Die Aussage "es macht mir Spaß" kenne ich von meinem Sohn auch und ja, mich hat das auch enorm verunsichert und auch wütend gemacht. Teilweise konnte ich meinen Sohn nicht mehr als "liebes Kind" sehen , ich hatte einfach große Angst, dass er irgendwie nicht in der Lage ist empathisch zu sein. Dabei war das Quatsch, da er in ganz vielen anderen Situationen gezeigt hat, dass er sehr wohl empathisch, mitfühlend und liebevoll, sowie sozial ist. Heute weiß ich, dass er auf keinen Fall "böse" war, auch nicht in den Momenten, wo er solche Aussagen getroffen hat. Er hat in diesem Moment seine Faszination über die Reaktion des Kindes sehr viel mehr wahrgenommen als das Unbehagen des Gegenübers. Wenn man ihn aber darauf aufmerksam gemacht hat, dann hat er das schon gesehen, gemerkt und auch verstanden und oft hat er sich geschämt.@meine3
Er sagt, es macht ihm Spaß, er findet das lustig. Ein ander Mal sagte er auch sowas wie "ich weiß nicht wie ich sonst mit ihm reden soll" aber das kann er auch von uns übernommen haben weil wir darüber mal gesprochen haben und versucht haben, ihm Alternativen zu zeigen. Vielleicht waren wir da aber nicht ausdauernd genug.
Das "ich weiß nicht wie ich mit ihm reden soll" zeigt doch eigentlich ganz deutlich, wo das Problem liegt... Er liebt seinen Bruder und möchte in Kontakt treten, wählt hierfür aber sehr unpassende Strategien. Es könnte tatsächlich sein, dass dahinter Asperger oder eine andere Wahrnehmungsstörung steckt (bei unserem Sohn könnte ja auch ADHS dahinterstecken, das konnte nur "leider" nicht eindeutig ermittelt werden, da die ermittelten Werte eben grenzwertig waren) und er wirklich (manchmal oder immer?) nicht in der Lage ist, den Gefühlszustand oder sagen wir die Kommunikationsmittel, die dem Mini zur Verfügung stehen zu deuten, zumal er diese Probleme ja auch mit anderen Kindern zu haben scheint. Es kann aber auch sein, dass er einfach ein wenig länger als andere Kinder für diesen Entwicklungsschritt braucht. Denn das andere Menschen durch unsere Aktionen verletzt werden können, das ist Babies und Kleinkindern (noch) nicht bewusst. Wann dieses Bewusstsein eintritt, ist unterschiedlich. Meine 3. beißt gern, ist, wenn sie übermütig wird, wird oft körperlich "grob", ohne es böse zu meinen, sie ist einfach ein sehr "intensives" und temperamentvolles Kind (gebissen oder gezwickt hat mein Sohn nie!). Es ist ein hartes Stück Arbeit gewesen, ihr immer wieder verständlich zu machen, dass es Mama weh tut, wenn sie beißt, dass andere Kinder nicht gehauen oder gezwickt werden wollen. In ihrem Alter (sie ist jetzt 2;8 Jahre und dieses Verhalten hat STARK nachgelassen, weil sie mittlerweile versteht, dass andere Menschen auch Gefühle haben ) ist das noch "normal". Durch unsere Tagesmutter, die auch ein Beißkind hatte, hatte ich jemanden an der Seite, der nicht unseren Erziehungsstil in Frage gestellt hat, sondern wusste, dass dies charakterlich bedingt ist und das hat uns auch entlastet. Dennoch war es sehr hilfreich für uns zu lernen, wie wir am besten mit ihr umgehen, wenn sie das unerwünschte Verhalten an den Tag legt. Und durch die konsequente, immer gleiche Reaktion (Nein, das darfst du nicht, das tut dem Kind weh. Schau, das Kind weint!) hat sie gelernt, dass diese Verhalten unerwünscht ist und negative Gefühle beim Gegenüber hervorruft. Im Alter deines Sohnes ist das fehlende "Gefühl für die Grenzen anderer" nur noch bedingt normal. Die Frage ist also hier: steckt eine "Störung" dahinter oder eine Entwicklungsverzögerung in diesem Bereich... Je nachdem gibt es wahrscheinliche dann unterschiedliche Verhaltensweisen, die dem Kind helfen können.
