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HB als Mode-Diagnose???
Verfasst: Mo 13. Jul 2009, 14:47
von clowdysky
Hallo, ich bin neu hier und würde gerne Eure Meinung hören.
Mein Sohn ist 3,5 und bereits im zarten Alter von 1 Jahr bekamen wir Probleme in der Krabbelgruppe, da er andere Kinder biss. Dies zog sich wie ein roter Faden bis heute durch, erst bei der Tagesmutter und nun seit einem halben Jahr im Kindergarten. Besonders vormittags (wenn alle da sind) dreht er durch unds beisst, kratzt oder schubst Kinder. Egal ob Gross oder Klein, mit oder ohne Grund.
Nach mehreren Gesprächen dort hat man uns zu einer Therapie geraten und beschlossen, meinen Sohn heimzuschicken, wenn es ganz schlimm ist. Dies ist bei zwei berufstätigen Eltern und keiner Oma natürlich der Supergau. Außerdem eine Kapitulation vor dem Kind, oder?
Die Therapeutin erwähnte beim ersten Treffen sowas wie "könnte ADS sein" und "Anzeichen von HB", aber irgendwie bin ich sehr ratlos. Ich habe das Gefühl, dass mit HB (und früher mit ADS) gerne ein bequemes Modeurteil gefällt wird, für alles, was nicht im Normbereich liegt.
Sie hat nun ein Mal meinen Sohn gesehen, sich aber nicht geäußert; als nächstes will sie mit in seine Gruppe.
Die Aussage "lass ihn doch mal testen" habe ich allerdings schon öfters gehört. Er ist schon recht fit, aber ob das HB ist???
Gelaufen ist er mit 1, kurz später fing das Reden an, seit er zwei ist beherrscht er den Konjunktiv. Ist lieber mit "Grossen" zusammen und in Kindergruppen mit mehr als 5 geht gar nicht. Spielkreis ist "doof", macht lieber was alleine. Fährt seit einem Jahr turboschnell Laufrad, seit einer Woche Fahrrad ohne Stützräder. Kann gut zählen und Plus-/Minus im 1-stelligen Bereich rechnen. Kennt einige Buchstaben, alle Maschinen von Bosch und fast alle Automarken. Freihand malen könne er nicht, wie er sagt. Baut lieber Lego. Ist aber auch oft sehr unkonzentriert und wechselt schnell die Spielsachen. Spielt schon ein halbes Jahr bei Kika, Lego etc. am PC (seine grosse Leidenschaft). und bedient CD-Player etc.. Hat ein extrem gutes Gedächtnis, erinnert sich an Vieles was mehr als ein halbes Jahr her ist. Stellt unglaublich viele Fragen. "Was wäre wenn?" und ist stark an Themen wie Tod interessiert (wir besuchen aber auch oft den Friedhof auf dem seine eine Oma liegt). Es ist zwar selbstredend, aber um es klarzustellen: er wird weder geschlagen, noch gegängelt; einfach nur "Normal" und liebevoll erzogen mit klaren Ansagen.
Egal ob HB oder nicht: Was kann mal als Eltern tun, um diesem aggressiven Verhalten entgegen zu wirken?
Re: HB als Mode-Diagnose???
Verfasst: Mo 13. Jul 2009, 15:44
von clowdysky
Hallo heikew!
Danke für Deine Antwort und die positiven Worte. Man verstärkt irgendwie automatisch alles Negative und vergisst so schnell das Positive...
Und danke für den tollen Link!
Re: HB als Mode-Diagnose???
Verfasst: Mi 15. Jul 2009, 02:07
von 3mefree
Hallo!
Kann Heike nur beipflichten, vielleicht meinen sie es ja wirklich nur gut mit euch.
Beißen ist schon sehr lästig, weil damit schon ein ganz kleiner auch den Großen wirklich Schmerzen zufügen kann. Das ist natürlich dann auch schlau, auch wenn man den Intellekt gerne anders bemerken würde. In jedem Fall ist es halt ein kleiner Hiulfeschrei. Ich würde deshalb nicht nur fragen, was man dagegen tun kann, sondern viel mehr, weshalb es dazu kommt.
