Entwicklungsdiagnostik

besondere Fähigkeiten: ist das schon ein Zeichen für Hochbegabung?
Vielleserin
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Re: Entwicklungsdiagnostik

Beitrag von Vielleserin »

Hallo an Alle!
Ich lese hier immer wieder gerne mit und dieses Forum hat mir schon viel gegeben. Nun muss ich mich aber einmal zu Wort melden :)
@Rabaukenmama: Danke für die Beschreibung deines Sohnes. In vielen Dingen war es für mich, als hättest du meinen Sohn (4 1/2) und sein Gruppenverhalten (oder eben Nichtgruppenverhalten) beschrieben. Ich hätte es nur nie so in Worte fassen können. Mein Sohn ist hörend, aber sonst - die gleiche Art der Empathie, sein Einzelgängertum im Kindergarten und seine Liebe zu Zahlen. Auch die Bestätigung von außen braucht er (im Gegensatz zu seiner Schwester (fast 8)) nicht. "Autoritätspersonen", Kiga-Tanten o.Ä., beeindrucken ihn nicht. Wenn es ihn nicht interessiert, stellt er auf Durchzug. :schwitz: Trotzdem kann er ein sehr herzlicher Kuschelbär sein.
Ich wollte deinen Thread jetzt nicht missbrauchen, dein letztes Posting hat mich jedoch sehr berührt. Danke nochmals.
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Entwicklungsdiagnostik

Beitrag von Rabaukenmama »

Vielleserin hat geschrieben:Hallo an Alle!
Ich lese hier immer wieder gerne mit und dieses Forum hat mir schon viel gegeben. Nun muss ich mich aber einmal zu Wort melden :)
@Rabaukenmama: Danke für die Beschreibung deines Sohnes. In vielen Dingen war es für mich, als hättest du meinen Sohn (4 1/2) und sein Gruppenverhalten (oder eben Nichtgruppenverhalten) beschrieben. Ich hätte es nur nie so in Worte fassen können. Mein Sohn ist hörend, aber sonst - die gleiche Art der Empathie, sein Einzelgängertum im Kindergarten und seine Liebe zu Zahlen. Auch die Bestätigung von außen braucht er (im Gegensatz zu seiner Schwester (fast 8)) nicht. "Autoritätspersonen", Kiga-Tanten o.Ä., beeindrucken ihn nicht. Wenn es ihn nicht interessiert, stellt er auf Durchzug. :schwitz: Trotzdem kann er ein sehr herzlicher Kuschelbär sein.
Ich wollte deinen Thread jetzt nicht missbrauchen, dein letztes Posting hat mich jedoch sehr berührt. Danke nochmals.
Hey, habe gerade auf deinen Vorstellungsthread geantwortet und da sind mir auch viele Sohn-Paralellen aufgefallen. Auch mein Sohn kann ein sehr herzlicher Kuschelbär sein (viel mehr noch als sein Bruder) und fordert seine Streichel- und Kuscheleinheiten auch immer wieder ein - wenn ER sie will. Wenn mir mal nach kuscheln ist werde ich meistens mit einem "Jetzt mag ich nicht! Später!" abgefertigt.

Autoritätspersonen gibt es auch für meinen Sohn nicht. Der ist so ein richtiger kleiner Egomane der der selbstverständlichen Auffassung ist, alle anderen hätten sich nach seinen Wünschen zu richten. Und wenn er 1x gebärdert hat dass er nicht Zähne putzen mag - nicht jetzt und auch nicht später - hat doch alles klar zu sein! Mir kommt vor in so Situationen hält er mich entweder für begriffsstützig oder einfach nur für nervig und lästig.

Mich fasziniert ja immer wieder was in ihm vorgehen mag wenn er nach fürchterlichen Streitigkeiten und Wutanfällen 10 Minuten später im Bett seine Händchen in meine steckt damit wir händchen-haltend einschlafen :gruebel: .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Maca
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Re: Entwicklungsdiagnostik

Beitrag von Maca »

Hallo rabaukenmama,

Wie geht es dir denn nun mit dieser neuen " Sichtweise" auf deinen Sohn?

