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was und wem nütz die "Diagnose" HOCHBEGABT?

Verfasst: Sa 23. Okt 2010, 15:36
von sinus
So, nachdem ich mich schon ein Weilchen mit dem Thema beschäftige, da meine zweijährige Tochter in dem, was sie sagt und kann, etwas "aus dem Rahmen fällt", bin ich jetzt an dieser Frage hängen geblieben.

Es geht mir hier aber jetzt nicht um sie, sondern um das Thema >Hochbegabung< an sich.
Ich hab halt wegen der Auffälligkeiten meines Töchterchens ein bisschen im Netz gelesen und da dauerts ja nicht lange, bis man auf die 1001 Seiten zum Stichwort >Hochbegabung< kommt.
Mich hat das alles eher verunsichert, ich bin zunehmend versucht, mein Kind viel zu aufmerksam zu beobachten und ihr Äußerungen und Fähigkeiten irgendwie zu bewerten und einzuordnen... (Siehe mein "Hysterie-Thema" nebenan.)
Es kommt mir bei zunehmender Beschäftigung mit dem Thema (zumindest mit dem, was das Netz hergibt) so vor, als sei "hochbegabt" eine eindeutige Diagnose wie "Asperger" oder "Diabetes".
Letztendlich verhalte ich mich schon fast, als müsste ich eine Art Krankheit diagnostizieren und müsste nach typischen Anzeichen suchen... Schaue mir meine Familienangehörigen an, wen "es" noch betreffen könnte, wühle in meiner eigenen Vergangenheit u.ä.
(So ein Quatsch!!!)

Aber das ist doch totaler Quatsch, oder? Die Grenzen sind doch fließend, oder nicht?
Verhält sich ein Kind mit einem IQ von 131 sehr anders, als eines mit 129 oder 119 oder 109?
Bzw. gibst da irgendwelche deutlich erkennbaren "Brüche" in Verhalten oder Fähigkeiten?
Ich glaube doch eher nicht, oder?
Es ist doch nicht so, als hätte man z.B. in einer Gruppe von Kindern 9 hellblonde und ein einziges dunkelhaariges, bzw 9 homogen-normale und eines, das total und unübersehbar und in allem herausragt?! (Oder doch?)
Da kann doch jedes Kind irgendwas besoders gut, hat jedes Stärken und Schwächen. Eines ist hübsch, eins sportlich, eines sozial und empathisch, eins schlau.

Wenn ich so ein schlaues, ein "hochbegabtes" Kind habe, muss es denn irgendwie anders behandelt werden, als ein ungewöhnlich intelligentes Kind, dass aber noch nicht ganz die magischen 130 knackt? Und den IQ sieht man doch einem Kind an...

Was genau bringt einem denn diese Klassifizierung und die Betitelung? Man vermittelt doch womöglich sich, dem Kind und anderen erst künstlich, dass es anders, besonders ist...?! Sollte es nicht lernen, mit "Normalität" umzugehen, statt sich als Extrawurst außerhalb der Norm zu verstehen und womöglich immer ne Sonderbehandlung einzufordern? Verführt das nicht erst recht dazu, sich anders zu fühlen, wenn man eine Namen für das >Phänomen< hat?
Dass es manches anders, besser, lernt und versteht, wird es doch selbst erkennen, aber vielleicht ja nicht soooo wichtig nehmen, wenn es selbst oder die Eltern nicht durch ne "Diagnose" wie HB schon auf das Thema eingeschossen sind.

Wie seht ihr das?

Ich denke, ich selbst werde und sollte mich von dem Thema "HOCHBEGABUNG" jetzt verabschieden, ehe ich echt beginne, mein Kind wie ne Laboratte zu beobachten und sie zu vergleichen...
Ich halte mich in Zukunft lieber an die Erkenntnis: ICH HABE EIN KLUGES KIND. (Passt ja zum Namen der Seite :))
Nicht mehr, und nicht weniger.
Ich werde nicht mehr vergleichen, nicht in Tabellen nachschlagen, wie weit sie voraus ist und wann wieviel Prozent der Allgemeinheit dieses oder jenes nun können oder nicht. Keine Ahnung, was mich überhaupt dazu verführt hat...
Für mich wird sie in Zukunft einfach normal sein bzw so besonders, wie eine Mutter ihr Kind halt findet. :)
Ich werde sie weiterhin fördern, wo sie Interessen hat und mich nicht fragen, ob das "altersgemäß" ist, denn das ist doch letztendlich egal. Wer beurteilt das denn? Wer legt sowas fest? Die Statistik???

