Stopp, da ist jetzt einiges durcheinandergekommen. Ich habe nie behauptet dass Vorschulkinder die NEGATIVEN Auswirkungen von ÜBERMÄSSIGEN Fernsehen selbst erkennen. Sehr wohl halte ich aber den Grossteil der Kinder für durchaus imstande, festzestellen, wann sie von etwas GENUG haben.Momo hat geschrieben: Mich würde es sehr interessieren, was andere Mütter/Väter für Erfahrungen mit ihren Kindern gemacht haben. Meint Ihr auch, bzw. habt Ihr auch erlebt, dass Vorschulkinder dazu in der Lage sind, die negativen Auswirkungen des übermäßigen Fernsehens selbst zu erkennen und weniger zu schauen??? Ganz ohne Hilfestellung und Anleitung???
Wann ist der Fernsehkonsum eiges Kindes eigentlich ÜBERmässig? Wer bestimmt das? Und wer stellt fest, welche etwaigen negativen Verhaltensmuster eines Kindes durch Fernsehkonsum ausgelöst sind?
Tatsächlich handeln fast alle limitierenden Eltern "nach Gefühl". Während ein Kind, welches stundenlang in ein spannendes Buch vertieft war, und danach aufgekratzt und durcheinander ist, für viele Eltern keinerlei Anlass zum limitieren ist, reicht es beim fernsehen oft schon, wenn Kinder von dem, was sie im fernsehen sehen, einfach sehr fasziniert sind.
Daher mein Gegenfragen: Was ist Euer Massstab für normalen, überhöhten oder ÜBERmässigen Fernsehkonsum? Was sind die so oft beschworenen, negativen Folgen? Wie reagiert ihr, wenn ihr Euren Kindern beim fernsehen zuschaut (mit schlechtem Gewissen weil es das ja "eigentlich" gar nicht tun sollte?)? Glaubt ihr nicht, dass ihr Eure EIGENEN Ängste in Bezug auf fernsehen auf die Kinder übertragt, und gerade DADURCH das fernsehen einen höheren Stellenwert für sie bekommt, als es eigentlich hat?
Gebe ich meinem Kind Hilfestellung und Anleitung damit es feststellen kann, wann es genug gegessen oder getrunken hat? Braucht es Hilfestellung und Anleitung um zu wissen wann genug Lego gespielt wurde ("Deine heutigen 15 Minuten sind vorbei, jetzt wird alles wieder weggeräumt!")? Muss ich ihm sagen wann es genug mit dem Fahrrad im Hof herumgefahren ist? Meiner Meinung nach grundsätzlich NICHT, in Sonderfällen aber schon.
Wenn mein Kind vor Müdigkeit schon 3x vom Rad gekippt ist, aber immer noch nicht reingehen will, über ich sehr wohl sanften Druck aus (auch auf die Gefahr hin, dass ein paar Trotztränen fliessen). Wenn mein Kind gerade einen Magen-Darm-Virus hat lasse ich es keint Speckbrot essen. Und wenn mein Kind sich mal nicht vom Fernseher loseisen will obwohl es schon eindeutig übermüdet ist, greife ich ebenso ein.
Aber das ist eine Reaktion auf die momentane Situation und mit einem generellen ZEITlimit nicht zu vergleichen. Mit "Hilfestellung und Anleitung" hat so ein Limit meiner Meinung nach gar nichts zu tun. Oder liegt für Dich die Hilfestellung darin, dem Kind zu erklären, wie schädlich fernsehen ist und wie negativ es seine Persönlichkeit verändern wird wenn Du als Mutter nicht durch ein Limit eingreifst?
Und wie oft soll ich es noch sagen: ich bin NICHT dafür Kinder etliche Stunden täglich vor dem Fernseher zu "parken". Aber ich traue den meisten Kindern trotzdem zu, zu bemerken, wann es FÜR SIE genug ist (nicht für die Vorstellung der Eltern) - sofern man ihnen die Gelegeheit dazu gibt, es auszutesten.
Mein 4jähriger Sohn hat KEINE Sendungen, die er täglich "schauen darf". Wenn er mal meint "jetzt will ich fernsehen" wird (sofern wir nichts anderes vorhaben oder gerade beim Aufbruch sind) der Fernseher eingeschaltet und wir schauen nach, was gerade auf den Kindersendern läuft. Wenn etwas dabei ist, was ihn interessiert, schaut er so lange er will. Abgedreht wird entweder, wenn mein Sohn daraum bittet (weil er etwas sieht, was ihm Angst macht) oder wenn ich bemerke, dass er bereits das Interesse verloren hat. Die Zeitspannen, in denen FÜR IHN der Fernseher läuft, sind sehr verschieden. Meistens sind es ca. 15 Minuten. Es waren aber auch schon einzelne Tage dabei, wo er 3 Stunden durchgehend geschaut hat. Dann wieder ganze Wochen, wo der Kasten gar nicht gelaufen ist. Nach meiner Beobachtung wechseln sich bei ihm die Phasen, wo fernsehen interessant ist, mit anderen Interessensphasen immer wieder ab. Mal ein paar Tage intensiver fernsehen, dann ein paar Tage intensiv zeichnen, dann die ganze Zeit Kinderlieder-CD hören, dann wieder Lego spielen,...und irgendwann geht das ganze wieder von vorne los.
Weniger Kreativität (in Summe) habe ich absolut nicht beobachtet. Natürlich, WÄHREND des fernsehens ist mein Sohn nicht kreativ, aber während eines Kartenspieles oder eines Spazierganges ist er es auch nicht. Mich wundert aber, dass es Eltern gibt, die WISSEN dass ihr Kind DURCH DAS FERNSEHEN an Kreativität verloren hat. Recht objektiv kommen mir so Aussagen nicht vor.