Hallo Alia,
ein wirklich sehr guter Vortrag, (frei zitiert) "mit Fäustlingen basteln lernen zu wollen", "Ich kann den Text nicht filtern, es ist entweder alles wichtig, oder gar nichts" ... sehr gute Umschreibungen und Bilder.
Aber gerade dieser Vortrag, der am Ende ja auch Lösungsansätze und Therapiemöglichkeiten aufzeigt, zeigt auch sehr schön, wo eigentlich das Problem liegt und das besteht darin, das Minderleister nicht als solche geboren wurden, sondern vor allem durch die Systeme (Familie, Kindergarten, Schule, Peers) und die darin wirkenden Personen zu Minderleistern gemacht werden und auch wenn da vielleicht keine Absicht dahinter steckt, so ist dieser Konflikt systemimmanent und lässt sich, wenn bestimmte Umstände zusammentreffen, praktisch kaum vermeiden, es sei denn eines der genannten Systeme durchbricht von Anfang an (am besten schon vor der Geburt) die im Grunde vorprogrammierten Zwangsläufigkeiten und steuert aktiv gegen an, damit dieses nicht im Nachhinein gemacht werden muss mit Maßnahmen, wie sie hier vorgestellt werden, denn das ist zwar besser als nichts, aber dennoch letztlich nur eine Krücke. Gegensteuern geht nur mit hohem Detailwissen, hohem Umsetzungsvermögen, hoher Durchsetzungskraft und letztlich nur mit noch mehr diplomatischem Geschick ... denn auch wenn das Dilemma vor allem an den hochbegabten Minderleistern sichtbar wird, betroffen sind letztlich so gut wie alle Hochbegabten, wobei nur die ca. 15 % hochbegabten Hochleistern mit hoher Frustrationstoleranz am anderen Rand des Spektrums einigermaßen problemlos durchkommen.
Und noch eine persönliche Anmerkung, als ich dem einstündigen Vortrag zugehört habe, ist mir eines sehr bewusst geworden: dass was die wissende Rednerin dort dem unwissendem Publikum präsentiert, ist bei mir im Kopf als überaus detailreiches, sofort in allen Details greifbares Gesamtbild (das weit über die Rändern hinaus noch wesentlich facettenreicher und mit Tonnen and Detailwissen gefüllt ist) immer verfügbar und es ist mir deshalb bewusst geworden, weil aus meiner persönlichen Sicht dieser Vortrag wirklich extrem quälend langsam war, mit viel zuwenig Tiefgang, gerade einmal die Oberfläche ankratzt und das trotzdem es einer der besten Vorträge ist, die ich zu diesem Thema gehört habe.
Also um das verständlich zu machen, was ich damit meine (um die Fäustlinge aufzugreifen), in meinem Kopf ist all das was dort gesagt wurde, ohne Überlegen zu müssen, sofort abrufbar, ich könnte ein Buchreihe in null Komma nix füllen, was aber nicht geht, schon gar nicht handschriftlich und auch auf der Tastatur schaffe ich maximal leider nur 350 Anschläge pro Minute und es gibt leider noch keine Gehirnprinter und Gedankenübertragung funktioniert bekanntlich auch nicht und das bedeutet, ich und andere hochbegabte Eltern, hochbegabte Kinder, die sich im Sinne ihrer Kinder tiefgehender mit der Materie beschäftigen, werden später selbst bei ausgewiesenen Experten viel Geduld mitbringen müssen, von der breiten Masse mal ganz zu schweigen ("legen Sie den Stift wieder weg") und ich bin der Meinung, dieses "Geduld aufbringen" ist so gut wie immer nicht zielführend, auch wenn eine diplomatische Strategie irgendwie logisch erscheint, so funktioniert dieser Weg so gut wie immer deshalb nicht, weil zu einer wirklichen diplomatischen Lösung ein auf Wissen basierender gemeinsamer Konsens nötig ist und ein solcher ist schlichtweg unmöglich, denn die in den Systemen handelnden Personen verfügen schlichtweg nicht über das nötige Wissen und sie werden, selbst wenn sie sich für das Thema interessieren und z.B. solche guten Vorträge, wie diesen dort oben besuchen, so gut wie niemals einen Wissenstands erlangen, der einen sinnvolle auf Konsens beruhende diplomatische Lösung im Sinne des Kindes möglich macht und wenn es schwierig wird (wie im Falle des hochbegabten Minderleistern) verliert am Ende immer das Kind, denn es wird nicht nur behindert, sondern es muss am Ende dann auch noch, ohne eigenes Verschulden, durch einen Wald von Kompromissen laufen, nur um die schlechten Gewissen anderer zu beruhigen,
Liebe Grüße
Heiner