Für diejenigen, die ihr Kind überschätzen, ist es auf jeden Fall gut, wenn sie den Test gemacht haben, weil sie dann auf jeden Fall auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden. Falls das Kind irgendwie auffällig ist, weiß man dann auf jeden Fall eher, dass man dafür psychische oder innerfamiläre Ursachen suchen muss. Ich denke, dass es zur Zeit relativ in Mode ist, zu behaupten, dass ein Kind sich im Kindergarten langweilt oder nicht richtig gefördert wird. Wie wir nun aber alle wissen, ist das recht selten der Fall. Es gibt ja mittlerweile im Hinblick auf die Pisa-Studie auch viele Untersuchungen darüber, mit welchen Defiziten die Schüler heute auch schon eingeschult wären, wo man eigentlich auch sagen müsste, dass einige Kinder eigentlich auch mit 6 Jahren noch nicht wirklich schulreif sind .
Ich kann dazu nur sagen, dass ich selber einge Bekannte und Freundinnen habe, die ihr Kind ganz offen als weiterentwickelt und unterfordert bezeichnen. Wobei ich wiederrum sage, dass sie die ganz offensichtlichen Defizite ihrer Kinder auch nicht sehen wollen. Und das sind dann die Eltern, die im Kindergarten ständig zu Elterngesprächen auf der Matte stehen und die Erzieherinnen dazu bewegen wollen, dass sie gerade ihr Kind doch bitte mehr fördern mögen, weil es sich ansonsten langweilen würde.
Aber wenn man dann sieht, dass diese Kinder nicht in der Lage sind, sich allein zu beschäftigen, weil sie es gewohnt sind, nur ihre Eltern als Spielkameraden haben und die Eltern sich auch nicht abgrenzen können, dann hat das Kind im Kindergarten offensichtlich ganz andere Probleme als die intellektuelle Unterforderung.
Ich kenne auch ein Kind, das als Kann-Kind mit noch nicht 3 Jahren in den Kindergarten kam und nun im nächsten Jahr eingeschult werden soll. Bei der U 8 mit 4 Jahren wurde der Mutter gesagt, dass das Kind sprachliche Defizite hätte und logopädisch unterstützt werden solle. Was hat die Mutter gemacht? Sie hat sich beschwert, dass der Kinderarzt die Kinder einschüchtern würde und hat den Kinderarzt gewechselt. Der hat gesagt, die Defizite könnten sich bei entsprechender Förderung der Mutter auch bis zum Schuleintritt von selbst beheben lassen (ohne fachliche Hilfe). Jetzt wird der Junge bald 5 und man muss es sagen, wie es ist: Man versteht den Jungen erst beim dritten Nachfragen. "Tuck ma, Mama, ich ha da papia duhge-issen." soll heißen: "Guck mal, Mama, ich habe das Papier durchgerissen."
Und typsicherweise hört man Eltern erzählen, dass ein Junge das ganze Planetensystem auswenig kennt, aber hat ihn jemals jemand einen ganzen deutschen Satz laut aussprechen hören? Angeblich weiß er alles über Vulkane, aber ist nicht in der Lage zu fragen, wo die Toilette ist. ("Mama, pullern!")
Für solche Leute ist ein Intelligenztest ihres Kind oft die einzige Möglichkeit, ihnen klar zu machen, dass das Kind nicht unterfordert, sondern überfordert ist.
Ich würde diese Mütter jetzt auch nicht unbedingt als die klassischen Eislaufmütter bezeichnen, denn sie sehen ihr Kind einfach nur nicht objektiv. Und sie wollen sicher das Beste für ihr Kind. Aber es sagt ja auch keine liebende Mutter über ihr Kind:"Er ist zwar dumm wie Brot, aber sonst ganz niedlich." Diese Vorstellung, dass das eigene Kind einfach ein verkanntes Genie ist, kann man so lange vor sich herschieben, bis das Gegenteil bewiesen ist.
Und sollte das Kind doch wirklich hochbegabt sein, dann hat man wenigstens die Gewissheit, dass man selbst nicht so völlig daneben gelegen hat.

Und es entlastet auch ganz schön, wenn man dann von Experten gesagt bekommt, dass man offiziell bei verschiedenen Dingen (Filmen, Büchern, Spielen etc.) nicht mehr auf die Altersempfehlungen achten muss. Bei mir hat es zumindest die Erkenntnis gebracht, dass ich mit der Vergleicherei aufhören muss, weil "die anderen Kinder" einfach keinen Maßstab mehr darstellen.