Völlig heterogenes Testergebnis - Woran könnte es liegen?

Fragen, Antworten und Erfahrungen zu IQ-Tests
MajoMam
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Registriert: Fr 31. Jan 2014, 23:11

Völlig heterogenes Testergebnis - Woran könnte es liegen?

Beitrag von MajoMam »

Hallo!

An anderer Stelle hatte ich kürzlich ja schon mal geschrieben, dass mein Sohn wegen auffälligen Sozialverhaltens im Kindergarten (kaum Interaktion) getestet wurde. Das Ganze lief über den der Kita angeschlossenen psychologisch-pädagogischen Dienst. Heute hatten wir das Elterngespräch, in dem die Ergebnisse sowie das weitere Vorgehen besprochen wurden.

Es wurden verschiedene Tests durchgeführt, unter anderem der K-ABC. Dort war das Bild völlig heterogen. Im einzelheitlichen Denken liegt er im überdurchschnittlichen Bereich, im ganzheitlichen Denken deutlich unterdurchschnittlich, bei intellektuellen Fertigkeiten und bei der Fertigkeitenskala im durchschnittlichen Bereich. Insgesamt liegt sein IQ damit im durchschnittlichen Bereich, also nicht hochbegabt.

Da SED und SGD soweit auseinander klaffen (Wertebereich SED: 105-127, Wertebereich SGD: 66-88), wurde zunächst vermutet, dass eine Störung der visuellen Wahrnehmungsverarbeitung vorliegt. Deshalb wurde der Frostigs Entwicklungstest der visuellen Wahrnehmung-2 (FEW-2) nachgeschoben. Dort erzielte er jedoch durchschnittliche bis überdurchschnittliche Ergebnisse (überdurchschnittlich v.a. bei der motorikreduzierten Wahrnehmung).

Die Deutung der Psycholgin ist, dass er eine Reizfilterschwäche hat, weshalb er v.a. Details wahrnimmt, diese aber nicht zu einem Gesamtbild zusammenfügen kann. Deutliche Schwächen hat er auch im motorischen Bereich.
Das weitere Vorgehen sieht jetzt so aus, dass wir einen Antrag auf Einzelintegration stellen werden. Wird der genehmigt, kommt eine der Kita angeschlossene Sozialpädagogin zwei Mal pro Woche in den Kindergarten und wird ihn in einer Kleingruppe von 2-3 Kindern gezielt fördern. Sie wird versuchen Motorik mit kognitiven Aufgaben zu verknüpfen und ihn dazu bringen, mit den anderen Kindern gemeinsam etwas zu tun/spielen. Außerdem wird seine Kindergartengruppe mit 20 Kindern bei dieser Zahl gedeckelt. Es werden also nicht mehr Kinder dazu kommen, was ihm, dem es schnell zuviel wird, ja entgegen kommt. Es wurde ausdrücklich gesagt, dass es bei den Maßnahmen nicht darum geht, ihn irgendwie zu verbiegen, sondern ihm v.a. sozial ein bisschen auf die Sprünge zu helfen.

Beim Gespräch waren eine seine Erzieherinnen, die Kindergartenleiterin, die Sozialpädagogin sowie die Psychologin anwesend. V.a. im Hinblick auf sein logisch-mathematisches Denken fielen immer wieder Begriffe wie "außerordentlich begabt", "herausragende Fähigkeiten", "erstaunliche Leistungen" und sogar "Leistungen im Bereich der Hochbegabung". Allerdings spiegelt sich das in den Testergebnissen ja überhaupt nicht wider.

Eine richtige Erklärung für dieses heterogene Bild hatte keiner, auch nicht die Psychologin. Da er ja soziale Schwierigkeiten und motorische Schwächen hat, sowie im Wiener Entwicklungstest bei der Aufgabe "Fotoalbum" (Deutung von Gesichtsausdrücken) komplett versagt hat, hab ich natürlich nochmal das Thema Asperger angesprochen. Ich hatte ja schon länger vermutet, dass es in diese Richtung gehen könnte. Die Psychologin meinte aber, dass sie dies nicht für wahrscheinlich halte. Zunächst hatte sie auch in diese Richtung vermutet, aber vom Gesamteindruck her passe er doch nicht in dieses Bild.
Was ist aber dann die Ursache für seine Probleme? Reizfilterschwäche??? Das liegt bei Asperger doch auch vor, ebenso wie bei Hochsensiblen und manchen Hochbegabten. Gut, die Hochbegabung können wir ja jetzt ausschließen, aber auch zwischen hochsensibel und Asperger sind die Grenzen ja irgendwo fließend.
Die Sozialpädagogin, die auf sensorische Integration spezialisiert ist, meint, er habe ein Problem mit der Körperwahrnehmung. Ein Männchen konnte er nämlich auch nicht zeichnen. Sie meinte, dass sein Körperschema im Gehirn noch nicht ausreichend entwickelt sein könnte.
Es steht also ganz viel im Raum, aber alles sind nur Ansätze und Vermutungen, keine wirklichen Erklärungen. Leider bin ich ein Typ, der aber genau solche Erklärungen braucht und alles ganz genau wissen will.

