Aggression bei starken Emotionen

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
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Alex+Co.

Aggression bei starken Emotionen

Beitrag von Alex+Co. »

Hallo in die Runde!

Erlaubt mir, ein kleines bissel weiter auszuholen.

Mein Sohn ist morgen auf den Tag genau 18,5 Monate alt. Er ist körperlich sehr groß (92 cm) und in vielen Sachen recht weit entwickelt, so daß er allgemein für älter gehalten wird. Er fährt z.B. perfekt Roller, spricht Sätze wie "Sander Nase putz" (Alexander muß/will die Nase putzen), "bitte Saft (oder was auch immer) haben", "mein Auto weg", "Sander Auto werf - Auto putt" (Alexander wirft das Auto - nun ist es kaputt). Das ist das, was auf den ersten Blick auch Fremden auffällt. Davon abgesehen durchlebt er gerade die erste handfeste Wut- und Trotzphase seine Lebens - mit hinwerfen und Luft anhalten bis zum blau und ohnmächtig werden :schwitz: . So weit, so gut und alles normal.

Als er ca. 9 Monate alt war, begann er, bei emotionaler Erregung (egal ob positiv oder negativ), Gegenstände zu werfen. Egal was, je nachdem, was er gerade in der Hand hielt. Spielzeug, Besteck, Geschirr, Essen, Schuhe, einfach alles. Dieses Verhalten zeigt er bis heute - ganz, ganz extrem! Bei plötzlicher großer Freude und Spaß, aber erst recht bei Zorn und Wut schnappt er sich alles, was gerade in seiner Reichweite ist (auch Gläser, Steine, Werkzeug, einen Teelichthalter aus Holz, einen kleinen Blumentopf etc.) und wirft damit um sich. Das macht er zuhause, in fremder Umgebung (Restaurant, Straßenbahn), bei seiner Tagesmutter (sie ist gelernte Krippenerzieherin, sehr erfahren und fähig - ich hatte an anderer Stelle schon mal ausführlich über sie erzählt).

Dort hat er bereits ein anderes Kind mit einem Stein an der Stirn getroffen und verletzt :cry: Am Wochenende ist auf diese Weise sein Lieblingsauto kaputt gegangen ("Sander Auto werf - Auto putt!"), gestern eine Glasscheibe vom Wohnzimmerschrank :evil: , die zerbrochenen Teile vom Service zähle ich schon gar nicht mehr dazu. Allmählich finde ich das nicht mehr feierlich und erst recht nicht mehr lustig! Heute - welch großer Fortschritt - flog bloß sein Teddy durch die Luft.

Ich und die Tagesmutter, wir versuchen gemeinsam seit Mai diesen Jahres, ihm dieses Verhalten abzugewöhnen. Egal mit welcher Methode - ruhig reden und erklären, ein klipp und klares "Nein" (bis hin zum Schimpfen :oops: ), Trösten des anderen Kindes und sich bei ihm entschuldigen müssen, dauerhaftes Wegräumen geworfenen (Lieblings-)Spielzeuges, gemeinsames Beseitigen des Schadens, völliges Ignorieren - es ist komplett für die Katz'. Die Tamu meint, so eine hartnäckige Verhaltensauffälligkeit, die sich jeder Beeinflussung entzieht, hätte sie in 20 Jahren Berufserfahrung noch nie erlebt und sagt, sie sei mit ihrem Latein am Ende.

Ich bemühe mich, die "Ignorier-Methode" durchzuhalten, weil dieses Verhalten natürlich eine super-tolle Methode ist, Aufmerksamkeit zu bekommen (bei den "normalen" Wutanfällen gelingt mir das gut), aber wenn andere Menschen und Gegenstände zu Schaden kommen, fällt es mir sehr schwer, gelassen zu bleiben. Kennt das vielleicht noch jemand, oder hat gar jemand einen Tipp für mich?

Verzweifelte Grüße,

Constanze mit Söhnchen Alexander
Alex+Co.

Re: Aggression bei starken Emotionen

Beitrag von Alex+Co. »

Hallo Urmelis,

danke für Deine Tipps. Sichtbar aber außer Reichweite - das wäre noch eine Variante, und wahrscheinlich gar keine schlechte!

Da bin ich bloß skeptisch bei seinem Lieblingteddy, der auch durch die Gegend fliegt, aber ohne den er nicht einschlafen kann. Ohne diesen Teddy abends im Bett, das gibt eine Katastrophe und eine schlaflose Nacht für die ganze Familie :? ...