Solange keine Probleme auftauchen, muss man sich ja nicht welche künstlich herbeiphilosophieren... ich werde auch das Wort einfach nicht mehr benutzen, es gefällt mir eh nicht, es hat so was elitäres und absolutes.
Mein Kind ist einfach schlau und gut.
Ich denke, damit gehts mir besser. :)

PS: Freue mich über Meinungen und Erfahrungen zu meinen Gedanken!

Re: was und wem nütz die "Diagnose" HOCHBEGABT?

Verfasst: Sa 23. Okt 2010, 17:48
von heinerprahm
sinus hat geschrieben:So, nachdem ich mich schon ein Weilchen mit dem Thema beschäftige, da meine zweijährige Tochter in dem, was sie sagt und kann, etwas "aus dem Rahmen fällt", bin ich jetzt an dieser Frage hängen geblieben.

Es geht mir hier aber jetzt nicht um sie, sondern um das Thema >Hochbegabung< an sich.

Ich halte mich in Zukunft lieber an die Erkenntnis: ICH HABE EIN KLUGES KIND. (Passt ja zum Namen der Seite :))
Nicht mehr, und nicht weniger.
@ sinus

Also seit ich als Kind wusste, ich bin hochbegabt und vor allem das dieses völlig „normal“ ist (also ich kann nichts dafür und denke halt schneller und vor allem anders, das wurde mir und meinem Vater von dem Professor damals, wenn auch in der Nachbetrachtung etwas zu blumig, aber doch ordentlich erklärt). Aber dadurch änderte sich vor allem etwas in meinem Kopf, denn ich hatte nicht mehr den Drang mich anpassen zu müssen und konnte von heute auf Morgen die Schauspielerei aufgeben… ist sehr komplex, aber je früher man weiß „wer man ist“ desto besser !!!

Liebe Grüße
Heiner

Re: was und wem nütz die "Diagnose" HOCHBEGABT?

Verfasst: Sa 23. Okt 2010, 18:17
von heinerprahm
... und
sinus hat geschrieben:Verhält sich ein Kind mit einem IQ von 131 sehr anders, als eines mit 129 oder 119 oder 109?
…du magst es nicht glauben, aber das sind ja nur Messwerte aus fragwürdigen Tests, es gibt auch unter den Hochbegabten so viele Unterschiede, die niemand glaubt daher hier ein Buch für Dich:

Gifted Children Left Behind

… kein Buch auf dieser Welt erklärt das besser …

Liebe Grüße

Heiner

Re: was und wem nütz die "Diagnose" HOCHBEGABT?

Verfasst: So 24. Okt 2010, 16:58
von Melpa
Also da schließe ich mich Heiner an. Für mich als Erwachsene macht es einen Unterschied und hat Bedeutung. Ich weiss nun warum ich so bin ich wie ich bin und dass ich keinesfalls dumm bin so wie ich bisher glaubte, nur weil ich nicht ins System passe. Ich habe auch nicht mehr den Drang mich anzupassen und irgendwie dazu zu gehören.
Allerdings nützt es meinem Kind/meinen Kindern momentan noch nichts. Dafür sind sie zu klein. (Heiner wie alt warst Du als Du es erfahren hast?)