Zunächst einmal bin ich aber ganz froh, dass er gezielte Förderung erhält. Zwar muss der Antrag erst genehmigt werden, was u. U. gar nicht so leicht wird, denn normalerweise erhalten nur unterdurchschnittlich begabte Kinder Förderung. Sie meinten auch, er sei zu intelligent, deshalb müsse der Antrag entsprechend formuliert werden. (Mit welchem Recht eigentlich? Haben klügere Kinder bzw. Kinder mit speziellen Begabungen etwa kein Recht auf Förderung?) Ich bin da sehr froh, dass der Kindergarten sich so engagiert. Allerdings weiß ich nicht, ob das Ganze wirklich was bringt. Mir scheint es nämlich so, dass er gar nicht "will". Er ist zufrieden mit seiner Einzelgängerrolle.
Hinsichtlich seiner sozialen Kompetenzen hab ich in den letzten Wochen deutliche Fortschritte festgestellt, v.a. was das Verhalten seinem kleinen Bruder (20 Monate) gegenüber angeht. Er spielt jetzt richtig schön mit ihm, sogar "Rollenspiele", was er früher nie gemacht hat. Auch andere Kinder im Kindergarten spricht er jetzt mit Namen an, interagiert aber noch nicht mit ihnen (Ich bemerke das bloß beim Abholen). In der Kindergartengruppe verhält er sich aber genau gegensätzlich. Dort zieht er sich in letzter Zeit noch mehr zurück, reagiert äußerst gereizt bei Abweichungen vom gewohnten Ablauf (auch dies ist zuhause wesentlich besser geworden).

Entschuldigt bitte, dass dies nun so lang geworden ist, aber ich kann mir einfach keinen rechten Reim auf die Sache machen. Es tat einfach gut, das alles mal aufzuschreiben.
Hat vielleicht jemand von Euch schon mal von einem ähnlich heterogenen Bild gehört? Wenn ja, was steckte da dahinter?

Viele liebe Grüße
MajoMam
alibaba

Re: Völlig heterogenes Testergebnis - Woran könnte es liegen?

Beitrag von alibaba »

Hallo,

alos wir hier sind ja Mütter, keine Fachleute. :fahne:

ich kenne solche Bilder nur bedingt. Mein Sohn hat mehrere IQ-Tests hinter sich, alle zeigten etwas anderes. Da wo mal ein sehr hoeher Wert stand, war der plötzlich verschwunden und da wo ein Wert unterdurchschnittlich war, war plötzlich ein Wert über 130. :gruebel: Was soll man dazu noch sagen. :mrgreen:

Ich ziehe ein Fazit aus vielen Jahren Begabung. Höre nie auf einen IQ-Test. Höre auf Dich selbst. Höre auf das was Du siehst und selber bemerkst. Höre auf dritte Personen. Immer wieder werde ich von Anderen angesprochen, ob ich denn weiß, das ich einen sehr intelligenten Burschen habe. Passiert mir immer öfter. Und ich sehe was mein Sohn kann. Mit ein bisschen Menschenverstand kann man schon einordnen, ob das im Rahmen ist oder eben nicht.

VG
MajoMam
Beiträge: 27
Registriert: Fr 31. Jan 2014, 23:11

Re: Völlig heterogenes Testergebnis - Woran könnte es liegen?

Beitrag von MajoMam »

Hallo alibaba,

klar weiß ich, dass Ihr alle keine Fachleute seid. Aber evtl. ist hier jemandem ja schon mal ein ähnliches Ergebnis untergekommen und jemand kann mir seine Erfahrungen mitteilen. Ich meine, selbst die Fachleute wissen ja offenbar nicht wirklich viel damit anzufangen ;-)

Natürlich schaue ich auch auf mein Kind und weiß, dass er v.a. im mathematisch-logischen Bereich überdurchschnittliche Fähigkeiten hat, aber ich sehe schon auch deutlich seine Schwächen. Genau das spiegelt der Test ja auch wieder. Nur woran das liegt, ist halt nicht klar.
Zwar zeigt der Test deutlich diese Diskrepanz, doch gebe ich trotzdem nicht allzu viel drauf, denn wenn ich das richtig sehe, misst der ja vor allem Fähigkeiten in Bezug auf den gleichaltrigen Durchschnitt. Was ist, wenn einfach die Entwicklung nicht gleichmäßig verläuft? Wenn Kinder praktisch in einem Bereich ihren Altersgenossen meilenweit voraus sind, aber in anderen Bereichen ganz weit hinterherhinken? Ist das nicht auch irgendwo "normal"? Im Baby-/Kleinkindalter ist es doch schließlich auch so. Die einen sprechen ganz früh, die anderen laufen ganz früh, manche natürlich auch beides, aber doch wohl die wenigsten?