Bist du eher abwartend,neutral und denkst dir ,, hey,das passt gut ,dass ich ihn nun besser verstehe!''
oder bist du ein wenig besorgt,weil du nicht abschätzen kannst,wie sich die eventuelle Einschränkung auf die Zukunft deines Kindes auswirken wird.

Ich frage das,weil wir selber seit gut zwei Wochen,völlig überraschend, die Diagnose Asperger- Syndrom für unseren 10 jährigen Sohn bekommen haben.
Da die Kriterien im internationalen Diagnoseschlüssel seit 2013 "weiter gefasst " worden ,fallen nun ca. knapp 1 Prozent der Kinder in den Bereich Autismus-Störungs-Spektrum.
Das ist ja doch recht viel!
Wenn Kinder daher ganz am Rande des Spektrums stehen,weiß ich nicht,ob es wirklich sinnvoll ist,Aspergertendenzen schon gleich mit einer Diagnose zu belegen.
Mein Mann und ich bemerken nun schon,dass wir unser Kind mit anderen Augen wahrnehmen und ich befürchte,dass diese Diagnose mehr Stellenwert erhält,als sie verdient.
Rabaukenmama
Dauergast
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Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Entwicklungsdiagnostik

Beitrag von Rabaukenmama »

Maca hat geschrieben:Hallo rabaukenmama,

Wie geht es dir denn nun mit dieser neuen " Sichtweise" auf deinen Sohn?

Bist du eher abwartend,neutral und denkst dir ,, hey,das passt gut ,dass ich ihn nun besser verstehe!''
oder bist du ein wenig besorgt,weil du nicht abschätzen kannst,wie sich die eventuelle Einschränkung auf die Zukunft deines Kindes auswirken wird.

Ich frage das,weil wir selber seit gut zwei Wochen,völlig überraschend, die Diagnose Asperger- Syndrom für unseren 10 jährigen Sohn bekommen haben.
Da die Kriterien im internationalen Diagnoseschlüssel seit 2013 "weiter gefasst " worden ,fallen nun ca. knapp 1 Prozent der Kinder in den Bereich Autismus-Störungs-Spektrum.
Das ist ja doch recht viel!
Wenn Kinder daher ganz am Rande des Spektrums stehen,weiß ich nicht,ob es wirklich sinnvoll ist,Aspergertendenzen schon gleich mit einer Diagnose zu belegen.
Mein Mann und ich bemerken nun schon,dass wir unser Kind mit anderen Augen wahrnehmen und ich befürchte,dass diese Diagnose mehr Stellenwert erhält,als sie verdient.
Ehrlich gesagt geht es mir nocht so schlecht mit der neuen Sichtweise. Das liegt hauptsächlich daran, dass ich einen erwachsenen Cousin habe, der auch in dieses Spektrum fällt, und den mit dem ich mich sehr gut verstehe. Ich finde toll wie er trotz seiner Defizite seinen Weg geht und einfach (so wie mein Sohn jetzt schon mit 4 Jahren) "sein Ding" macht und sich nicht darum schert dass es Menschen gibt, für die er "seltsam" ist. Nach einer schweren Kindheit, wo er in der Schule teilweise massiv gemobbt wurde, arbeitet er jetzt schon ca. 15 Jahre in derselben Firma und macht gerade nebenbei die Studienberechtigungsprüfung weil er noch studieren will. Er ist extrem zielstrebig wenn er sich mal was in den Kopf gesetzt hat. Trotz aller Unkenrufe in der Kindheit ("er wird nie ein unabhängiges Leben führen können!") hat er seinen Weg gemacht, lebt allein in einer Wohnung und hat seit Jugendtagen einen wirklich guten Freund sowie einige gute Bekannte, die auf seiner "Wellenlänge" sind.

