richtig ist, wie sie ist und sie liebenswert ist, auch wenn sie sich oft „alienhaft“ fühlt. Und mit dem Sohn führe ich viele Gespräche, dass es Regeln gibt, an die man sich zum Wohle der Gemeinschaft eben halten muss und dass man auch Interesse an den Hobbies der Freunde zeigen sollte und nicht immer NUR sein Ding durchziehen kann...

Es ist eben eine Gradwanderung

Mein Vorbild nützt da leider wenig. Meiner Tochter war/ist es schon immer total peinlich, wenn ich Dinge, die mir nicht gefallen, öffentlich laut ausspreche. Beispielsweise im Zug mit jemanden diskutiere, der nicht nur die Kinderplätze besetzt, sondern dann nicht mal seine Tasche wegnimmt, damit wir auch noch Platz haben.
Sowas kam letztens mal vor und ich hab diskutiert und saß dann am Ende mit der Kleinen bei der unfreundlichen Dame, die Große hat sich direkt als ich die Dame bat, den Platz frei zu machen lieber zwei Sitzbereiche weiter allein hingesetzt, obwohl der dritte Platz in der Kinderecke dann am Ende der Diskussion durchaus frei war und mir dann noch Vorwürfe gemacht, warum ich mich überhaupt mit der Frau auseinandergesetzt habe.
Dein Kind ist in der Vorpupertät. Da distanzieren sich Kinder (ob besonders klug oder nicht, Jungs wie Mädchen) von ihren Eltern und finden die Eltern peinlich...

Ich bin mir GANZ sicher, dass du deiner Tochter dennoch Vorbild bist ;) Und das im positiven Sinne. Wir sprechen uns nochmal, wenn dein Kind Mitte 20 ist. Natütlich ist vieles Charaktersache. Aber als Vorbild fungieren bedeutet ja nicht, dass die Kinder kleine Kopien von einem werden und alles gutheißen müssen, was die Eltern machen (oder nicht machen).
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
sinus
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Re: KL 3 überspringen / Ungewohnte Situation / Umfeld

Beitrag von sinus »

Meine3 hat geschrieben:
sinus hat geschrieben:
Meine3 hat geschrieben:@Katze. Du hast recht. Es ist psychisch auf lange Sicht (!) gesünder, sich nicht anzupassen und auf „falsche“ Freunde zu verzichten. Ich denke diese Einsicht kommt aber auch mit dem Alter und man kann Mädchen da auch helfen, mehr zu sich selbst zu stehen, sie bestärken.

Aber grade bei Mädchen entsteht durch die Nicht-Integration ja auch ein Leidensdruck. Deswegen passen sie sich ja an. Hier ist es auch Aufgabe der Mamas (als weibliches Vorbild) zu zeigen, dass man anders sein und sich dennoch hin und wieder anpassen kann (in einem gesunden Maß!), um sowohl Freunde zu haben als auch sich selbst zu bleiben. Mädchen verfallen hier eben oft erst einmal ins eine Extrem, Jungs in das andere. Ich führe sowohl viele Gespräche mit der Mittleren, dass sie genau richtig ist, wie sie ist und sie liebenswert ist, auch wenn sie sich oft „alienhaft“ fühlt. Und mit dem Sohn führe ich viele Gespräche, dass es Regeln gibt, an die man sich zum Wohle der Gemeinschaft eben halten muss und dass man auch Interesse an den Hobbies der Freunde zeigen sollte und nicht immer NUR sein Ding durchziehen kann...

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Mein Vorbild nützt da leider wenig. Meiner Tochter war/ist es schon immer total peinlich, wenn ich Dinge, die mir nicht gefallen, öffentlich laut ausspreche. Beispielsweise im Zug mit jemanden diskutiere, der nicht nur die Kinderplätze besetzt, sondern dann nicht mal seine Tasche wegnimmt, damit wir auch noch Platz haben.
Sowas kam letztens mal vor und ich hab diskutiert und saß dann am Ende mit der Kleinen bei der unfreundlichen Dame, die Große hat sich direkt als ich die Dame bat, den Platz frei zu machen lieber zwei Sitzbereiche weiter allein hingesetzt, obwohl der dritte Platz in der Kinderecke dann am Ende der Diskussion durchaus frei war und mir dann noch Vorwürfe gemacht, warum ich mich überhaupt mit der Frau auseinandergesetzt habe.
Dein Kind ist in der Vorpupertät. Da distanzieren sich Kinder (ob besonders klug oder nicht, Jungs wie Mädchen) von ihren Eltern und finden die Eltern peinlich...

Ich bin mir GANZ sicher, dass du deiner Tochter dennoch Vorbild bist ;) Und das im positiven Sinne. Wir sprechen uns nochmal, wenn dein Kind Mitte 20 ist. Natütlich ist vieles Charaktersache. Aber als Vorbild fungieren bedeutet ja nicht, dass die Kinder kleine Kopien von einem werden und alles gutheißen müssen, was die Eltern machen (oder nicht machen).
Dann ist sie schon seit vielen Jahren in der Vorpubertät. :fahne:
Solche Erlebnisse hatten wir auch schon, als sie 4, 5 Jahre alt war und IMMER war es ihr unangenehm.
Sie scheut einfach jeden Konflikt und potentiell unangenehme Situationen und möchte auch nicht Beobachterin dessen sein.

Sie war auch so ein Kind, was, wenn sich ein anderes Kind weh getan hat, lieber weggegangen ist oder sich versteckt hat, als es aktiv zu trösten oder ihm direkt zu helfen.
Zwar holte sie mitunter erwachsene Hilfe wo nötig, aber zu dem betroffenen Kind hingehen, selbst helfen, trösten, fragen, was los ist, sich beteiligen, wenn die Erzieherin dann dazu kam, wie viele andere Kinder es machten etc - kam ihr niemals nicht in den Sinn. Da hat sie sich lieber irgendwo versteckt. (Ich persönlich glaube aber, dass es eher ein zu viel an Empathie zeigt, als ein zu wenig. Das deckt sich auch mit einer aktuellen Studie des Max-Planck Institutes. Zusammengefast: Schüchterne Kindern sind empathischer, werden aber seltener aktiv, selbstbewusstere Kinder sind weniger empatisch, greifen aber eher helfend ein)

Lange hat sie bspw auf der Straße auch andere nicht gegrüßt, obwohl ich auch da natürlich ein gutes Beispiel agegeben habe und oft sogar Gespräche anfange.
Sie dagegen antwortete auch nicht, wenn sie selbst gegrüßt oder was gefragt wurde.
Das musste ich ihr im Grundschulalter erstmal genau erklären, warum das erwartet wird und wie es wirkt, wenn man das nicht tut.
Da war sie sehr von sich erschrocken, dass sie da offensichtlich was Wichtiges falsch gemacht hat und hat sich von da an zumindest bemüht, auch wenn es ihr immernoch schwer fiel.

Ich glaube nicht, dass sie jemals jemand sein wird, der lautstark protestiert, wenn etwas nicht passt. Sie wird eher im Leisen aktiv werden und heimlich versuchen, was zum Besseren zu ändern.
Aber wir werden sehen. Eine Greta ist auch nicht als die Greta geboren worden, die sie jetzt ist...
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
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