Marken-Namen/Bezeichnungen erkennen

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
sinus
Dauergast
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Re: Marken-Namen/Bezeichnungen erkennen

Beitrag von sinus »

heinerprahm hat geschrieben: Unsere Tochter geht, wenn sie mal nicht zwischen uns Händchen halten will, ganz alleine auf der Strasse, sie kann sich sehr gut orientieren, weiß wo alle Läden sind, wo es zu den Spielplätzen geht, wo der Sportverein ist, in welche Richtung die Innenstadt und in welcher Richtung der Baggersee liegt, sie weiß wann die Ampel rot ist und wann grün und was in den beiden Fälle zutun ist, sie weiß wo der Fußweg ist und wo der Fahrradweg, sie dreht sich um und macht den Schulterblick, wenn sie die Richtung wechselt und meine Frau und ich haben sie zwar ständig im Auge und in Griffweite (man weiß ja nie), aber im Grunde wäre das überflüssig, denn das sieht alles sehr souverän und überlegt aus... und sie fährt ja schon seit ein paar Monaten ihr Puky Fahrrad mit Stützrädern und auch dort ist das alles so wie das sein soll, mit Bremsen und nach Links und Rechts schauen an Kreuzungen, warten an der Ampel etc.pp oder an ihrem Lieblings-Stopp-Schild (da hält sie immer an und ruft ganz laut und grinsend "STOPP") ;) ... und wenn ich z.B. aus versehen mal nicht stehen bleibe, ruft sich mich entrüstet zurück "Papa, komm surück, das steht Stopp!"

Liebe Grüße
Heiner
das laeuft hier ganz genauso ab! ich hatte seit sie laufen kann noch NIE sorge, das sie einfach irgendwo hinrennt. wir haben zum zweiten geburtstag auch das treppenschutzgitter sowie die umrandung des gartenteichs entfernt. sie ist so vernuenftig, dass das voellig unnoetig war. sie fragt auch zu 90%, ob sie dieses und jenes "darf". und ich pflege einen"kooperativen" erziehungsstil nach juul und sie macht das ganz sicher nicht aus angst vor schelte.

sie faehrt uebrigens (seit sie 23 monate alt ist) laufrad, aber immer sehr vorsichtig. dabei alles andere als ungeschickt, bedaechtig wuerde ich das nennen. seit sie eine handbremse dran hat ist sie vor allem auch mit bremsen beschaeftigt ;)

ich hab hier ein video von ihrer ersten "laufradwoche". 22/23 monate alt wie gesagt. da war sie an eine zaun ran gefahren, um eine pflanze anzuschauen. danach macht sie, um auf den alte kurs zurueck zu kommen ein rueckwaerts-lenkmanoever um 90 grad mit zuruecksetzen, gegenlenken und allem drum und dran. das kann ich bis heute nicht begreifen, wie und woher sie den "instinkt" oder das wissen (?) hat, wie man sowas macht. sie hatte vor dem laufrad keinerlei andere fahrzeuge und auch kaum mit autos & co gespielt, wie sicher mancher junge in dem alter!

heute sah ich ein maedel, drei monate juenger. das fuhr immer wieder einen abhang mit dem roller runter. sehr geschickt und voellig unerschrocken und im geschwindigkeitsrausch. sowas wuerde meinen tochter aber nie, nie, nie machen! (außer, um die funktionsweise der bremse zu testen :roll: )