Ich habe mich gerade auch vom Thema ein wenig verabschiedet, weil es mich sehr fertig gemacht hat. Ständig beschäftigt man sich damit und die Gedanken kreisen. Das war schon nicht mehr schön. Und das was Du schreibst kenne ich auch. Man beobachtet zu stark, man bewertet, man überbewertet zuweilen, und stresst sich. Gestern haben meine Kinder mit den Kindern unserer Freunde gespielt. Ganz normal, alle waren gleich, alle hatten Spass. Und ich dacht mir einfach, HB ist in dem Moment einfach nicht wichtig, wann sie was können, dass sie was eher können als andere, dass sie anders sind usw.
Dass sie Freunde haben, dass sie das Lernen auch mal vergessen können, dass es sich nicht nur um Zahlen und Buchstaben oder Wissenschaften dreht, das ist ebenfalls wichtig. Einfach wohlfühlen und mittendrin sein. Und nicht nur dieses Thema.
Ein Kind kann einen noch so hohen IQ haben, wenn es diesen nicht nutzen kann, nützt das schönste Wort nichts. (Das Gefühl hab ich oft bei meiner Tochter, dass sie sich selbst im Wege steht. Von daher ist es mir nun auch wichtig, dass sie sich einfach wohlfühlt und Anschluss an andere Kinder hat und dass sie einfach Kind sein kann.)

Re: was und wem nütz die "Diagnose" HOCHBEGABT?

Verfasst: So 24. Okt 2010, 17:27
von Eichhörnchen
Ich habe meinen Wert erst als Erwachsene erfahren. Und da hat es mir schon einiges erklärt. Obwohl ich nun in der Schule nicht "auffällig" war. Ich glaub, ich hab mich gut angepasst.

Bei meinem Jüngsten sieht das Ganze schon anders aus. Wir wissen, das sein Wert im Bereich der 160 liegt.
Das wir davon wissen, erleichtert uns manches( nicht alles). Z.B. rechnet er immer nur das Nötigste und ist auch nicht der Schnellste. Seinen großen Bruder haben sie damals aus diesen Gründen in den Mathe-Förderunterricht gesteckt. Bei ihm wissen wir aber, das er gerade im Bereich Logik extrem weit ist. Wir würden ihn niemals in Mathe fördern lassen. Er rechnet halt langsam, weil ihn das alles so annervt und langweilt.

Den Unterschied zwischen 131 und 129 wird man nicht sehen, den zwischen 115 und 125 aber schon. Und wenn die Werte dann noch weiter nach oben gehen, dann ist es für solche Kinder dann sehr schwer, mit dem Unterricht, wie er für Kinder mit einem Durchschnitt von 100 geplant ist, zurecht zu kommen.

Ich habe eine Bekannte, deren inzwischen großer Sohn die Realschule nur mit Ach und Krach geschafft hat. Vor kurzem hat sein Psychologe einen Test gemacht und der Wert lag bei 162.
Hätten die Eltern das eher gewusst, wären sie ganz anders mit dem Kind umgegangen.

lG Eichhörnchen

Re: was und wem nütz die "Diagnose" HOCHBEGABT?

Verfasst: So 24. Okt 2010, 23:10
von Winnie
Ich kann da nur für meine Erfahrungen sprechen und ich muss ganz klar sagen, dass es eben unter hochbegabten Kindern eben auch welche gibt, die ihr Wissen nicht nach außen zeigen. Du hast dann weder als Eltern, noch als Erzieher, noch als Lehrer später die Chance, diesem Kind irgendwie gerecht zu werden, weil du an das Kind mit anderen Erwartungen herangehst. Das Kind kann aber diese Erwartung auf Dauer nicht erfüllen, da es auf Grund seine Denkweise irgendwie in einer anders gestalteten Realität lebt. Ich finde, am besten kann man das einfach vergleichen: Wenn du ein Kind hast, dass drei Grundfarben kennt, dann würdest du vielleicht sagen: Bitte nimm einen Stift und male das Bild rot an. Klare Aufgabe, keine großen Möglichkeiten. Dann gibt es aber zum Beispiel Buntstift-Kästen, da sind so an die sechs verschiedenen Rottöne drin - Zinnoverrot, Weinrot, Magenta usw. Das begabte Kind bekommt die Aufgabe und fragt sich als erstes: Warum soll ich das Bild rot anmalen? Welches Ziel verfolge ich damit? Und welches Rot ist dafür am besten geeignet? Das Kind schaut meinetwegen den Lehrer an und denkt:"Bitte etwas genauer!" Der Lehrer denkt:"Klarer kann ich es jawohl kaum ausdrücken..." Vielleicht ist der Lehrer genervt, weil alle anderen in der Klasse bereits malen, nur das eine Kind nicht. Und das Kind denkt dann vielleicht irgendwann? Was denkt der Lehrer, wenn ich jetzt nachfrage? Was denkt er, wenn ich einfach irgendeinen roten Stift nehme und es ist dann der falsche?

