Re: Wir wollen uns vorstellen
Verfasst: Di 19. Jul 2022, 11:03
Hallo Mimsa,
ich musste mich jetzt nur wegen deinem Beitrag hier im Forum anmelden. Ich war immer nur stille Leserin, aber es ist als würdest du mein 3-jähriges Kind beschreiben.
Es wird von nahestehenden gerne als kleiner Professor bezeichnet, fängt mit knapp 3 jetzt an die Buchstaben zusammenzuziehen und zu lesen. Mit knapp 2 konnte es Autos malen und Menschen skizzieren, hat verschiedene Spezialthemen und ist super streng mit sich selbst und perfektionistisch, weshalb es manche Dinge wie malen oder lesen dann wieder Monate lang nicht macht. Dann ist es - ohne zu üben - wieder eine Stufe weiter und zeigt seine Talente. Sprachlich ist es super gewandt und kann einem Löcher in den Bauch fragen und argumentieren, diskutieren, bis einem die Puste wegbleibt. Man hat keine Sekunde Zeit zum Durchatmen und ist ständig gefragt. Ich war teils arg irritiert einem 2jährigen Kind alles über den Tod erklären zu müssen. Abends gibt es Zeiten, wo es um 23h - nach dem 6. Buch - immer noch nicht müde ist. Es hat viel zu viele Spielsachen, weil ich ständig das Gefühl habe, dass es neuen Input braucht. Die Bibliothek von meinem Kind ist größer als meine, weil es Bücher nach einem Mal lesen erstmal wieder uninteressant findet und sich noch nach Wochen an die meisten Details erinnert. Das Konzept einer Bibliothek findet es aber auch doof, weil es die Bücher nicht teilen möchte. Das sind wahre Schätze für es.
Dafür ist es weniger an anderen Kindern interessiert. Sagt ganz deutlich, dass es am liebsten mit sich selber spielt und es am schönsten in der Kita ist, wenn alle anderen Kinder im Urlaub sind. Wenn wir Kinder nach Hause einladen, dann klappt es aber schon auch, dass sie zusammen schön spielen. Nur bei größeren Gruppen nimmt es sich eher raus, beobachtet oder macht sein eigenes Ding. Es geht in eine Kita mit besserem Betreuungsschlüssel und auch kleinere Gruppen. In eine städtische Kita könnte ich es nie geben. Veränderungen sind hier auch nur sehr schwer zu verkraften und müssen gut vorbereitet und begleitet werden. Ansonsten ist es furchtbar. Hast du vielleicht auch so eine Kita in der Nähe? Vielleicht wäre das eine Option? Wir nehmen krasse Fahrtwege und höhere Kosten dafür auf, aber es ist es wirklich wert und bislang kamen keine Anmerkungen der Erzieher, dass sich das Kind auffällig verhält, außer dass es eher ruhig spielt und gerne allein. Den Kindern wird hier auch mehr geboten. Mein Kind meint oft, dass die Kita zu langweilig ist. Wenn dann aber coole Projekte angegangen werden, geht es wieder. Ich versuche dabei aber auch so offen wie möglich mit den Erziehern zu sein, wenn mein Kind Unmut äußert und habe auch das Gefühl, dass liebevoll auf es eingegangen wird.
Beim Kinderturnen habe ich uns auch gerade wieder abgemeldet, weil es dem Kind zu laut ist und zu viele Kinder dort sind. Wir mussten oft auf dem Weg dorthin schon wieder kehrt machen oder ich musste mich mit dem Kind in eine Ecke verziehen und kuscheln oder Ball spielen. Ansonsten hat sich mein Kind immer einfach nur aufgeregt, wenn andere Kinder im Kurs sich nicht an die Regeln halten. Schwierig so neue Freunde zu finden. Es sitzt lieber daheim und puzzelt mit uns Eltern am Lego rum. Alleine wird eigentlich nie gespielt. Ich würde es nie irgendwo in der Freizeit hingeben, wo es nicht hinwill. Ich finde toll, dass es so schön kommuniziert, was es will und braucht. Welcher Erwachsene kann das heute von sich behaupten? Teilweise war ich auch traurig, dass es nicht so ist wie andere Kleinkinder. Jetzt finde ich es aber einfach cool, weil es mir so viel Spaß macht mit meinem Kind zu reimen, Witze zu erzählen, Geschichten zu erfinden oder Sachbücher oder Comics zu lesen. Ich lerne dabei selber so viel. Anfangs haben wir es auch für uns behalten, dass das Kind bei manchen Dingen so weit ist. Aber warum? Ich stehe da jetzt mittlerweile sehr für es ein und meide alle Menschen, die mir mit Kritik kommen. Manch einen versuche ich noch mit Argumenten von seinen verkorksten Gedankengängen und alten Erziehungsbla rauszuholen und gebe Gedankenanstöße mit. So habe ich mich auch schon mit dem Kinderarzt angelegt, der meinte mein Kind habe einen zu starken Willen. Furchtbar, dass solche Menschen als Experten andere beraten, die eventuell unsicherer sind. Daher wirklich mein Tipp, bilde dir immer erstmal eine eigene Meinung und vertraue darauf, dass du dein Kind kennst. Du scheinst leider in einer Umgebung zu leben, wo dein Kind häufiger aneckt, weil es sich nicht wie die Norm verhält. Mein Kind hat zwar nicht den Wunsch zu sortieren, aber führt auch oft sowas wie Sozialexperimente durch. Greift anderen unterwegs einfach an den Po oder beschimpft Fremde. Es hat lange gedauert bis ich begriffen haben, dass es es spannend findet die Reaktionen zu beobachten, die die Menschen machen und weil bei so einem kleinen Menschen kaum einer negativ reagiert, denkt es natürlich „Super! So kann ich mit ihnen interagieren, wenn ich Lust habe.