Meine3 hat geschrieben:@Rabaukenmama
du siehst unsere Beziehung falsch, was wohl
daran liegt, dass du uns nicht kennst. Nochmal: wir haben eine Regel bei Znstimmigkeiten, nämlich, dass derjenige Vetorecht hat, der mehr Sorge oder Ängste bezüglich der Sache hat.
„Plattes“ Beispiel: mein Mann würde die Kinder mit Feuer spielen lassen, ich habe aber Angst. Ergo: die Kinder dürfen nicht mit Feuer spielen.
Im
Falle der Medis (Stand JETZT): ich würde es eventuell jetzt schon probieren, mein Mann hat Ängste. Ergo: momentan versuchen wir keine Medis.
Das heißt aber BICHT, dass automatisch SEIN Wunsch des Schulqechsels umgesetzt wird, denn da bin ich wiederum dagegen. Ergo: es findet kein Schulwechsel statt.
Ich respektiere natürlich eure Familienregeln, aber mir kommen sie trotzdem seltsam vor, weil anscheinend alle für alles und nichts gleichzeitig "zuständig" sind. Wenn ich dich richtig verstanden habe (wenn nicht korrigiere mich bitte) dann bleibt alles beim Status Quo, solange ein Veto des Partners da ist.
Auf unsere Alltagssituationen umgelegt würde das bedeuten, wenn mein Mann bisher einverstanden war, im Urlaub ins Familienhotel zu fahren, aber dann meint, er wolle doch mal ans Meer, fahren wir trotzdem so lange ich ein Veto einlege weiter ins Familienhotel. Ich habe für das Beispiel bewusst ein Thema (Urlaub) gewählt, welches uns beide gleichermaßen betrifft. Da wäre für mich halt der gerechtere Kompromiss, entweder gar nicht auf Urlaub zu fahren oder abwechselnd ins Familienhotel und ans Meer. Beim bisherigen Weg zu bleiben, obwohl es nur einem damit gut geht, würde ich subjektiv als ungerecht empfinden. Daher würde ich mich in dieser fiktiven Situation vermutlich um einen ECHTEN Kompromiss bemühen, auch wenn es eigentlich gegen meinen Willen geht. Sprich: ich würde aus Gerechtigkeitssinn und Harmoniebedürfnis nachgeben. Da mein Partner in der Hinsicht ähnlich tickt wie ich würde er vermutlich umgekehrt dasselbe tun. So gesehen ein durchaus brauchbares Konzept.
Diese Regeln funktionieren aber in der Praxis nur, wenn entweder beide dasselbe Gerechtigkeitsemfpinden und Harmoniebedürfnis haben, oder wenn einer immer wieder auf seine eigene Meinung verzichtet (und sich diesen Verzicht dann eventuelle "schön redet", um besser damit leben zu können).
Tatsächlich ist es zumindest bei uns in der Familie aber so, dass jeder seine "Zuständigkeiten" hat. Manche Sachen sind gemeinsame Zuständigkeit, z.B. Urlaubsplanung , Freizeitgestaltung, Renovierungsarbeiten in der Wohnung oder auch alltäglichere Dinge wie z.B. einkaufen, kochen und sauber machen. Das sind die Themen, wo wir uns regelmäßig austauschen müssen, damit sich jeder gleichermaßen einbringen kann. Wobei sich hier auch schon einige spezielle Zuständigkeiten eingeschliffen haben. So bin ich z.B. diejenige, die regelmäßig alle Betten frisch bezieht und mein Mann ist derjenige, der die Wohnung saugt.