Das Heimschicken vom Kindergarten jedenfalls finde ich nicht so ganz toll. HAben sie zuerst probiert, ihm die Möglichkeit zu bieten, sich außerhalb der Gruppe zu beruhigen?
Sucht er mit dem Beißen die Aufmerksamkeit? Oder versucht er dabei mehr, etwas zu entkommen?
Gibt es für ihn eine Bezugsperson, der er wirklich vertraut? Hat er die Möglichkeit zum Rückzug und wird er ernst genommen, wenn er äußert, es würde zu viel? Findet er anregendes Spielmaterial im Kiga und darf er sich dort auch manchmal ganz alleine mit etwas beschäftigen? Ist das Programm, der Gruppendruck oder die Erwartungen an ihn im KiGa zu viel? Wie geht man dort mit Problemsituationen um - lernt er darüber zu sprechen, wie es ihm dabei geht oder wird er nur sanktioniert? Hat er Freunde im (und außerhalb des) KiGA? Wie viel Individualraum gesteht man dort den Kindern zu? Und was sagt er selbst zu diesem Problem? Kann man deals mit ihm schließen?
Vielleicht führt ein intensives Hinterfragen mit den Erziehern zu neuen Erkenntnissen oder Ansätzen?
Viel Glück jedenfalls, 3mefree
Re: HB als Mode-Diagnose???
Verfasst: Mi 15. Jul 2009, 09:32
von alibaba
Hallo clowdysky,
nun, Hb als Modetrend, vielleicht. Fakt ist das sich unser Bildungsumfeld wandelt. Und damit werden Dinge anders betrachtet, man will mehr fördern, Dinge früher erkennen, sich vom Pisa-schock erholen, besser sein, besser werden. Es werden immer mehr Bildungspläne im Kiga eingeführt - der Trend geht also in Richtung mehr Bildung und alles eher, besser erkennen. ADS gab es früher nicht als Diagnose und auch Hb wurde viel weniger vermutet oder getestet. Daher würde ich schon mitgehen und sagen, ja es ist eine Modeerscheinung. Es gibt Ärzte die sagen, es gibt kein ADS, nur zu wenig Bewegung und schlechte Umstände die dann zu dieser Diagnose führen. Ob das so ist, ich bin kein Arzt, kann ich nicht beurteilen. aber ADS bei so einem kleinen Kind halte ich persönlich für falsch diagnostiziert.
Es ist normal das sich Kinder in dem Alter nicht lange konzentrieren können und von einem Spiel zum anderen hüpfen. Und es ist auch normal das sich Kinder für Buchstaben, Zahlen, Tod interessieren, die einen eher die anderen später. Wo stand einmal der Satz, es kommt nicht drauf an was ihr Kind kann, sondern wann. Tausend Warum-Fragen sind zwischen 3 und 4 Jahren durchaus normal, es läutet das 2. Fragealter ein. Aber was sagte mal unsere Kigaleiterin zu mir, die bei meinem Großen den Stein ins Rollen brachte, er harkt nach und läßt sich nicht mit einer Antwort abspeisen.
Ich persönlich finde, das Aggressivität nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit einer Hb steht. Im Gegenteil, sagt man doch den klugen Köpfen nach, das sie sehr empfindlich für die zwischenmenschlichen Beziehungen sein und diese sehr schnell verstehen lernen. Meine Beiden möchten jedem weinenden Kind gerne helfen. Und mein Großer hat Mitleid mit allen Kindern im Kiga die ausgeschimpft werden. Das sind meine Freunde, ich mag nicht, wenn die ...... mit ihnen schimpft. Und da meine Kleine schon Opfer von Beißattaken anderer Kinder wurde, finde ich das das gar nicht geht. Was wir aber dabei nicht vergessen dürfen, es sind in der Regel Buben. Kämpfen, Ich bin der Größte, der Stärkste, treten, schlagen, liegt in den Genen, beim einen mehr, beim anderen weniger. Und es ist unser Kampf das unseren Kindern beizubringen, sich anders zu verhalten. Und es ist eine Schwäche der Buben emotional rechtzeitig zu reifen. Ein Grund, bei uns, erst normal einzuschulen.