So ging es mir bei Amelie mit diesen Vorschul-Übungsblöcken. Ich hatte mehrere Momente, wo Amelie bei einer Aufgabe gesagt hat, dass es zwei mögliche Lösungen gibt und sie jetzt nicht weiß, welche sie nehmen soll. Selbst mein Mann und ich sind nicht von selbst drauf gekommen. Für uns war die Aufgabe total eindeutig.

Genau solche Momente führten bei unserer Tochter zur Leistungsverweigerung im Kindergarten und zum sozialen Rückzug. Sie leidet an solchen Dingen wie, dass sie gefragt hat, ob sie ein bestimmtes Puzzle machen darf, was sie im Schrank erspäht hatte. Ihr wurde aber gesagt, dass die Sachen im Schrank nur für Vorschüler sind. Ich bin mal heimlich an den Schrank gegangen und habe nach dem Indianerpuzzle gesehen und es war ein 100er-Puzzle. Wenn Amelie Vorschülerin ist, wird sie mit diesen Spielsachen nicht mehr spielen wollen, denn sie puzzelt jetzt aktuell ungefähr mit 250 Teilen.

Ich habe es an anderer Stelle schon mal geschrieben: Die Erzieherinnen wissen nichts davon, dass sie überhaupt puzzelt. Sie halten sie für entwicklungsverzögert und haben in einem Gutachten geschrieben, dass Amelie nicht in der Lage ist, die einfachsten Aufgaben zu bewältigen. Wenn wir damals nicht in die Diagnostik gegangen wären, hätten selbst wir als Eltern nicht mal annähernd ahnen können, was in diesem Köpfchen alles so vor sich geht. Deshalb sind auch all diese Listen für mich immer so fremd, weil ich überhaupt nicht mit Bestimmtheit sagen kann, ab wann Amelie sich für Buchstaben interessiert hat. Ich weiß nur, dass sie mal mit einem kleinen Stöckchen ihren Namen in den Sand gemalt hat. Völlig unvermittelt und ohne, dass ich gewagt hätte, das mit ihr zu üben.

Und an ihrem Beispiel muss man eben sagen, dass sie leidet. Selbst, wenn ich nicht verglichen habe, aber seit dem Beginn des Kindergartens wird Amelie damit konfrontiert, dass andere Eltern das tun. Sie reden auch nicht diskret hinter dem Rücken der Kinder, nein, sie tun das auf dem Flur im Kindergarten, während die kleinen Stöpsel sich ihre Hausschuhe auspellen.

Als Amelie ihre erstes Kindergarten-Freundebuch angeboten bekam, hat sie heftig den Kopf geschüttelt und gemeint:"Nein, ich möchte das nicht!" Die Mutter war total irritiert aufgrund dieser ablehnenden Haltung von Amelie. Wahrscheinlich hat sie auch gedacht, was ist das für ein seltsames Kind... ich habe das Buch dann stattdessen angenommen und gemeint, wir können ja mal reinschauen, was die anderen so geschrieben haben. Und dann später fing Amelie an zu weinen und meinte:"Mama, ich habe ein Problem! Ich kann doch noch nicht schreiben." :o Das war das erste Mal, dass ich Amelie erklären konnte, dass sie überhaupt noch nicht schreiben können muss, weil sie erst drei Jahre alt war. Bis dahin hat sie die ganze Zeit gemeint, die anderen Kinder können alle schon schreiben und hat sich total geschämt, dass sie es noch nicht kann. Sie setzt sich selbst schon total unter Leistungsdruck und verzweifelt total, wenn sie ihre eigenen Ziele nicht erreichen kann.