sie ist aber oft so gar nicht versessen drauf, dinge selbst zu tun, anders als deine tochter, heiner. obwohl ich schon wert lege auf selbstbestimmung und sie ganz sicher nicht kuenstlich "klein halte"
aber grad beim an- und ausziehen laesst sie sich z.b. lieber bedienen, sie erachtet das meiner meinung nach einfach als unwichtig oder gar laestig und quasselt lieber die ganz zeit ihre urmelgeschichten.
ich weiß noch, wie wir mal ihren sechsjaehrigen cousin mehrere tage zu besuch hatten. sie beobachtete ihn sehr aufmerksam bei allen alltagsverrichtungen. da war sie knapp ueber zwei. am zweiten abend, nachdem er wieder weg war ueberraschte sie mich, indem sie sich komplett alleine auszog und den schlafanzug komplett alleine angezogen hatte.
aber: danach machte sie das eigentlich nie wieder! (nur auf aufforderung und mit druck klappt das und dann nicht halb so gut, wie damals.)
das nur ein beispiel dafuer, wie sie dinge angeht.
beim malen aehnlich. sie malt mitunter erstaunlich gut. dann wieder lange, lange nur krikelkrakel. und in der kita malt sie grundsaetzlich nur simples gestrichel.
das macht mir manchmal schon sorge, ich denke, sie gehoert evtl zu den "typischen" maedchen, die sich sehr stark anzupassen versuchen.
ich werd das beobachten muessen, allerdings weiß ich nicht so recht, ob und wie man gegensteuern sollte.

videos sind hier uebrigens oft sehr aufschlussreich, vor allem im nachhinein staune ich immer wieder, was sie in dem entsprechenden alter schon so gemacht und gesagt und gedacht hat, was ich damals oft noch nichtmal sooo erstaunlich fand...
ich entdecke beim anschauen auch immer wieder dinge, die mir im alltag so gar nicht aufgefallen sind.

es gibt z.b. ein geniales filmchen. da schiebt sie mit 9 monaten (sie lief mit reichlich 10 monaten) eine spielkiste durch das damals noch leere und recht große wohnzimmer. (wir waren grad noch am einrichten).
ich hab einfach drauf gehalten und fand nichts besonderes daran.
hinterher hatte ich folgende szene:
kind schieb die kiste etwa 5 meter weit. dann haelt sie an, schaut voellig verbluefft zurueck. dann mich an. erzaehlt mir was mit großem nachdruck "wa-wa-wa-wa!!!", zeigt dabei auf den ausgangspunkt ihrer "wanderung". dann geht sie in den vierfuesslerstand und krabbelt exakt dahin zurueck, wo sie herkam und schaut dann wieder zurueck zur spielkiste.
sie war ganz offensichtlich von ihrer geschwindiheit beim laufen ueberrascht und hat dann ganz offensichtlich die zurueckgelegte strecke nochmal genau ueberprueft!
das alles waer mir ohne den film nie aufgefallen!
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
heinerprahm
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Re: Marken-Namen/Bezeichnungen erkennen

Beitrag von heinerprahm »

sinus hat geschrieben: videos sind hier uebrigens oft sehr aufschlussreich, vor allem im nachhinein staune ich immer wieder, was sie in dem entsprechenden alter schon so gemacht und gesagt und gedacht hat, was ich damals oft noch nichtmal sooo erstaunlich fand...
ich entdecke beim anschauen auch immer wieder dinge, die mir im alltag so gar nicht aufgefallen sind.

es gibt z.b. ein geniales filmchen. da schiebt sie mit 9 monaten (sie lief mit reichlich 10 monaten) eine spielkiste durch das damals noch leere und recht große wohnzimmer.
Hallo sinus,

Das ist eine sehr schöne Geschichte !!! :D ... also ich persönlich bräuchte die Videos eigentlich nicht, ich habe da irgendwie sehr realistische, fast fotografische Bilder im Kopf, aber meine Frau, die kann sich an fast nichts mehr aus dieser Zeit Anfangszeit erinnern, sie spricht von den ersten 12 Monaten von ihrer "Stilldemenz" ;) ... daher schauen wir öfter mal die Bilder und Videos an, denn oft haben wir beide eine unterschiedliche Erinnerung an bestimmte Ereignisse, also wie etwas im einzelnen ablief und auch vor allem wann das genau war (2-3 Monate machen ja in diesem Alter enorm viel aus) und da ja zum Glück alle Digital Fotos und die Videos ein Erstellungsdatum haben, lassen sich im Nachhinein doch prima die Zeiträume darstellen und da wir ja auch das wichtigste auf dem Kalender eintragen, z.B.: "13 Monate, stapelt 12 Bauklötze", da macht dann die Suche nach Bildmaterial viel Spaß und es vor allem faszinierend zu sehen, das sie eigentlich immer schon die kleine Perfektionisten war, die sie heute ist ;)

