Hm, schwierig das nur anhand deines Textes zu beurteilen. Ich glaube, es ist vor allem entscheidend, wie und OB ihr im Alltag mit ihren Interessen umgeht bzw auf sie eingeht. Wenn meine Tochter an den Computer möchte und ich Zeit habe, dann darf sie das. Es geht ja nicht darum, sie zum Mittelpunkt des Alltags zu machen, sonder darum, ihr auch zu vermitteln, dass ihre Interessen ernst genommen werden und man sie für voll nimmt. Es wär doch schade, sie auszubremsen.
Auf der anderen Seite sollte schon auch Raum für Phantasie sein, also von einem rundum-Unterhaltungs-und-Beschäftigungprogramm halte ich auch nicht viel. Ich arbeite z.B. recht oft (am Computer), während sie sich allein beschäftigen muss. Aber wir sind im gleichen Zimmer und ich bin ansprechbar und gehe auch auf sie ein, so es mir möglich ist und ich dazu bereit bin.
Meine Tochter ist aktuell noch sehr jung, gerade erst zwei.
Aber ich halte es so/werde es so halten, dass ich ihr schon auch viele zusätzliche Angebote auf breitem Spektrum mache:
Musikkurs & Sport (machen wir jetzt schon), sicher in nicht all zu weiter Zukunft auch Sprachkurs und Tanzen, letzteres ganz sicher nicht als Ballett, eher was freieres.
(Tanzen ist für mich eine ganz andere Ebene, sich auszudrücken, das finde ich sinnvoll zu lernen/zu erleben. Grad für "Kopfmenschen".)
Ein Instrument wird sie auch lernen. Da die Kinder meines Bruders auch alle eins spielen, wird sie das sicherlich über kurz oder lang auch von sich aus wollen. (Neulich fragte ich sie aus Spaß, was sie lernen möchte. Sie meinte: Harfe!

)
Momentan haben wir an 2 Nachmittagen der Woche eine Kurs, das finde ich nicht zu viel. Am Wochenende schaue ich, dass wir auch noch an einem der Tage was Besonderes unternehmen (Zoo, Spielnachmittag bei Freunden, Museum u.ä....), das brauch ich aber auch für mich, da ich zu Hause arbeite und auch mal raus will.
Die genanten Dinge werden natürlich nicht alle gleichzeitig eine Rolle spielen, ich denke mal, maximal an 2-3 Nachmittagen wird was geben, mal schaun, was Tochter dann will.
Ich durfte als Kind übrigens auch diverse Kurse machen: zeichnen, töpfern, Sport, Musikinstrument, Orchester, Chor, Christenlehre (war zu DDR-Zeiten).
Mir hat eigentlich alles Spaß gemacht, nur mit meinen Geigenlehrern hatte ich nicht so viel Glück bzw war das wohl nicht mein Instrument.
Zusätzlich waren meine Eltern sehr offen nach außen, sie nahmen uns mit zum Klettern, zum Bergwandern und zum Skifahren. Unsere Reisen gingen bis an die Grenzen des damals Machbaren.
Es wurde uns viel vorgelesen und wir haben viel gesungen, vor allem auf unseren Urlaubsreisen und Kurztrips. (Die Kletterwochenenden)
Und sie nahmen uns immer ernst, führten mit uns auch nicht altersgemäße Gespräche (besonders meine Mutter, Ärztin, quetschten wir immer aus, was uns mehrfach Probleme brachte, weil wir zu "aufgeklärt" waren und keine thematischen Tabus kannten), sie erklärten uns die Welt, so wir danach fragten.
Ich durfte immer mit dem Bibliotheksausweis meiner Mutter in die Erwachsenebibo gehen, sonst hätte ich erst 11 (?) sein müssen, um dort was ausleihen zu dürfen. Gleichzeitig machten sie kein großes Aufhebens um das alles, alles fühlte sich sehr normal an, wir fühlten uns dabei nicht besonders oder irgendwie getrietzt oder gefördert.
Meine Eltern gingen damit einfach auf unsere Bedürfnisse ein. (Meine Eltern waren aber auch beide voll berufstätig und schon deshalb ging es vermutlich durchaus auch darum, uns am Nachmittag irgendwie zu beschäftigen... Ich wäre da auch nur ungern alleine zu Hause gewesen.)
Ich reagierte immer mit Begeisterung, wenn ich was Neues ausprobieren durfte.
Meine Schwester z.B. durfte bald aufhören mit dem Klavierunterricht, weil es ihr keinen Spaß machte.
Mir machte Geige auch eher wenig Spaß, aber ich wollte nicht aufhören, weil ich dazu zu ehrgeizig war.
Mein Bruder durfte von der Musikschule ausgehend nicht wie gewünscht Akkordeon lernen, weil seine Hände angeblich zu klein dafür seien.
