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Fördern oder Eislaufmutter sein
Verfasst: So 19. Jul 2009, 16:57
von isidra
Hallo ihr,
ich mache mir grad so meine Gedanken.
Wo liegt eigentlich die Grenze von fördern nach den Wünschen unserer Kleinen und fördern im Sinne einer Eislaufmutter?
Der Gedanke ist mir gekommen als wir am Klavier saßen und sie nicht Üben sondern frei spielen wollte.
Mal von Anfang an: Unsere Kleine wollte Klavier spielen lernen. Also haben wir gesucht und eine Klavierlehrerin aufgespürt die auch schon Kinder mit 3 Jahren unterichtet. Jetzt kam es vor das sie hinwollte (in die Stunde) und dann plötzlich kurz davor nicht mehr. Also hab ich sie einfach hineingebracht und siehe da sie kam nach ihrer Stunde wieder total glücklich raus. Sie will nicht gerne daheim üben, es gehört aber dazu. Da muss ich auch ab und an deutlicher werden und sie zum üben "zwingen".
Zu meinem Grübeln muss ich noch dazu sagen, ich wollte als Kind immer Klavier spielen lernen und durfte es nie. Deshalb habe ich ich sehr gefreut das meine Tochter daran so ein Interesse gezeigt hat. Aber genau da liegt mein Problem. Woher kommt ihr Interesse? Von mir oder von ihr? Habe ich sie dazu gebracht indem ich sie mit Musik umgeben habe? Im übrigen hat sie sich alle Noten anhand des Scriptes selbst beigebracht (also die Lage auf den Tasten). Nach etwa 3 Stunden kannte sie alle. Ihre Lehrerin ist ganz begeistert von ihr.
Wo liegt also die Grenze? Wann ist es mein Interesse oder ihres? Wenn ich ihr ein Heft zum Buchstaben lesen, schreiben etc mitbringe, ist das dann ihr Interesse oder meines? Unterstütze ich dann ihren Wissendurst oder pusche ich sie in eine bestimmte Richtung? Ich meine, ich bringe sie ja doch irgendwie ab und an ans Thema ihrer Wahl (Buchstaben, Zahlen, Musik usw) heran. Eben mit Büchern oder damit das ich sie einfach draussen mal nach nem Buchstaben oder ner Zahl frage, die ich grad sehe, oder mit ihr in eine Bibliothek gehe, oder ins Planetarium, oder oder oder.
Was meint ihr den so dazu?
Gruß Sina
Re: Fördern oder Eislaufmutter sein
Verfasst: So 19. Jul 2009, 19:06
von JOJO
Hallo Sina,
genau wie Heike sagt, in den Augen irgendwelcher oder einiger wirst du immer eine Eislaufmutter sein.
Ich bin eine Eishockeymutter (Eislaufen ist was für Mädchen, bah sagt meine Tochter).
Nein, wir haben das gleiche Problem mit dem Geigen. Sie will schon so lange spielen. Seit einem Jahr darf sie.
Nun zum Üben hat sie nicht immer Lust, mal mehr mal weniger (ca. 20 min am Tag). Als Alternative biete ich, daß ich zum Unterricht gehe. Sie dürfte dann immer auf mich warten. Jetzt in den Ferien spielte sie mal ältere Lieder. Boh, ist ja pupieinfach. Mal Erfolgserlebnisse.
Beim Schwimmen das gleiche, kaum macht man mal etwas Druck, sehen ein die anderen an, als wäre man ein Monster. (z.B. erst wird 10 min geschwommen, dann gespielt).
Auch bei den Buchstabenheftchen. Da sahen mich noch vor 2 Wochen andere KIGA Mütter an, nach dem Motto: "Unser Kind würde so etwas nie freiwillig machen." Zum Glück sagte die Mutter eines anderen Mädchens, daß diese auch diese Hefte verschlingt.
Es ist Dein Kind, mit welchem Du noch einige Jahre zusammenleben mußt. Dieses Kind ist von Dir abhängig, es hat zu Dir am meisten Vertrauen.
So ähnlich denke ich im Moment über die Beziehung zu meiner Maus. Ich kann mir nicht vorstellen, daß man als Mutter soooo falsch liegen kann.