Das mit dem Anpassen beobachte ich bei unserer Tochter nicht, das braucht sie ja auch nicht, denn sie hat zwar ihre "Termine", aber sie geht nicht täglich in einen Kindergarten, daher hat sie auch keinen Gruppendruck... denn ich denke das wird es bei Deiner Tochter eventuell sein, denn so wie Du sie beschreibst ist sie sehr vorsichtig, bedächtig, vorausschauend und vor allem wahrscheinlich schon in der Lage die Situation, in der sie sich befindet, zu analysieren und sich entsprechend, mit den ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, klug zu verhalten .... und "nicht auffallen zu wollen", ist denke ich keine so schlechte Strategie. Da ist unsere Tochter aber sehr ähnlich, während alle anderen Kinder einfach kopflos umherrennen, sondiert sie immer erstmal ausführlich die Lage und macht dann nichts von dem was die anderen machen, sondern sucht sich eine einigermaßen sinnvolle Aufgabe (da gibt es auch ein Video, das hat mein Frau beim Sport gemacht als unsere Tochter 26 Monate alt war; in mitten der Halle steht ein umgedrehter Turnkasten randvoll mit bunten Bällen, ungefähr die Größe von Tennisbällen, mein Frau filmt, wie die anderen Kinder wie irre auf den Kasten zustürmen und die Bälle wild in der ganzen Halle verstreuen, dann richtet meine Frau die Kamera nach unten, da steht unsere Tochter, neben meiner Frau und schaut dem Treiben zu, als dann der erste Tumult vorbei war und die anderen Kinder schon längst wieder mit etwas anderen beschäftigt waren, da trottet unsere Tochter los und beginnt die Bälle einzusammeln und zurück in die Kiste zulegen, so ist sie ;)) ... aber ich denke wenn Du da ein Auge drauf hast und das später auch mit Deiner Tochter besprechen kannst, dann denke ich nicht das es da zu Problemen kommt, die Probleme kommen eher dann, wenn die Kinder nicht in der Lage sind sich anzupassen, oder sich einfach nicht anpassen wollen, womit sie in den meisten Fällen inhaltlich völlig Recht haben.

Liebe Grüße
Heiner
Neckri
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Re: Marken-Namen/Bezeichnungen erkennen

Beitrag von Neckri »

Hallo Sinus, hallo Heiner,

ich kenne ebenfalls diesen ausgeprägten Willen zum Verstehen der Zusammenhänge in der Umgebung und auch den Drang, diese Zusammenhänge mit eigenen Mitteln zu ergründen und auszuprobieren.

Im Rückblick würde ich sagen, dass zwei Aspekte dabei für die Kinderseele wichtig waren: (1.) das Verstehen VOR dem Ausprobieren und (2.) das freudige Teilen des Erfolgserlebnisses speziell mit den Eltern. Das hatte zwei Konsequenzen: In einer neuen Situation überwog zunächst die Zurückhaltung bei voller Konzentration aufs Verstehen und neu erlernte Fertigkeiten wurden nicht gegenüber Fremden (auch nicht im Kiga) demonstriert. Es passierte nämlich nicht selten, dass es außerhalb des Elternhauses zum Befremden oder zum Ignorieren gegenüber des ("viel zu früh") Erworbenen kam, so dass die kleine Maus schnell den Zusammenhang assimilierte, dass sie mit unauffälligem Verhalten außerhalb ihrer Kinderstube besser fuhr.

Mit den Jahren verfeinerte sich aber auch das soziale Gespür aufgrund der intensiven Beobachtungsgabe, so dass je nach Situation abgewogen werden konnte, welche Öffnung nach außen in welcher Situation angebracht war. Das ist spätestens in der Schule wichtig.

