Kluge Kinder Forum

Ich muss hier mal Frust ablassen.
Seit heuer gibt es in Österreich einen neuen Erlass im Schulwesen, nach diesem Grundsatzerlass ist die Förderung von Begabten als Grundrecht des Schülers verankert, dabei aufgelistet auch verschiedene Möglichkeiten der Differenzierung, wie z.B. Drehtürmodell, Pullout usw. Toll!

Meine Tochter ist nun 8 geworden und geht (nach dem sie eh schon übersprungen hat) in die 4.Klasse VS, wir reißen uns einen Haxen aus, damit sie auch nur annähernd gefordert wird, und stoßen dabei bei der wirklich netten Lehrerin ein wenig auf Unvermögen und bei der Dirketion auf eher Abwehrhaltung (nach dem Motto: wer eh schon gut ist, sollte nicht auch noch gefördert werden, und außerdem wäre das Problem mit dem Überspringen eh schon bedacht genug...) die wahren Bedürfnisse unserer Tochter werden kaum erkannt, weil sie in der Schule so brav und angepasst reagiert. Schön, sie bekommt z.B. Kommazahlen in die Schularbeiten, damit sie differenziert wird, aber dadurch ist die Aufgabenstellung ja noch lange nicht interessanter, oder? Und die "Knobelaufgaben", die sie statt Übungsstunden erhält, sind zwar über den Anforderungen der 4.Klasse, entsprechen aber noch lange nicht ihrer logischen Begabung. In Deutsch ist die Differenzierung dann z.B: formuliere Sätze zu den Übungswörtern statt sie nur abzuschreiben oder "schreib die Geschichte aus der Sicht einer anderen Person" aber sehr innovativ ist das ja nun auch nicht gerade...

Wir haben uns deshalb sehr darum bemüht, Pullout-Kurse für Begabte der ganzen Schule zu organisieren (wurde von der Direktion abgelehnt mit :"Kein Bedarf, wir brauchen keine Unterstützung von außen!") und schicken unsere Tochter in ihrer Freizeit auf diverse Begabtenförderungsangebote, die sie begeistert annimmt. Nun kann es aber doch nicht sein, dass sich ein Kind täglich 5 Stunden in der Schule langweilt, nur um dann ausschließlich in der Freizeit sein Hirn zu fordern!!! abgesehen von unserem zeitlichen und finanziellen Aufwand sehe auch die Freizeit als Problem: auch sie muss doch Kind sein, Freunde treffen und spielen können!!!!


Deshalb haben wir nun das Drehtürmodell in Angriff genommen, und letztlich sogar eine weiterführende Schule gefunden, die ihr heuer Stunden in Mathematik, Informatik und Sprachen anbieten würde. Ich würde sie aus der VS abholen, dorthinfahren und dann wieder in ihre Klasse zurückbringen, die Lehrerin wäre eine Zeit lang entlastet, meine Tochter gefordert und die Lehrer der anderen Schule sind höchstmotiviert. Klingt toll, wäre toll.

Und jetzt das große ABER: Obwohl der Erlass Drehtürmodell vorschlägt, wird es in unserem Bundesland nicht erlaubt!!! Weil sie in der anderen Schule eine "schulfremde Person" ist, ist sie nicht versichert, und wenn etwas passiert, könne der Landesschulrat keine Verantwortung übernehmen!!! Ist das nicht pervers?!!!! Da wird das Modell in der Gesetzesnovelle vorgeschlagen, und dann ist es verboten?! Sie lassen es nur zu, wenn es innerhalb einer Schule stattfindet. Quasi: ein Drittklassler darf in die Vierte, aber für den Viertklassler gibt es keinen Weg!!! Ich bin so sauer! Da gibt es LEhrer, die unsere Tochter mit Freude in den Unterricht ihrer höheren Klasse nehmen würden, einen Direktor, der das auf seine Kappe nimmt und Eltern, die alle Schulwege übernehmen, damit keine Gefährdung da ist, und dann scheitern wir an einem Gesetzeswiderspruch!!!!