Schönen Abend noch
JOJO
Re: Fördern oder Eislaufmutter sein
Verfasst: Mo 20. Jul 2009, 09:28
von alibaba
Hallo Du zurück,
ich denke der Begriff Eislaufmutter wurde so ähnlich geprägt wie Rabenmutter. Beide sind vollkommen aus der Welt gegriffen und ich behaupte sie gibt s eigentlich nicht. Selbt eine sehr überehrgeizige Mutter braucht den Willen Ihres Kindes. Denn wenn Kinder nicht wollen, dann verweigern sie sich. Und ich kann mir nicht vorstellen, das man sein Kind zu etwas zwingen kann. Welche Trainerin lernt schon einem schreienden sich auf den Boden liegendem Kind das Eislaufen?
Das was du beschreibst, so denke ich, ist das eingehen von Interessen des Kindes. Sicherlich überträgt man seine eigenen auch, Wir sind eine musikalische Familie, das überträgt sich ganz automatisch. Und wen Junior sieht das ich übe, so ist üben für ihn natürlich. Und ganz klar auffordern muss auch ich ihn. Von alleine sagt er nicht, Mama komm ich will Gitarre üben. Daher nehmen wir auch Privatunterricht und nicht das Ziel ist unser Weg sondern das spielerische einüben, ganz egal ob wir (ich lerne gleich mit) in einem Jahr alle Griffe können oder erst in zwei Jahren. Denn das was man macht, unsere Kinder mit einbezogen, soll ja Spaß machen, nur so bleibe ich an der Sache freiwilllig dran.
Und so geht es mit allen. Ob nun Vorschulheft oder etwas anderes. Wenn meine Kinder sagen sie spielen gerne mit Piraten dann gehen wir ja auch und suchen ein Spielzeug mit Piraten raus und keins mit Rittern. Ebe einfach auf das Interesse eingehen. Und -die Vorschulheftgeschichte - die legt sich. Meinen Großen, fast 5, interessiert es überhaupt nicht mehr, die Kleine fast 3, fährt total drauf ab. Bis zu dem Zeitpunkt wo es ausgereizt ist und wenn sich dann die Kinder eben für Planeten interessieren - Bitteschön, her damit.
Ich denke daher, nein Eislaufmutter, die gibt es nicht, aber klar, seine eigenen, auch verborgenen Wünsche, vermittelt man schon seinen Kindern. Um so mehr freut man sich, wenn sie sich verwirklichen lassen. Und manchmal muss man den Ideen der Kinder auch auf die Sprünge helfen. Von so manchem Bibilotheksbesuch sind wir mit vielen Ideen und Interessensgebieten zurück gekommen. Haben uns dann Bücher ausgeliehen und das Interesse erweitert. Aber das geht ja nur wenn Mama (in diesem Fall) hier mithilft. Ohne Auto keine Bibliothek.
Und so setzt es sich in unserem Alltag aktiv fort. Ich versuche jede Warum-Frage zu beantworten und rede daher den ganzen Tag. Eine Darum-Antwort gibt es bei mir nicht. Ist man deswegen eine Eislaufmutter? Ich denke nicht.Und durch viele Antworten entstehen viele neue Fragen, man muss es nur annehmen und eingehen. So entsteht Wissensdurst. Der kann nur entstehen, wenn ich als Kind mich angenommen fühle und dann immer weiter frage, weil ich weiß eine Antwort zu bekommen.
Ich denke, Eislaufmutter, sollte man aus seinem Kopf verbannen, so wie auch Rabenmutter. Eine schöne Woche.
Re: Fördern oder Eislaufmutter sein
Verfasst: Di 18. Aug 2009, 20:00
von isidra
Hallo ihr,
danke für eure Antworten.
Das mit dem Klavier war eigentlich nur der "Tropfen" der mich zum Nachdenken gebracht hat. Ich hab mir grundsätzliche Gedanken gemacht, aber ihr habt Recht. Die Grenzen setzt das Kind, wenn es wirklich nicht möchte, also grundlegen, dann geht auch nicht viel. Zumindest in dem Alter. Aber ich finde die Grenze ist einfach fließend und da muss man halt immer wieder sich selber hinterfragen und drüber nachdenken. Vor allem gut beobachten.