“… manchmal steht es auch im Geschäft und schreit einfach ganz laut, weil die Emotionen überkochen, es glücklich überzuckert vom Eis ist oder warum auch immer. Ich versuche dann einfach locker zu bleiben und lächle mein Kind liebevoll an und spreche ruhig. Anfangs war ich auch super nervös, aber das überträgt sich ja auf das Kleine und es wird genauso unsicher, andere Menschen meinen einem dann mit schlauen Tipps helfen zu müssen. Irgendwie habe ich mittlerweile aber so eine Aura entwickelt, dass das keiner mehr macht und wenn dann gucke ich einfach nur noch vernichtend zurück oder rolle mit den Augen. Ich würde auch jederzeit den Kontakt zu Verwandten abbrechen, würden sie mein Kind nicht so akzeptieren wie es ist. Ich will nicht dass es in einer toxischen Umgebung groß wird.
Manchmal schwappt bei mir auch der Gedanke auf, dass das Sozialverhalten nicht ganz der Norm entspricht und ich frage mich, ob ich was abklären müsste. Momentan ist mein Gefühl aber eher, dass das Kind zu sehr auf seine Wissensaneignung fixiert war, dass sich der soziale Bereich garnicht so schnell symmetrisch mitentwickeln konnte und es eh noch so klein ist. Ich würde es jetzt niemals zu Ärzten oder Diagnostikern geben, weil es für mein Kind völlig überfordernd wäre und es vermutlich sogar traumatisieren würde, wenn eine Fachperson ein doofes Kommentar abgibt. Mein Kind merkt sich sowas nämlich auf ewig.
Ich hoffe, dass ihr mittlerweile eine Lösung finden konntet?!
ich musste mich jetzt nur wegen deinem Beitrag hier im Forum anmelden. Ich war immer nur stille Leserin, aber es ist als würdest du mein 3-jähriges Kind beschreiben.
Es wird von nahestehenden gerne als kleiner Professor bezeichnet, fängt mit knapp 3 jetzt an die Buchstaben zusammenzuziehen und zu lesen. Mit knapp 2 konnte es Autos malen und Menschen skizzieren, hat verschiedene Spezialthemen und ist super streng mit sich selbst und perfektionistisch, weshalb es manche Dinge wie malen oder lesen dann wieder Monate lang nicht macht. Dann ist es - ohne zu üben - wieder eine Stufe weiter und zeigt seine Talente. Sprachlich ist es super gewandt und kann einem Löcher in den Bauch fragen und argumentieren, diskutieren, bis einem die Puste wegbleibt. Man hat keine Sekunde Zeit zum Durchatmen und ist ständig gefragt. Ich war teils arg irritiert einem 2jährigen Kind alles über den Tod erklären zu müssen. Abends gibt es Zeiten, wo es um 23h - nach dem 6. Buch - immer noch nicht müde ist. Es hat viel zu viele Spielsachen, weil ich ständig das Gefühl habe, dass es neuen Input braucht. Die Bibliothek von meinem Kind ist größer als meine, weil es Bücher nach einem Mal lesen erstmal wieder uninteressant findet und sich noch nach Wochen an die meisten Details erinnert. Das Konzept einer Bibliothek findet es aber auch doof, weil es die Bücher nicht teilen möchte. Das sind wahre Schätze für es.
Dafür ist es weniger an anderen Kindern interessiert. Sagt ganz deutlich, dass es am liebsten mit sich selber spielt und es am schönsten in der Kita ist, wenn alle anderen Kinder im Urlaub sind. Wenn wir Kinder nach Hause einladen, dann klappt es aber schon auch, dass sie zusammen schön spielen. Nur bei größeren Gruppen nimmt es sich eher raus, beobachtet oder macht sein eigenes Ding. Es geht in eine Kita mit besserem Betreuungsschlüssel und auch kleinere Gruppen. In eine städtische Kita könnte ich es nie geben. Veränderungen sind hier auch nur sehr schwer zu verkraften und müssen gut vorbereitet und begleitet werden. Ansonsten ist es furchtbar. Hast du vielleicht auch so eine Kita in der Nähe? Vielleicht wäre das eine Option? Wir nehmen krasse Fahrtwege und höhere Kosten dafür auf, aber es ist es wirklich wert und bislang kamen keine Anmerkungen der Erzieher, dass sich das Kind auffällig verhält, außer dass es eher ruhig spielt und gerne allein. Den Kindern wird hier auch mehr geboten. Mein Kind meint oft, dass die Kita zu langweilig ist. Wenn dann aber coole Projekte angegangen werden, geht es wieder. Ich versuche dabei aber auch so offen wie möglich mit den Erziehern zu sein, wenn mein Kind Unmut äußert und habe auch das Gefühl, dass liebevoll auf es eingegangen wird.