Vielen Dank aber für Deine Meinung und Deine Anregungen. Ich sollte vielleicht wirklich aufhören nach Erklärungen zu suchen, sondern die Sache einfach mal als gegeben hinnehmen und die weitere Entwicklung abwarten.

LG MajoMam
silke becker
Beiträge: 5
Registriert: Do 22. Mär 2012, 22:24

Re: Völlig heterogenes Testergebnis - Woran könnte es liegen?

Beitrag von silke becker »

Hallo,
vielleicht "schmökerst" du mal in diesem Forum: http://www.rehakids.de/phpBB2/intro.html
Dort gibt es jede Menge Beiträge zu Asperger, ADHS, Wahrnehmungsstörungen, sensorische Integrationsstörungen usw.
Es gibt ganz viele aktive Nutzer, meistens bekommt man umgehend Antworten/ Tipps/Meinungen.
Gruß Silke
FrauFitzner
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Registriert: Fr 2. Mai 2014, 13:21

Re: Völlig heterogenes Testergebnis - Woran könnte es liegen?

Beitrag von FrauFitzner »

Hallo Majomam,

was für eine Erleichterung es doch ist zu wissen das ich mit dieser Situation nicht alleine bin, auch wir haben diese ganze Test und Therapeuten besuche hinter uns. Unser Sohn ist jetzt 7 und bei ihm wurde mit 5 Jahren eine Heterogene Intelligenz festgestellt, was so kahm: Er war schon im Kindergarten sehr auffällig im Sozialverhalten (Einzelgänger) und in der Motorik, nach mehreren Besuchen eines SPZ wurden wir in eine Klinik eingewiesen die sich auf Kinder mit Verhaltensproblemen spezialisiert hat,die haben dann in mehreren Test festgestellt das mein Sohn im Logischen und Mathematischen Bereich, Hochbegabt ist und im Deutschen durchschnittlich. Das Problem bei diesen Kindern, so hat man uns das erklärt, ist das sie meist abgestempelt werden mit ADHS und Asberger usw. und keiner wirklich die Ursache zu suchen versucht. Auch haben sie Probleme diese unterschiedlichen Intelligenz werte unter einen Hut zu bekommen was zu Sozialen Problemen (Einzelgänger,Geschwister Rivalität, starker Gerechtigkeitssinn, Überreaktionen) führt. Unsere Sohn hat in der Kita dann auch diese Einzelintegration bekommen und jetzt auch noch in der Schule eine Förderhilfe, es hilft uns weiter löst aber das Problem nicht. Ich möchte dir nur sagen, ich kann dich verdammt gut verstehen, wenn ich deinen Bericht so lese sehe ich uns, auch wir haben ratlos dagestanden aber es wird mit jedem Jahr besser. Ich weis ist nicht viel aber um unsere ganze Geschichte hier zu schildern die seit dem 3. Lebensjahr unseres Sohnes geht brauch ich eine Woche um alles aufzuschreiben. :D
Linasina
Dauergast
Beiträge: 558
Registriert: Di 11. Okt 2011, 14:42

Re: Völlig heterogenes Testergebnis - Woran könnte es liegen?

Beitrag von Linasina »

Das wäre mal interessant deine Geschichte zu hören. ;)
Hat dein Sohn jetzt in der Schule Freunde gefunden?
FrauFitzner
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Registriert: Fr 2. Mai 2014, 13:21

Re: Völlig heterogenes Testergebnis - Woran könnte es liegen?

Beitrag von FrauFitzner »

@Koschka

Hallo, ich habe nicht gesagt das Adhs und Asberger nur Stempel sind, da hast du was falsch verstanden oder ich habe mich falsch ausgedrückt. Es sollte so verstanden werden das Kinder die Soziale Probleme haben in sehr vielen fällen mit diesen Ursachen vorschnell abgearbeitet werden. Mein Sohn wurde im Kindergarten genau mit diesen zwei Ursachen betitelt weil er soziale Probleme hat und im Endeffekt war es keines von beiden. Er ist lediglich falsch gefördert worden. Was ich damit meine nicht jedes Kind was anders ist hat diese Ursachen und trotzdem bekommen sie den Stempel aufgedrückt. Ich musste mir anhören das mein Kind geistig behindert ist, hochgradig ADHS hat und und und, was sowas für eine Mutter bedeutet kann man sich nicht vorstellen. Nachdem wir sage und schreibe 9 Therapeuten aufgesucht haben, mein Sohn ist er 7, hat erst ein ganzes Team von Spezialisten ist einer Woche dauer Tests heraus gefunden was wirklich die Ursache für sein Verhalten ist.