Wir sind im Laufe dieses ersten Kindergartenjahres schon mit allen möglichen falschen Diagnosen konfrontiert worden, denn nicht nur die Erzieherinnen, nein, auch die anderen Eltern oder sonstigen Bekannten habe eine Meinung dazu und wissen auch genau, was wir in der Erziehung falsch gemacht haben, dass unser Kind so geworden ist. Wir haben uns dafür entschieden, auch durch das Forum hier, dass wir über die gesamte Diagnostik nicht mehr mit den anderen Eltern und dem Kindergarten sprechen. Sie wissen nichts von den Testergebnissen. Und so ist es teilweise haarsträubend, mit welchen Vorurteilen wir im Kindergarten konfrontiert werden. Man muss da als Eltern schon ein dickes Fell haben, aber ich wage es nicht, mir vorzustellen, wie es Amelie dabei gehen muss. Ich muss mir dann anhören, wie Amelie im Kindergarten provoziert und die Leute auch zum Teil vorführt. Sie hat mir mal erzählt, dass sie beim Kinderturnen nicht teilnehmen durfte, weil sie keine Rutschersocken hatte. Ich war ganz verwirrt, denn ich hatte den Turnbeutel doch extra noch überprüft. Die Erzieherin sagte dann auch, sie hätte nochmal nachgesehen, es waren keine Socken drin. Also schnappte ich mir den Beutel und da waren Socken! Also bin ich zur Erzieherin und fragte sie leicht angefressen, wie sie mir das erklären möchte. Ich war schon leicht paranoid und hatte vermutet, es wäre eine Ausrede, weil Amelie sowieso nicht richtig mitmachen will. Dass die sich das Leben evtl. ein wenig erleichtern wollten. Aber tatsächlich hatte Amelie ihre Socken aus dem Turnbeutel herausgenommen und in ihre Jackentasche getan. Später, als dann alles vorbei war, hat sie die Socken wieder zurückgetan. :oops: Peinlich für mich! Ich musste mich bei der Erzieherin entschuldigen. Und dann habe ich Amelie ins Kreuzverhör genommen und sie hat mir das so erzählt, als ob sie keine Wahl gehabt hätte, weil die Erzieherinnen sie sonst nicht in Ruhe gelassen hätten.

Und zum Thema Regeln: Ich habe gesagt, so sind nun mal die Regeln und da müssen sich alle Kinder dran halten, auch du. Und sie so:"Dann musst du eben dafür sorgen, dass die Regeln geändert werden. Die Regel ist total dämlich und was für blöde Kinder."

Von diesem ganzen Gedöns, dass ich meine Tochter mit Hilfe von Förderung und Kursen zu einem angepassten leistungsstarken Vorzeigemädchen machen kann, habe ich mich längst verabschiedet. Ich muss mich damit abfinden, dass sie ein Querkopf ist und ich wahrscheinlich mit der Erziehung nur sowas wie "Schadensbegrenzung" betreiben kann. Ich denke wie gesagt auch nicht, dass die anderen Kinder mit ihr ein Problem haben. Eigentlich sind es nur die Erwachsenen. :P

Re: was und wem nütz die "Diagnose" HOCHBEGABT?

Verfasst: Mo 25. Okt 2010, 09:12
von alibaba
Hallo Winnie,

ja, da schließe ich mich urmelis an. Was für ein Kiga, aber auch was für ein Kind. Wollte sie nicht beim turnen mitmachen? Warum hatte sie die Socken versteckt?

Bei uns im Kiga gibt es übrigens immer Ersatz, in allen Größen. :mrgreen: Hab ich nicht mit, würde als Ausrede nichts nützen. Im übrigen wird es schwer werden für deine Große, egal welche Begabung sie hat, sich im System SCHULE einzugliedern, wenn sie die Leute vorführt. Ich würde hier heftigst überlegen, warum sie das macht und versuchen eine Lösung zu finden, damit sie lernt schulreif zu werden. Ja, vielleicht durch einen Kigawechsel.
Wobei, ich muss sagen, es gibt, glaube ich, nicht den Kiga. Da ist wohl überall etwas im Argen. Auch bei uns sind bestimmte Spiele weggelegt, aber nicht weil die Kleinen sie nicht spielen sollen, sondern weil sie eben unachtsam mit den Dingen umgehen, daher muss man nach den Spielen fragen. Tja, aber mein Kind fragt nicht danach, aus den Augen aus dem Sinn.