Ohne Üben geht es einfach nicht. Das muss ich halt immer mal wieder nachdrücklich klar machen.
@loewe03:
wir halten das Üben immer so:
erst werden die "Hausaufgaben" gemacht und dann kann sie frei spielen. Die Aufgaben dauern etwa ne viertel Stunde und ich besteh auch nicht auf endlose Wiederholungen. Wenn was nicht ganz klappt, dann spielen wir halt was das sie schon kann.Sodass jede Übung immer positiv endet. Danach kann sie solange spielen wie sie will. Das hört sich dann manchmal schon recht gut an, manchesmal erinnert es mich an verrückte Organisten aus alten Horrorfilmen (Stummfilmzeit). Und das macht ihr richtig Spaß. Seit sie Schwierigeres (Tonfolgen) und ein erstes richtiges Lied spielen darf und soll, ist sie voll dabei und eifrig am üben. Es war ihr wohl zu leicht

.
Gruß Sina
Re: Fördern oder Eislaufmutter sein
Verfasst: Fr 7. Jan 2011, 23:50
von Winnie
alibaba hat geschrieben:Hallo Du zurück,
ich denke der Begriff Eislaufmutter wurde so ähnlich geprägt wie Rabenmutter. Beide sind vollkommen aus der Welt gegriffen und ich behaupte sie gibt s eigentlich nicht. Selbt eine sehr überehrgeizige Mutter braucht den Willen Ihres Kindes. Denn wenn Kinder nicht wollen, dann verweigern sie sich. Und ich kann mir nicht vorstellen, das man sein Kind zu etwas zwingen kann. Welche Trainerin lernt schon einem schreienden sich auf den Boden liegendem Kind das Eislaufen?
Mal ganz unabhängig von meiner Erziehung muss ich leider sagen, dass es doch einige Möglichkeiten gibt, die Kinder zu disziplinieren und ihren Willen zu brechen. Es gibt soo viele Methoden, die Kinder mit psychischer oder seelischer Gewalt gefügig zu machen, dass es diese Eislaufmütter in unterschiedlicher Ausprägung zuhauf gibt. Es wird nur nicht darüber gesprochen.
Man neigt ja gerne mal dazu, dies als Unterschichten-Problem abzutun, aber die Realität sieht so aus, dass gerade die Leistungsgesellschaft und die derzeitig Angst vor dem sozialen Abstieg die Fälle von Misshandlung wieder zunehmen lässt, weil die Eltern es sich nicht mehr leisten können und wollen, dass die Kinder ihnen auf der Nase herumtanzen. Je weniger Kinder geboren werden, desto mehr verkommen sie auch zum Statussymbol. Und wenn statistisch nur 1.4 Kinder pro Familie geboren werden, dann muss oft ein einziges Kind die überhöhten Erwartungen der Eltern erfüllen. Und wehe, wenn es dann nicht funktioniert.
Es gibt im Übrigen auch den Trend, seine Kinder wieder vermehrt aufs Internat zu schicken, weil die Eltern beide berufstätig sind und ihrem Kind etwas bieten wollen. Sie sourcen die Betreuung, Erziehung und Bildung ihrer Kinder vollkommen out und erwarten dann aber auch die entsprechenden Ergebnisse. Und wenn das Kind dann nicht die entsprechende Noten mit nach Hause bringt, bekommt es am Wochenende die geballte Enttäuschung ihrer Eltern zu spüren. Ich kannte einen jungen Mann, der auf das Internat Louisenlund geschickt wurde, weil er nach dem Abitur unbedingt Jura studieren sollte, aber auf dem Gymnasium versetzungsgefährdet war. Er durfte 8 Monate lang nicht nach Hause kommen, bis sein Notendurchschnitt wieder stimmte.
Ich kannte einen jungen Mann, der wegen der Sportergebnisse regelmäßig in die Garage geführt wurde und sich seine Schläge mit dem Skistock abhalten musste, weil er seinen Vater "vor allen Leuten gedemütigt" hatte, also nicht erfolgreich genug war und seine Ergebnisse im Lokalteil der Zeitung auf den letzten Rängen landeten.
