laurina hat geschrieben:
Beim ersten Kind denkt man, man macht irgendwas falsch. Aber spätestens beim zweiten erkennt man, das es eine Phase ist, die offenbar viele Kinder durchlaufen.
Unsere Lösung heißt liebevolle Konsequenz. Egal wie Söhnchen sich aufführt, abends wäscht ihn Papa - auch wenn Mama da ist. Er heult dann eine Weile, dann kommt Papas Streichelstunde im Bad, und alles ist gut. Da es ihm ja bei Papa nicht schlechter geht als bei Mama, kann ich das aushalten, auch wenn meine Mutterinstinkte natürlich rufen: "Geh hin, dann beruhigt er sich."
Je konsequenter wir das durchziehen, desto besser klappt es.
Wir halten es genauso. Vielleicht liegt es bei uns daran, dass mein Mann bei jedem Kind auch Vollzeit in Karenz war (während ich in der Zeit Vollzeit gearbeitet habe) dass es bei uns den "Kampf um die Mutter" nicht so stark gibt. Vielleicht ist es aber auch Eigenart unserer Kinder meinen Mann genauso zu akzeptieren wie mich.
Das Ganze ist bei Remo H. Largo unter "Kompetenz" sehr gut beschrieben: das Kind hat seine Bedürfnisse (nach Nähe, Geborgenheit, Essen, Schlaf, Unternehmungen,...) und die Eltern stellen sich individuell auf diese ein. Sprich: wenn ein Kind ein Schlafbedürfnis von 10 Stunden hat müssen die Eltern das akzeptieren, wann und wie es ins Bett gebracht wird bestimmen die Eltern. Es gibt Bedürfnisse, die nur von Hauptbezugspersonen befriedigt werden können (im Beispiel sucht ein Kind Trost nach einer Verletzung bei der Mutter, nicht beim Onkel).
Es wird auch gezeigt wo die Kompetenz des Kindes aufhört. Wenn die ganze Familie in ein weit entferntes Bad fährt obwohl es neben der Wohnung auch eines gibt, wo alle außer EINEM Kind lieber hinfahren würden, dann läuft was schief, ebenso wie wenn das Kind täglich bestimmt, was es zum essem gibt.
@karen: Im Buch "Babyjahre" ist sehr klar das unterschiedliche Eßverhalten von Kindern beschrieben. Dabei wird auch festgestellt, dass es gleichaltrige, gesunde Kinder gibt, wo eines doppelt so viel Kalorien täglich benötigt wie das andere. Bei meinem älteren Sohn bin ich im Baby- und Kleinkindalter auch oft verzweifelt.
Wenn z.B. auf so einem Gläschen "ab 1 Jahr" stand "entspricht einer von 5 täglichen Gemüseportionen" bekam ich Angst, mein Sohn würde sicher Mangelerscheinungen bekommen. Denn an sich war so ein Gläschen für EINE Mahlzeit gedacht, bei uns hat es aber für 3 Mittags-Mahlzeiten gereicht

(wenn dann noch was übrig war wurde es entsorgt). Während gleichaltrige Kinder ein "Obstjause" in Form von einer Banane und einem Apfel gegessen haben aß mein Sohn gerade mal 1 1/2 Weintrauben

. Eine andere Mutter, der ich stolz erzählte, dass mein (damals 2jähriger) Sohn ZWEI GANZE Fischstäbchen verdrückt hatte, meinte daraufhin, ihr gleichaltriger Sohn würde davon 7 essen - natürlich mit Reis

.
Mein Sohn war immer etwas schlanker als andere Kinder gewesen, aber nicht besorgniserregend (so um die 25. Perzentille) - und irgendwann hat sich das mit dem essen dann eingependelt. Er war aber nie so gefährdet, aus Nahrungsmangel umzukippen wie deine Tochter. Daher konnten wir die Sache gelassener angehen. Ich hoffe für Euch dass ihr einen kompetenten Arzt findet, der das Eßproblem eurer Tochter ernst nimmt ohne es zu dramatisieren und der mit Euch gemeinsam zu einer Lösung kommt.
Mittlerweile ißt mein Großer immer noch nicht viel, aber in Summe schon deutlich mehr als früher. Schlank ist er immer noch. Sein kleiner Bruder ( 2 1/2 Jahre jünger) ißt deutlich mehr, aber nicht doppelt so viel. Er ist gewichtsmäßig genau durchschnittlich.
Witzigerweise bin ich erst kürzlich dahintergekommen daß mein Großer mehr nascht als der "verfressene" Kleine. Der Kleine kann zwar eine Tafel Schokolade auf einmal verdrücken, "braucht" dann aber wieder längere Zeit nichts mehr (oft ein paar Tage). Mein Großer nascht täglich kleinere Portionen, die sich aber summieren. Für Außenstehende schaut das oft anders aus, bei einer Freundin hat mein Großer z.B. drei Bissen Kuchen gegessen und der Kleine 2 große Stücke. Daher habe ich lange Zeit selbst auch angenommen, der Große würde weniger naschen - aber Irrtum

. Beruhigend ist aber, dass er genug Bewegung macht.
Auch wenn es bei eurer Tochter kein offensichtlicher Machtkampf ist: habt ihr schon probiert, einfach einen Teller mit ein paar Eßsachen offen und jederzeit griffbereit stehen zu lassen? Ich mache das fast täglich (mit vorbereitetem Obst, Schinkenbrotstücken und/oder Vollkornkeksen bzw. Salzstangen) und es wird zwar nicht täglich, aber immer wieder mal ordentlich zugegriffen. Ich selbst greife übrigens auch zu und manchmal müssen sich die Kinder beeilen um noch was zu bekommen

.
Mein Kleiner hat gerade die Phase "alles, was Mama für mich mag, mag ich nicht" und er verweigert oft trotz Hunger zum gemeinsamen Abendessen zu kommen. Da ist so ein griffbereiter Teller eine gute Alternative, weil der die Sachen ja selbst "gefunden" hat

. Für den Großen ist er auch interessant weil für den oft spielen viel wichtiger ist als essen und er auch manche Mahlzeiten deshalb versäumt. Und wenn dann doch der Hunger kommt ist gleich "was da". Wenn du es schon erfolglos ausprobiert hast - sorry

- aber das wollte ich noch sagen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)