...wieder das Thema Klassensprung

Fürs und Widers zum Überspringen
sinus
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von sinus »

...ich kann deine Bedenken nachvollziehen, total. Ich habe mein Nummer zwei ja auch aus lauter Bedenken dann nicht vorzeitig eingeschult, weil sie "nur" knapp über 120 lag und laut Beratungsstelle damit bei einer vorzeitigen Einschulung eventuell später ihren Vorsprung einbüßen würde, wenn es ans Gymnasium geht und sie dann eben 1-1,5 Jahre jünger wäre.
Die Beratungsstelle meinte, für einen erfolgreichen Gymnasium wäre ein IQ von ca. 115 gut, das wäre da so der Durchschnitt.
Ich hab dann sogar noch alle möglichen Studien recherchiert, wie erfolgreich vorzeitige Einschulungen sich langfristig (gesamte Schullaufbahn) bewähren. (Ergebnis: nicht eindeutig vorherzusagen. Es gibt Studien, die eher auf Probleme deuten, mehr Abbrüche, Rückstellungen, schlechtere Noten. Es gibt aber auch Studien, die sagen, dass es oft erfolgreich war/ist. Oft wird aber dabei nicht eindeutig unterschieden, ob es ich um wirklich Hochbegabte handelte oder es um Hochstufungen auch nur aufgrund von guten Leistungen ging.)

Wie man hier inzwischen wohl auch gemerkt hat, bin ich eine Zweifelerin, die am liebsten immer auf Nummer sicher gehen will und alles möglichst vorhersagbar hätte. Also glaub mir, ich verstehe dich.
Aber ich bleibe aus meiner Erfahrung heraus, eben oft NICHT mutig genug gewesen zu sein, bei meiner Meinung, dass ihr es probieren solltet.
Was ich dabei besonders schwer wiegend finde ist, dass die Lehrerin und Schule dahinterzustehen scheinen. Du musst dich nicht gegen sie durchsetzen, nichts durchrücken, da keine Widerstände überwinden. Du kannst dich sogar ein bisschen auf deren Empfehlung ausruhen und musst die Verantwortung nicht allein schultern.

Ansonsten: Es kommt eh IMMER anders, als gedacht. :P
Bei meiner Kleinen war es FÜR DIESES JAHR wohl richtig sie nicht einzuschulen. Das war aber eher den völlig umvorgesehen Umständen zu verdanken: durch Corona musste sie nicht in den ungeliebten Kindergarten. (Sie geht sie jetzt seit 1 Woche wieder, hat sich zuletzt sogar drauf gefreut, allerdings unter der Prämisse, nur bis mittags hin zu müssen. Nach einer Woche jetzt mag sie schon wieder nicht mehr hin...)
Wie es in der Grundschule aussieht - mal sehen. NOCH ist sie sehr motiviert, auch bereit Dinge zu üben und einzuüben, sehr gut an der Geige zu sehen.
Sie ist auch von Typ her anders, als die Schwester. Und wird auf eine andere, forderndere Grundschule gehen.
Trotzdem werde ich das im Auge behalten und halte die Gefahr, dass die Lernbereitschaft bei zu niedrigen Anforderungen dauerhaft leidet, auch bei ihr für ziemlich real.