Ich kannte einen, der von der Realschule auf meine Schule gewechselt hatt und dann aber die Versetzung nicht schaffte. Er wurde von seinem Vater krankenhausreif geschlagen und seine Mutter hatte ihn darum gebeten, dass er doch bitte endlich ausziehen möge, damit endlich wieder Ruhe im Haus herrscht. Wir dachten alle, dass er sich am Samstag abend in der Stadt geprügelt hatte, aber dass es sein Vater war, haben wir Jahre später erst erfahren.
Und es sind auch immer die Mütter daran beteiligt, die ihre Kinder dem Ganzen schutzlos ausliefern oder das Ganze auch noch mittragen. Es gibt auch Eltern, die aus wirtschaftlicher Not die Kinder zu Kinderstars machen wollen und die Preisgelder abgreifen oder auf verschiedene Stipendien spekulieren. Da hatte ich ein Mädchen im Bekanntenkreis, bei der die Eltern aus Polen eingewandert waren und damals von Sozialhilfe lebten. Sie war sehr begabt an der Geige und wie es der Teufel so wollte, wurde sie magersüchtig, weil der Druck einfach zu groß wurde. Sie landete dann im Krankenhaus und musste zwangsernährt werden. Mit 15 war ihre Karriere vorbei und nach 4 Jahren Auszeit war sie zu lange raus und hat den Anschluss nie mehr wiedergefunden. Wenigstens hat sie das Abi noch geschafft, was bei ihren Fehlzeiten auch schon ein Wunder war. Das Perfide daran war, dass sie ihre Begabung nutzen sollte, um die gesamte Familie davon zu ernähren und das war zuviel Druck. Das Talent war unbestreitbar riesig. Dass ihre Eltern sie da gefördert haben, war eigentlich schon richtig.
Und letztlich habe ich nun eine Mutter kennengelernt, die eine hochbegabten Sohn mit ADHS hat. Und sie hat erzählt, dass sie sich manchmal wirklich nicht mehr anders zu helfen weiß und ihn schlägt, damit er wenigstens einmal das macht, was sie sagt. Ich gehe davon aus, wenn sie schon sagt "manchmal", dann kriegt er regelmäßig was auf die Schnauze.
So, jetzt bin ich wirklich deprimiert. Ich verdränge das gerne, aber es ist nun mal so, wie es ist. Man kann nur versuchen, es irgendwie besser zu machen.
Re: Fördern oder Eislaufmutter sein
Verfasst: Sa 8. Jan 2011, 17:13
von Koschka
Hallo Winnie,
im vielen hast du sicherlich recht. nur ich persönlich habe es ganz anders erlebt. meine eltern haben auf mich gar keinen druck ausgeübt. sie wussten gar nicht, was ich in der schule mache. lerntechnisch gigt es mir da super, mehr hat sie nicht interessiert. Im außerschulischem bereich habe ich vieles angefangen und nirgendwo lang genug geblieben um was zu erreichen. kinder in jedem alter haben ab und zu motivationslücken. Meine älteren Kinder spielen ein Instrument. Wenn sie sich dafür gar nicht interessieren würden, wäre es auch ok, dann ist die sache vorbei. Aber langfristig wollen sie spielen, nur ab und zu wollen sie frewillig üben. und ab und zu muss ich sagen, dass sie es machen sollen und auch druckmittel einsetzen. ist ein fernsehverbot am abend bevor das intrument geübt wird, ein grund genug für die bezeichnung die "eislaufmutter"? Für viele sicherlich schon. alleine die tatsache, dass sie mit 4 ein intrument lernen ist für viele schon ein grund für diese bezeichnung. ich habe dazu eine ganz andere meinung. erreichen meine kinder was, sind sie auf sich sehr stolz und ihr verhalten ist ausgegliechener. und genau das ist der grund dafür, warum sie viele sachen bei mir der allgemeiner meinung nach "zu früh" lernen. bei dem sohn, der immer viel zu viel gedanken hat - was hier passieren könnte - muss ich auch gegen seinen willen eingreifen und ihn überzeugen, dass es ungefährlich ist, dass es spass macht, dass er erst ein-zwei mal probieren soll und erst danach sich entscheiden soll.