Tja 3mefree,

das ist leider die Praxis und das nicht nur in Ö. Das eine ist eben diese wunderschöne Theorie, an der wir uns hier alles ergötzen können und so schöne Artikel darüber verfasst werden, und das andere ist eben dann die Wirklichkeit vor Ort. Ich kann auch diese wunderbaren Loblieder über die auf Papier geschriebenen Texte singen, nur ist Papier eben geduldig und die praktische Umsetzung dauert lang. Da hilft nur eins, wenn man Geld und die Zeit fürs Engagement hat, klagen!

LG

Vielleicht klappt das: es gibt ordentliche Schüler und außerordentliche Schüler (z.B. Zuwanderer, damit sie in deutsch nicht beurteilt werden!) Vielleicht könnt ihr ja an der anderen Schule diesen Status bekommen?!

Dann wäre sie auch versichert und offiziell dort - würde nur einfach nicht beurteilt.

Viel Erfolg
Manuel

Guten Morgen,

heikew hat geschrieben: Es kann nicht sein, dass jedes Elternteil seinen eigenen Kampf führen muss.

doch, es ist so, genaus so. Was mir schon alles versprochen wurde, da sind Deine Erlebnisse nicht anders als meine. Letzten Endes läuft es darauf hinaus, selber aktiv zu werden. Und das kostet Zeit und Geld und Verlust, in der Regel für Mama. Ellen Winner führt in ihrem Buch ein Beispiel von einem Eislauftalent an, deren Eltern bereit waren in ganz USA herumzuziehen um die besten Trainer für ihr Kind zu bekommen. Sie stellten ihre eigenen Bedürfnisse ganz unter die des Kindes. Nun, soweit würde ich nun nicht gehen, aber im Kern trifft es die Sache.

Die Förderung für meine Kinder muss ich selber suchen, wählen und prüfen und kämpfen. Kämpfen das mein Großer in Kursen die nicht seine Altersgruppe betreffen mitmachen darf, immer wieder betteln, mich neu einbringen. Und ich habe keine Illusion darüber das sich hier etwas ändern wird. Gott sei Dank kann ich es mir leisten, zeilich wie geldtechnisch, diese Dinge meinen Kindern anbieten zu können. Obwohl es den Geldbeutel erhebliche reduziert, kann ich aber so mal Kraft tanken, in dieser freien Zeit, der intensiven Beschäftigung auf guten Niveau. Es ist eben so, wenn man schlaue Köpfe hat.

Aber als Trost, immerhin werde ich mir wohl die Nachhilfestunden sparen können, eine Bekannte zahlt dafür im Monat bis zu 250,00 €.

Grüßle

Liebe Heike!

heikew hat geschrieben: Ich bin allerdings keine die sich mit solchen Dingen so leicht abfindet und so habe ich jetzt unsere Lage schriftlich an unser Bildungsministerium weitergegeben. Ich will einfach erreichen, dass man mehr tut. Im Großen und Ganzen muss man viel mehr tun für solche Kinder. Dieses Gleichmachen muss ein Ende haben. Das Thema HB darf kein Randthema an den pädagogischen Hochschulen sein. Lehrer und Erzieher müssen sensibilisiert werden. Es kann nicht sein, dass jedes Elternteil seinen eigenen Kampf führen muss.

Mach was dagegen, beschwer Dich, sachlich und freundlich, bitte an höchster Stelle um Hilfe für Eure Situation.

LG
Heike

Ich habe natürlich meinem Ärger auch dorthin freien Lauf gegeben, und erst mal an den Landesschulinspektor geschrieben. Nur der Amtsschimmel wiehert und alles läuft im Schneckentempo. Ich befürchte, ich kann die Gesetzeslage nicht noch für heuer umdrehen, und wenn, dann ist die Frage, ob meine kleine Maus noch Lust und Mut hat, nach etwa einem halben Jahr in einen laufenden Kurs mit weit älteren Kindern einzusteigen (etwa Französisch oder Informatik bauen ja auf, da braucht man auch Grundlagen!!!)

