Hallo Koschka und Momo!
Erst mal danke für die links, werde sie später in Ruhe mal durchsehen

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Koschka hat geschrieben:Da meine Kinder für ihre Klassenstufe deutlich zu jung sind, um sozial keine Probleme bei Rückintegration zu erwarten, haben sie eher mindestens ein Jahr Freiraum für solche Experimente.
So, wie du das beschreibst, glaube ich das auch. Vor allem finde die Beobachtung dessen, was sie machen, interessant. Daher meine Bitte, uns teilhaben zu lassen, wie es weitergeht.
Koschka hat geschrieben:Die Noten spielen keine Rolle, einen bestimmten Berfuswunsch hat er noch nicht, und somit ist es ihm nicht wirklich klar, warum man bestimmte Sachen, die einem eigentlich zuwider sind, mit beneidenswerter Regelmäßigkeit gemacht werden müssen. Ich habe versucht außer Schulnoten noch Punktsysteme für Engaigment einzuführen. Die haben nicht mal einen halben Tag hier jemanden interessiert.
Hätte ich mir denken können, Punktesystem kommt ja Noten gleich. Mein Mann versucht gerade (wieder einmal) Sohnemann mit goldenen Sternen vom einnässen wegzubringen. Dass ich davon nicht überzeugt bin weiß er, trotzdem lasse ich ihn das durchziehen, einfach nur weil er (mein Mann) immer noch hofft, mit "postiver Motivation" was zu erreichen. Tatsächlich lügt mein Sohn jetzt öfter wenn die Hose nass ist um sein Sternderl (welches er später in Geld für seine Lego-Spardose tauschen kann) zu bekommen.
Genauso sehe ich das mit Noten und Punktesystemen, egal ob in der Schule oder daheim. Kluge Kinder werden sehr wahrscheinlich alle Möglichkeiten ausschöpfen um mit dem geringstmöglichen Aufwand die meisten Pluspunkte zu bekommen. Und genau DAS ist ja das Gegenteil von Motivation. Hier hat mir das Buch "Aufwachsen in Vertrauen" von Christine Mol einiges klarer erscheinen lassen (auch wenn ich nicht mit allen Punkten und Theorien übereinstimme).
Koschka hat geschrieben: Meine Kinder könnten genung Anspruchsvolle haben, falls sie wollen. Sie müssen auch keine stupide Wiederholungen machen, falls sie was gut können. Trotzdem fragte mich mein Sohn noch nie nach mehr: weder in Mathe noch zu bestimmten Sachthemen, die zu seinen Stärken gehören. Selbstverständlich erst recht nicht zu den Themen, die seine Schwächen ausmachen.
Hier vermute ich dass der Übergang zwischen lernen und anderen Tätigkeiten instinktiv fließend wäre. Und ich beobachte bei meinen zwei Rabauken, die ja noch nicht in die Schule gehen, dass sich immer wieder Phasen mit exzessivem Interesse für bestimmte Themen mit anderen Phasen abwechseln. Das betrifft aber auch die Art der Tätigkeit an sich: also lernen (wofür denken notwendig ist) oder sich bewegen (wofür Körperkontrolle notwendig ist) oder eine spielerische Kombination von beidem.
Meine Beobachtung älterer Kinder sowie meine Erinnerungen an meine eigene Kindheit zeigen mir, dass das zumindest bis zum einsetzen der Pupertät so bleibt. Dadurch ist "du kannst Dir selbst aussuchen, was du LERNST" nicht dasselbe wie "du kannst Dir selbst aussuchen, was du MACHST".
Bei mir als Schulkind bestand der Tag aus Schule und Freizeit. In der Schule mußte ich anwesend sein und habe dann mitgearbeitet, wenn mich ein Thema interessiert hat. Ansonsten habe ich einfach rumgeträumt und gewartet, dass die Zeit vergeht.
In der Freizeit habe ich mich mit den Dingen beschäftigt die mich interessieren (z.B. Wissensbücher lesen), die mir Spaß machten (Kinderbücher lesen, fernsehen, schwimmen) und die mir Entspannung brachten (fischen, meine Briefmarkensammlung sortieren). Der Übergang war fließend. Bei meiner selbst gewählten Freizeitgestaltung gab es "Futter" für alle Bereiche: den Geist, den Körper und die Seele. Trotzdem hätte ich z.B. NIE in meiner Freizeit was gemacht, weil ich es gut oder schlecht "kann". Ich war z.B. immer gut in Mathe (trotz teilweise mittelmäßiger Noten) und mein Mathe-IQ ist bei 150+.