@Sinus: Inzwischen sind natürlich die Eltern als intime Projektionsfläche zum Reflektieren des eigenen Verhaltens nicht mehr so extrem wichtig. Die junge Dame checkt ihr Outfit und ihr Verhalten zu einem guten Teil auch am Zuspruch aus dem Freundeskreis aus inzwischen jungen (Fast-)Erwachsenen. Aber das ist ja ganz natürlich so. An deiner Stelle würde ich mir somit über die nach außen gerichtete Introvertiertheit in dem jungen Alter keine Sorgen machen.
Das Ankleiden-können hatte dein Kind ja schon erfolgreich ausprobiert - und wahrscheinlich längst inventarisiert. Kinder in diesem Alter wollen jedoch gerne Fortschritte verspüren - wenn also ein Erfolgserlebnis lockt. Wenn du sie zum Anziehen drängst oder ihr signalisierst, dass du es schneller oder besser hinbekommst, dann schwindet der Antrieb, es selbst erledigen zu wollen. Irgendwann sollen solche Tätigkeiten ja aber auch zum Alltag werden. Die Selbstverständlichkeit alltäglicher Handlungen sollte man daher auch in genau dieser Richtung signalisieren, aber dennoch bewusst wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Das ist der Trick... Kinder in diesem Alter können übrigens noch nicht so gut aus Fehlverhalten und dem Frusterlebnis lernen. Wenn du ihr (auch subtil) signalisierst, dass es unerwünscht ist, dass sie sich nicht selbst anzieht, dann ist das eine negative Rückmeldung, die das Anziehen mit negativen Assoziationen versieht. Um so weniger gerne wird sich sich damit auseinandersetzen. Das ist für uns Erwachsene schwer zu verstehen. Selbst GrundschullehrerInnen wissen häufig nicht damit umzugehen, sondern wundern sich bloß, wieso der Spruch "das hast du falsch gemacht!" bloß noch mehr Fehler zur Folge hat... :shock:

Viele Grüße von Neckri
sinus
Dauergast
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Re: Marken-Namen/Bezeichnungen erkennen

Beitrag von sinus »

Neckri hat geschrieben: Im Rückblick würde ich sagen, dass zwei Aspekte dabei für die Kinderseele wichtig waren: (1.) das Verstehen VOR dem Ausprobieren und (2.) das freudige Teilen des Erfolgserlebnisses speziell mit den Eltern. Das hatte zwei Konsequenzen: In einer neuen Situation überwog zunächst die Zurückhaltung bei voller Konzentration aufs Verstehen und neu erlernte Fertigkeiten wurden nicht gegenüber Fremden (auch nicht im Kiga) demonstriert. Es passierte nämlich nicht selten, dass es außerhalb des Elternhauses zum Befremden oder zum Ignorieren gegenüber des ("viel zu früh") Erworbenen kam, so dass die kleine Maus schnell den Zusammenhang assimilierte, dass sie mit unauffälligem Verhalten außerhalb ihrer Kinderstube besser fuhr.

Mit den Jahren verfeinerte sich aber auch das soziale Gespür aufgrund der intensiven Beobachtungsgabe, so dass je nach Situation abgewogen werden konnte, welche Öffnung nach außen in welcher Situation angebracht war. Das ist spätestens in der Schule wichtig.

(...)

An deiner Stelle würde ich mir somit über die nach außen gerichtete Introvertiertheit in dem jungen Alter keine Sorgen machen.

