Als meine Tochter in der Krippe war, hatten wir mal einen Experten zum Thema "Kinderschlaf" zu Besuch. Der sagte etwas ganz Interessantes. Nämlich, dass sein Institut zu dem Schluss gekommen ist, dass ein Mittagsschlaf für die Kinder noch bis ins Schulalter hinein ganz wichtig ist. Er sagte, man dürfte den Kinder auch und gerade im Trotzalter nicht die Verantwortung überlassen, ob sie sich für oder gegen den Mittagsschlaf entscheiden. Gerade im Trotzalter stellen die Kinder fest, dass man sie zum Schlafen wie auch zum Essen nicht zwingen kann. Das nutzen sie natürlich auch, dass sie damit ihre Macht über die Eltern demonstrieren können.
Vor lauter Hilflosigkeit und im guten Glauben, man könne die Kinder ja nicht dazu zwingen, geben die Eltern die Versuche auf, den Mittagsschlaf durchzuführen. Das heißt, dass die Kinder von morgens bis abends ununterbrochen den Reizen ausgesetzt sind. Im Normalfall sind die die Kinder dann ab späten nachmittag müde, was aber im elterlichen Tagesrhythmus als zweite Hochleistungsphase des Tages angesehen wird. Die Kinder befinden sich also in der vollen Aktivtiätsphase, wenn sie ihre Kräfte verlassen. Das heißt, sie überdrehen und schlafen dann schlecht ein oder schlafen insgesamt unruhiger. Damit sind sie auch wieder am nächsten Tag nicht ausgeschlafen, denn sie müssen ja immer zur gleichen Zeit in den Kindergarten. Und so beginnt ein Teufelskreis, der dann in Verhaltensstörungen müden kann, weil das Kind chronisch übermüdet ist.
Natürlich saßen wir dann alle da mit dem großen Fragezeichen im Gesicht. Ist ja alles schön und gut, aber wie soll man das Kind zum Schlafen bringen?



Er plädierte dafür, dass für alle Kinder, die nicht mehr schlafen wollen, eine Mittagsruhe eingeführt wird. Musik ist erlaubt, Hörspiele und Fernsehen dagegen bieten noch mehr Reize und sind kontraproduktiv. Lesen und Puzzlen dagegen kann toleriert werden, weil die Kinder in der Regel aufhören, wenn sie sich nicht mehr konzentrieren können.
Wir haben das alle ausprobiert und siehe da, die Kinder haben wieder geschlafen. Nicht jeden Tag, manchmal war es auch eher ein Nickerchen. Aber auf jeden Fall hat das auch zur Folge gehabt, dass die Kinder auch abends früher ins Bett gekommen sind, weil sie abends nicht mehr so überdreht waren. Sie hatten durch die Mittagsruhe noch soviel Kraft, dass sie den Nachmittag bis zum Abendbrot überstehen konnten, ohne einzubrechen.
Wenn die Kinder sich allzu heftig gegen die Auszeit wehren, gibt es auch noch Entspannungstechniken wie Autogenes Training usw. Oder die sogenannten Traumreisen, die wurden bei uns in der Krippe (und bei mir im Geburtsvorbereitungskurs) regelmäßig gemacht.
Unsere/eure Kinder mögen wirklich sehr schlau sein, aber jedes Kind muss manchmal die Seele baumeln lassen. Während normale Kinder das vielleicht spielend hinkriegen, müssen so kluge Kinder das auch erstmal lernen. Nobody is perfect!