Was bei euch ist, kann ich nicht beurteilen. Die Dinge die du aufzählst finde ich normal. Sehr schwach finde ich die Haltung im Kiga Euch gegenüber. Es ist keine Lösung ein Kind heimzuschicken. Es muss Hilfe angeboten werden und der Kiga soll mit dem Kind gemeinsam am Problem arbeiten. Auch bei unserem Großen wird speziell auf dem Gebiet des emotionalen gefördert, denn das sind einfach Defizite vorhanden. Ich würde es daher von der positiven Seite her sehen und mich freuen das ihr am Problem mittels der Therapie arbeiten könnt.
Viel Erfolg.
Re: HB als Mode-Diagnose???
Verfasst: Fr 17. Jul 2009, 11:06
von clowdysky
Hallo Ihr Lieben!
Ich bin begeistert von den vielen Postings und ich glaube, ich kann gar nicht alle beantworten.
Möchte nur eines klarstellen: wenn hier durch meine - bewußt provokante - Überschrift der Eindruck entstand, daß ich das Verhalten meines Sohnen runterspielen möchte bzw. den Fachleuten misstraue, ist das falsch. Im Gegenteil, ich möchte natürlich auch, daß seine Aggressionen aufhören oder zumindest ein normales Niveau erreichen. Ich bin auch ganz gespannt, was bei der Therapie herausgefunden wird, denn natürlich möchte ich auch die Ursache für sein Verhalten kennen.
Das man nur etwas erreichen kann, wenn alle an einem Strang ziehen, ist bekannt. So denke ich, daß wir als Eltern eventuell auch etwas ändern müssen (weiß zwar momentan nicht was, aber dafür gibt es ja die Fachleute), genauso wie der Kiga.
Erschreckend ist nur, daß man heutzutage ein Kind, was nur ein wenig aus dem Rahmen fällt, therapieren muß. Gestern waren wir im Schwimmbad und ich hätte dort eine Sozialstudie zum Thema "verhaltensauffällige Kinder und ihre Eltern" verfassen können.
Was sehr interessant ist: seit fünf Tagen besucht unser Kurzer nun den "Ferienkindergarten", da seiner drei Wochen Schließzeit hat. Das ist ein anderes Haus auf dem gleichen Gelände. Nun ist er in einer Gruppe, in der auch einige Schulkinder sind. Keine Ahnung, was die Erzieherinnen anders machen, aber dort klappt alles auf einmal viel besser... Ich habe Hoffnung

Re: HB als Mode-Diagnose???
Verfasst: Di 28. Jul 2009, 10:12
von PrinzessinLola
Hallöchen!
Um noch mal auf den Begriff Mode-Diagnose zurück zu kommen: Mir ist auch aufgefallen, dass bei auffälligen Kindern viel zu oft sofort an ads oder hb oder sonst irgendwas gedacht wird. Ich find das schon allein krass, wie viele Kinder in unserem Kiga irgendeine Therapie kriegen. Bei Elternabenden, wenn man so quatscht, ist oft das Top-Thema "Wo und bei wem kriegt wer welche Therapie?". Meine beste Freundin hat eine kleine Schwester von 6 Jahren. Ein ganz normales Mädchen. Ein bisschen schüchtern ist sie, okay, aber sie braucht einfach eine Weile um warm zu werden. Aber auch sie geht zur Therapie. Weil sie so schüchtern ist.
Okay, grundsätzlich denke ich, jeder der ein Problem mit seinem Kind hat und eine dementsprechende Therapie findet, die einem hilft, dann hat jeder ein Recht darauf, diese Therapie auch zu bekommen. Genau wie auch jeder ein recht darauf hat, sein Kind auf hb oder ads testen zu lassen. Wenigstens hat man dann die Gewissheit, dass es nicht so ist, wenn der Test negativ ausfällt.
