Ihr erinnert vielleicht noch an unser "Schulwechsel"- und "hier ist in 10 Jahren nur ein Kind gesprungen"- Drama Anfang des Jahres.
Nachdem der Schulwechsel vom Tisch war, ging es eigentlich nur noch bergauf mit der Schule. Sohn kam in der Klassengemeinschaft richtig an, fand mehr Anschluss. Im Unterricht entwickelte er laut KL mehr "Biss", ließ sich von den anderen Kindern auch mal zu Fleißaufgaben und dergleichen anstecken. Hausaufgaben wurden auch immer schneller erledigt (im Großen und Ganzen, Mathe war weiterhin immer wieder mal Auslöser von Eskalationen). Alles in allem groovte er sich immer mehr ein, wir legten den Fokus eher auf die "Baustelle" Sozialverhalten und das lief für uns sehr gut. Mit Gesprächen und einem "Verhaltenssmilile"-System für jeden Tag in der Woche(lachender Smilie, wenn alles super war, neutraler Smilie wenns okay war, trauriger Smilie, wenn es nicht gut lief) hatten wir einen guten Einblick, wie er in der Schule so drauf gewesen war und konnten zeitnah mit unserem Sohn ins Gespräch gehen. Grade vor einer Woche habe ich hier noch fröhlich berichtet (Beitrag von Ruth87 zum Klassensprung 1./2. Klasse), dass nun alles bei uns viel besser läuft.
Nun kommt der Karton: Ich bekam gestern von der KL eine E-Mail sie wolle mit mir über Sohnemanns kognitive und emotionale Entwicklung sprechen und mögliche Perspektiven aufzeigen. Ich befürchtete das Schlimmste. Denn in den letzten 2 Jahren (Vorschuljahr im Kindergarten, Halbjahresgespräch, Gespräch mit dem Rektor wegen Schulwechsel, Abschlussgespräch Hospitation an der anderen Schule...) kam bei solchen Gesprächen meist nichts Gutes heraus.
Heute saß ich in der Schule, vor der KL , gefasst auf ein "Ihr Sohn benimmt sich total daneben"- Plädoyer.
Pustekuchen.
Sie lobte meinen Sohn über den grünen Klee. Im Deutsch-Lesetest habe er den Vogel mit der Höchstpunktzahl in Rekordzeit (ging auf Zeit) abgeschossen, er bemühe sich sehr mit stetigem Erfolg, im Unterricht nicht mehr ständig rein zu rufen, sei aber dennoch immer mit dabei und sehr motiviert, das Schriftbild habe sich sehr verbessert, Schreibschrift läge ihm sogar mehr als Druckschrift. Auch wenn er den anderen Kindern meilenweit voraus sei (Deutsch, Sachkunde), wirke er insgesamt emotional viel stabiler und entspannter, ließe sich nicht mehr von anderen provozieren, halte souverän inhaltlich wertvolle Präsentationen (in Sachkunde

Sie würde dringend den Sprung in die 3. Klasse empfehlen (nach den Sommerferien). Bumm. Das saß.
Nochmal zur Erinnerung: im Halbjahresgespräch wurde mir mitgeteilt, dass schon zu Beginn des Schuljahres über einen Sprung nachgedacht, dieser dann aber schnell als nicht sinnvoll erachtet wurde, da Sohn eben große Probleme mit dem Sozialgefüge hätte (fühlt sich schnell angegriffen von Mitschülern und reagiert dann "über", ruft ständig rein, korrigiert andere Kinder, ist ungeduldig...) und die Feinmotorik nicht passen würde (schreiben ist nicht so sein Steckenpferd. Er schreibt schnell, weil der Kopf so schnell ist und er keine Geduld mit seiner Hand hat, dadurch ist es schon eine ziemliche Schmiererei), grade die KL sah auch keinen großen Vorsprung in Deutsch. Die Mathelehrerin sah den Vorsprung, aber Drehtürmodell wird nicht angeboten. Wir haben dann über einen Schulwechsel mit jahrgangsgemischten Klassen nachgedacht, unser Rektor war dagegen, sprach sichaber gleichzeitig grundsätzlich gegen Klassensprünge aus, bot diesen im Gespräch dann aber doch an (mit der Bemerkung, dass lediglich ein Kind in 10 Jahren gesprungen sei), was auf mich wie ein "an der Schule behalten"-Versuch wirkte. Wir haben dann in der anderen Grundschule hospitiert, was ein völliges Desaster war. Ihr erinnert euch wahrscheinlich, da die Rektorin und die dortige KL meinen Sohn als "sozial desinteressiert" abgestempelt hatten, weil er sich auf das Schulmaterial und den Unterricht konzentrierte und nicht auf die Mitschüler.
Also wieder zurück in die alte Schule und da lief ab da dann alles besser