An den heute stattfindenden Mathe-Känguru-Wettbewerben hätte ich sicher viel Freude gehabt. Aber ich hätte mich NIEMALS in meiner Freizeit hingesetzt um Mathe zu lernen - auch nicht den Stoff des nächsten oder übernächsten Jahres!
Genauso ist es mit Sport. Ich habe mich immer gerne bewegt, was aber trotzdem als Kind sehr unsportlich. Nachdem ich beim "Kinderturnen" (wo ich wegen grobmotorischer Defizite mit 5-6 Jahren teilnehmen musste) und beim turnen in der Schule eine der schlechtesten war hatte ich keinerlei Interesse, in meiner Freizeit zu laufen oder Ball zu spielen. Dafür hatte ich Freude daran, stundenlang mit meinem gleichaltrigen Freund durch die Wälder zu streifen oder ganz allein die Badeteiche in der Nähe des Grundstücks meiner Eltern zu durchschwimmen.
Rückblickend weiß ich, dass ich mir damals genau die Dinge ausgesucht habe, die ich am meisten GEBRAUCHT habe. Ich war grobmotorisch so schlecht, dass genau das gehen im Gelände und das schwimmen mich ganzheitlich am besten gefordert und gefördert haben. Meine Koordination und mein Gleichgewichtsgefühl waren zu schlecht um dass mir laufen oder Ball spielen irgendwie Spaß gemacht hätte. Es war als würde man von einem Kind erwarten, eine Geschichte sinnerfassend zu lesen, welches gerade noch übt, die Buchstaben auseinander zu halten.
Daher, liebe Koschka, vermute ich einfach mal so (ohne Anspruch, damit richtig zu liegen) dass dein Sohn von sich aus mehr Zeit für den körperlichen, seelischen oder "gemischten" Bereich brauchen würde. Die vorgegebenen Lernzeiten dienen ja ausschließlich der geistigen Ebene. Wenn er hier mehr Zeit zur Verfügung hat, als er selbst dafür wählen würde, besteht natürlich kein Interesse an zusätzliche Aufgaben.
Wie gesagt, das ist nur so eine Mutmaßung von mir. Vom lernen selbst kann ich maximal aus eigener Erfahrung bzw. Erinnerung mitreden weil bei meinen Buben das Lernen ja bisher immer ohne Druck und Vorgaben ganz natürlich stattgefunden hat.
@Momo: früher war ich öfter auf einer Freilerner-homepage, die ich recht interessant gefunden habe:
http://www.freilerner.at/
Da sind echt total engagierte Eltern, die sich sehr viele Gedanken drüber machen wie sie ihre Kinder ganzheitlich sowohl geistig als auch sozial fit fürs Leben machen.
Damals habe ich ernsthaft überlegt, meinen jüngeren Sohn (und vielleicht auch gleich den älteren mit) zu Hause zu unterrichten. Grund war hauptsächlich dass das Niveau der meisten Schulen für hörgeschädigte Kinder erschreckend niedrig ist und meistens automatisch nach Sonderschullehrplan unterrichtet wird

. Doch leider geht homeschooling in Österreich nur, wenn das Kind keinen sonderpädagogischen Förderbedarf hat. Und ein gehörloses Kind hat (unabhängig von IQ und Leistungsfähigkeit) grundsätzlich sonderpädagogischen Förderbedarf. Nächste Hürde wären die Prüfungsmodalitäten. Obwohl ÖGS seit 11 Jahren anerkannte Sprache ist dürfen die jährlichen Prüfungen weder in ÖGS abgehalten noch übersetzt werden. Sprich: mein gehörloses Kind müßte eine rein lautsprachliche, mündliche Prüfung bestehen. Damit ist mein Traum vom homeschooling leider gestorben. Mittlerweile habe ich aber zumindest 2 Schulen in der engeren Auswahl, wo auch Kleinsohn nach normalem Lehrplan lernen darf. Ich hoffe das klappt...