Allerdings muss ich auch dazu sagen, ich habe eine Aubildung zur Erzieherin gemacht und zwischendurch zwei Jahre pausiert als mein Junior da war. Als ich damals mit der Ausbildung angefangen habe, war es in den Kigas grundsätzlich so, dass das eine oder andere Kind mal aus dem Rahmen fiel und man sich Gedanken darüber gemacht hat "Was könnte das Kind haben?". Als ich wieder eingestiegen bin in den Beruf, war es schon an der Tagesordnung, dass jedes Kind einzeln beobachtet wurde, mit jedem Elterngespräche geführt wurden und es mir mit der Zeit fast so vorkam, als würde bei jedem Kind von Grund auf danach gesucht werden, wo was nicht stimmt. Im Prinzip finde ich das toll, dass sich über jedes einzelne Kind so viele Gedanken gemacht werden. Schließlich hilft das enorm, Defizite rechtzeitig zu erkennen. Aber macht es uns nicht alle irgendwie verrückt? Ich jedenfalls werde regelmäßig zu Elterngesprächen in den Kiga bestellt und mache mir danach riesige Gedanken. Wenn ich mir die Berichte über meinen Sohn durchlese, die im Kiga gemacht werden, kriege ich das grausen. Aber mein Sohn braucht einfach das für ihn richtige Programm und seeeeehr viel Aufmerksamkeit. Klar, das kann ein Kiga nicht immer bieten. Aber auch mein Sohn muss lernen, sich auch mal allein zu beschäftigen. Oder mit Dingen zu beschäftigen die ihn unterforden. In der Schule muss er schließlich auch Dinge "lernen" die er schon kann. Na gut, und er lebt ein bisschen in seiner eigenen Welt und träumt gerne. Aber braucht er deswegen gleich eine Therapie?? Meiner braucht sie nicht. Gennauso wenig kann es mir eigentlich auch egal sein, ob er wirklich hb ist oder nicht. Er ist halt anders als andere Kinder und muss dann auch dementsprechend behandelt werden. Dann ist er glücklich und zufrieden. Und das ist und bleibt so, egal, ob er hb ist oder nicht.
In eurem Fall finde ich einen Test aber doch sehr ratsam. Vielleicht sogar mal das Gespräch mit einem Psychologen, um auf den Grund für das beißen zu kommen. Aber für mich hört sich das so an, als würde ihm der Kontakt zu älteren fehlen. Denn du sagtest ja, dass in diesem Ferienkiga mit den Großen zusammen alles besser lief. Habt ihr ältere Kinder im Bekanntenkreis oder so? Vielleicht ist er dann ausgeglichener wenn er mehr Kontakt zu älteren in der Freizeit hat?
lg, nessy
Re: HB als Mode-Diagnose???
Verfasst: Sa 8. Aug 2009, 22:25
von lianda
Hallo,
ich glaube nicht, dass die Aggressionen unbedingt etwas mit der HB zutun haben. Empathie, die ihm ja anscheinend noch fehlt, ist im Menschen nicht angelegt und muß erst entwickelt, anerzogen werden. Schau doch mal unter:
http://www.rund-ums-baby.de/entwicklung ... einkindern
Viele Grüße
lianda
Re: HB als Mode-Diagnose???
Verfasst: So 9. Aug 2009, 09:10
von Susann
Was mir gut gefällt, ist die Therapeutin, die in der Gruppe vor Ort schaut. Eine verlässliche Diagnostik zum Ausschluss von ADHS ist nicht mit 3,5 Jahren zu stellen. Es kann geschaut werden ob es Hinweise/Anzeichen gibt und unterstützen, diagnostizieren wird noch dauern.
http://www.ipsis.de/themen/thema_adhs1.htm
Susann
Re: HB als Mode-Diagnose???