Ich kann dich sehr gut verstehen, dass du das genießt und "froh" bist, dass es auch anders geht. Und mit Sicherheit ist dir grade durch dein zweites Kind erst aufgefallen, wie "anders" dein Großer reagiert hat. Ich denke, und da möchte ich dir nicht zu nahe treten oder gar dir die Schuld geben, dass er das spürt. Dass es mit ihm "schwer" ist und mit dem Bruder "leicht", grade diese ungesagten, suptilen Gefühle können große Verunsicherung auslösen... Dieses Empfinden und die Tatsache, dass der Kleine pflegeleichter ist, kannst du nicht wirklich ändern. Du machst da nichts "falsch", das ist auf keinen Fall das, was ich damit sagen möchte. Aber vielleicht kannst du versuchen, den Blick auf den Großen zu ändern? Manchmal vergisst man, durch die Sorgen, die Verunsicherung und auch die Frustration über das Verhalten des "anstrengenden" Kindes, es mit liebenden Augen zu betrachten, die positiven Seiten zu sehen und das Gute im Kind. Ich kenne diese Gefühle der Verunsicherung, Frustration und "ich weiß nicht, was ich noch machen soll"-Gefühle nur zu gut und weiß, wie sehr sie einem den Blick auf die positiven Seiten des Kindes nehmen können, oder sagen wir "verdecken", und ich weiß aus Erfahrung, dass es ungemein hilft, wenn man immer wieder versucht den liebenden Blick zu bewahren, ihn die Oberhand gewinnen zu lassen. Kinder spüren das, vor allem wenn sie sehr sensibel und klug sind.Meine Beziehung zum Mini ist völlig unkompliziert. Er ist ein "richtiges Baby" sagen mein Mann und ich zueinander. Beispiel: Er tut sich weh, weint, schaut zu uns, streckt die Ärmchen hoch, wir nehmen ihn, trösten ihn, benennen seinen Ärger "Ja das tut dir weh...", er duckt sich an, wenn er soweit ist, bieten wir Ablenkung an und alles ist wieder gut. MIt dem Großen ging und geht sowas nicht. Mit Maxi habe ich nie ein Baby gehabt, es war als hätte ich einen Erwachsenen, der dauergefrustet ist, in einem unfähigen und beschränkten Babykörper gefangen zu sein. Robben und krabbeln, Dinge erforschen, reinklettern, etwas in den Mund nehmen, kuscheln, hat er alles gar nicht oder kaum gemacht. Ich staune und genieße diese Entwicklungsschritte beim Mini sehr, weil ich das nicht kenne. Und ich fasziniert bin, wie schön es mit einem Baby sein kann, was einfach KIND ist, unbeschwert und fröhlich.
Das kann ich gut verstehen und auch die "Schuldgefühle", die man aufbaut. Der gesunde Menschenverstand kann sehr gut erklären, dass man keine "Schuld" hat, aber das lässt diese Gefühle nicht komplett verschwinden. Ich bin sicher, du weißt:" ich gebe mein Bestes und ich LIEBE mein Kind und ich bin auch nur ein Mensch..." Und das muss man sich immer wieder sagen .Die Kausalitätsfrage habe ich mir auch schon hunderte Male gestellt. Ist er so, weil die Zeit so schwer war? Oder war es so schwer, weil er diesen Charakter einfach mitbringt? Ich hab keine Antwort.
Wir sind beim ersten Gespräch natürlich auch darauf eingegangen. Die Psychologin hat sich etwa so ausgedrückt "sie haben da sehr viel gemacht, um die Situation zu verbessern, das war sicher nicht leicht. Wir wollen erstmal davon ausgehen, dass sie damit alles nötige getan haben und dass ihr Kind diese Eigenschaften von sich aus mitbringt. Und damit schauen wir dann, wie wir ihm helfen können." Das hat mich enorm entlastet. Denn ihr könnt euch denken, wie sich mein Herz jedes Mal dabei zusammen zieht, wenn ich daran denke, was ich - natürlich unbeabsichtigt, aber ich konnte nicht besser - was ich damals kaputt gemacht habe!
Das ist natürlich sehr unglücklich gelaufen. Das tut mir leid.Meine Hebamme war da leider nicht so aufmerksam. Erst als ich mich meinem Frauenarzt geöffnet habe, hat er Klartext mit mir gesprochen und ich verstanden was da vor geht. Da war Maxi allerdings schon fast ein Jahr.
Das ist doch schonmal schön , dass ihr eine gute Beziehung aufbauen konntet. Ich bin sicher, ihr habt den richtigen Schritt gemacht, das ganze nun mithilfe einer Therapeutin zu beleuchten und es wird euch helfen. Ich würde mich freuen, wenn du weiter berichtest....und heute bin ich sein "Ansprechpartner". Er ist mir ähnlich, ich verstehe ihn besser und wir kommen sehr gut miteinander klar SOLANGE wir zu zweit sind.