Stern hat geschrieben:Hallo ,
Ich bin 26 Jahre alt und Mama von drei Rabauken im Alter von 1,2,4 Jahren .
Witzig, du nennst Deine Kinder auch "Rabauken" - so wie ich in meinem nickname

. Meine zwei Buben sind (noch) 3 und 6 Jahre alt.
Stern hat geschrieben: Mit drei wollte er unbedingt rechnen und schreiben lernen , ich fand es zu früh..."
Warum fandest du es zu früh?
Stern hat geschrieben:
Altersgerechte Spiele findet er recht langweilig und doof , spiele ab 6/7 Jahre werden interessant bis er es kann und diese dann auch langweilig findet . Er weis alles über Schildkröten , kennt Automarken ohne das ihm diese wer mal sagte , malt sehr gerne , das ABC sagt er fast komplett auf , und jeden Tag kommen neue fragen , was ist das Sonnensystem , warum fliegen Flugzeuge ?
Das erinnert mich sehr an meinen Großen und ich finde es wunderbar, ein Kind dabei zu begleiten, wie es sich die Welt erschließt. Natürlich wird ein Kind, welches sich für solche Dinge interessiert, von anderen Kindern nicht immer verstanden, aber nach meiner Beobachtung gehen Kinder damit viel unverkrampfter um als Erwachsene. Neulich beim rutschen im meinte mein Sohn zu einem vermutlich etwas älterem Mädchen er habe sich nur deswegen den großen Zeh an der Rutsche angeschlagen weil er barfuß gerutscht war und "die Moleküle der Rutsche dann eine andere Reibung haben als mit Socken"

.
Für Buchstaben haben sich meine zwei Rabauken immer interessiert. Großsohn konnte an seinem 2. Geburtstag perfekt buchstabieren, Kleinsohn an seinem dritten.Großsohn begann mit 3 Jahren und 9 Monaten zu schreiben und zwar keine bekannten Wörter sondern was ihm eben einfiel "nach Gehör". Da kamen so Wortkreationen wie BEBISITARIN raus. Kleinsohn begann mit 3 Jahren und 3 Monaten zu schreiben und zwar mit seinem Namen (9 Buchstaben) und dann nach und nach den Namen von Familienmitgliedern, Freunden, Kindergärtnerinnen, Tiernamen usw. .
"Nach Gehör" schreiben geht bei Kleinsohn nicht weil er gehörlos ist, daher muss er sich jedes Wort selbst erarbeiten und dann merken, was ihm erstaunlich gut gelingt. Er fragt auch immer wieder nach wie man bestimmt, ihm bekannte Wörter buchstabiert. Die Fehlerquote ist trotzdem größer weil es natürlich sehr schwer ist sich ein Schriftbild zu merken wenn er nur 1x buchstabiert wurde. Die Reihenfolge des ABC kennt er aber längst und kann es sowohl vorwärts als auch rückwärts reproduzieren.
Stern hat geschrieben:
Er weis leider schon ...
Er ist sehr wissbegierig und merkt sich Sachen total schnell !
Warum schreibst du "leider" im Zusammenhang mit dem großen Wissen deines Sohnes? Was ist daran schlimm oder bedenklich? Ich sehe bei Kleinsohn, der zwar mMn klug ist, aber durch seine Behinderung vieles nicht mitbekommt, wie schwer es ist, einem Kind ganz alltägliche Dinge zu vermitteln. Bei meinem Großen war das viel einfacher, der hat etliche alltäglichen Dinge nebenbei mitbekommen, z.B.:
Wie alt werden Menschen? Was bedeutet "sterben"? Wann haben die Geschäfte geöffnet? Wovon kann man krank werden? Was ist der Unterschied zwischen Reptilien und Säugetieren? usw.
All das muß ich Kleinsohn erst umständlich in Gebärdensprache vermitteln und es ist längst nicht gesagt dass er dann bereit ist, zuzuschauen oder sich für das, was ich ihm gerande erklären will, zu interessieren.
So betrachtet ist eine schnelle Auffassungsgabe in Kombination mit Neugier UND mit der Voraussetzung, ein gesundes Kind zu haben, ideal. Da gibt´s kein "leider"

!
Stern hat geschrieben:Aber leider zeigt er es nicht in Gegenwart v anderen , er sagt bei vielen Sachen einfach das er es nicht kann oder weis , aber nur dann wenn es das andere Kind nicht kann !
So, wie du das beschreibst (wenn ein anderes Kind was nicht kann behauptet er auch, es nicht zu können), versucht sich dein Sohn "nach unten" anzupassen. Vielleicht ist er auch schon mal auf Unverständnis von Erwachsenen oder anderen Kinder gestoßen und schaut nun, wie er am besten bei den anderen "ankommt". Das ist nicht weiter schlimm, solange er zu Hause sein Potential ausleben kann und darf.
Ich bin selbst HB und bin früh (schon im Kindergartenalter) draufgekommen dass die meisten anderen Kinder viel weniger wissen als ist und dass man bei Erwachsenen schnell als "vorlaut" gilt wenn man bei Themen mitreden will, die keine Kinderthemen sind. Gelungen ist mir die Anpassung nach unten zwar nie (entspricht wohl nicht meiner Wesensart), versucht habe ich sie aber doch.
So wie mein Sohn, der nach seinem Alter gefragt, früher geantwortet hat "noch bin ich zei jahe alt, aba am hitten hitten (3.3.) werde ich hei Jahe alt" - und der jetzt, über drei Jahre später, auf dieselbe Frage 6 Finger in die Höhe streckt

. Trotzdem weiß er natürlich noch wann sein Geburtstag ist und hat in der Zeit noch immens viel dazu gelernt. Aber damit, das zu zeigen, ist er MANCHMAL einfach vorsichtiger geworden. Meistens ist er aber so wie ich und die Anpassung nach unten mißlingt wegen seiner Extrovertiertheit und seinem Geltungsdrang.
Die gute Nachricht: mit 4 Jahren ist es noch völlig egal ob man Außenstehenden (egal ob Kinder oder Erwachsene) zeigt was man weiß und kann, oder nicht. Hier haben auch schon einige Eltern geschrieben die gerade NICHT wollten dass ihre Kinder zeigen dass sie z.B. mit 4 Jahren schon lesen oder im 100er Bereich rechnen könnnen - um dann selbst nicht als "Eislauf-Eltern" dazustehen.
Ich habe beide Versionen Kinder zu Hause: den Großen, der zur Kategorie "Rampensau" gehört und der ungefragt ständig sein Wissen preisgibt und mit seinem Können prahlt - und den Kleinen (naja, noch trennen sie 5cm

) der für den Großteil der Außenstehenden nur das "arme, behinderte Kind" ist. Beides jetzt nicht ganz ideal, aber so sind sie eben, meine Rabauken.
Und dein Sohn ist auch, wie er eben ist. Es gibt keinen Grund, sich ihn anders vorzustellen oder zu glauben, mit einem anderen Verhalten hätte er es leichter. Er ist klug UND einzigartig, er wird seinen Weg schon gehen

!
Alles Liebe von uns!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)