Viele Grüße von Neckri
danke fuer eure rueckmeldungen. das oben zitierte von dir, neckri, kann ich 1:1 hier nachvollziehen. das hast du gut anaylsiert und zusammengefasst.

nach meiner beobachtung verhaelt sich tochter in der tat sehr "adaptiv" - soll heißen, dass sie sich in verschiedenen gruppen und situationen jeweils sehr unterschiedlich verhaelt.
es fiel mir darum schon oefter schwer sie zu beschreiben, wenn mich jemand nach ihrem charakter fragte.
zu hause, unter freunden und familie ist sie sehr selbstbewusst, extrovertiert und mitunter auch "altklug". in der kita und gegenueber fremden oder wenig nahestehenden ist sie sehr "unauffaellig", zurueckhaltend und vorsichtig.
mein zu hause staendig und laut quasselndes kind: neulich haben wir beim einwohnermeldeamt einen reisepass abgeholt - dort fluesterte sie, als waer sie in der kirche!
in der musikgruppe ist sie sehr extrovertiert, singt laut mit, ist selbstbewusst und aufgekratzt.
im sport, wo mehr kinder sind und es "energetischer" zugeht, scheint sie sehr introvertiert.
was du, heiner, mit den baellen beschreibst: das haette exakt meine tochter sein koennen!
ganz oft macht sie bei sport erstmal nichts mit, beobachtet. und wenn die anderen schon laengst die naechste uebung machen, sucht sie sich eine ecke, wo sie die vorige sache fast "heimlich" fuer sich ausprobiert.
(aber da bin ich genauso. ich beneide immer die leute, die beim tanzen z.b. einfach loslegen und sich treiben lassen. ich dagegen moechte immer erst wissen, wie die schrittkombinationen gehen, die erst moeglichst heimlich ueben und nur DANN wuerde ich mich trauen, das "oeffentlich" zu tun.)
noch ein erlebnis: es gibt ein video aus der kita. die kleinen sitzen und singen "haensel und gretel". (schrecklich schief).
tochter, die im "musikgarten" fast jedes lied mitsingt, sitzt dabei, schaut, hoert - aber singt nicht mit. wenn ich es nicht besser wuesste, wuerde ich denken, sie kann nicht singen, mag keine musik oder kennt das lied nicht...
komischerweise singt sie auch niemals zu hause lieder aus der kita. lieder aus dem musikgarten - haeufig.

aber eigentlich habt ihr auch recht, dass anpassung durchaus auch positiv zu werten ist, solange das kind dabei nicht irgendwie leidet. und das scheint nicht der fall zu sein.

@neckri: sorry, wenn wir jetzt so weit weg von deinem ursprungsthema sind... ich hoffe, du nimmst das nicht uebel.
aber ich finde, hier ist einer der wenigen orte, wo man so ueber seine kinder schreiben kann und auch reflektierte antworten bekommt.
ganz unabhaengig von faehigkeiten und begabungen - allein, das eigene kind so zu beobachten und zu analysieren befremdet die meisten ja schon sehr...
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
Neckri
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Re: Marken-Namen/Bezeichnungen erkennen

Beitrag von Neckri »

@Sinus: du meinst sicherlich Loewes Ausgangsthema...

Aber auch mit der frühen Liebe am Sortieren der Symbole und Zusammenhänge aller Art geht ja ebenfalls eine ausgeprägte Beobachtungsgabe einher. Es ist ja darum gerade eine spannende Frage, wie die intensivere Sinnesleistung, das bessere Erinnern an die somit intensivere Erfahrung und letztlich das Jonglieren zwischen immer neuen und vermehrt erinnerten Reizen zusammengenommen einen Einfluss auf jenes Konstrukt nehmen, das wir in der Summe "Intelligenz" nennen...