LG
Koschka
Re: Fördern oder Eislaufmutter sein
Verfasst: Mo 10. Jan 2011, 09:28
von alibaba
Hallo winnie,
natürlich hast du Recht, es gibt immer Extreme. Aber, das ist doch nicht gemeint mit dem Begriff "Eislaufmutter". Ich denke da eher daran, das man, so wie koschka es schrieb, einfach damit betittelt wird, wenn man etwas macht, was zum Verständnis des Gegenüber nicht passt. Meine Tochter z.B. ging mit gerade 3 Jahren zum Tanzen, oder zum Englisch oder der Große lernte mit 4 Jahren ein Instrument. Sie gehen Beide zum schwimmen, der Große hat nachmittäglich unter der Woche 4 Termine, die Kleine auch. Das ist das, was mit hoher Sicherheit Andere als Eilaufmutter betitteln. Raubt den Kindern nicht die Freizeit, lasst Ihnen Platz zum spielen. Und wer das durchbricht ist eine Eislaufmutter. Und noch obendrauf, das Kind will das nicht, man zwingt es dazu, aus persönlichem Ehrgeiz heraus.
VLG
Re: Fördern oder Eislaufmutter sein
Verfasst: Mo 10. Jan 2011, 11:50
von bine1977
Hallo,
mir geht es auch mit darum wie meine Kinder ihre Freizeit verbringen und wie sie es auch als ältere Kinder und Jugendliche tun werden (meiner Ansicht nach wird jetzt der Grundstein dafür gelegt). Und nur freies Spiel fördert bei uns die Langeweile. Die Herausforderung besteht für mich darin, dass gesunde Mittelmaß zu finden. Hobby's haben für mich oftmals einen weitergreifenden Lerneffekt (Selbsteinschätzung, einem Team unterordnen, Durchhaltevermögen, Üben lernen usw. usf. ).
Sie dürfen ihre Hobby's oder Sachen die sie eben lernen/machen möchten selbst aussuchen, aber eine gewisse Ausdauer und Regelmäßigkeit verlange ich ihnen da einfach ab. Meiner Ansicht sind dies Eigenschaften die viele erstmal verinnerlichen müssen. Soll nicht heissen, dass sie vom Kinderturnen bis zum Kunstturner oder vom Schlittschuhlaufen bis ins Eishockey-Team müssen, aber Durchhaltevermögen zahlt sich im weiteren Leben aus. Und wie stolz sind sie, wenn sie ihr selbst gestecktes Ziel dann erreicht haben. Wichtig ist nur sich und die Ziele immer zu hinterfragen (ist das realistisch?, macht es noch Spaß?, liegt es meinem Kind?).
LG
Re: Fördern oder Eislaufmutter sein
Verfasst: Mo 10. Jan 2011, 22:54
von sinus
Ich sehe den Unterschied in der Motivation, die dahinter steckt. Möchte ich, dass mein Kind etwas besonderes erreicht, die Solorolle tanzt, die Matheolympiade gewinnt, den Musikwettbewerb gewinnt u.ä., oder versuche ich, ihm seiner Interessen gemäß Angebote zu machen, um dem Kind zu ermöglichen, sich auszuprobieren, Erfahrungen zu sammeln oder einfach noch andere Impulse als die aus Kita und Schule zu erleben.
Meine Tochter hat bisher:
- PEKIP gehabt, das war vor allem wegen der andren Babys und um Kontakte zu knüpfen.
Und die halten bis heute, es sind richtige Freundschaften entstanden, es gibt bis heute gemeinsame Ausflüge usw.
Darum kann ich jedem nur solche Kurse ans Herz legen.
- geht mit mir seit sie 8 Monate alt ist in den "Musikgarten"
Das habe ich gemacht, weil mir selbst Musik Spaß macht und gerade Babys daran schon sichtbar Interesse haben.
Wir haben seitdem eine solche Unmenge an Anregungen dort mitgenommen... Und es macht irre Spaß!
- besucht seit einigen Monaten 1x die Woche einen Sportkurs.
Das aktuell vor allem, weil es im Winter weniger Möglichkeiten gibt, sich zu bewegen und auszutoben.