Wenn ich meinen Cousin so sehe weiß ich, wie viel mit so einer Diagnose möglich ist. Es ist für mich ein Hinweis, kein Urteil. Und (im Gegensatz zur Diagnose ADHS) ja keine medikamentöse Behandlung angedacht werden muss, kann ich ganz gut damit umgehen. Gegen ein bißchen "nachhelfen" bei Sozialkontakten (durch Kleingruppen im Kindergarten) und bewußtes "rausholen" wenn er zu sehr in seiner Welt versinkt, habe ich nichts einzuwenden. So gesehen geht es mir gut damit.
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lissi74
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Re: Entwicklungsdiagnostik

Beitrag von lissi74 »

Hallo Rabaukenmama,

die durchgeführte Entwicklungsdiagnostik hört sich bei euch sehr professionell an. Gut auch, dass tatsächlich ein Experte hinzugezogen wurde, der sich mit Autismus auskennt. Denn diese Diagnose schon so früh zu haben hat große Vorteile für deinen Sohn. Ich ärgere mich immer, dass wir so lange an der Diagnose "rumdoktern" mussten.
Du hattest deinen jüngeren Sohn ja schon öfter beschrieben und aus den kurzen Ausschnitte hatte ich auch schon einige Anzeichen gesehen. Da dein Sohn aber trotzdem Kontakt aufnimmt schließen viele Autismus aus. Mein Sohn beispielsweise kann in 1:1 Situationen mit jemanden der ihm sympathisch ist ein tolles Gespräch führen und sich für sein Gegenüber auch interessieren. Auch hat er sich eineige "Strategien" zurecht gelegt wie alles so funktionieren kann. Schwer wird es in großen Gruppen und Situationen in denen er überfordert ist. Dann funktioniert nichts mehr und er schreit oder weint oder hat früher geschlagen und gebissen (das ist heute zum Glück wesentlich besser).
Bei unserem Sohn fehlt auch oft der Blickkontakt (wobei wir den relativ fürh "antrainiert" haben) wie sich das bei einem Kind auswirkt das hörgeschädigt ist und auf Gesten und Zeichensprache angewiesen ist, weiß ich nicht. Ein weiteres Problem ist die auditive Verarbeitung bei meinem Sohn. Er hört zwar, kann aber oft erst langsam verarbeiten was da gesagt wurde. Also obwohl seine Werte bei Hörtests sehr gut sind, "versteht" er oft gar nicht so gut. Ist sprachlich aber sehr gut entwickelt und spricht auch eine Zweitsprache sehr gut.

Bei uns ist es so, dass ich beim Großvater väterlicher Seits Asperger vermute. Es stimmen alle Kriterien. Ich vermute auch stark dass er HB ist, denn er ist unglaublich in dem was er macht. Er hat geschafft eine Familie zu gründen und sich ein Sozialleben aufzubauen. Auch wenn es für andere nicht ganz "normal" wirkt hat er ein gutes und erfolgreiches Leben obwohl die Startbedinungen und Unterstützung viel schlechter waren als die unseres Sohnes (Schläge bei Ungehorsam usw.).


@maca: Wir hatten es ja schon bezüglich ADHS. Auch wenn die Kriterien erweitert wurden, sehe ich in Asperger immer noch eine tiefgreifende Entwicklungsstörung. Bei uns wirkt sie sich stark auf Schule, Familie und Freizeit aus. In den USA geht man davon aus, dass sogar 1 von 45 Kindern autistisch ist (https://www.autismspeaks.org/blog/2015/ ... nce-survey). Unsere Kinder haben wohl einen großen Vorteil gegenüber anderen autistischen Kindern, sie sind mehr als überdurchschnittlich intelligent und haben deshalb Methoden mit denen sie sich helfen. Oft passen hart erlernte Strategien aber nicht in den verschiedenen Situationen oder andere Personen verstehen nicht was das Kind meint/will. Dann wird es sehr schwer, denn mein Kind wird dann sehr wütend oder schreit und weint, was nicht mehr seinem Alter angepasst ist.
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