Wie gesagt - ich hab das alles erlebt an der Großen.
Die letzten Wochen übrigens scheint sie die richtigen Schlüsse für sich gezogen zu haben. Ich hoffe, da bewegt sich jetzt was.
Sie hat bspw diesmal für Mathe sehr fleißig und strukturiert gelernt und es war von Erfolg gekrönt, sie hat einige Schulprojekte und Aufgaben gehabt, auf die sie eigentlich null Bock hatte, hat sie dann doch ganz gut gemacht und auch wenn sie es noch nicht zugeben würde - ich habe deutlich gesehen, dass sie daran sogar ein kleines bisschen Freude gefunden hat. Es geht um das Gefühl, wirklich etwas geleistet zu haben.
Ein Plakat zur Geschichte unsere Stadt hat sie sich beispielsweise an die Wand gehängt; Mathe hat sie ohne Aufforderung und Drängen meinerseits gelernt und zu "Lehrer Schmidt" sogar gesagt, das wäre so ja fast interessant; mein Hinweis, dass sie mit so chaotischen Heftern und Schrift, wie sie es zuletzt hatte, in Teufels Küche kommen wird, hat dazu geführt, dass sie sich die letzten Tage und Wochen erkennbar um mehr Ordnung bemüht etc pp.
Die letzte Mitschrift in Mathe hab ich erst für eine Seite eines Klassenkameraden gehalten, denn sie war unglaublich übersichtlich und ordentlich geführt und nicht vergleichbar mit dem Gekrakel und Geschmiere vorher.
In der Grundschule wurden ihre Schrift und die chaotischen Niederschriften NIE bemängelt, weil die Leistungen ja trotzdem stimmten!
Sie hat sich dort sogar, wie ich erst jetzt im Homeschooling bemerkt habe, eine falsche Stifthaltung angewöhnt, obwohl ich sicher weiß, dass sie den Stift vor der Schule schon ewig lang richtig gehalten hat!
Da wurde in der Grundschule nicht drauf geachtet, ich selbst habs nie mitbekommen, weil die HAs ja erst im Hort, später von ihr komplett allein gemacht wurden...
Das meisten davon führe ich drauf zurück, dass es alles nur so vor sich hinplätscherte in der GS und es trotzdem immer einfach so lief. Sie brauchte für schulische Aufgaben keine Aufmerksamkeit von niemandem und hat auch keine bekommen. Lief ja alles von allein... und ich hab mich noch drüber gefreut. ;)
Das Ergebnis bekommen wir jetzt zu spüren:
Sie hat weder das Lernen, noch ordentliche und strukturierte Heftführung gelernt. Sie musste sich nie anstrengen, um gute Leistungen zu erbringen und kann darum nicht damit umgehen, wenn sie mal nicht was gleich versteht. Sie kommt gar nicht auf die Idee, dass man dagegen was unternehmen kann, nein sie denkt, entweder man kann etwas nahezu gleich oder man ist dafür schlicht zu dumm.
Und das Schlimmste - sie hat auch bisher nicht erlebt, dass Lernen auch Freude machen kann. Zwar erlebt sie das in der Freizeit, aber eben nur anhand der Themen, die sie selbst begeistern.
Aber auch das Lernen bzw Erarbeiteten von Stoff, der einen gerade mal nicht sooo interessiert, kann befriedigend sein. Oft entdeckt man dann ja erst im Prozess, dass das Ganze ja doch ganz interessant sein kann.
Zwar kann sie das alles jetzt sicherlich nachholen, aber es ist ein "schmerzhafter" Prozess, wie wir gerade erleben.

Das letzte Schuljahr hat da meine Perspektive etwas geändert - weg von Hauptsache ist "erste Hilfe gegen die Unterforderung", um ein Kind aus einem Tief zu holen, hin zu "langfristig negativen Folgen vorbeugen".
Und genau da sehe ich das dicke fette PRO für eure aktuelle Entscheidung.
Auch wenn es JETZT gerade ganz gut läuft, würde ich diese Chance genau aus dem letzen Grund nicht vertun!
(Ich fand übrigens beim Kind auch lange, dass es doch an sich, bis auf das bisschen Schulunlust, eigentlich ganz gut läuft. Die Leistungen stimmten, ist doch alles gut.
Aber die Folgen ständiger Unterforderungen treten zeitversetzt auf. Das macht sich erst nach einer ganzen Weile bemerkbar.
Und wie gesagt - vergiss nicht, dass dein Sohn jetzt lange gar keinen normalen Schulalltag hatte!
Zuletzt geändert von sinus am Sa 11. Jul 2020, 13:28, insgesamt 5-mal geändert.
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sinus
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von sinus »

Liebe Meine3, hier das passende Kapitel aus dem Buch


Hoch begabt -
und trotzdem
glücklich

Was Eltern, Kindergarten und Schule tun können,
damit die klügsten Kinder nicht die Dummen sind

von Dipl. Psych. Herbert Horsch
Dipl. Psych. Götz Müller
Dr. Hermann-Josef Spicher