@Linasina,
hallo, um deine Frage zu beantworten kann ich nur sagen ja und nein, er hat freunde ist aber immer noch zu 70% ein Einzelgänger. Die heterogene Intelligenz steht meinem Sohn sehr im Weg, er kann es nicht verarbeiten warum die anderen Kinder nicht so denken wie er, er erwartet das andere auch so eine Logik an den Tag legen, was ja nicht der Fall ist. Wieder rum fühlt er sich als Versager weil er in Deutsch so schlecht ist. Wir arbeiten daran beide seiten unter einen Hut zubekommen was manchmal sehr nerven aufreibend ist.
FrauFitzner
Beiträge: 3
Registriert: Fr 2. Mai 2014, 13:21

Re: Völlig heterogenes Testergebnis - Woran könnte es liegen?

Beitrag von FrauFitzner »

@ Koschka
Mein Sohn ist ein Aussenseiter weil er eine Begabung in Mathe hat sowas nannte man früher auch Streber und das verursacht soziale Probleme. Was dein Kommentar "Intelligenz ist keine Ursache der Problemen. Vor allem im sozialen Bereich nicht. Eine Begabung in Mathe macht keinen zum Außenseiter." damit wider legt. Du scheinst nicht zu wissen wie bösartig Kinder werden können wenn sie auf etwas treffen was nicht im normalen Bereich liegt oder so handelt, mein Sohn musste sich schon genug Beleidigungen und Ausgrenzungen gefallen lassen und da erzählst du mir eine Begabung macht einen nicht zum Aussenseiter und verursacht keine sozialen Probleme?! Ich denke um solche aussagen zu treffen die du da von dir gegeben hast solltest du wirklich mal eine leben mit einem Kind führen was diese Probleme hat nur dann kannst du es wirklich nachvollziehen.
alibaba

Re: Völlig heterogenes Testergebnis - Woran könnte es liegen?

Beitrag von alibaba »

Der IQ-Wert und/oder deren Heterogenität stehen nicht im Zusammenhang mit beliebt/unbeliebt. Ich verweise auf die Studie von Rost, die besagt, das hb Kinder in der Regel unproblematisch mitlaufen, gut sozial klar kommen und sich gut integrieren können. Also am IQ oder deren Verteilung liegt es mit Sicherheit nicht.

Die Erfahrung zeigt, das kluge Kinder die auffällig werden, oftmals auch wo anders Probleme haben. Habe ich einen IQ-Test mit vielen extremen Höhe und Tiefen, das sollte ein seriöser Psychologe nach nachforschen. Oftmals gibt es einen Grund dafür.

Ein unausgeglichenes Profil ist durchaus auch normal. Es bedeutet ja nicht automatisch, das man überall gleich klug ist. Es git zu jedem Test Abweichungsgrenzen. Werden die überschritten, so empfehlen die Testvorgaben, sollte man weiter nachhaken.

Wenn man einen Begleiter zur Verfügung gestellt bekommt, liegt das mit Sicherheit nicht daran, das man im IQ-Test in Mathe hb und in Deutsch normal begabt ist. :fahne: Auch nicht, weil man in einem Fach ein Streber ist, im anderen normal. ;)

Warum auch immer dein Sohn beledigt wurde, alleine am IQ liegt das mit Sicherheit nicht. Sonst gäbe es viel mehr Kinder die hier Probleme und Schulbgeleiter hätten.

VG alibaba, deren Sohn einen IQ von 140 im Fach "Mathe" hat.
Linasina
Dauergast
Beiträge: 558
Registriert: Di 11. Okt 2011, 14:42

Re: Völlig heterogenes Testergebnis - Woran könnte es liegen?

Beitrag von Linasina »

Ich hab ja da nicht so den Durchblick bei einem IQ Test. Aber kann es nicht sein dass ein Kind wenn es in einem Bereich super gut abschneidet also angenommen Mathe 140 und in anderen Bereichen Unterdurchschnittlich ist nicht doch Probleme haben? KInder und Menschen mit einer Inselbegabung zum Beispiel die dann eben die anderen Bereiche nicht kompensieren können wie ein Hochbegabter mit Gesamt iq von von 130?
Es gibt doch auch recht viele Hochbegabte mit sozialen Problemen.
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