Was ein weiteres Überspringen angeht:
Nun, es gibt bei uns so etwas in Ausnahmefällen auch ein zweites Mal, bis jetzt aber erst 1-3 Fälle in Ö.
Rein intellektuell würde sie es leicht machen - ehrlich und ohne falschen Stolz, sie hat den Stoff der nächsten Klassen (mit Ausnahme von Englisch vielleicht ) ja jetzt schon drauf! Aber emotional ist sie eben noch ein Kind! Sie ist jetzt schon bis zu zweieinhalb Jahre Jünger als manche Klassenkollegen und hat es da nicht ganz einfach!!! Der Neid ist groß und Kinder können so gemein sein! Und deshalb kann ich ihr diesen Schritt nicht zumuten. Außerdem ist er ja auch keine Lösung. Sie begreift halt schneller als andere und braucht keine Übungsphasen, egal welchen Schulstoff ich ihr vorsetzen lasse.(Sie besucht z.B. Physikseminare für Lehrer mit meinem Mann, und begreift die Versuche oft besser oder schneller als manch Erwachsene...) Ein weiteres Überspringen würde nur das Loslösen aus ihrer Gruppe bringen und momentan keinen echten Vorteil! Auch ist sie von pubertärem Getue ziemlich genervt, das wird als Jüngste sowieso schwierig! Vielleicht kurz vor der Matura, damit sie es schneller hinter sich hat, wenn sie es dann noch will...

Zum Thema Entdeckertag:
Das finde ich ja toll, dass es so etwas bei euch gibt!
Ich würde mit den "Testlehrern" nochmals reden und darum bitten, ob sie deine Tochter nicht mal zum Schnuppern mitnehmen können. Ev. einen Test der Kleinen vorzeigen, damit klar wird, dass sie ein "stilles Wasser" ist aber sehr viel Tiefgang hat!!!

Danke für deine Rückendeckung bei meinem Ärger,
liebe Grüße, 3mefree

Hallo alibaba!

alibaba hat geschrieben:Die Förderung für meine Kinder muss ich selber suchen, wählen und prüfen und kämpfen. Kämpfen das mein Großer in Kursen die nicht seine Altersgruppe betreffen mitmachen darf, immer wieder betteln, mich neu einbringen. Und ich habe keine Illusion darüber das sich hier etwas ändern wird. Gott sei Dank kann ich es mir leisten, zeilich wie geldtechnisch, diese Dinge meinen Kindern anbieten zu können. Obwohl es den Geldbeutel erhebliche reduziert, kann ich aber so mal Kraft tanken, in dieser freien Zeit, der intensiven Beschäftigung auf guten Niveau. Es ist eben so, wenn man schlaue Köpfe hat.
Aber als Trost, immerhin werde ich mir wohl die Nachhilfestunden sparen können, eine Bekannte zahlt dafür im Monat bis zu 250,00 €.
Grüßle

So ist es, Gott weiß, was wir schon gerannt sind und gebettelt haben! Mittlerweile spricht sich der Name aber in Begabtenkreisen etwas herum und man weiß schon, auf wen man sich berufen kann, dann wird die Aufnahme in Kurse, die für höhere Altersgruppen gedacht sind, manchmal schon leichter.
Finnaziell sind wir nicht reich bestückt, zumal ich noch immer in Karenz bin (wie sollte ich sonst den Aufwand mit meinen Mädels schaffen?!!) und die 250€ statt Nachhilfestunden überschrieten wir meistens leicht... Ich fürchte mich schon, was ist, wenn die anderen beiden auch ähnlich werden!!!

Leider ist das alles noch so. Aber ich geb nicht auf, etwas ändern zu wolllen. Irgendwann vielleicht!
Bis dahin tut es gut, wenn man sich auch mal Luft machen kann!

Grüße an alle Ebenso- und Mitkämpfer!