Bild

Das Thema Sprung beginnt auf Seite 324, die Seiten davor beschäftigen sich mit den negativen Folgen der Unterforderung, mit passender Differenzierung etc.
Das habe ich ganz bewusst mit in das Pdf gepackt.
Ganz schön krass zu lesen übrigens, wie genau die ersten Seiten unsere bisherigen Erfahrungen spiegeln... die Symptome und die psychischen Folgen... :( )
Zuletzt geändert von sinus am Sa 11. Jul 2020, 13:55, insgesamt 3-mal geändert.
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Katze_keine_Ahnung
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Zum Lernen und Heftführung: meine Kinder waren niemals richtig lange unterfordert. Erst kamen sie sehr früh in die Schule, dann habe ich selber entscheiden können, was und wie lange sie machen. Eines der Kinder hatte von Anfang an perfekte Abreitstechniken. Es strich schon mit 4. in der ersten Klasse die erledigten Arbeitsanweisungen durch, unterschrich das Wichtigte, hackte ab, strukturierte etc. Das zweite Kind wiedersezte massiv allen Versuchen ihm das richtige Arbeiten beizubringen und das pflanzt sich bis heute fort. Selbst in Musik, wo es sehr gefordert ist, eigentlich bis an die Grenze des Machbaren, macht es auf die eigene Art und Weise: alles am Stück querfeld durch, und bloß nicht zuhören, wenn jemand was besseres empfiehlt. Es ist kein Nichtkönnen, es ist eine massvie Gegenwehr. Ich habe mich damit abgefunden, dass es zur Persönlichkeit des Kindes gehört.
sinus
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von sinus »

Ja, Persönlichkeit spielt auch eine Rolle. Es kann aber auch eine generelle Unlust widerspiegeln.
Man gibt sich eher Mühe an und mit Dingen, die man gern macht. ODER man erkennt zumindest die Notwendigkeit, etwas ordentlicher zu sein, weil es einfach negative Folgen hat, wenn man es nicht ist.
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sinus
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von sinus »

Ich lese übrigens gerade dieses Buch:
(wenn ich fertig bin, stell ich die Infos dazu hier sicher ein)

Zu intelligent, um glücklich zu sein?
Was es heißt, hochbegabt zu sein
von Jeanne Siaud-Facchin (Autor), Dietlind Falk (Übersetzer)

Die Autorin schreibt, dass das Denken bzw die Verarbeitung im Gehirn nicht nur quantitativ (also schneller und effektiver) erfolgt, sondern wirklich ANDERS.
Komplexer, alle möglichen Hirnareale gleichzeitig anspringen.
Dass genau darum strukturiertes Arbeiten oft ein Problem ist und Lösungswege nicht benannt werden können, obwohl die Lösungen für Aufgaben schnell klar sind.
Und dass es darum schwer fällt, Aufgaben quasi "linear" abzuarbeiten.
Erstaunlicherweise sagt sie auch, dass Hochbegabte meist rechtshirnlastig sind, und nicht linkshirnlastig, das hätte ich nicht gedacht.
(ich bin noch nicht sicher, ob es sich dabei nicht nur um einen bestimmten Teil der Hochbegabten handelt, aber für meine Tochter passt es!)

Jedenfalls behindert diese Denkweise das Abarbeiten so mancher Aufgaben, auch darum erleben sich Hochbegabte oft als "dumm" und haben mit einigen Aufgaben tatsächlich Probleme, die normal begabte nicht haben.
Darum scheint es mir wirklich wichtig, hochbegabten Kindern AUCH beizubringen, Aufgaben strukturiert anzugehen, sie in Teilprobleme zu zerlegen, abzuarbeiten.
Dazu gehört für mich Ordnung und Struktur.