LG, C.
nicki
Dauergast
Beiträge: 56
Registriert: Di 1. Sep 2009, 23:52

Re: Aggression bei starken Emotionen

Beitrag von nicki »

Hallo Constanze,
hoert sich an als wenn du von meinem Sohn schreibst. Er war genauso mit 18 MOnaten ist jetzt 2,4 Jahre alt.
Die Kita Damen sind mehere Tage im MOnat voellig verzweifelt.
Er wirft aber mit nichts mehr, sondern tracktiert jetzt die Personen die ihm in den weg kommen, schlaegt mit der Faust zu oder haut mit stoecken.
Das macht er jedes mal wenn er etwas noch nicht darf, weil er zu klein ist oder er etwas macht was absolut gefaehrlich ist.
Er geht dan sogar alleine in die "Wutecke" oder in sein Zimmer.
Er reagiert sehr emotional wenn andere KInder weinen oder etwas ungerechtes passiert, vorgestern hat ein Vater mit seinem 12 jaehrigen Sohn gekabbelt der Sohn lag am BOden und der Vater kniete auf ihm, mein kleiner rannte hin warf dem Vater Sand in die Augen schlug und trat ihn so das der vor schreck aufhoerte.
Es war wirklich nur spass zwischen den beiden. Ich glaube er kann sowas noch nicht einschaetzen, das ist auch so wenn ich mal etwas lauter mit meinem Mann spreche da schreit der kleine immer "mama halt den MUnd der Papa ist kaputt".
Er versucht auch zu helfen wenn Kinder sich weh getan haben moechte alles kuehlen, verbinden und pusten und troestet auch ganz lieb.

lg nicki
alibaba

Re: Aggression bei starken Emotionen

Beitrag von alibaba »

Hallo Constanze,

es ist immer schwierig anderen Leuten Tipps im Umgang zur Erziehung zu geben, da man ja nie die Gesamtsituation sieht, in welcher eben etwas passiert (egal was es ist). Ich kenne auch eine durchaus fähige Erzieherin die ihrem Sohn trotzdem japanischen Fernsehmüll ansehen lässt und eigentlich sollte man meinen, sie wüsste es besser.

Das Problem was diese kleinen Kinder (noch) haben, ist, das sie ihrer Wut noch nicht anders Ausdruck verleihen können, als eben Dinge zu werfen, andere zu beißen, zu schlagen.......... Und was man auch probiert, es nützt nichts. Gut bewährt hat sich bei uns, auch wenn Jesper Juul diese Art nicht gut findet, der stille Stuhl. Auch meine Kinder haben geworfen, wussten einfach nicht mit ihrer "Wut" wohin. Klare Ansage auf Augenhöhe, Wegnahme des Gegenstandes in eine Verwahrbox und die Herausnahme aus der Situation - hier der stille Stuhl zur Beruhigung. Denn meistens warfen meine nicht still heimlich und leise, sondern mit viel Zorn/Wut/Hilflosigkeit und Tränen.

Es hat eine Weile gedauert, bis die stille Ecke ihre Wirkung zeigte und bis meine soweit verstanden hatten, das sie eben a) das geworfene Ding nicht mehr bekamen und b) erst einmal alleine ihr Ding/Spiel weiter machen mussten.

Ignorieren, so schreibt Jan-Uwe Rogge ist immer der schlechteste Ratgeber. Meine eigenen Erfahrungen bestätigen das auch.

Die besten Erfahrungen habe ich gesammelt, wenn ich immer wieder das selbe mache. Das selbe System, egal in welchen Dingen und wenn mich natürlich hierbei die Umwelt (Mein Mann, die Oma, die Tagesmutter) unterstützen und eben das auch so handhaben. Egal für welche Methode man sich entscheidet.

Bei meinem Großen kann ich mittlerweile an die Gefühle appellieren, da er in der Lage ist sich in andere hineinzuversetzen. Leider mit 1 1/2 Jahren noch nicht möglich. :cry:

Mein Rat: Entscheidet Euch für eine Variante deren die ihr schon probiert habt und dann zieht diese gemeinsam durch. Und nicht zu vergessen, dein Sohn wird älter, reifer und vielleicht passiert es schon morgen, das er sich anders ausdrücken kann, als eben Dinge zu werfen. Und vielleicht ist doch das sehr lustige geschriebe Buch von Jan-Uwe Rogge (Erziehungsratgeber) eine Möglichkeit einfach mal nett am Abend unterhalten zu werden und nebenbei noch ein paar schöne Anregungen zu bekommen, an die man vielleicht noch gar nicht gedacht hat. ;)

Viel Erfolg.
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