Da sie sehr viel Freude daran hat, werden wir das sicher auch den Sommer über weitermachen.
- Wir nehmen sie wo es geht in Konzerte mit, sie war auch schon in einem Kindermusical und beim Puppentheater, obwohl das meist erst ab 4 empfohlen wird. Sie denkt und "benimmt" sich aber auch nicht wie eine zweijährige, darum hatten wir das einfach ausprobiert, weil sie so interessiert und konzentriert ist, dass wir dachten, sie würde das spannend finden. So wars auch.
- Ich möchte, dass sie ein Instrument lernt, werde aber warten, bis sie selbst danach fragt und das selber möchte. Ich bin aber sehr sicher, dass das mal so kommt, da sie sich für Musik sehr interessiert, musikalisch ist und es bei ihren Cousinen sieht, dass die musizieren/ein Instrument spielen.
Sollte sie es später dann partout nicht mehr wollen, darf sie aufhören, aber wenn sie was das betrifft nach mir kommt, wird sie einen gewissen Ehrgeiz sich selbst gegenüber haben und auch bei gelegentlichem Unwillen den inneren Schweinehund besiegen und weitermachen.
Ich selbst habe 6 Jahre lang und eher erfolglos Geige und 3 Jahre Klavier gelernt und erst in der Pubertät aufgehört. Malen und Fotografieren war mir damals dann wichtiger, Musik hatte ich weiter um mich durch den Chor. Das Üben war für mich nicht gerade schön und nicht immer freiwillig, trotzdem habe ich letzen Endes viel davon profitiert, finde ich jetzt im nachhinein.
- Ich werde versuchen, mein Kind in einen Tanzkurs zu schicken, kein Ballett, das ist mir zu "streng", aber freier Tanz/Ausdruckstanz o.ä., so wie es meine Nichten mit Begeisterung machen. Ich bin immer ganz angetan, wenn ich deren Auftritte erlebe. Ich selbst bin nicht gerade ein Tanztalent, obwohl ich Musik und Bewegung liebe. Ich komme aber dabei mir immer sehr trampelig vor. Da hätte ich mir gewünscht, sowas früher etwas intensiver zu lernen und zu üben. Habe als junge Erwachsene dann mal einen orientalischen Tanzkurs besucht und fand das toll, aber es fiel mir eben recht schwer. War zu sehr mit dem Kopf und zu wenig "aus dem Bauch heraus" dabei.
Ich finde es aber wichtig sich auch abseits vom Verstand ausdrücken zu können. Darum halte ich Tanz für wichtig und sie sollte es wenigstens ausprobieren können.
Außerdem möchte ich mit ihr viel wandern und reisen, um ihr Liebe und Respekt zur Natur nahe zu bringen und ihren Horizont zu erweitern.
Wegen der Reisen werde ich eventuell versuchen, ihr recht früh die englische Sprache nahe zu bringen. (Außerdem hat sie einen Vater, der im Ausland lebt und mit dem sie wohl nur englisch sprechen werden kann, wenn sie ihn mal kennen lernt.)
Soweit meine aktuellen Vorstellungen, aber nichts davon werde ich meiner Tochter aufzwingen, nur weil ICH es für wichtig halte, aber ich möchte ihr die Möglichkeit bieten, sich an möglichst Vielem auszuprobieren und zu schauen, was davon ihr gefällt. Sie kann, so ich es finanzieren und organisieren kann, gern 10 Kurse probieren und 9 davon abbrechen.
Eine Eislaufmutter hat meiner Meinung nach andere Pläne - sie möchte, dass ihr Kind etwas erreicht, und zwar im Vergleich zu anderen. Dass es "besser" ist, als andere. Oder dass es seine Talente OPTIMAL ausreizt.
Das möchte ich nicht. Sie soll einfach für sich selbst viel erleben und machen dürfen.
Sollte sie ein besonderes Talent haben, soll sie selbst entscheiden, was sie daraus machten möchte. Eine Bekannte war eine begnadete Geigerin. Sie hat sich aber dagegen entschieden und macht etwas ganz anderes beruflich und spielt nur mehr wenig in ihrer Freizeit. Früher konnte ich das nicht verstehen, jetzt finde ich es toll, dass sie sich gegen ihre Musiklehrer durchgesetzt hat und "ihrem Herzen" gefolgt ist, statt den scheinbar vorgezeichneten Weg zu gehen.
