Ich habe auch große Probleme damit, nicht nur in der Familie, sondern auch bei allen anderen Müttern, die Kinder im Kindergartenalter haben. Ich habe eine Freundin, mit der ich schon seit 20 Jahren befreundet bin. Sie hat ihr Kind ziemlich genau 10 Monate nach mir bekommen. Ist ja auch schon bezeichnend, dass sie schwanger wurde, kurz nachdem ich ein Kind bekam. Sie hat ja erst behauptet, es wäre eine Panne gewesen, aber dann hat sie sich mal verplappert, dass sie schon vorher Folsäure eingenommen hat. Und sie ist so eine Mutter, die irgendwas zu beweisen hat: Dass sie schon in der Schwangerschaft noch auf allen Hochzeiten tanzen konnte und quasi bis kurz vor der Geburt noch gearbeitet hat, weil es ihr ja super ging. Dann hat sie ein Jahr voll gestillt, weil ihr Kleiner ja mit der Beikost nichts anfangen konnte. Danach hat sie noch bis zum Kindergartenbeginn teilgestillt, wobei er entsprechend die ersten drei Jahre bei ihr im Bett geschlafen hat. Das hat sie aber nicht davon abgehalten, nach 6 Monaten wieder arbeiten zu gehen und zum Stillen nach Hause zu fahren. Dabei hatte sie auf der Stirn tätowiert, dass es ja völlig problemlos sei, Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen. Nun gut, ihr Mann war und ist arbeitslos und entsprechend den ganzen Tag verfügbar. Da der Mann ja nichts auf die Reihe kriegt, muss wohl der Sohn als Vorzeigeobjekt herhalten. Sie wird nicht müde, den ganzen Tag zu erzählen, was ihr Sohn alles kann. Ich habe sie einfach reden lassen, auch wenn es genervt hat. Er hat drei Vornamen: einen schwedischen, einen spanischen und einen französischen kombiniert mit einem schönen deutschen Allerwelts-Nachnamen. Sein Rufname ist für Kinder unter 6 Jahren unaussprechlich. Sie erzieht ihn auch auch zweisprachig deutsch-spanisch, obwohl der Vater des Kindes kein Wort spanisch kann.
Jetzt ist er drei Jahre und im Kindergarten. Wenn er mal die Zähne auseinander kriegt, verstehe ich kein Wort, obwohl ich ihn seit seiner Geburt kenne. Manchmal höre ich ihn rufen:"Mama, tomm, Mama, tomm."
Angeblich kann er aber das gesamte Planetensystem auswendig und weiß alles über Dinosaurier.
Im Kindergarten wurde er von einem größeren Mädchen geärgert, da ist meine Freundin in die Gruppe gegangen und hat sich das Mädchen vorgeknöpft. Sie hat der Kleinen mal richtig ihre Meinung gesagt, dass es ja nicht okay findet, dass sie ihren Sohn ärgert. Das müsse ja nun wirklich nicht sein! *fremdschäm*
Wenn wir uns mit mehreren Müttern und Kindern treffen, müssen wir immer verstohlen grinsen, wenn wir uns den Jungen ansehen, denn er bewegt sich ohne seine Mama keinen Meter.
Bei einem Treffen habe ich dann fast unter Tränen erzählt, dass wir dieses Kindergartengespräch hatten und dass mit meiner Tochter was nicht stimmt. Und dass wir nun diesen Test zunächst mal auf Autismus machen müssen, evtl. ist es auch eine HB mit autistischen Zügen. Ich war echt am Boden zerstört, da haut meine Freundin raus: "Also, mein K.. ist auf jeden Fall auch total unterfordert im Kindergarten, ohne zusätzliche Förderung würde er eingehen."
Ich war sehr kraftlos, aber ich konnte es nicht fassen, dass sie nicht einmal in dieser Situation ihre Klappe halten konnte.
Sie gibt mir auch gerne Erziehungstipps, obwohl ihr Patentrezept gegen Trotzanfälle aus Gummibärchen und Fernsehverbot besteht. Und ihr Sohn ist wie gesagt 10 Monate jünger, aber macht ja nichts.
Das ist der Unterschied zwischen Wunsch und Realität - meine Tochter läuft immer weg und lernt nur, was sie will. Statt Ballett, Klavier und Reiten muss ich mit meinem Kind nun zum Reha-Sport und zur Ergotherapie und auch dort gibt es Probleme. Meine Große war absolut nicht geplant, was meine Karierre total zum Absturz gebracht hat, und ich kann mir nach dem 2. Kind immer weniger vorstellen, wie man Kinder und Karierre unter einen Hut bringen kann. Meine Kinder funktionieren nicht nach Plan, sie sind beide sehr eigen und super-neugierig. Ich liebe sie, aber ich sehe sie nicht als Vorzeigeobjekt, weil sie oberflächlich betrachtet zwei richtig kleine Quälgeister sind. Alleine, bis ich hier mal das Haus verlassen kann, bin ich schon mit den Nerven runter.

Jede für sich geht gerade noch so, aber im Doppelpack verursachen sie Chaos pur. Und vor dem Umzug war mein Mann noch Berufspendler und kaum zuhause, so dass ich mit den Kindern den ganzen Tag allein fertig werden musste.