Seite 1 von 1

Sohn (4,5) normal, pfiffig, hb, ...?

Verfasst: Mi 16. Mai 2007, 10:52
von Michael
Hallo,

ich falle als Neuling mal gleich mit der Tür ins Haus ;-)
Mein Frau und ich (beide nicht familiär durch HB vorbalastet) sind uns seit langem unsicher, ob unser Sohn (4,5J) begabter als andere ist oder auch eben nicht. Er geht nicht in den KiGa, zudem leben wir in einer Kleinstadt, da gibt es für uns nicht sooo viele Vergleichsmöglichkeiten.
Das Lesen auf dieser Webseite war schon sehr aufschlußreich (wahrscheinlich ist er "normal", nur dank freier Erziehung nicht eingeschränkt).
Ich möchte dennoch gerne Eure Meinung hören.

Kindergarten:
Er war mit 1,75J für 5 Wochen im KiGa. In der "Kleinsten"-Gruppe fiel er auf, da er u.a. allein komplexe Spiele (Baustelle) spielt. Er wurde sehr schnell in die größere Gruppe gesteckt, wo er leider der mit Abstand kleinste war. Die "Erzieherin" konnte mit ihm nichts anfangen und war froh, daß wir ihn nach wenigen Wochen wieder herausnahmen.

Malen/Zeichnen:
Er zeichnet fast gar nicht, wenn dann nur "Krakel" - er sagte schon öfter, daß er traurig ist, daß er nicht so schön zeichnen kann. Dafür malt er sehr gern in Kandinsky-Art, ausgewogene Farbflächen, auch kombiniert mit Collagen.

Zählen/Rechnen:
Er kennt die Ziffern. Sein Zahlenraum geht bis ca. 10 (im Moment erarbeit er gerade den zweistelligen Bereich)
Rechnen kann er bis 5.

Schreiben/Lesen:
Er kann das Alphabet und tippt gern am Computer. Er schreibt nach anfänglichen Versuchen nicht mehr mit der Hand (hängt vielleicht mit dem Nicht-Zeichnen zusammen). Komplette Wörter (z.B. seinen Namen) schreibt er nicht, Lesen kann er noch nicht, auch vermutlich keine Wortformen erkennen.

Sprache:
Er fing nicht sonderlich früh mit Sprechen an, dann wuchs das Sprachvermögen aber sehr schnell an. Mit 2 konnte er sich sicher auch mit Nicht-Muttersprachlern unterhalten. Mit 3 entsprach sein Wortschatz einem einfachen Erwachsenen-Wortschatz, jetzt ist er z.T. darüber hinaus. Insbesondere spricht er grammatikalisch sehr sauber.

Musik:
Leider sind seine Eltern musikalische Banausen ;-) Wir haben ihm einige Kinderinstrumente gekauft, die zumeist als Bagger oder Kran herhalten. Nun wünscht er sich ein richtiges Schlagzeug, da er mit dem Kinderschlagzeug nicht zufrieden ist, zudem möchte er lt. eigener Aufzählung so ziemlich alle Instrumente haben, die es gibt. Dem werden wir im finanziell möglichen Rahmen nachkommen.

Allgemeinbildung:
Er saugt seit er 3 ist, populärwissenschaftliche Sendungen im TV auf. Er weiß, woher Tag und Nacht kommen, kennt das Funktionsprinzip der Hydraulik usw. Seine "Warum"-Fragen mit ca. 2 J hatte er sich oft selbst beantwortet, während ich noch über die Antwort grübelte. Er bedient souverän Computer, Videorecorder, Stereoanlage. Er konstruiert im Geiste tolle Mechaniken.


Alltag:
Alle, die ihn zum ersten Mal kennenlernen, sind erstaunt über "das helle Kerlchen". Er kauft selbständig ein (ohne abgesprochene Liste, er entscheidet z.B. im Bäcker selbst, was wir kaufen), bestellt sich seit er 2 ist, sein Eis u.ä. selbst.

Schule:
Seit ca. 2 Jahren betont er, daß er nicht zur Schule möchte. Da läuft er bei mir offene Türen ein, ich lehne die Schule grundsätzlich ab. Leider ist in D Schulpflicht - mal sehen, wie's wird.

Ich hoffe, daß ich nicht allzuviel vergessen habe. Danke für's lesen!

LG,
Michael

Re: Sohn (4,5) normal, pfiffig, hb, ...?

Verfasst: So 28. Okt 2007, 15:29
von Mia
Hallo Michael,

ich möchte dir nicht gerne die "Hoffnung" auf eine Hochbegabung nehmen.

Unsere Tochter wird in ein paar Tagen vier. Sie zählt bis 20. Kann das Alphabet und auch viele Wörter schreiben. Malen kann sie auch sehr gut. Also mit dem kleinsten detail und ganz ordentlich. Sie spielt am PC und kann vieles in Englisch sprechen (Wir sind keine Engländer) trotzdem ist sie nicht hochbegabt denke ich.


LG Mia

Re: Sohn (4,5) normal, pfiffig, hb, ...?

Verfasst: Mo 29. Okt 2007, 14:04
von Therry
Hallo Michael,

für meine laienhaften Augen spricht vieles dafür, dass du ein ordentliches, bzw gut entwickeltes Kind hast. Ob nun hb oder nicht wird sicher nur ein Test zeigen können.

