Kochen mit Kindern

Was sonst noch interessiert und was sonst nirgends passt
Momo
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Re: Kochen mit Kindern

Beitrag von Momo »

Shaja hat geschrieben:
Ich habe übrigens Jean Liedloff gelesen: Auf der Suche nach dem verlorenen Glück". sie lebte einige Zeit bei den Yequanas in Venezuela, die noch sehr ursrpünglich leben.
Oh wie schön, das habe ich auch gelesen, und zwar vor der Geburt meiner Tochter. Diese wunderbaren Beschreibungen haben mich sehr inspiriert! Wie schön zu sehen, dass Du dieses Buch auch kennst!
Ich habe damit ebenfalls sehr gute Erfahrungen gemacht, dem Kind von Anfang an viel zuzutrauen.
bitte kommentarlos, sorgenvolle Äußerungen können ja geradezu Verletzungen heraufbeschwören ;) , da die Kinder dann unsicher werden
Das kann ich absolut bestätigen!

LG Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
shaja
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Re: Kochen mit Kindern

Beitrag von shaja »

...und deshalb schaue ich bewusst weg, wenn er klettert oder ähnliches , denn da bin ich besonders ängstlich ....ich würde ihn nur verunsichern - zumal ich ja genau weiß , dass et im Spielraum sehr gut gelernt hat, seine eigenen Grenzen zu kennen....

LG shaja

Ps MoMo, kennst du auch william sears ????
Rabaukenmama
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Re: Kochen mit Kindern

Beitrag von Rabaukenmama »

Ich kann meinen Mund nie ganz halten, versuche aber, positive Bestärkung zu geben. "Schau genau hin, was Du tust" ist etwas anderes als "Schneid Dir nur nicht in die Finger". Beim radfahren ist "vor der Kreuzung stehen bleiben" sinnvoller als "Nicht auf die Strasse fahren". Generell habe ich beobachtet dass einmischen ohne ein "tu das NICHT" zumindest keine negativen Nebenwirkungen haben dürfte. (Natürlich wäre es oft besser, ganz den Mund zu halten, aber das schaffe ich nicht immer).
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Butterblume
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Re: Kochen mit Kindern

Beitrag von Butterblume »

Mit helfen tut die Maus auch schon seit sie 2 ist, aber sie sucht die Herausforderung und will nun unbedingt das Messer in die Hand nehmen. Ich hatte schon überlegt ihr ein weniger scharfes Messer zugeben, aber das hab ich ganz schnell wieder verworfen! Ich dachte mir dann, dass sie sich damit nur noch schneller schneidet. Man sagt ja immer, dass man sich mit stumpfen Messern erst recht schneidet. Habt ihr Erfahrungen mit speziellen Kindermessern gemacht? Kann mir dazu jemand Auskunft geben, was an denen nun anders ist?

Danke für eure Hilfe!
sogesehen
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Re: Kochen mit Kindern

Beitrag von sogesehen »

Das stimmt, mit stumpfen Messern ist die Gefahr größer. Es muss doch nicht das Keramikmesser sein und es muss sicherlich auch nicht die harte Möhre oder Sellerie sein, die sie zu schneiden bekommt, weicheres Gemüse mit dafür ausreichend scharfem Messer ist denke die richtige Wahl und wenn Du siehst, dass Du ihr vertrauen kannst, könnt Ihr doch Schritt für Schritt den Schwierigkeitsgrad erhöhen - muss auch nicht gefährlicher werden, vielleicht erstmal genauer/kleiner schneiden.
"Weggucken" finde ich beim schneiden lassen auch erstmal nicht die richtige Methode, ich zumindest bin lieber dabei. Aber ich habe auch ganz gute Nerven und ziehe höchstens die Luft stark ein, wenn etwas bremslich aber nocht nicht "zum einschreiten reif" ist. Vielleicht auch, weil ich das Kindeswohl nicht gefährdet sehe, wenn es eine kleine Wunde am Finger hat. Da gibt es doch echt ganz andere Sachen, vor dem ich mein Kind zu schützen habe.
shaja hat geschrieben: "Es könne den Anschein erwecken das Wohlergehen meines Kindes sei mir egal."
Da bin ich echt sprachlos, das ist so am Leben vorbei und mit Vorbereitung auf das Leben "da draußen" auch weit entfernt. Puh...
heinerprahm
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Re: Kochen mit Kindern

Beitrag von heinerprahm »

Es gibt verschiedene Konzepte Kinder zu erziehen, eines davon ist das Kontinuum-Konzept von der hier bereits angesprochenen Jean Liedloff, einer Psychotherapeutin aus den USA, die dieses Konzept aus der Analyse der Beobachtungen heraus einwickelt hat, welche sie bei mehreren Expeditionen zu den südamerikanische Yequana-Indianer machen konnte.

