Koschka hat geschrieben:Hallo Heiner,
danke für deine ausführliche Informationen! in der theorie ist es viel einfacher. praktisch stehe ich vor der entscheidung. jetzt einschulen, in einem jahr einschulen, in 2 jahren einschulen. und ich fällle nicht alleine diese entscheidung. die lehrer müssen die auch akzeptieren. ich kann meine Kinder nicht in die erste klasse reinschieben und tschüss sagen. um in so einem jungen alter eingeschult zu werden, brauchen sie einen haufen tests, und man verlang von den kindern die 2 jahre zu jung sind viel mehr als von einem "standardschüler".
ich persönlich bin kein freund vom konzept "lasst das arme kind spielen". ich kämpfe jeden monat in der bücherei, weil wir maximal 20 bücher auf einmal mitnehmen können. mittlerweile sind sie von den bilderbüchern fast abgestiegen und sind bei Astird Lidgren gelandet. Ich mache zuhause Experimente, spiele Gesellschaftspiele, sie haben einen Vorschulprogramm auf dem Computer und einen Haufen Vorschulblöcke. Meine Kinder können sich echt nicht beschweren, dass sie zu wenig Information bekommen. sie könnten sich eher beschweren, dass ich mit denen zu wenig spiele. Rollenspiele im Kaufladen oder mit Puppenhaus machen mir keinen Spass. Das sollen sie im Kindergarten machen, dafür ist er da.
ein Psychologe, der sich mit HB auskennt hat es mir emfohlen den Sohn mit 7 (also erst in 2 jahren) ersmal für 6 wochen in die 1. klasse einzuschulen. dann springen. dann noch 3. klasse überspringen, oder aus der 3. gleich ans gymnasium (keine ahnung, wie es überhaupt geht). Was hälst du von so einem Konzept?
LG
Koschka
Hallo Koschka
Ich denke genau da liegt der Fehler im System. Im Grunde machst Du persönlich alles richtig und geht’s auf die Bedürfnisse Deiner Kinder ein. Aber Du bist Dir zum einen nicht sicher wo Deine Kinder tatsächlich stehen (also ob z.B. eine Hochbegabung vorliegt oder eben nicht) und zum anderen bist Du mit einem System konfrontiert, dass sich mit diesem Thema einfach nicht auskennt, also Menschen die mit gefährlichem Halbwissen, fragwürdigen Methoden, die überhaupt keine Standards erfüllen und dogmatischem Gehabe versuchen solche Kinder einfach irgendwie in das System zupressen, wobei sich doch am Ende herausstellt, dass sie im Grunde einfach nur von dem Thema genervt sind, es loswerden wollen und das Ganze ohnehin für völlig überbewertet halten.
Kann man auf so einer Basis vernünftige Entscheidungen treffen und sinnvoll handeln?
Jetzt ist da ein Psychologe der Dir zu solch einem waghalsigen Manöver rät; auf welcher Grundlage macht der Mann das? … hat der Dein Kind je untersucht, weiß er mit was für einem Intellekt er es zutun hat, kann er das Kind überhaupt beurteilen, oder ist es nicht doch so, das er einfach als "jemand der sich mit HB auskennt" (was bedeutet das?) einfach mit Standardkonzepten arbeitet, von denen er mal gehört oder gelesen hat?
Und genau das wird Dir immer wieder passieren, wenn Du Dich auf das für den Durchschnitt gemachte System und vermeintliche Fachleute verlässt, denn es gibt auch in der Fachwelt erstens nur sehr wenige echte Spezialisten, die sich ausschließlich mit dem Thema befassen und die finden untereinander auch so gut wie nie einen Konsens, was denn nun für hochbegabte Kinder sinnvoller Weise getan werden könnte, um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Das geht sogar soweit, das jemand wie ein Professor Rost eine Langzeitstudie über Hochbegabung macht, dann aber nicht genügend Hochbegabte mit IQ höher 130 findet, daraufhin die Zugangskriterien nach unten ändert und jahrzehntelang vom Staat finanzierte Studien betreibt und "Erkenntnisse" verbreitet, die zumindest in Sachen Hochbegabung einfach sinnlos sind.
Deshalb ist Deine, oder eure Rolle als Eltern so wichtig, denn ihr seit die letzte Barriere, die zwischen dem System und euren Kinder besteht. Und Du kannst das hier bei anderen nachlesen, wenn mal etwas "klappt" in Sachen Hochbegabung, Kindergarten und Schule, dann hat das nie etwas mit einer systematischen Herangehensweise zutun, sondern Erfolge beruhen so gut wie immer auf reinem Glück… und wie ich bereits geschrieben habe, sich darauf zu verlassen ist verantwortungslos.
Aber was ich da oben schreibe hilft Dir nicht, das weiß ich, denn Du hast ganz konkrete Fragen und sucht Antworten und zwar schnell, denn die Zeit rennt … und ob Du es glaubst oder nicht, uns als Eltern hier geht es genauso, unsere Tochter wird diesen Monat 2 Jahre alt und meine Frau und ich fragen uns wo die Zeit geblieben ist und vieles was vor allem meine Frau macht, hat eigentlich nur reaktiven Charakter, weil einfach das Nachdenken im Alltag mit einem so fordernden Kind wie unserer Tochter, das dann auch noch so aktiv ist und so wenig schläft einfach kaum noch Zeit lässt, um sich um solche Fragen wie oben zu kümmern.
Deshalb sind auch sachliche, undogmatische Informationen so wichtig, aber die gibt es so gut wie nicht und jemand wie ich kann Deine vielen Fragen auch nicht konkret beantworten, da ich Dich und Deine Kinder nicht kenne und um zum Anfang zurückzukommen, einfach auch keine verlässliche Basis vorhanden ist, auf der man einsteigen könnte, denn wenn man z.B. nicht weiß mit was für einem Gehirn man es zutun hat (und wie du oben siehst arbeiten die ganz anders und unter Hochbegabten selbst gibt es ja auch noch dutzende unterschiedlicher Facetten), dann können auch keine sinnvollen Maßnahmen erfolgen und man ist wieder beim Glück.
Ich kann Dir also nur den Rat geben, das ganze auf eine sachliche Ebene zubringen, also Deine Emotionen da raus zunehmen, dein Kind von einem anerkannten Fachmann/frau (Adressen bei Hochbegabtenvereinen einholen) begutachten zu lassen (damit ihr aus dieser Vermutungshaltung heraus kommt, die einen ja doppelt verrückt macht) und dann mit dem oder den Ergebnissen (wie es auch immer ausfällt) den weiteren Weg beschreiten und für diesen dann gezielt Informationen zu beschaffen … denn auch die Erziehung und Wegbegleitung eines zwar nicht hochbegabten, aber überdurchschnittlich intelligenten Kindes wird (wie bei allen jeder Intelligenzstufe Kindern auch) seine Besonderheiten haben, aber da kenne ich mich nicht so aus, höchsten wenn es um Fragen geht wie, worin sich Hochbegabte und Hochleister unterscheiden.
Liebe Grüße
Heiner