Dass weder Ihr gegen Euren Sohn seid noch die Therapeutin es ist, setze ich voraus. Wenn aber alle unisono derselben Ansicht sind, könnte er es so empfinden.
Aus deinen Worten geht heraus dass du Dir einerseits Vorwürfe dafür machst "früher" zu wenig konsequent gewesen zu sein, aber auch jetzt, wenn du glaubst, konsequent sein zu müssen, das im Nachhinein als Fehler siehst. Und DAS kann mMn schon verwirrend für ein Kind sein. Es kann ja nicht wissen welche Position du bei der nächsten, ähnlichen Situation einnehmen wirst. Ich stelle mir das ähnlich belastend vor wie es für Dich ist, nicht zu wissen, wann Dich dein Sohn wieder belügt oder Dinge tut, die ausdrücklich verboten sind.
Da, finde ich, wird es für alle Beteiligten hilfreich sein, wenn Du DEINEN Weg findest. Nicht den Weg, den Dir irgenwer (dein Mann, ich, wer anderer aus dem Forum, die Therapeutin, ein Buch,...) vorschlägt, sondern den, welchen Du selbst INNERLICH für richtig hältst. Anregeungen zu diesem Weg können auch gern von Außenstehenden kommen, aber du selbst solltest dabei ein gutes Gefühl haben und nicht ein permanent schlechtes Gewissen, etwas falsch zu machen - egal, wie du es machst!
Du kannst Dir z.B. HEUTE sagen "Ich nehme mir vor, meinem Sohn durch Akzeptanz seiner Eigenheiten und (wenn es sich ergibt) aktives Zuhören zu ermöglichen, seine Bedürfnisse auszudrücken und über das, was ihn vielleicht belastet, zu sprechen. Sollte er mich durch sein Verhalten verärgen oder verletzen werde ich ihm das sagen, damit er zukünfig die Möglichkeit hat, sein Verhalten selbst zu ändern".
Vielleicht sagst Du Dir auch "Ich nehme mir vor, bevor ich meinen Sohn maßregle oder bestrafe, erst einmal meine erste Wut und Enttäuschung abzubauen, BEVOR ich Konsequenzen ausspreche. Zu dem, was ich dann sage (z.B. Verbote) stehe ich aber auch!".
Dieser Weg muss nicht ein Leben lang eingehalten werden, du kannst Dich jeden Tag neu entscheiden, was du Dir VORNIMMST. Dass dann doch mal was anders kommt ist einfach nur menschlich und kein Kapitalverbrechen. Da ist gut, wenn Du kein Problem hast, dich auch mal zu entschuldigen

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Authentisch sein bedeutet nicht, keine Fehler mehr zu haben oder zu machen. Aber wenn ich weiß, wie ich grundsätzlich in bestimmten Situation agieren will, dann finde ich leichter dahin zurück als wenn ich nur "ausprobiere" was am ehesten funktionieren könnte.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)