Halllo Sinus,

Du wirst hier keinen Beitrag von mir finden, wo ich das Wörtchen hb für meine Kinder in den Mund (in die Hand)nehme. Zum einen ist das natürlich dem geschuldet, das ich es gar nicht weiß, zum anderen hat es für mich so einen herben Beigeschmack, wenn es um so kleine Kinder geht. Ich muss immer etwas schlucken, wenn mir jemand erklären will, das sein 3-jähriges Kind einen IQ von 140 hat. Trotz allem finde ich es aber durchaus hilfreich, wenn man die Richtung des Kindes weiß. Und daher kann ich dem frühen Test meines Großen durchaus etwas Gutes abgewinnen, die Gewissheit das er mehr Input gut vertragen kann und das kann bei einem Schul- oder Kindgespräch durchaus hilfreich sein. Neulich erklärte mir mein Sohn, das er mehr Aufgaben in der Schule machen "müsse" als die Anderen. Er schaute mich mitleidsvoll an, so nach dem Motto, Öhhhh...ich muss" mehr machen. aber ich, ganz cool und locker, Na, damit kommst du doch aber gut zurecht, oder? Klar, Mama, ist doch pippi. Ich glaube, es kann daher schon hilfreich sein. Aber ich bin froh, das ich den IQ nicht weiß. Wer weiß, was passieren würde, wenn ich die genaue Zahl wüsste. So richte ich mich nach meinem Bauchgefühl und das ist gut so, auch wenn es vielleicht nicht immer richtig ist.

Das mit dem vergleichen, ob man da drüber stehen kann und nicht mehr vergleicht? Ich vergleiche zwar nicht direkt und eine Liste führe ich erst Recht nicht, aber trotzdem kommt man eben um bestimmte Erkenntnisse nicht herum, die eben wieder aus Vergleichen bestehen. Aber das schöne ist, je älter die Kinder werden, umso weniger spielt Begabung eine Rolle. Zumindest für mich, als Mutter. Sie werden erwachsen und gehen ihren eigenen Weg. Sie werden sich immer weniger durch mich beeinflussen oder lenken lassen. Ich versuche daher ihnen mit auf den Weg zu geben, ihren Weg zu gehen, vollkommen losgelöst von einer Begabung.

VLG

Re: was und wem nütz die "Diagnose" HOCHBEGABT?

Verfasst: Mo 25. Okt 2010, 10:51
von Koschka
Für mich ist ganz egal, was für einen Wert meine Kinder haben. Ich werde sie aber trotzdem testen lassen. Ich erwarte vom Test keine Diagnose "hochbegabt". Ich möchte eher sehen, wo ihre schwächen sind, und wo ich gezielt fördern kann. Ich glaube nicht, dass schlaue Kinder Probleme haben, weil sie in einigen Bereichen viel zu schlau sind. Ich glaube, dass die Bereiche, in denen sie verhältnismäßig schwach sind, eher zu ihren Problemen beitragen.

Re: was und wem nütz die "Diagnose" HOCHBEGABT?

Verfasst: Mo 25. Okt 2010, 15:47
von Winnie
Ja, man muss das wohl leider so sagen, das was da zur Zeit im Kindergarten abgeht, ist ja nicht ein Eingewöhnungsproblem, das sich von selber wieder erledigen wird. Es wird genau genommen immer schlimmer. Wenn sie ihre Kreativität dazu benutzt, dem Kindergarten-Alltag zu entkommen, dann wird sie wohl ziemlich verzweifelt sein. Leider wird sich wohl in Zukunft daran auch nichts ändern, da wie gesagt, die Erzieherinnen sich darauf eingeschossen haben, dass sie entweder autistisch oder entwicklungsverzögert ist. Ich glaube nicht, dass ich da jetzt hineinspazieren kann und einfach sagen kann, dass sie gefälligst Verständnis haben sollen, weil meine Tochter hochbegabt ist. Vielleicht ist sie es ja auch gar nicht, aber wenigstens kann man davon ausgehen, dass sie jetzt gerade kognitiv und sprachlich weiter ist als die anderen 5 jährigen dort. Und die Situation hat sich ja auch dadurch verschärft, dass wir nun auch noch zwei Kann-Kinder in der Gruppe haben, die jetzt demnächst 3 Jahre alt werden. Sie werden noch gewickelt und können beide noch ganz wenig sprechen. Falls überhaupt sowas wie Förderung stattfindet, stehen natürlich die Vorschulkinder, die im letzten Kindergartenjahr sind, an erster Stelle. Von den mittleren wird dann erwartet, dass sie einfach so mitlaufen.