Das habe ich bei meinem Kind (genau wie im Pdf oben ab S. 309 ff beschrieben :oops: ), bisher viel zu kurz kommen lassen. Ich wollte ihr einfach ihre eigene Arbeitsweise zugestehen und fand, so lange es funktioniert, müsste ich mich ja nicht einmischen.
In der Grundschule HAT es ja auch funktioniert... aber jetzt eben nicht mehr.
Zuletzt geändert von sinus am Sa 11. Jul 2020, 13:57, insgesamt 1-mal geändert.
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sinus
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von sinus »

PS: Hab deine Beiträge gerade nochmal gelesen. Du vermutest in Mathe eine Blockade. Genau dazu habe ich mich ja der Großen wegen beraten lassen. (Bei besagter BzB).

Die Aussagen von dort:
Drei Faktoren entscheiden, ob man Leistung erbringen kann:
1) das grundsätzliche Potential (in dem Falle der Intellekt)
2) innere Faktoren/Moderatoren (wie selbstsicher bin ich, habe ich Angst, stresse ich mich schnell...)
3) äußere Moderatoren (stimmt die Lernumgebung, werde ich bspw ausgelacht oder anderweitig abgelenkt, passt die Lehrer-Schüler-Beziehung, mag ich den Lehrer und er mich, versteht man sich gegenseitig...)

Es reicht, wenn es an einer Stelle davon hakt und schon passen die Leistungen ggf überhaupt nicht mehr und es kann sich eine Blockade entwickeln.
(Bei meiner Tochter gibt es Probleme bei 2) UND 3) :cry: )
Ansetzen muss man dann an der Stelle, wo es nicht passt.
Also frage dich mal, wo die Problemfelder wirklich sind, Mathe betreffend, und auch, ob und wo ihr da was verbessern könntet.

Bei meiner Tochter hat sich nach dem Lehrergespräch (siehe 3) schon viel getan:
der Lehrer sieht sie jetzt anders, er macht auch keine Witzchen mehr über sie - und allein das hat schon viel bewirkt! (nimmt unmittelbar Einfluss auch auf (2), gibt ihr mehr Sicherheit, sie hat weniger Angst)
Als er dann auch noch erzählte, dass er zu Hause drei Axolotl hat - sie mussten Volumenbrechungen zum Aquarium durchführen, das hat Tochter viel Spaß gemacht! - und sie erfuhr, dass er schon 2x im Heimatland ihres Vaters war (Himalayastaat, wir waren grad letztes Jahr auch dort) und er mir ein paar Geschichten darüber erzählte, die ich ihr direkt weitergab (er war höhenkrank und musste ausgeflogen werden), hat das auch ihre Sicht auf den bis dato ungeliebten bzw zumindest gefürchteten Lehrer verändert.
Allein das hat - so scheint es mir aktuell - schon einiges zum Positiven verändert.
Jetzt müssen wir noch an die inneren Moderatoren ran, bspw das sich stressen, die Versagensängste.
Ich bin grad sehr optimistisch, dass wir das auch noch schaffen!

Also man muss eine Blockade nicht hinnehmen, man kann da sicherlich was machen.
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Meine3
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von Meine3 »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@Meine3

Mein mathematisch Höchstbegabte konnte in der 2. Klasse keine stupiden Aufgaben rechnen. Er hatte auch in der 5. und 6. oft 3er, weil es a lles Rechnen und kein Mathe war. Ab der 7. dagegen hatte er durchgehend nur 1er in Mathe. Also bedeuten schlechte Noten in Mathe nicht, dass keine Begabung da ist.

Sprung ist immer ein Risiko. Die Frage ist, wie man die Risiken einschätzt und wer sie übernimmt. Ich schätze das Risiko im Sprung von Ende 1 Anfang 3 als das geringste in der ganzen Grundschulzeit. Alle anderen Sprünge sind in meinen Augen mehr mit Risiko verbunden. Eure Schule bietet zwar einen Sprung an, will aber ein Kind ohne Lücken (Nachlernen), was nicht richtig ist. Sie springen ja genau dafür, um Lücken zu haben. Damit ein Raum für Anstrenung entsteht. Daher bis du diejenige, die das Risiko trägt, und entscheidet, ob er nachlernen soll oder nicht, auf deine eigene Verantwortung. Die Schule sichert sich ab, damit du ihnen nichts später vorwerfen kannst.