Mich würde interessieren, warum du die Schule ablehnst? Willst du deinen Sohn zuhause privat unterrichten lassen?

LG, Therry

Re: Sohn (4,5) normal, pfiffig, hb, ...?

Verfasst: Mi 31. Okt 2007, 09:29
von Gela
Hallo Michael,

abgesehen davon, dass HB-Werte rein statische Werte sind und über Alltagsrelevanz für sich noch wenig aussagen, gibt es für alle Kinder kaum eine bessere Förderung als ausreichend Aufmerksamkeit für die individuellen Fähigkeiten. Wenn ich so lese, dass Eltern einfach im Alltag auf die Wünsche des Kindes eingehen und dem gleichzeitig Raum zum Ausprobieren und Umsetzen geben, dann brauchen wir uns die Frage über Hb doch gar nicht zu stellen. Alle Statistiken zeigen, dass kaum ein Unterschied zwischen auffällig neugierigen Kinder mit sehr hohem oder durchschnittlichen IQ bestehen. Ich denke, was unsere Kinder so besonders macht ist ihr ausgeprägtes Interesse an ihrer Umwelt. Dafür ist es aus meiner Sicht aber wichtig unterschiedliche Möglichkeitenzu schaffen und für mich gehört die Schule dazu, auch wenn sie nicht immer so ist, wie ich mir das wünschen würde. Interessieren würde mich aber schon, welche Alternativen sich aus deiner Sicht stellen.

lg Gela

Re: Re: Sohn (4,5) normal, pfiffig, hb, ...?

Verfasst: Mi 31. Okt 2007, 12:07
von Michael
[quote=Gela,31.10.2007 , 08:29]

Ich denke, was unsere Kinder so besonders macht ist ihr ausgeprägtes Interesse an ihrer Umwelt. Dafür ist es aus meiner Sicht aber wichtig unterschiedliche Möglichkeitenzu schaffen und für mich gehört die Schule dazu, auch wenn sie nicht immer so ist, wie ich mir das wünschen würde. Interessieren würde mich aber schon, welche Alternativen sich aus deiner Sicht stellen.

[/quote]

Hallo Gela,

Schule in der bekannten Form dient nicht dem Lernen, sondern stopft die Kinder mit i.d.R. für sie uninteressanten und völlig unwichtigen Fakten zu. Wirkliches Lernen passiert im realen Leben, und wen z.B. der Lebenslauf von Komponist xy interessiert, der wird ihn sich von selbst zu gegebener Zeit zu Gemüte führen.
In der Schule wird fertiges Wissen vermittelt, es werden auf Fragen des Lehrers "richtige", d.h. einstudierte Antworten erwartet. Kreativität wird in engen Bahnen gelenkt.
Es herrscht keine Demokratie sondern ein stark hierarchisches und autoritäres System.
Schule ist durchaus mit Gefängnis mit Freigang zu vergleichen: Es herrscht ein Teilnahmezwang, es ist verboten, zwischendurch die Veranstaltung zu verlassen, den Anweisungen des Aufsichtspersonals ist unbedingt Folge zu leisten, es herrscht ein Sytem aus Lob und Strafe, usw. usf.

Als Alternative käme eine Freie Schule (z.B. Sudbury) in Betracht, leider gibt es die nächste ca. 100 km enfernt.

Die Wochen im Kindergarten waren diesbezüglich sehr lehrreich. In dieser Zeit stagnierte seine Entwicklung, und ich konnte selbst erfahren, daß dort nichts für kreative Entwicklung getan wurde. Ich weiß, daß es auch andere KiTas gibt, aber leider nicht bei uns.

LG,
Michael

Re: Sohn (4,5) normal, pfiffig, hb, ...?

Verfasst: So 4. Nov 2007, 00:29
von Gela
Hallo Michael,

kann dir in vielem kaum widersprechen, möchte ich auch gar nicht. Jeder von uns hat Schule in großen Anteilen auch so erlebt. Ohne jemals eine angepasste und strebsame Schülerin gewesen zu sein, habe ich aber auch ehrliches Interesse, Kompentenz, Zusammenhalt und eine große Portion Kreativität die Einschränkungen zu umgehen erlebt, was mir allerdings sehr viel später bewusst wurde.
Trotzdem wollte ich auch eine andere Lernumwelt für meine Kinder, lernte einige Mitstreiter kennen. Nach selbstorganisierter Kindergruppe folgte Kindergarten und Schule nach Vorbild der Schule von Rebecca und Maurizio Wild. Montessoriausbildung zum Drüberstreuen. Vieles in meinem Verständnis für organisches Lernen hat sich verändert (ist auch mein Beruf). Als letztes folgte vor allem mehr Toleranz dem Schulsystem gegenüber und jetzt nach einigen Jahren, die meine Kinder in diesem System verbringen, auch eine gewisse Zufriedenheit. Meine Kinder scheinen die Zeit im Gegensatz zu mir ganz gut zu überstehen, die gehen sogar ganz gerne in die "Regelschule".
Ich lasse nicht zu, dass die Schule ihr Leben beherrscht. Es ist so etwas wie ihre erste Arbeit, ein Teil ihrer Zeit, nicht wenig, aber da gibt´s noch viel mehr.

Lg Gela
Lg Angelika