Ich habe sie jetzt auf die Warteliste von dem Kindergarten setzen lassen, in dem L. auch ihren Krippenplatz hat. Das ist ein Kindergarten mit einer Integrationsgruppe, einer Regelgruppe und einer Krippengruppe. Klein und übersichtlich und weniger starr in seinen Strukturen, da man auch ganz anders ausgebildetes Personal hat. Die Kinder sind es gewöhnt, dass die Integrationskinder besondere Aufmerksamkeit bekommen und man Rücksicht nehmen muss. Es wird Toleranz geübt und die Kinder sensibler gemacht für die Probleme, die Kinder mit wie auch immer gelagerten Gegebenheiten haben.

Wenn ich ganz ehrlich bin, kenne ich einen Haufen Kinder, die in der Kindergartenzeit nicht zurechtgekommen sind und sehr gelitten haben. Es gibt ja so viel, was schiefgehen kann. Und das Schlimme an Hochbegabung ist eben, dass es als Problem nicht gesehen wird, weil man gemeinhin denkt, dass diese Kinder doch zufrieden sein sollten, weil sie alles können, was man von ihnen erwartet.

Ich würde es mittlerweile auch so ausdrücken, obwohl ich dieses Wort ganz schrecklich finde: A. ist (zur Zeit jedenfalls) verhaltensgestört. Wenn ich jetzt das Gefühl hätte, sie handelt impulsiv und trotzig, würde ich mir nicht solche Sorgen machen. Aber sie handelt überlegt und ich befürchte, sie weiß auch genau, dass sie ihre Position im Kindergarten damit noch viel mehr verschlimmert. Mein Gefühl ist, dass sie es drauf anlegt, dass sie rausgeschmissen wird, weil die Erzieherinnen sie nicht mehr haben wollen.

Ich habe mal den Kinderarzt drauf angesprochen, ob A. überhaupt jemals in der Lage sein wird, eine Schule zu besuchen. Und er hat nur gemeint, ich wüsste jetzt keinen Grund, der dagegen spricht. Und er weiß ja auch, was wir wissen, und ihn beeindruckt das anscheinend überhaupt nicht. Vielleicht weiß er sogar noch mehr, denn ich bin ja nicht bei allem überall dabei. :gruebel:

Re: was und wem nütz die "Diagnose" HOCHBEGABT?

Verfasst: Mo 25. Okt 2010, 18:36
von Koschka
Hallo, Winnie

"Ich glaube nicht, dass ich da jetzt hineinspazieren kann und einfach sagen kann, dass sie gefälligst Verständnis haben sollen, weil meine Tochter hochbegabt ist".

Warum denn nicht? ich war mit meinem Sohn bei einem Kinderpsychologen, er hat auch nur eine Abschätzung gemacht "Vermuttlich weiter entwickelt als die gleichaltrigen, der KG soll sich bitte um ihn kümmern, dass er sich nicht langweilt". Genau mit diesem Satz bin ich zu KG-Leitung gegangen. Und sie sind wirklich darauf eingegangen. und versuchen es jetzt ihm mehr zu bieten. Sie haben mich gefragt, was mein Sohn mag, was er besonders gerne macht. Bei uns sind das "autos". Obwohl wir einen Naturkindergarten haben, bekommt er jetzt im Wald auch Autobücher, zum Ausmalen gibt es auch außer Mandalas noch Technikbilder, die ich selber dorthin gebracht habe. Nach einem Jahr im KG habe ich erfahren, dass sie ein Minilükgerät haben, das sie ihm jetzt auch anbieten. Außerdem darf er seine Vorschulblätter, die er gerne macht, mitnehmen. Ich habe so ein positives Ergebniss nicht erwartet.