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Wissen über Kinder allein Erziehender

Verfasst: Di 22. Feb 2011, 23:12
von sinus
Hallo, vielleicht kann mir ja hier jemand was empfehlen.

Ich würde gerne mehr wissen über die Auswirkungen, die das Leben mit nur einem Elternteil auf die psychische Entwicklung des Kindes haben kann.
Leider habe ich über Google kaum etwas gefunden... manchmal liest man sonen Halbsatz in anderen Texten, aber so richtig Studien oder tiefgründige Abhandlungen/Ratgeber konnte ich bisher nicht finden.
Wenn, dann geht es scheinbar vor allem darum, wie man den Alltag meistert, um besondere Rechte, Probleme mit Unterhalt und sowas.
Das interessiert mich alles nicht, ich möchte mehr darüber wissen, wie es sich psychisch aufs Kind auswirkt, dass es nur einen sicheren Ansprechpartner im Alltag hat...

Mein Gefühl und meine Beobachtungen sagen mir, dass es schon ein paar Besonderheiten gibt, die man evtl beachten sollte.
Die Babys allein Erziehender (mit nur einem Kind und selbst psychisch einigermaßen stabil) habe ich bisher z.B. alle als ungewöhnlich ausgeglichen erlebt. Das liegt vermutlich daran, dass die Mütter sich voll und ganz auf sie konzentrieren und keine Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der Mutter da ist.
Ich glaube, das tut den Kindern in dem Alter sehr gut. (Das sind aber nur meine laienhaften Theorien dazu...)

Aber wie geht es weiter? Was ist mit Kleinkindern und den älteren?
Ich empfinde meine Tochter z.B. als besonders vernünftig, sie trotzt z.B. auch kaum und macht zu 95% das, was ich ihr sage.
Das kann an ihrem Charakter liegen. Oder daran, dass sie "reifer"/weiter als Gleichaltrige ist und darum vom Verstand gesteuert vernünftiger ist. Oder an meinem vielleicht guten Erziehungsstil. :roll:
Aber genauso gut könnte ich mir vorstellen, dass es u.a. auch daran liegen kann, dass sie, da sie ja quasi nur mich hat, besonders drauf achtet, mich nicht zu "verärgern". Immerhin empfindet sie sich sicherlich unbewusst als zu 100% abhängig nur von mir, da ist ja z.B. auch keiner, den sie gegen mich ausspielen kann, sie kann auch nicht so frei "experimentieren" mit der Zuneigung/Abneigung ihrer zwei Elternteile.

Ich möchte jedenfalls nicht, dass sie eine für sie "ungesunde" Vernunft und so geartete Bindung entwickelt, dass sie zu sehr versucht, sich meinen Wünschen anzupassen und meinen Erwartungen zu entsprechen.
Gerade, falls sie auch noch begabter als der Durchschnitt ist - da fänd ich es doppelt wichtig, dass sie sich zu Hause nicht zu sehr anpasst/unterordnet.
Die Gefahr sehe ich latent schon und ich möchte, um dem vorzubeugen, gern mehr darüber wissen.
(Sie wirkt übrigens eigentlich sehr selbstbewusst und weiß genau, was sie will. Aber ich war auch so, vielleicht ist ja auch das schon eine Form der Anpassung an meine Erwartungen...?!)

Irgendwie weiß ich aber nicht, woher ich solches Wissen kriegen könnte.
Über die "typischen Probleme" bei Hochbegabung z.B. findet sich ja sehr viel, aber über die Psyche von Kindern allein erziehender?
Dabei gibts davon bestimmt mehr, als Hochbegabte...
Ich denke auch, dass es nicht allzuviele Leute gibt, die sowas unabhängig von akuten Problemen im Alltag so genau wissen wollen... aber ICH möchte das.

Zu einer Kinderpsychologin will ich eigentlich jetzt noch nicht rennen, bloß um solche diffusen Sorgen zu besprechen. (Oder sollte ich?)
Bei eine Erziehungsberatung erwarte ich ehrlich gesagt nicht allzu viel dazu, die wären wohl befremdet, wenn ich ankomme und mich wegen meines so sehr braven Kindes erkundige. Die würden mir sicher den Vogel zeigen... Und ich glaube, die sind auch mehr "Feuerwehr", als Präventions- und Tiefenforscher...?!
Im Internet habe ich wie gesagt seltsamerweise auch kaum was gefunden bisher.
Meine Hoffnung war, dass es vielleicht Buch von Herrn Juul dazu gibt, aber der erwähnt dieses Thema scheibar auch nur am Rande. (Oder hab ich da was übersehen?)
Vielleicht ist es ja tatsaechlich so, dass diese Kinder zumeist so brav und angepasst sind, dass keiner einen Anlass sieht, ein Buch zu dem Thema zu schreiben?! :gruebel:

Was meint ihr, habt ihr noch Ideen und Tipps, wo ich was erfahren könnte?
Findet ihr, ich mache mir zu viele Gedanken?
Also ich grübele nicht ständig über sowas, aber ich möchte auch rein aus persönlichem Interesse einfach möglichst viel zu solchen Themen wissen....