... hier ist das mal gut zusammengefasst:
http://continuum-concept.de/texte/jean- ... nzept.html

... solche Konzepte sind in der Realität nur schwer umzusetzen, alleine schon (wie wir hier) keinen Kinderwagen zu haben und das Kind immer zu tragen, wird schon kritisch beäugt. Wenn man sich alleine die Überschriften zu dem Konzept anschaut, dann steckt dort in jedem Wort soviel gesellschaftlicher Sprengstoff, sowie die sehr hohe Wahrscheinlichkeit der Fehlinterpretation, je nachdem wie hoch die soziale, moralische und didaktische Kompetenz der Eltern ist ...

1. Habe Respekt, für das Kind, für die Natur, für Dich selbst.
2. Vermittle dem Baby / Kind stets das Gefühl, “wertvoll ” und “willkommen” zu sein.
3. Ermögliche Deinem Baby (im Idealfall) 24 Stunden Körperkontakt, zumindest solange das Baby nicht krabbelt.
4. Habe Vertrauen und Zutrauen zum Baby / Kind.
5. Tue nichts für das Kind, was es selbst tun kann (in liebevoller und konsequenter Haltung).
6. Diszipliniere Dein Kind nicht unnötig
7. Es liegt in der Natur eines Kindes, von sich aus zu lernen. Es ist nicht natürlich, etwas zu lehren.

... das aus meiner Sicht diese zu befürwortende Grundhaltung, in Bezug auf die 'Erziehung' des eigenen Kindes von jenen, die sich nicht wirklich tief inhaltlich mit solchen und anderen ähnlichen Konzepten (z.B. Juul) und dem dazugehörigen Diskus befassen, nicht umsetzbar ist, da der gesellschaftliche Druck anders zu handeln, oder auch handeln zu müssen aus z.B. rein ökonomischen Gründen, einfach viel zu groß ist.

Wir haben das hier wirklich konsequent durchgezogen, mit dem Tragen, mit dem Schlafen in einem Raum, mit dem nicht in den Kindergarten stecken, mit dem respektvollen Umgang, mit dem Vertrauen und dem - 'Immer bei Allem dabei sein' etc.ppp . und unsere Tochter hilft natürlich schon immer im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten bei der Zubereitung der Mahlzeiten und heute mit 5 Jahren, kann sie ganz normal alles schneiden, zerkleinern, kneten, rühren mit den Küchenutensilien die wir auch benutzen, sie kann auch seit sie 3 ist mit scharfen Messern und Scheren verantwortungsvoll umgehen, sie kann einen Rührgeräte und Stabmixer bedienen, den Herd und den Ofen anmachen und wenn etwas nicht geht, weil es noch zu schwer ist (z.B. Dose öffnen), oder zu gefährlich (schweres heißes Blech aus dem Backofen nehmen), dann weiß sie das, bittet um Hilfe, aber meist ist das nicht nötig, da wir ohnehin Hand in Hand arbeiten.

All das lässt sich aber nicht erzwingen, oder nachträglich aufsetzen, sondern es ist etwas das nur dann möglich ist, wenn von Beginn an eine solche Form der Erziehung praktiziert wurde und die Grenzen zeigen sich schnell auf im Kontakt mit der Aussenwelt, wenn z.B. im Bastelkurs unser Tochter von der Übungsleiterin die scharfe Schere aus der Hand genommen wird, mit der Begründung sie sei ja noch zu klein, oder man sich rechtfertigen muss, warum das Kind noch um 23:00 Uhr auf der Party rumhoppst ...(eine endlose Liste würde folgen).

Ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen, dass es im Alltag mit normalen Menschen keinen Sinn macht eine Debatte über diese Art der Erziehung zu führen, denn zum einen verfügen die meisten nicht mal im Ansatz über soviel differenziertes wissenschaftliches Wissen und schon gar nicht über das entsprechendes Umsetzungsvermögen und daher endet so gut wie jede Diskussion darin, dass sich das Gegenüber alleine von der Schilderung, wie wir z.B. unsere Tochter beim Groß werden begleiten, angegriffen fühlt, eine Verteidigungshaltung einnimmt und beginnt sich vehemment zu rechtfertigen, was dann oft in völliger Missgunst endet. Das Ersparen wir uns und thematisieren das alles nicht und erzählen nur das Nötigste.