Und jetzt ist es so, dass die KL uns den Sprung von sich aus wirklich wärmstens empfiehlt

Ihre Gründe:
-Sohnemann sei in Deutsch so weit, dass er, selbst ohne nachlernen, problemlos in der 3. Klasse mitkäme, lediglich Schreibschrift müsse er noch üben.
-Sachkunde: Sohnemann sei ihrer Meinung nach min. auf dem Stand eines Mittelstufen-Gymnasialkindes. Also kein Problem
-Mathe: in Absprache mit beiden Mathelehrerinnen (bisheriger und aktueller) sollten hier kein Probleme auftauchen, er müsse das 1x1 lernen und addieren/subtrahieren im 100er Zahlenraum, was aber beide Lehrerinnen nicht als problematisch ansehen, sofern Sohnemann "Lust" hat

-2. Klasse ist das entspannteste Jahr, es wird sehr viel wiederholt. Sie befürchtet eine enorme Unterforderung beim Sohn, er verpasse hier "fast" nichts und das was er verpassen würde, könne er in den Sommerferien nachholen.
Ihr Vorgehen wäre eigentlich gewesen: Schnuppern bis zu den Sommerferien (hier in Bawü ist das bis Ende Juli) in der 2. Klasse, vor allem wegen der Mitschüler, Klassenlehrer etc., dann Entscheidung ob gesprungen wird oder nicht. Wenn man sich für den Sprung entscheidet, in den Sommerferien nachlernen, damit er dann den Anschluss an die 3. Klasse findet.
SO wäre ich auch dafür gewesen.
ABER: Wegen Corona hat der Rektor, den sie anscheinend schon mehrfach damit "belästigt" hat


Folgendes Problem sehen die KL und ich hierbei: Wenn mein Sohn nun "vorlernt" um in Klasse 3 den Anschluss zu finden und wir/er uns dann doch dagegen entscheidet(n), haben wir erst recht den Salat. Dann hat er den gesamten Stoff der 2. Klasse intus und springt nicht

Die Klassenlehrerin in spe könnte ich jetzt schon kennen lernen, er aber eben seine Klassenkameraden nicht.
Mein Sohn hat grundsätzlich Anpassungsschwierigkeiten. Ohne einen "Probelauf" vorher will ich ihn nicht springen lassen. Denn grade sozial hat er sich jetzt so gut gemacht und ich lebe eigentlich nach der Devise "never change a running system". Und grade läufts ja grade in diesem Bereich SEHR gut.
Wir können uns Zeit lassen mit der Entscheidung, immer auf sie zu kommen. Ob ICH nicht nochmal mit dem Rektor wegen des Schnupperns VOR den Sommerferien reden möchte?


Habe gleich den Sohn selbst gefragt ob er springen will: JA, ER WILL!
- Thema Freunde aus der 1. Klasse: "die kann ich doch auf dem Pausenhof und nach der Schule sehen"
- Thema andere KL: Frau XXX (seine jetzige KL, die er SEHR gern hat) "sehe ich doch weiterhin wenn sie Pausenaufsicht hat"
-Thema "neue Klassenkameraden":"Mama, in welche 2. Klasse komme ich denn ( die jetzige 2. Klasse ist 3zügig, in welche er käme, stand heute morgen noch nicht fest)? Es gibt einige Kinder, mit denen ich eh schon spiele in der Pause, andere ärgern mich aber..."
-Thema "lernen in den Sommerferien": Kein 'Problem Mama, wenn ich WILL, dann schaff ich das locker."
Na dann

Und ich? Ich hab Bauchweh. Total. Obwohl eigentlich alle Gründe dafür sprechen. Was für mich "dagegen" spricht, ist der Tatbestand, dass ich in Mathe keinerlei Vorsprung mehr sehe. Er hat hier Rückschritte gemacht, braucht gefühlt ewig um einfache Aufgaben zu lösen, wenn es auch in der Coronazeit wieder besser geworden ist. Desweiteren hat er sich doch jetzt grade in der Klassengemeinschaft eingefügt und jetzt soll ich ihn da schon wieder rausreißen? Ich hätte kein Bauchweh, wenn er JETZT bis zu den Sommerferien schnuppern könnte und wir uns erst dann entscheiden könnten. Aber entscheiden ohne zu schnuppern, erst alles nachlernen (2. Klasse Stoff) und DANN erst schnuppern mit ungewissem Ausgang finde ich unsinnig. Bliebe noch zum Halbjahr springen. Aber unterm Jahr ist natürlich immer ungeschickter als zum Anfang des Jahres.
Und wie gesagt: eigentlich läuft grade alles. Die Lehrerin möchte nur kratzen bevor's juckt

Was tun?
Gruß, verwirrte Meine3