Verfasst: So 31. Jan 2010, 22:42
von Winnie
Ich kann nur dazu sagen, dass sowohl Kinderarzt und Gesundheitsamt gesagt haben, dass es zur Zeit eine starke Tendenz gibt, dass sowohl Eltern als auch Erzieher und Lehrer auf eine Einordnung der Kinder durch Tests bestehen. Bei den Eltern ist es fast immer der eigene Ehrgeiz, wenn es von den Kiga-Erzieherinnen kommt, liegt es meistens daran, dass das Kind vom Verhalten her aus dem Rahmen fällt. Und erst wenn die Lehrer eine Vermutung äußern, dann kann man auch davon ausgehen, dass sich die Probleme manifestiert haben. Man kann ja schon unterscheiden, was ein Kind intellektuell zu leisten imstande ist (während das im Kindergarten noch stark schwankt, weil die Kinder auch noch viele soziale Dinge lernen müssen.)
Jedoch lässt sich auch eine Hochbegabung oft in der Kindergartenzeit noch nicht diagnostizieren, weil es sehr darauf ankommt, wie lange sich das Kind konzentrieren kann und ob es durch diese Testsituation unter Stress gerät. Mein Kinderarzt hat mir ganz direkt davon abgeraten und gesagt, dass es für uns auf keinen Fall was ändern wird. Meine Tochter ist offensichtlich unterfordert, sowohl zuhause auch im Kindergarten. Man muss dem Rechnung tragen und ihrem Wissendrang nachgeben. Sie entscheidet selbst, was sie lernen möchte. Und offensichtlich ist sie auch in der Lage zu äußern, was sie interessiert und was nicht.
Es ist nun mal so, dass mein Kind einfach seltsame Hobbies und Interessen hat. Mein Mann hat es schon mal so ausgedrückt: Manchmal kommt sie einem so vor, also ob sie auf einem LSD-Trip hängengeblieben ist. Für uns sieht das aus wie Chaos hoch 10, aber für sie hat das eine ganz eigene Ordnung, die ihr anscheinend viel bedeutet. Sie hat z. B. mal so Ausmalbilder von den Disney Prinzessinnen angemalt und die Gesichter und Arme dunkelbraun angemalt. Zur Erklärung meinte sie: "Heute male ich die mal mit schwarzer Hautfarbe." Und das Wasser bei Arielle war nicht blau, nein, es war "blau, grün und ein bisschen türkis", weil sie noch wusste, dass das Wasser eine andere Schattierung hat, wenn die Sonnenstrahlen von oben hereinfallen.
Ich habe dem Kinderarzt bei der U 8 erzählt, dass sie sich geweigert hat, einen Apfel anzumalen, weil sie sich entscheiden musste, ob sie rot, gelb oder blau dafür nehmen sollte. Bei Schneewittchen hatte sie schießlich gelernt, dass Äpfel rot UND grün sind. Und wenn sie eine Aufgabe nicht gelöst hat, dann geht sie auch nicht zur nächsten über. Bis zur Schule muss sie aber lernen, dass sowas nicht geht. Sie bekommt deswegen jetzt auch Ergotherapie, weil man da sowas üben kann.
Was nützt der höchste IQ, wenn ein Kind die Aufgaben nicht zuende macht? HB oder nicht, die Kinder müssen eine gewisse Schulreife erlangen. Und da die Orientierungstufe abgeschafft wurde, hat man immer weniger Zeit, die Kinder sich entwicklen zu lassen. Die Kinder müssen eigentlich ab der ersten Klasse funktionieren. Ich finde es auch schrecklich, aber es will eben hinerher keiner Schuld sein, dass das Kind untergeht, weil man was übersehen hat.
Re: HB als Mode-Diagnose???