Re: Wissen über Kinder allein Erziehender

Verfasst: Do 24. Feb 2011, 10:34
von alibaba
Hallo Sinus,

mir fällt ein das Jan-Uwe Rogge auch Kapitel in seinen vielen Büchern über Alleinerziehende widmet. Aber auch das wird nicht das sein, was Du suchst. Da würde ich mal in der Bibliothek in der medizinischen Abteilung bei Psychologie nachsehen. DOer Dur fragt sie Bibliotheksmitarbeitzer. Die können ihn ihrem Computer nach Stichwörtern suchen.

Ich dächte mal geslen zu haben, das Mädchen mit viel "Frauenhormonen" angepasster im Leben sind und im Kleinkindalter einfach braver. Mädchen mit einem höheren Anteil an "Männerhormonen" sind rebbelischer und unangepasster. Allerdings wurde das nicht untersucht ob dann noch ein Zusammenhang zwischen alleinerziehend besteht oder nicht. Grundsätzlich sagt man ja den Mädchen nach, das sie bis zur Pupertät braver sind, bei den Buben soll das wohl genau umgedreht sein. Buben durchlaufen wohl zwei Pupertätsphasen. Eine schon im recht frühen Alter und eine dann verzögert zu den Mädchen. Durch diese Aufteilung sind wohl dann die Auswirkungen im späteren Alter nicht ganz so heftig. :geek:

Desweiteren haben Mädchen/Mütter eine andere Beziehung als Buben/Mütter. Auch ein wichiger Aspekt. Und sicherlich auch der Vorteil, dein Kind hat Dich ganz alleine.

Was genau jetzt alles dafür ursächlich sein kann, das du ein so braves Kind hast, was Dich schon fast erschreckt, das weiß ich nicht. Fakt ist aber eins. Mal vom Gezicke meiner Tochter abgesehen, ist sie alleine auch das bravste Kind auf der ganzen Welt. Ein Musterkind. Nur die Mischung zum Bruder macht sie zu einem Wirbelwind, der dem großen Bruder in nichts nachstehen will. Ich galube, wenn du zwei Kinder hättest, würdest Du sicherlich kein soooo braves Kind haben. ;)

VG

Re: Wissen über Kinder allein Erziehender

Verfasst: Di 26. Jul 2011, 18:14
von mal vorbei geschaut
Hallo Sinus,
bei dem was Du schreibst, habe ich sofort an "Das Drama des begabten Kindes" von Alice Miller gedacht. Es geht nicht um allein erzogene Kinder aber um solche, die so sensibel sind, dass sie die Wünsche und Erwartungen der Eltern oder eben der Mutter spüren und erfüllen, ohne das jemals eine Erwartung ausgesprochen wurde.
Ich hatte von Anfang an Angst davor, so ein Kind zu bekommen und überprüfe mich immer wieder selbst, ob ich überhaupt irgendetwas von meinem Spross erwarte.
Ich erwarte von meinem Kind eigentlich nichts konkretes und wenn ich mir etwas von ihm wünsche, dann sage ich es ihm verbal, sodass er eine Chance hat, darauf zu reagieren und nicht alles unterbewusst abläuft - so meine Hoffnung.
LG

Re: Wissen über Kinder allein Erziehender

Verfasst: Di 2. Aug 2011, 12:17
von meerkind
Hallo Sinus,

eine etwas verspätete Antwort:
Ich bin selbst alleinerziehend (ohne Kontakt zum Vater). Ich kann auch bestätigen, dass man sich einige Gedanken macht, ob man für die Entwicklung des Kindes "ausreicht". Diese Gedanken habe ich mir aber nur in den ersten zwei Lebensjahren meines Kindes gemacht, danach haben sich diese Sorgen einfach aufgelöst. Das liegt daran, dass ich als Mutter sicherer geworden bin und wir um uns ein gutes soziales Netz aufgebaut haben. Die Beziehung zu den Großeltern, Großtanten, Onkel und Tanten, nahen Familienfreunden habe ich bewusst gepflegt und bin froh, dass dadurch mein Kind tiefe Beziehungen zu noch weiteren Bezugspersonen entwickeln konnte. Ich habe somit die berechtigte Hoffnung, dass sie sich später an mir genügend "abarbeiten" kann, weil sie weiß, dass es da noch andere Menschen gibt, die sie bei Konflikten mit mir auffangen.

Natürlich kenne ich keine Studien darüber. Aber ich denke, dass wir das einseitige Familienmodell in unseren Köpfen aufbrechen sollten. Schau Dir die Kindererziehung in anderen Zeiten und Kulturen an. Es gibt sehr vielfältige Familienmodelle, die auch funktionieren können. Wie gesagt, ich halte es für sehr wichtig, dass es nicht eine 1-zu-1-Situation mit dem Kind ist - wer aber die anderen Bezugspersonen sind, da bin ich selbst sehr offen.

LG,
meerkind