Beim Kinderturnen habe ich uns auch gerade wieder abgemeldet, weil es dem Kind zu laut ist und zu viele Kinder dort sind. Wir mussten oft auf dem Weg dorthin schon wieder kehrt machen oder ich musste mich mit dem Kind in eine Ecke verziehen und kuscheln oder Ball spielen. Ansonsten hat sich mein Kind immer einfach nur aufgeregt, wenn andere Kinder im Kurs sich nicht an die Regeln halten. Schwierig so neue Freunde zu finden. Es sitzt lieber daheim und puzzelt mit uns Eltern am Lego rum. Alleine wird eigentlich nie gespielt. Ich würde es nie irgendwo in der Freizeit hingeben, wo es nicht hinwill. Ich finde toll, dass es so schön kommuniziert, was es will und braucht. Welcher Erwachsene kann das heute von sich behaupten? Teilweise war ich auch traurig, dass es nicht so ist wie andere Kleinkinder. Jetzt finde ich es aber einfach cool, weil es mir so viel Spaß macht mit meinem Kind zu reimen, Witze zu erzählen, Geschichten zu erfinden oder Sachbücher oder Comics zu lesen. Ich lerne dabei selber so viel. Anfangs haben wir es auch für uns behalten, dass das Kind bei manchen Dingen so weit ist. Aber warum? Ich stehe da jetzt mittlerweile sehr für es ein und meide alle Menschen, die mir mit Kritik kommen. Manch einen versuche ich noch mit Argumenten von seinen verkorksten Gedankengängen und alten Erziehungsbla rauszuholen und gebe Gedankenanstöße mit. So habe ich mich auch schon mit dem Kinderarzt angelegt, der meinte mein Kind habe einen zu starken Willen. Furchtbar, dass solche Menschen als Experten andere beraten, die eventuell unsicherer sind. Daher wirklich mein Tipp, bilde dir immer erstmal eine eigene Meinung und vertraue darauf, dass du dein Kind kennst. Du scheinst leider in einer Umgebung zu leben, wo dein Kind häufiger aneckt, weil es sich nicht wie die Norm verhält. Mein Kind hat zwar nicht den Wunsch zu sortieren, aber führt auch oft sowas wie Sozialexperimente durch. Greift anderen unterwegs einfach an den Po oder beschimpft Fremde. Es hat lange gedauert bis ich begriffen haben, dass es es spannend findet die Reaktionen zu beobachten, die die Menschen machen und weil bei so einem kleinen Menschen kaum einer negativ reagiert, denkt es natürlich „Super! So kann ich mit ihnen interagieren, wenn ich Lust habe.“… manchmal steht es auch im Geschäft und schreit einfach ganz laut, weil die Emotionen überkochen, es glücklich überzuckert vom Eis ist oder warum auch immer. Ich versuche dann einfach locker zu bleiben und lächle mein Kind liebevoll an und spreche ruhig. Anfangs war ich auch super nervös, aber das überträgt sich ja auf das Kleine und es wird genauso unsicher, andere Menschen meinen einem dann mit schlauen Tipps helfen zu müssen. Irgendwie habe ich mittlerweile aber so eine Aura entwickelt, dass das keiner mehr macht und wenn dann gucke ich einfach nur noch vernichtend zurück oder rolle mit den Augen. Ich würde auch jederzeit den Kontakt zu Verwandten abbrechen, würden sie mein Kind nicht so akzeptieren wie es ist. Ich will nicht dass es in einer toxischen Umgebung groß wird.
Manchmal schwappt bei mir auch der Gedanke auf, dass das Sozialverhalten nicht ganz der Norm entspricht und ich frage mich, ob ich was abklären müsste. Momentan ist mein Gefühl aber eher, dass das Kind zu sehr auf seine Wissensaneignung fixiert war, dass sich der soziale Bereich garnicht so schnell symmetrisch mitentwickeln konnte und es eh noch so klein ist. Ich würde es jetzt niemals zu Ärzten oder Diagnostikern geben, weil es für mein Kind völlig überfordernd wäre und es vermutlich sogar traumatisieren würde, wenn eine Fachperson ein doofes Kommentar abgibt. Mein Kind merkt sich sowas nämlich auf ewig.
Ich hoffe, dass ihr mittlerweile eine Lösung finden konntet?!