Verfasst: Mo 1. Feb 2010, 10:06
von alibaba
Winnie hat geschrieben:Ich kann nur dazu sagen, dass sowohl Kinderarzt und Gesundheitsamt gesagt haben, dass es zur Zeit eine starke Tendenz gibt, dass sowohl Eltern als auch Erzieher und Lehrer auf eine Einordnung der Kinder durch Tests bestehen. Bei den Eltern ist es fast immer der eigene Ehrgeiz, wenn es von den Kiga-Erzieherinnen kommt, liegt es meistens daran, dass das Kind vom Verhalten her aus dem Rahmen fällt.
Ich habe dem Kinderarzt bei der U 8 erzählt, dass sie sich geweigert hat, einen Apfel anzumalen, weil sie sich entscheiden musste, ob sie rot, gelb oder blau dafür nehmen sollte. Bei Schneewittchen hatte sie schießlich gelernt, dass Äpfel rot UND grün sind. Und wenn sie eine Aufgabe nicht gelöst hat, dann geht sie auch nicht zur nächsten über. Bis zur Schule muss sie aber lernen, dass sowas nicht geht. Sie bekommt deswegen jetzt auch Ergotherapie, weil man da sowas üben kann.
Hallo Winnie,
ich bin schon so vielen Ärzten und Experten begegnet und jeder sagt etwas anderes. Recht hast Du, die Tendenz das man denkt sein Kind sei hb ist auf jeden Fall höher als noch vor 30 Jahren. Das hängt aber und da gibt es wissenschftliche Studien darüber, auch mit der Änderung der Welt und des Bewusstseins der Eltern gegenüber Ihren Kindern zusammen. Vor 30 Jahren waren die Menschen ja nicht dümmer als heute, aber da setzte man eben noch kein Kiond vor den Fernseher, sie waren den ganzen Tag draußen, Verglechen mit Anderen - darüber machte sich keiner einen Kopf. Heute weiß man, Ah..ich lebe in einer globalisierten Welt, benötige Englisch, also muss ein Kurs her. Das dann das Kind eher und besser Englisch kann, als ein Kind was bis zur 1 Klasse dieses eben noch nicht hatte, ist ja eigentlich logisch.
Meine Kinder wissen, das es einen grünen und roten und gelben Apfel gibt. Sie haben ihn in Natura und nicht im Fernsehen kennen gelernt. Ich bin daher immer vorsichtig, Besonderheiten der jungen Kinder asls eine Art der Hochbegabung darzustellen. Malen können hat auch etwas mit dem Selbstbild und der Weltanschauung zu tun. Meine konnten Beide recht zeitig Dinge malen, die eigentlich erst ältere Kinder malen. Warum? Weil wir den ganzen Tag draußen sind, sie sich wahrnehmen können, wir uns körperlich nah sind, viel reden und unsere Kinder mit einbeziehen. Es gibt auch immer mehr "auffällige" Kinder, die eine Behandlung benötigen. Vor 30 Jahren wurde mit dem herumtollen auf der Strasse ergotherapeutische Defizte behandelt.
Und unser Sohn wurde nicht wegen Verhaltenauffälligkeiten zum Test geschickt, sondern weil er einfach viel weiter war als der Rest der Kigakinder, die im Laufe des Lebens unseren Kigaerzieherinnen über den Weg gelaufen sind. Diese Feststellung wurde im Team besprochen, damit sich unsere Erzieherin versichert sah, nicht auf dem Holzweg zu liegen. Und obwohl keine hb dabei heraus kam (Gründe hast Du hier aufgeschrieben), fällt er nach wie vor einfach nur auf, weil er in der Lage ist, weiter und komplexer als alle anderen zu denken. Und weil man ihm etwas wie einen Erwachsenen erklären kann und auch sollte.
Also negativ ist mein Sohn noch nie aufgefallen. Aber die Erzieherinnen haben ihn trotzdem emotional und sozial mehr unterstützt, weil sie wissen das kleine Buben hier eher Defizite aufweisen als Mädchen. Mein Ziel ist es, das mein Sohn das Selbstbewustsein hat, sich einzubringen auch wenns langweilig ist und wenn er ein Problem hat das ordentlich zu äußern. Für die Schule ein Muss.
LG