Leider ist es so, dass Viele solche Mütter wie mich - also eine, die sich überhaupt Gedanken um Förderung macht und viele Angebote machen will, eine, die mehr aufs Kind und seine Interessen schaut als andere und sich mitunter abseits des allgemein üblichen bewegt (z.B. auch mal nicht alterstypische Angebote macht) - schon als zu ehrgeizig empfinden.
Eine (ehemalige) Freundin findet z.B. den Musikgarten bescheuert, sie versteht nicht, "was das jetzt schon bringen soll", wie sie sich ausdrückte.
Was es bringen soll? Nichts, Spaß vor allem. Ich denke, da hat eher sie in ihrem Denken ein Problem, wenn sie glaubt, man besuche solche Kurse vor allem, um etwas zu erreichen. Dem ist aber nicht unbedingt so.
Oft steht doch der Spaß im Vordergrund... und/oder ein Interesse an der Sache selbst.
Bzw in so jungem Alter ein vermutetes Interesse, wo man einfach mal ausprobieren möchte, obs dem Kind gefällt.
Vielleicht können sich das Leute, die einfach nicht so breit gefächerter oder tiefgehende Interessen haben bzw selbst als Kind keine/kaum Förderung erlebt haben, einfach nicht vorstellen.
Also da spielt auch Neid und vor allem Unverständnis bzw. beschränktes Denken eine Rolle, würde ich sagen.
Schade, denn gerade die Eltern mit den WIRKLICH schlauen, interessierten und/oder begabten Kindern, die dann eben doch (und eventuell quasi "nebenbei") mehr erreichen, als der Durchschnitt, stehen dann schnell mal unter Generalverdacht, weil: irgendwoher muss das ja kommen, dass diese Kinder anders/"besser" als die eigenen sind...
Abschließend: Natürlich habe ich Sorge, dass ich mitunter zu viel erwarte und erhoffe, dass meine Tochter, gerade weil ich allein erziehend bin, manches nicht nur aus eigenem Antrieb bzw Liebe zur Sache, sondern darum macht/machen wird, um sich mein Wohlwollen zu erhalten.
Da möchte und werde ich aufpassen und das öfters kritisch hinterfragen müssen.
Re: Fördern oder Eislaufmutter sein
Verfasst: Di 11. Jan 2011, 13:21
von alibaba
Halloöchen,
ich glaube ich hatte es ja schon einmal geschrieben, ich denke, Eislaufmütter gibt es nicht. wie soll ich denn beurteilen können, was in der von mir gesehenen Situation geschieht.? Mein Kind wollte unbedingt Tanzen. Ich meldete es an. 3xging es gut, dann wollte sie nicht mehr. Ich zwang sie, nach der Abmeldung, die verbleibenden Termine einzuhalten. Was für ein Theater. Eislaufmutter? Im übrigen wendete sich das Blatt schlagartig. Heute ist Tanzen nicht mehr von meinem Kind zu trennen.
Oder Skikurs. Kind: Ja, super, toll, mache ich. Kind nach dem ersten Tag: Ich will nicht mehr. Ich zwang mein Kind trotzdem die gebuchten 3x zu machen. Eislaufmutter? Wenn es jetzt ein fremder Mensch so sieht, der wird das mit Sicherheit denken. Im Übrigen war es dann am zweiten Tag super toll gelaufen...es gab kein weiteres Geschrei mehr und der Kurs wurde auf 6 Tage verlängert.

Aber was haben wohl die Leute um uns herum am 2.Tag gedacht?
Ich konnte beim skikurs einen Vater beobachten, der die Trainer immer ansprach, ob sein Kind nicht auch zum großen Hang könne. Kind wollte nicht, Vater fragte immer:Warum? Die Trainer gaben an, Kind ist noch nicht soweit. Vater wartete kurz, nervte erneut. Ich dachte: überehrgeizig. Aber ist das so? Kenne ich die Vorgeschichte? Weiß ich die Hintergründe?
Urteilen wir manchmal nicht zu vorschnell?
Nachdenkliche Grüße