Waldkindergarten - Schulfähigkeit
Verfasst: Do 10. Dez 2009, 21:27
Hallo!
Heikew hatte in einem anderen Thread nach der Schulfähigkeit von Waldkindern gefragt. Ich wollte mich jetzt nicht dort dazu auslassen - es ging dort ja um ein Problem...
Es gibt eine Dissertation zu diesem Thema, falls es jemanden interessiert, hier der Link:
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/voll ... aefner.pdf
Es lässt sich feststellen, dass Waldkinder in allen Bereichen (und es wurden viele ausgewertet) bis auf die Feinmotorik mindestens so gut dastehen wie Regelkindergartenkinder, in den meisten Bereichen übertreffen die Waldkinder die Regelkindergartenkinder, (im Durchschnitt!!!).
Meine Vermutung ist allerdings, dass das nicht ausschließlich an der Pädagogik liegt, sondern auch daran, dass diese Kindergärten fast ausschließlich Elterninitiativen sind, d.h. die Eltern, die ihre Kinder dorthinschicken, sind bereit, sich für ihre Kinder zu engagieren. Und Kinder von Eltern, die dazu bereit sind, liegen wahrscheinlich im Durchschnitt immer über dem Gesamtdurchschnitt.
Gerade was Disziplin angeht, lernen die Waldkinder von Anfang an, Regeln sehr genau zu befolgen, was wegen der Weite des Raumes und wegen der kleinen Gefahren des Waldes extrem wichtig ist. Die Gruppe legt jeden Tag mehrere Kilometer zurück, die Kinder dürfen vorauslaufen, müssen aber an bekannten Haltepunkten warten. Die neuen Kinder werden von den älteren sehr schnell dazu erzogen. Es gibt Aufgaben, die reihum und altersentsprechend übernommen werden.
Und was die Ruhe angeht, möchte ich gerne etwas erzählen, dass mich sehr beeindruckt hat:
Ich gehe einmal in der Woche mit meinem kleinen Sohn in die Waldspielgruppe. So auch diesen Sommer, als ein Montessorikindergarten in "unserem" Wald eine Waldwoche hatte. Wir trafen uns am Parkplatz und man hörte im Wald eindeutig eine Kindergruppe. Ich habe einen Moment überlegt und dann bestimmt gesagt: "Das sind nicht die Waldkinder, die sind nicht so laut". Tatsächlich, als wir dort vorbeigingen, war dort die Montessorigruppe. Die Kinder tobten und machten kindergruppenüblichen "Krach".
Eine Woche später waren wir wieder unterwegs, alles war ruhig, plötzlich tauchten weiter vorne auf unserem Weg zwei Mädchen auf und verschwanden wieder seitwärts. Es war nichts zu hören. Keine 50 Meter weiter rastete gerade der Waldkindergarten auf einer Lichtung. Eine kleine Gruppe saß zusammen und ließ sich vorlesen. Ein paar Kinder bauten sich so aus Zweigen ein Zelt, einige kletterten auf einem Baum... Es war sooo idyllisch und friedlich und für eine Kindergruppe so ungewöhnlich ruhig, dass alle Waldspielgruppeneltern einfach beindruckt und berührt waren. Diese Stimmung hat mich nochmal darin bestärkt, dass der Waldkindergarten die richtige Entscheidung ist. Mein Sohn war zu dem Zeitpunkt zwar schon fast seit einem Jahr dabei, aber durch die Geburt meines zweiten Sohnes habe ich die Eingewöhnung nicht selber mitgemacht und hatte immer nur die Atmosphäre beim Bringen und Abholen erlebt.
Nicht, dass es dort nicht auch mal laut zugeht. Es gibt auch mal Streitereien. Aber wer von uns kennt das nicht: viele Leute auf engem Raum, das geht selten lange gut. Und dort gibt es keinen engen Raum. Es gibt die Möglichkeit, seinen eigenen Raum zu haben.
Das Stillsitzen bereitet gerade diesen Kindern selten Probleme, bei Ihnen staut sich selten "Bewegungsdruck" auf...
Sicher ist der Waldkindergarten nicht für alle (Eltern) etwas - gerade zur Zeit hole ich jeden Tag ein schlammverkrustetes Kind ab. Die eigentlich knallige Farbe der Matschhose ließ sich heute nicht mal mehr erahnen...
Die Erzieherinnen berichten allerdings, dass es bei Ihnen noch nie ein Kind gegeben habe, dass sich im Wald unwohl gefühlt habe und lieber in einen "Hauskindergarten" wecheln wollte.
Soweit mein kleiner Bericht und Link zum Thema Schulfähigkeit...