Eine dazu passende Arbeit, die ich in so einem Zusammenhang zwischen Interesse an Mustern (egal ob visuelle, gehörte oder soziale) und Intelligenz gerne ins Feld führe, stammt aus einer empirischen Untersuchung aus Korea. Beim Lösen von nonverbalen Intelligenztests zeigte sich, wo es einen Unterschied nach dem IQ der Studienteilnehmer gab: sehr deutlich wurde der Scheitellappen mehr involviert, wenn die Aufgaben rascher und fehlerfreier gelöst wurde, wenngleich klar ist, dass nicht bloß ein Hirnbereich die "Intelligenz" eines Menschen erklären kann... (*Link*). Derselbe Bereich ist im Alltag somit natürlich für ganz andere Aufgaben als IQ-Tests zuständig. Zum einen ist er für die Aufmerksamkeitssteuerung zuständig, hat aber auch eine wichtige Funktion beim Arbeitsggedächtnis (also für das strukturierte Verfolgen zeitlich-örtlicher Informationen), aber ist insbesondere bei der räumlichen Wahrnehmung von Mustern, Richtungen und Abständen wichtig... Es passt also trotzdem ganz gut ins Bild, wenn man im Rückblick anhand der Erfahrung mit intelligenten Kindern eine früh ausgeprägte Beobachtungsfreude dokumentieren kann. Erstaunlicherweise spielt dieser Scheitellappenbereich auch für die Verarbeitung sozialer Muster eine große Rolle. Bei Kindern mit großen sozialen Problemen (autistischer Formenkreis) wird dieser Hirnbereich weniger aktiviert, wenn menschliche Gesten betrachtet werden .

Viele Grüße von Neckri
heinerprahm
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Re: Marken-Namen/Bezeichnungen erkennen

Beitrag von heinerprahm »

Neckri hat geschrieben: @Sinus: Inzwischen sind natürlich die Eltern als intime Projektionsfläche zum Reflektieren des eigenen Verhaltens nicht mehr so extrem wichtig. Die junge Dame checkt ihr Outfit und ihr Verhalten zu einem guten Teil auch am Zuspruch aus dem Freundeskreis aus inzwischen jungen (Fast-)Erwachsenen. Aber das ist ja ganz natürlich so. An deiner Stelle würde ich mir somit über die nach außen gerichtete Introvertiertheit in dem jungen Alter keine Sorgen machen.
Das Ankleiden-können hatte dein Kind ja schon erfolgreich ausprobiert - und wahrscheinlich längst inventarisiert. Kinder in diesem Alter wollen jedoch gerne Fortschritte verspüren - wenn also ein Erfolgserlebnis lockt. Wenn du sie zum Anziehen drängst oder ihr signalisierst, dass du es schneller oder besser hinbekommst, dann schwindet der Antrieb, es selbst erledigen zu wollen. Irgendwann sollen solche Tätigkeiten ja aber auch zum Alltag werden. Die Selbstverständlichkeit alltäglicher Handlungen sollte man daher auch in genau dieser Richtung signalisieren, aber dennoch bewusst wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Das ist der Trick... Kinder in diesem Alter können übrigens noch nicht so gut aus Fehlverhalten und dem Frusterlebnis lernen. Wenn du ihr (auch subtil) signalisierst, dass es unerwünscht ist, dass sie sich nicht selbst anzieht, dann ist das eine negative Rückmeldung, die das Anziehen mit negativen Assoziationen versieht. Um so weniger gerne wird sich sich damit auseinandersetzen. Das ist für uns Erwachsene schwer zu verstehen. Selbst GrundschullehrerInnen wissen häufig nicht damit umzugehen, sondern wundern sich bloß, wieso der Spruch "das hast du falsch gemacht!" bloß noch mehr Fehler zur Folge hat... :shock:

Viele Grüße von Neckri
Das ist auch sehr gut untersucht worden an der Universiät Leiden, Kinder sind in der Regel erst ab 12 Jahren in der Lage aus eigenen Fehlern zu lernen und proftieren in der Zeit davor vor allem vom Lob der Eltern, also als Grundsatz kann man in der Erziehung sagen: "Besser Lob statt Tadel".

http://www.nlp.ch/newpdf/09MS-2-Hirnmue ... tAlter.pdf

(in wieweit diese 12 Jahres Grenze auch für entwicklungsbeschleunigte Hochbegabte gilt, ist natürlich fraglich, denn ich denke sie werden auch diesen Meilenstein viel früher durchlaufen)

Liebe Grüße
Heiner
heinerprahm
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Re: Marken-Namen/Bezeichnungen erkennen