Sollte dein Sohn nach dem Sprung selber zurückwollen, weil es ihm zu schwer ist, wird die Schule schon eine Möglichkeit finden, das in Rahmen der GS zu lösen. Ich kenne in BY zwei Kinder, die aus sozialen Gründen die 4. wiederholt haben, und problemlos aufs Gymnasium wechseln konnten.
Huhu,

das kann ich sehr gut nachvollziehen, dass ein höchstbegabtes Mathehirn mit stupiden Rechenaufgaben nichts am Hut hat. Mein Sohn ist aber (laut aktuellster Testung) definitiv NICHT höchstbegabt im mathematischen Bereich :fahne:. Von daher schlecht vergleichbar.

Nichts desto trotz habt ihr schon Recht:

Wir haben vorhin "probehalber" ein bisschen mit ihm Kopfrechnen geübt im 100er Zahlenraum. Denn im 20er Raum stellt er sich echt an :roll:. Das ist zum davonrennen :oops: . Komisch ist schon: 56-18 klappt viel besser als 7-5. Da gesteht man ihm aber auch ein längeres Nachdenken zu als bei den Popelaufgaben im 20er-Bereich. Fakt ist, Stand jetzt: das muss ich nicht intensiv mit ihm "üben". Das Prinzip ist verstanden. Er kann es nur nicht besonders schnell. Anders sieht es aus, wenn man das auf dem Papier macht. Er ist so sehr Sprachler, dass ihn das lesen der mehrstelligen Zahlen total durcheinanderbringt, weil die eben nicht von links nach rechts gelesen werden. Das ging mir im übrigen auch immer so. Hier sehe ich Probleme auf uns zukommen. Denn in der 3. Klasse sollte er problemlos mehrstellige Zahlen LESEN können. Sonst wird es mit dem korrekten rechnen ja auch schwer.

Was das 1x1 angeht: er kann multiplizieren (hab gedacht, er hat das völlig verlernt, aber wenn er WILL, kann er es doch). Er rechnet allerdings (hat es sich halt so selbst erschlossen), da wäre 1x1 auswendig lernen schon angebracht, sonst ist er in den Tests dann einfach zu langsam. Das kostet viel zu viel Zeit. Das muss sitzen.

Division: bereitet ihm noch Mühe, aber er weiß was es ist und wie es funktioniert (so grob).

Schreibgeschwindigkeit ist auch ein "Haken". Da müssen wir auch noch ran.

Was das Risiko angeht: das ist das Problem. Ich bin eben kein sonderlich risikofreudiger Mensch. Ich bin sehr vorsichtig. Grade bewegen wir uns in sicheren Gewässern. Das Schiff dümpelt gemütlich vor sich hin, es weht eine leichte Sommerbrise. Durch den Sprung kann das Boot sehr leicht kentern. Wir hatten jetzt 2 Jahre lang nur Stress mit unserem Sohn. Es kam überhaupt keine Ruhe rein. Und jetzt ist es endlich ruhiger und nun soll ich das eben "riskieren", präventiv, damit keine Unterforderung in der 2. Klasse entsteht. :schwitz:

Ich sehe durchaus die Vorteile:

-1 Jahr weniger Grundschule = 1 Jahr weniger Langeweile
-Sohn ist motiviert und möchte selbst gern springen. Das ist für mich Grundvoraussetzung
- KL empfiehlt dies, Fachlehrer sind dabei, die Initiative kam letztendlich nun von den Lehrern, nicht von uns Eltern.
-wir gehen einer möglichen Unterforderung in Klasse 2 und 3 entgegen, was recht sicher bewirkt, dass er im Unterricht "ruhiger" wird (da er weniger weiß, also weniger Grund zum reinreden hat und mehr zuhören und nachdenken muss).
-Der Sprung von Klasse 2 auf 3 scheint er günstigste zu sein

mögliche Nachteile, die mir Sorgen machen, ohne schnuppern:

-1 Jahr weniger Zeit, um Struktur und Organisation zu erlernen, es geht gleich "in die Vollen" mit Notengebung etc., 1 Jahr weniger geistige Vorbereitung aufs Gymnasium. 'Er ist für einen 1.Klässler schon relativ selbstständig:für die Hausaufgaben setzt er sich selbst an den Tisch, sucht sich seine Aufgaben raus, arbeitet sie ab. ABER: er ist unsystematisch und chaotisch, vergisst auch öfter mal etwas, es fehlt ihm (noch?) an Struktur. Seine Heftführung ist ein Graus.
-Er wird nicht mehr einer der Ältesten, sondern plötzlich einer der Jüngsten sein. Eigentlich passt das in sein persönliches "Beuteshema". Er spielt ja viel lieber mit Älteren. ABER: ich bin mir eben so garnicht sicher, wie die Klasse ihn aufnehmen wird. Beim Fussball (Wechsel von Bambini zur F-Jugend) ging das leider GRÜNDLICH schief. Er wurde geschnitten und überhaupt nicht akzeptiert, von vornerein, quasi ungesehen. Wie die neue Klasse so drauf ist, das weiß man ohne schnuppern eben auch nicht. Das führt auch bei ihm zu Unsicherheiten, da wüsste er schon gern selbst mehr. Er geht davon aus, dass er es erst einmal "versuchen" kann.
-Gegenseitige Sympathie Lehrerin/Sohn ungewiss, auch wenn ich sie vorher kennen lernen sollte.
-mögliche Überforderung, da er in Mathe den gleichen Anspruch an sich hat wie in Deutsch und Sachkunde, er da aber mehr herausgefordert ist. Ich sehe hier das Risiko, dass er selbst von sich zu viel verlangt und deswegen dann scheitert/kapituliert.
-Sohnemann wäre das "Versuchskaninchen", da die Schule tatsächlich mit Klassensprüngen sonst nichts am Hut hat.

Dazu kommt, dass meine Mittlere im September eingeschult wird und ihr es auch zustände, dann mal mehr im Fokus zu stehen. Durch den Sprung müsste ich aber notgedrungen auch wieder mehr beim Sohnemann sein. Aber das hat nichts mit dem Sprung an sich zu tun sondern mehr mit Timing.
sinus hat geschrieben:Die Aussagen von dort:
Drei Faktoren entscheiden, ob man Leistung erbringen kann:
1) das grundsätzliche Potential (in dem Falle der Intellekt)
2) innere Faktoren/Moderatoren (wie selbstsicher bin ich, habe ich Angst, stresse ich mich schnell...)
3) äußere Moderatoren (stimmt die Lernumgebung, werde ich bspw ausgelacht oder anderweitig abgelenkt, passt die Lehrer-Schüler-Beziehung, mag ich den Lehrer und er mich, versteht man sich gegenseitig...)
Bei uns waren jetzt in Klasse 1 Faktor 2 und 3 gegeben. Er hat sich selbst gestresst und war mega ungeduldig und dann sehr schnell nicht mehr motiviert. Am meisten hat aber 3) reingehauen, da er und die Mathelehrerin nicht gut klar kommen miteinander. Zudem hatte er ja zu Beginn des Schuljahres auch noch viel Stress mit der Eingewöhnung in der Klasse, dem sich auseinandersetzten mit den neuen Kindern, etc, was bei anderen Kindern sicher etwas müheloser läuft.

Die Blockade lassen wir sicherlich nicht einfach so stehen. Allein Corona hat uns da sehr geholfen und wir sind grade auf einem guten Weg. Auch einer der Gründe, warum ich da grade nicht dran rütteln möchte. Aber natürlich hast du Recht: wir wissen nicht, was ein volles Jahr MATHE auf dem Niveau mit ihm angerichtet hätte :geek: und was demnach 1 Jahr hauptsächlich Wiederholung in Klasse 2 anrichten würde.

Danke dir auch für deine verständnisvollen Worte und den Bucheinblick!