Liebe Grüße
mattis
Heikew hatte in einem anderen Thread nach der Schulfähigkeit von Waldkindern gefragt. Ich wollte mich jetzt nicht dort dazu auslassen - es ging dort ja um ein Problem...
Es gibt eine Dissertation zu diesem Thema, falls es jemanden interessiert, hier der Link:
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/voll ... aefner.pdf
Es lässt sich feststellen, dass Waldkinder in allen Bereichen (und es wurden viele ausgewertet) bis auf die Feinmotorik mindestens so gut dastehen wie Regelkindergartenkinder, in den meisten Bereichen übertreffen die Waldkinder die Regelkindergartenkinder, (im Durchschnitt!!!).
Meine Vermutung ist allerdings, dass das nicht ausschließlich an der Pädagogik liegt, sondern auch daran, dass diese Kindergärten fast ausschließlich Elterninitiativen sind, d.h. die Eltern, die ihre Kinder dorthinschicken, sind bereit, sich für ihre Kinder zu engagieren. Und Kinder von Eltern, die dazu bereit sind, liegen wahrscheinlich im Durchschnitt immer über dem Gesamtdurchschnitt.
Gerade was Disziplin angeht, lernen die Waldkinder von Anfang an, Regeln sehr genau zu befolgen, was wegen der Weite des Raumes und wegen der kleinen Gefahren des Waldes extrem wichtig ist. Die Gruppe legt jeden Tag mehrere Kilometer zurück, die Kinder dürfen vorauslaufen, müssen aber an bekannten Haltepunkten warten. Die neuen Kinder werden von den älteren sehr schnell dazu erzogen. Es gibt Aufgaben, die reihum und altersentsprechend übernommen werden.
Und was die Ruhe angeht, möchte ich gerne etwas erzählen, dass mich sehr beeindruckt hat:
Ich gehe einmal in der Woche mit meinem kleinen Sohn in die Waldspielgruppe. So auch diesen Sommer, als ein Montessorikindergarten in "unserem" Wald eine Waldwoche hatte. Wir trafen uns am Parkplatz und man hörte im Wald eindeutig eine Kindergruppe. Ich habe einen Moment überlegt und dann bestimmt gesagt: "Das sind nicht die Waldkinder, die sind nicht so laut". Tatsächlich, als wir dort vorbeigingen, war dort die Montessorigruppe. Die Kinder tobten und machten kindergruppenüblichen "Krach".
Eine Woche später waren wir wieder unterwegs, alles war ruhig, plötzlich tauchten weiter vorne auf unserem Weg zwei Mädchen auf und verschwanden wieder seitwärts. Es war nichts zu hören. Keine 50 Meter weiter rastete gerade der Waldkindergarten auf einer Lichtung. Eine kleine Gruppe saß zusammen und ließ sich vorlesen. Ein paar Kinder bauten sich so aus Zweigen ein Zelt, einige kletterten auf einem Baum... Es war sooo idyllisch und friedlich und für eine Kindergruppe so ungewöhnlich ruhig, dass alle Waldspielgruppeneltern einfach beindruckt und berührt waren. Diese Stimmung hat mich nochmal darin bestärkt, dass der Waldkindergarten die richtige Entscheidung ist. Mein Sohn war zu dem Zeitpunkt zwar schon fast seit einem Jahr dabei, aber durch die Geburt meines zweiten Sohnes habe ich die Eingewöhnung nicht selber mitgemacht und hatte immer nur die Atmosphäre beim Bringen und Abholen erlebt.
Nicht, dass es dort nicht auch mal laut zugeht. Es gibt auch mal Streitereien. Aber wer von uns kennt das nicht: viele Leute auf engem Raum, das geht selten lange gut. Und dort gibt es keinen engen Raum. Es gibt die Möglichkeit, seinen eigenen Raum zu haben.
Das Stillsitzen bereitet gerade diesen Kindern selten Probleme, bei Ihnen staut sich selten "Bewegungsdruck" auf...
Sicher ist der Waldkindergarten nicht für alle (Eltern) etwas - gerade zur Zeit hole ich jeden Tag ein schlammverkrustetes Kind ab. Die eigentlich knallige Farbe der Matschhose ließ sich heute nicht mal mehr erahnen...
Die Erzieherinnen berichten allerdings, dass es bei Ihnen noch nie ein Kind gegeben habe, dass sich im Wald unwohl gefühlt habe und lieber in einen "Hauskindergarten" wecheln wollte.
Soweit mein kleiner Bericht und Link zum Thema Schulfähigkeit...
Liebe Grüße
mattis