Beitrag von heinerprahm »

loewe03 hat geschrieben:Was muss man mit einem Kind anstellen, damit es so viel macht? Bestimmt wird es von seinen Eltern so richtig gedrillt, damit die ein Wunderkind haben!
@ loewe
Die Frage musst Du eigentlich meiner Tochter stellen, also "Wie bringe ich meine Eltern über Jahre dazu, dass sie nicht aufhören mich mit dem Input zu füttern den ich haben will, und das von 05:30 bis 24:00 Uhr und nicht ohne die 02:30 und und 03:30 Nachtkontrolle, ob die beiden noch auf ihren Posten sind !" ;)
loewe03 hat geschrieben: Genau vor diesen Bedenken graut mir. Mütter, deren Kinder halt langsamer sind, was ja evtl. normal ist, fühlen sich angegriffen. Spüren evtl. auch Neid.
Das ist einfach so !
loewe03 hat geschrieben: Und ich habe das Gefühl, mir glaubt sowieso keiner, wenn ich irgendetwas erzähle und sei es noch so wenig, was ich überhaupt verrate.
Du liest das doch hier, das ist einfach die Realität, das diese nicht mit der "normalen Welt", in der die meisten anderen leben übereinstimmt, ist auch einfach so... aber es ist nichts Besonderes:

http://www.sat1.de/kerner/video/clips/c ... er_204458/

... ok ich hatte eher einen Geografiefimmel und war nicht so sehr fixiert, wie der "Kleine" hier mit seinen Aktienkursen (mich hat einfach alles interessiert), aber ungefähr so war ich auch als ich in die Schule gekommen bin, ich kannte jedes Land der Welt, alle Hauptstädte, was ja nichts besonderes ist, aber ich wusste auch mit 5 Jahren "alles" über Politik und Geschichte (also zumindest das, was in meinen Büchern und denen in der Bibliothek meines Großvaters stand), also z.b. warum es Pakistan und Indien gibt und warum eine Bundesrepublik Deutschland und eine DDR (viel lernen konnte ich da in der Grundschule nicht)... und es gab einen wichtigen Punkt in meinem Leben, als mir mit knapp 4 Jahren schlagartig bewusst wurde was der Tod ist und was dieser in der Konsequenz bedeutet (mit diesen Emotionen kämpfe ich heute noch)
loewe03 hat geschrieben: Wie und wann ging das denn mit dem Lesen bei deiner Tochter los? Hat sie auch erstmal so die Texte abgefragt und Tage später gezeigt?
Also unsere Tochter hat ja erst spät angefangen zu sprechen, aber ich denke sie war spätestens mit 8 Monaten in der Lage "zu lesen" (also in abstrakten Objekten eine spezielle Bedeutung zu erkennen) ...also z.B. mit 10 ½ Monaten kannte sie diverse Flaggen z.B. von Japan, Schweiz, Türkei, Brasilien, Kananda von ihrer Spielunterlage (sie hat ein großes weiches Bodenpuzzle mit der Weltkarte darauf..ok der Papa ist schuld ;)) und sie konnte damals diese Flaggen nicht nur auf dem Bodenpuzzle zeigen sondern auf Nachfrage auch aus dem Flaggensortiments unseres Brockhaus herausfinden. ... ist nur ein Beispiel welches auf unserem Kalender steht ... und heute kennt sie da so ziemlich alles ...

Auf jeden Fall freue ich mich sehr euch hier gefunden zu haben und, das ist wirklich super einfach mal frei zu schreiben wie es tatsächlich ist !

Liebe Grüße
Heiner

Ps.: Achja heute hat sie meine Frau ausgefordert mit ihr Buchstaben schreiben zu üben und gut das ich hier gelesen habe, man soll gleich die richtige Strichführung beibringen, daran hatte sie sehr viel Spass !
Zuletzt geändert von heinerprahm am Fr 5. Aug 2011, 23:36, insgesamt 2-mal geändert.
olisix
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Re: Marken-Namen/Bezeichnungen erkennen

Beitrag von olisix »

loewe03 hat geschrieben:Hallo ihr,

ich schreibe das jetzt mal hier, weil es evtl. am besten in diesen Thread passt.