Liebe Grüße
Heiner
Linasina
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Re: Kochen mit Kindern

Beitrag von Linasina »

Also ich habe meine Kinder ohne dieses Wissen so erzogen nur aus reiner Intuition. Jetzt ist mir auch klar warum ich so oft missverstanden wurde weil es die Meisten eben doch anders machen. Ich werde heute noch komisch angeschaut wenn ich meiner Tochter eine normale Schere zum ausschneiden gebe oder Sie mit Erwachsenen Besteck essen lasse. Auch dass Sie meist um 11 Uhr noch auf ist auch in der Woche stößt oft auf Unverständnis. Ich bin eigentlich immun gegen Kritik geworden und gehe meist meinen eigenen Weg.
Rabaukenmama
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Re: Kochen mit Kindern

Beitrag von Rabaukenmama »

Ich ernte immer wieder mal Erstaunen und auch manchmal Missbilligung weil meine Kinder - so scheint es zumindest Aussenstehenden - so ziemlich alles "dürfen". Sie helfen, wo immer sie wollen, kochen, putzen, hängen Wäsche auf, räumen Waschmaschine und Geschirrspüler ein und aus (inkl. Waschmittel/Geschirrspültab einfüllen), saugen mit dem grossen Staubsauger, usw.

Gerade beim Eltern-Kind-Treffen werde ich immer wieder angesprochen, weil ich meine Kinder nicht ständig bremse. Dabei sind das alles mMn extrem harmlose Dinge. Letzte Woche war das z.B. mein kleiner Sohn (20 Monate), der sich einen Duplo-Stein in den Mund gesteckt und damit herumgegangen ist. Da wurde ich auch sofort gewarnt dass sich mein Kind ja ganz arg verletzen könne wenn er mit dem Stein im Mund stolpern sollte. Ähm, mein Kind ist sehr sicher beim gehen und fängt sich beim stolpern immer mit den Händen ab. Und selbst WENN er zufällig wirklich ungeschickt fallen sollte (mMn sehr unwahrscheinlich) - hat er halt ein bisschen Zahnfleischbluten oder im wirklich allerschlimmsten Fall einen Milchzahn weniger.

Im Kindergarten waren sie ganz erstaunt dass mein Kind mit 2,5 Jahren schon so gut mit der Schere schneiden konnte (er hatte mit ca. 20 Monaten begonnen). Wir haben aber auch das Glück, eine kleine, altersgemischte Kindergruppe gefunden zu haben, wo fast alle Betreuerinnen sehr gut auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen und eher ermutigen als bremsen. Die einzige Person im Kindergarten, mit der ich so meine Probleme habe (da bin ich aber nicht die Einzige), ist die Leiterin.
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Momo
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Re: Kochen mit Kindern

Beitrag von Momo »

Es freut mich sehr, so viele gemeinsame Ansichten zu lesen. Vor allem Deine Beschreibung, Heiner, könnte exakt von mir kommen!
Ich frage mich, warum es eigentlich so schwierig geworden ist, den inneren Instinkten zu vertrauen und danach zu handeln? Wer hat eigentlich im Grunde kein schlechtes Gefühl dabei, ein Kind einem Schlaftraining zu unterziehen? Ein Baby in einem anderen Raum schlafen zu lassen als in dem eigenen Schlafzimmer? Ein Baby schreien zu lassen, anstatt es auf den Arm zu nehmen? Oder es weit weg im Kinderwagen herumzuschieben, wo man es doch lieber ganz eng bei sich tragen möchte? Das Kind lange zu stillen? Sind uns diese Instinkte abhanden gekommen? Oder ist der gesellschaftliche Druck so groß, dass wir entgegen unserer Instinkte handeln?
Momo
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Linasina
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Re: Kochen mit Kindern

Beitrag von Linasina »

Ja ich muss sagen der Druck allein beim Thema Stillen ist enorm. Ich stille 16 Monate und das ist meinem Umfeld zu lange. Viele denken wenn das Kind Zähne hat tut es weh und man muss abstillen. Mein Kind hat mich nur einmal gebissen und dann nie wieder. ;) sorry passt nicht ganz zum Thema. Langzeitstiller haben es echt schwer und Leute die ihre Kinder Antiautoritär erziehen haben es genauso schwer. Alles was von der Norm abweicht wird irgendwie von der Gesellschaft angezweifelt.
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