Hallo Finnley,
Dein Kleiner ist ja nun schon etwas älter und kann sich bestimmt schon besser ausdrücken und verständlich machen(?). Ich finde es schön, zugeben zu können, dass Kleinst- und Kleinkinder kein Quell ewiger Freude sind, einen anstregen und aufregen und ratlos machen können. Sie strukturieren unseren Alltag, und leben in ihrer Welt, die wir permanent mit ihnen teilen sollen, ohne dass wir immer wissen, was in dieser Welt gerade los ist. Sich auf die Erlebenswelt eines Kleinstkindes einzustellen und beständig seine wichtigen Bedürfnisse erfüllen zu müssen, ist eine anstregende Angelegenheit. Und wenn das Kind keine Schlaftablette ist, sondern aktiv und fordernd, erst recht. Meine Tochter war in dem Alter sehr ähnlich, und ich hatte das große Glück, nicht ständig in der Kleinstkinderwelt mitleben zu müssen, sondern auch in meiner Welt leben zu können, mit Arbeit, Partner, Freunden, Freizeit, da wir tolle Großeltern haben, die uns oft Freiräume für uns geschaffen haben. 24 Stunden Mama sein, das ist nicht unbedingt das Beste für sich selbst und damit für das Kind, neben Rudi der Rabe brauche ich auch mal andere Lektüre.. Unsere Tochter hat sehr davon profitiert, dass sie mehr als eine Bezugsperson hat, und ich auch. Ich konnte Batterien aufladen und am nächsten Tag wieder entspannter den Ritualen, Wünschen und "Merkwürdigkeiten" meiner Tochter begegnen.
Ich habe zwar einiges Wissen aus Büchern, aber eher wenig über Kindererziehung (und Erziehung ist für ein kleines Schätzchen von nicht mal zwei vielleicht auch noch nicht ganz passend). Einiges Wenige habe ich mir angelesen, nur ein paar Sachen, die mir plausibel und gangbar erscheinen, anderes habe ich eher aus meiner "Lebenseinstellung" allgemein abgeleitet. Da Du um Ratschläge gebeten hast, kann ich Dir die Ideen gerne mal vorstellen, vielleicht passt ja was

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Das Kind lebt mit Dir, also sei Du. Es wird anderen begenen, die anders sind, und von denen kann es auch noch lernen. Du musst Dein Kind nicht nicht mit der ganzen Welt vertraut machen, dann musst Du Dich nicht permanent verbiegen und überfordern (Ich bastel mit der Kleinen, mein Partner kann das Fussballding machen und die Oma die Fingerspiele).
Setze DEINE Grenzen, andere Grenzen hält man eh nicht durch, so sinnig sie auf dem Papier auch aussehen.
Das Kind darf schlechte Gefühle haben, Du auch. Und Dein Kind darf sie auch ungehemmt zeigen, Schreien und Toben ist für das Kind nicht halb so schlimm wie für den "Mitleidenden". Man kann nicht jede Wut und Enttäuschung verhindern, wozu auch. Bei liebenden Eltern ist der beste Ort, um gefahrlos schlechte Gefühle kennenzulernen und nach einer Weile der Erregung zu überwinden.
Mütter müssen m.E. keine besondere "Intuition" haben, das kommt mir immer sehr verdächtig vor. Wenn Du manchmal ratlos bist wegen bestimmter Forderungen und Verhaltensweisen deines Kindes, erscheint mir das eher normal als uninformiert oder unreif. Kinder spüren Unsicherheit, ja, bestimmt, aber was ist daran so schlimm? Dass Du jung bist und noch nicht durch mit dem Leben und deiner Persönlichkeit erscheint mir nicht so schlimm, man muss ja kein gestandener Fels in der Brandung sein, um seinem Kind Stabilität zu vermitteln, ist doch toll, wenn in Dir noch Entwicklung stattfindet. Eine stabile Bindung zu Dir bringt dem Kind sicher mehr als Allwissenheit in Erziehungsfragen.
Andere Leute schwallern gerne mal auf einen ein, wie sie in bestimmten Situationen handeln und erziehen würden, das macht Druck, sie könnten ja vielleicht Recht haben...könnten sie auch, ich werde es nie herausfinden, denn ich kann einfach nicht auf Dauer so handeln, wie es mir nicht entspricht.
Freiräume haben mir immer extrem geholfen. Den Partner mit dem Kind rausschicken und dann nicht den Haushalt machen sondern was Schönes.