Meine Kleinkinder sind total an Schriftzügen interessiert. Wenn ich T-Shirts mit Aufdruck trage, krapschen sie nach einzelnen Buchstaben, Zahlen oder Wörtern. z.B. das kleine i und die Zahl 0 sind schon einige Monate interessant. Und sie zeigen mir dann, wo ähnliche Zeichen zu finden sind (z.B. an ihren Sachen).

Aber auch andere Schriftzeichen wollen sie immer wieder genannt haben. Z.B. OBI (Baumarkt) oder SAMSUNG (TV) oder Juwel (Aquarium) und Pampers und HiPP.

Sie plappern das dann auch nach, auch Tage später noch kommt dann z.B. "C-Max" (Automarke von Ford)
Dann haben wir so eine Gardine mit Spiralen-Kästchen-Punkte-Muster. Auch diese Symbole werden immer wieder abgefragt.

Sie merken sich auch Wörter ganz gut. Meine Große sagte mal, sie sollen die Finger nicht in den Meerschweinstall stecken, weil das Schwein beißen könnte. Seitdem sagen sie immer "beißen", wenn sie den Käfig anfassen.

Oder vor einigen Tagen hat ein Nachbar Rasen gemäht, da sagte eine gleich: "Papa Garten". Sie dachten, der Papa mäht, obwohl der gar nicht da war. Sie reden schon einige Zeit einiges mit Zweiwortsätzen.

Meine große Tochter ist HB, deshalb bin ich evtl. bissel sensibilisiert und höre genauer hin, als damals bei ihr.
Meine Kleinkinder sind jetzt 13 Monate.

Mir geht es jetzt nicht um die Einordnung der Kinder, sondern einfach nur mal um das Nennendürfen/-können dieser Sachen hier im Forum. Wo anders wage ich es nicht, das zu sagen.

Die Kinderärztin hat bei der U6 bei beiden reingeschrieben: beginnt zu sprechen.
Habe ihr aber nicht alles gesagt. Mein Mann war dabei und der bremst mich immer, weil ihm das sehr unangenehm ist.

Also, bitte keine Vorurteile. Ich möchte mich hier einfach daran erfreuen und es mal so in den Raum stellen.
Mal sehen, wie sie sich so weiter entwickeln.

LG loewe
Ich finde es toll, dass du darüber schreibst. Dafür gibt es doch Foren. Ich hasse wenn man in Foren immer wieder fertrig gemacht wird.
Es wäre toll wenn man eher geholfen wird. Gehört wird.
olisix
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Re: Marken-Namen/Bezeichnungen erkennen

Beitrag von olisix »

Koschka hat geschrieben:hallo loewe,

ich kann die anderen auch sehr gut verstehen. man denkt, dass hochbegabung irgendsowas ist wie ein reichtum, oder eine magische fähigkeit. würde sie "wahrnehmung typB" heißen, würde es wesentlich weniger aufregung geben. ich kenne einen sehr guten kinderarzt, der selber IQ 145+ hat, was die grenze von gängigen test bedeutet. auf meine frage wie hoch er den iq des kindes einschätzt hat er mich gesagt - das ist doch vollkommen egal. man liebt die menschen nicht iq-abhängig. man respektiert die menschen nicht iq-abhängig. wichtig für das erwaschenenleben ist, dass man den beruf, den man gelernt hat, gut ausübt. ... aus meiner persönlichen erfahrung haben da eher die hochbegabten mit ihrer art alles zu hinterfragen, ihren kreativen wegen, die einen oder anderen nerven können, ihren unnachvollziebaren denkwegen eher einen handicap als einen vorsprung.

LG
Koschka
Das war einer der schönste Antworten! "man liebt die menschen nicht iq-abhängig" - genau so ist es!
man muss beide parteien verstehen, mit Menschlichkeit rangehen und keine Vorurteile gleich von Anfang an haben!


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