Er brachte sich dann bald Flöte selbst bei und meine Eltern schickten ihn dann zum Kantor, wo er auf eigenen Wunsch hin Orgelunterricht bekam.
Übrigens sind wir 3 Kinder alle keine Ausnahmetalente, auf keinem Gebiet. Es ist auch im erwachsenen Alltag nicht viel übrig geblieben von unseren "Freizeitexperimenten" in der Kindheit, also ich spiele kein Instrument mehr z.B. Habe halt herausgefunden, dass das nicht mein Talent ist. Was blieb ist eine tiefe "Liebe" zur Musik.
Mein Bruder ist sehr schlau, vermutlich hochbegabt nach heutigem Duktus; ich bin eher kreativ. (Auch beruflich.)
Was uns das breite Spektrum an Angeboten vor allem gebracht hat ist Offenheit und Toleranz, Neugier auf neue Erfahrungen, Anerkennung der Leistung anderer, Entdecken eigener Grenzen (wichtig, wenn einem z.B. in der Schule alles in den Schoß fällt!), Teamgeist ...
Ich bewerte das insgesamt alles sehr positiv für mich als Persönlichkeit, ich habe auch nichts davon als Zwang oder FORDERUNG empfunden.
Im Gegenteil, ich hätte sogar noch mehr machen wollen, finde es z.B. im Nachhinein schade, dass ich keine Tanzkurs gemacht habe. Hab ich dann im Studium, orientalischen Tanz, aber da fiel mir das schon ziemlich schwer, mich darauf einzulassen...
Auch Sprachen kamen in meiner Kindheit zu kurz, hab ich denn ebenfalls als Halbwüchsige von mir aus nachgeholt. (Habe z.B. Esperanto gelernt)
Darum werde ich es für mich und meine Tochter ebenso halten.
Mir geht es dabei überhaupt nicht darum, sie zu Höchstleistugen zu treiben, sondern darum, ihr viel anzubieten und zu bieten, so dass sie eigenständig ihre Grenzen und Interessen entdecken kann und selbst herausfindet, was ihr liegt und was ihr besonders Spaß macht.
Und auch, dass sie mit vielen sehr verschiedenen Menschen zusammenkommt finde ich dabei ganz wichtig.
Gern darf sie auch mal einen Kurs nur ein Jahr lang machen, wenn sie dann meint, dass sie das nicht mehr machen möchte - kein Problem.
Wenn sie nach mir kommt, wird sie eher nicht vorschnell etwas aufgeben...
Also ich würde an deiner Stelle deinem Kind gut zuhören, und wenn es schon von selbst sagt, dass es dieses und jenes machen möchte, würde ich versuchen, das für es möglich zu machen.
Weiterhin würde ich die Augen offen halten, was für das Kind nach deiner Einschätzung in Frage käme.
Ich reagiere eigentlich auch immer im Alltag und jenseits von "Kursen" auf die Interessen meiner Tochter, letztes Jahr waren es Schnecken, Blumen und Dinosaurer.
Da wurden dann eben entsprechende Bücher angeschafft, die Oma hat sie viel mit in den Garten genommen usw.
Aktuell spielt sie intensiv Rollenspiele (sie ist seit rund 2 Monaten ein "Vogelbaby" und der halbe Tag dreht sich darum) - natürlich spielen wir mit!
Mir selbst macht das übrigens auch Freude, ich geh gern mit ihr in den Musikgarten, spiele gern die Vogelmama oder lerne was Neues über Flora und Fauna dazu.
Das halte ich auch für wichtig, dass man dem Kind auf diese Weise auch vorlebt, dass alles im Leben spannend genug und wert ist, sich damit zu beschäftigen und man immer noch was dazu lernen kann.
Ich finde es traurig, dass man beim Thema Förderung immer davon auszugehen scheint, dass es dabei um das Erreichen besonderer Leistungen geht.
So ist es doch meistens gar nicht...
Ich denken, jeder sensible Elternteil wird auch in der Lage sein zu erkennen, wenn das eigene Kind etwas nicht mag, überfordert ist.
Zumal jemand wie du, der sich solche Gedanken darum macht.
Ich wünsche euch, dass ihr ein gutes Gleichgewicht finden werdet...
Meine Meinung:
Wen du kein gutes Gefühl hast, sie in einen Kurs zu stecken, dann lasse es lieber und suche im Alltag nach Möglichkeiten, entsprechend auf sie und ihre Interessen einzugehen. In erster Linie sollte man sein Kind ERNST nehmen, davon profitiert es wohl am meisten und dann wird es bestimmt bald auch in der Lage sein, selbst zu formulieren, was es machen möchte. (Es wird ja immer auch mit andren Kindern zusammen sein, die dieses und jenes Hobby pflegen...)
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