@all:

wir tendieren zum Sprung :shock:, auch wenn es nicht so wirkt. Mir wäre nur ECHT lieber gewesen, er könnte vorher schnuppern. Das versuchen wir die Woche noch irgendwie zu besprechen. Vielleicht gibts da ja doch einen Weg. Zum Beispiel indem man "offiziell" sagt, das Kind springt JETZT schon. Da muss man ja dann mischen dürfen. Sprich, man nennt es einfach nicht schnuppern. Sondern Sprung auf Probe. Das sollte eigentlich machbar sein, auch in Coronazeiten. Wenn nicht, dann müssen wir nochmal in uns gehen...Vor allem mein Mann hat damit auch große Probleme Sohnemann OHNE schnuppern springen zu lassen, grade weil es grade alles recht harmonisch ist.

Gruß und DANKE an alle

Meine3
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Wenn wir schon bei den Booten sind. Das Boot ist am sichersten im Hafen, aber dafür war das nicht gebaut. Den Sprung JETZT halte ich abgesehen von all dem Rest für das Beste. Er schaut in die Klasse rein, das nimmt ihm die Angst der Erwartung weg. Die Kinder gewöhnen sich an ihn, so kommt er nach den Ferien als einer von ihnen zurück. Es ist deutlich einfacher, als am Anfang des Schuljahres dort alleine zu stehen. Vielleicht ergibt sich während der Ferien eher was mit Kontakten mit seinen zuckünfitgen Klassenkameraden, wenn er schon weiß in welcher der drei Klassen er genau kommt.
Meine3
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von Meine3 »

@Katze_keine_Ahnung

Ja, ich halte das jetzt springen auch für eine gute Variante. Jetzt müssen wir hoffen, dass das so genehmigt wird. Ich muss gleich am Montag mit dem Rektor sprechen.

Danke dir
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Julie M.
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Re: ...wieder das Thema Klassensprung

Beitrag von Julie M. »

Servus zusammen,

mein Sohn (jetzt 6.Klasse HB Zug eines bayrischen Gymnasiums) ist nach ca 8 Wochen Schule von der 1. in die 2.Klasse gesprungen - ausschließlich auf Vorschlag der Klassenleitung (der wir vorher nichts von der vermuteten HB gesagt hatten).
Und ich finde hier in diesem Fall eine Sache ganz wichtig: dass die Schule/die Klassenleitung den Sprung vorschlägt. Denn wenn es dann irgendwelche Probleme gibt, steht die Schule in der Verantwortung. Und die wird sie auch wahrnehmen und sich bemühen, bei Problemen wirklich zu helfen.
Daher würde ich auch unbedingt die zukünftige Klasse von der KL aussuchen lassen. Denn dann liegt es auch in der Verantwortung der Schule, dass es in der neuen Klasse sozial gut läuft. Und wenn nicht, dann muss wiederum die Schule ran, weil sie ja verantwortlich ist.
Und ihr könnt immer sagen "Es war Ihr Vorschlag / Ihre Entscheidung, also helfen Sie uns bitte!".
Unserer Erfahrung nach ist das ein sehr guter Ausgangpunkt für eine ruhige Grundschulzeit :lol:

Und was das Nachlernen betrifft: unser Sohn hat in einer Woche den Mathestoff nachgelernt, ohne ein besonderes Mathegenie zu sein. Vieleicht dauert es bei einem Sprung von 2 auf 3 dann vielleicht drei Wochen, aber es geht. Wenn das Kind also erst einmal Anfang des nächsten Schuljahrs die Klasse kennenlernen soll, bevor ihr entscheidet, ist das m.E. daher auch kein Problem. Denn dann lernt es die Sachen einfach Anfang des Schuljahr nach. Bei meinem Sohn war es sowieso so, dass in den ersten Wochen des 3. und auch 4. Schuljahres erst einmal der alte Stoff nochmals vollständig durchgekaut wurde. Da wäre absolut genug Zeit gewesen, Sachen nachzulernen. Und jetzt mit Corona wird wahrscheinlich eh das zweite Halbjahr des letzten Schuljahrs nochmal durchgemacht, da die Schule nicht davon ausgehen kann, dass alle Kinder während des Homeschoolings die gleiche Unterstützung hatten.

LG
Julie
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