Dann gibt es Dinge, wo jeweils einer von uns zuständig ist. Mein Mann ist z.B. für unser Familienauto, unsere Elektrogeräte (ausgenommen den Stand-PC) und sämtliche Versicherungen zuständig. Ich bin in erster Linie für die Kinder zuständig. Das war nicht immer so, weil mein Mann und ich uns die Elternkarenz ja geteilt haben. Da war dann immer derjenige für die Kinder zuständig, der die meiste Zeit mit ihnen verbracht hat. In der Praxis hat sich durch verschiedene Umstände (unter anderem Arbeitszeiten) so ergeben, dass das schon seit längerer Zeit ich bin. Ich bin diejenige, die mit den Schulen in Kontakt ist, die sich hauptsächlich um Kleidung, Essen und Freizeitgestaltung der Kinder kümmert, und auch diejenige, die von den Kindern bei Schwierigkeiten oder auch Freuden jeglicher Art Haupt-Ansprechperson ist. Ich bin auch diejenige, die mit den Kindern Arzt- und Therapiebesuchen macht und die bei schulischen Dingen und Freundschaftspflege - wo möglich - unterstützt. Dadurch, dass ich die hauptsächliche Arbeit und Verantwortung habe, zählt meine Meinung in Bezug auf die Kinder betreffende Entscheidungen auch mehr als die meines Mannes. So, wie mein Mann entscheidet, zu wem er unser Auto zum Service stellt, welche Winterreifen wir nehmen, und wann es Zeit ist, ein neues Auto zu kaufen und welches das Richtige ist.
Das heißt jetzt nicht, dass ein Partner zu den Zuständigkeiten des anderen Partners keine Meinung haben oder nicht "dagegen" sein darf. Aber mein Wort hat beim Kauf eines neuen Autos schlichtweg deutlich weniger Gewicht als das meines Mannes, der das Auto zu 95% der Zeit nutzt. So, wie das Wort meines Mannes bei die Kinder betreffenden Entscheidungen weniger Gewicht hat, weil die Arbeit mit den Kindern zu mindestens 80% in meine Zuständigkeit fällt. Natürlich könnte einer von uns trotzdem gegen die Entscheidungen des anderen sein, aber bei uns ist dann schon von vorne herein klar, dass die letzte Entscheidungsgewalt beim "Zuständigen" liegt.
In der Praxis fällt mir dazu die (schwere) Entscheidung ein, unseren jüngeren Sohn ins Internat zu geben. Mein Mann hatte dabei gar kein gutes Gefühl, hat mir aber diese Entscheidung überlassen, weil sie in meine Zuständigkeit gefallen ist. Der Leidensdruck lag damals in erster Linie bei mir, daher habe ich damals entschieden, den Kleinen erst mal für ein Probemonat ins Internat zu geben, um zu schauen, wie es uns allen damit geht. Und es war schon nach diesem einen Monat klar, dass es wirklich ALLEN Familienmitgliedern damit besser geht. Daher konnten wir dann die gemeinsame Entscheidung treffen, die Unterbringung im Internat beizubehalten.
Meine3 hat geschrieben:
Was passiert stattdessen?
Wir werden einen Ostheopathen und eine Heilpraktikerin aufsuchen. Wir machen eine Familirntjerapie, Sohn macht Verhaltenstherapie, wir versuchen Zappelin, VitaminD und co. Er ernährt sich für ein 8jähriges Kind recht gut: Süßes in Maßen, kein Fleisch (selbstgewählter Vegetarier seit er 4 ist),
Linsen, Hafeflocken, Obst (da isst er reichlich und fast alles) , Knoblauch, Avocado, Kresse, Bohnen, Pilze, Mais, Tomaten, Karotten, Gempsesuppen, Olivenöl, Hirse, etcpp. Aber auch gern Butter, Salz und Laugenbrötcheb und Nudeln (gibt schlimmeres Essverhalten). Dennoch lassen wir hier nichts unversucht.
Währenddessen bearbeite ich meinen Mann, so dass er wahrscheinlich früher oder später einen Versuch mit Medis nachgeben wird. Er ist anfangs immer sehr „dagegen“. Das macht seinen Charme aus... Es ist oft ein Kampf, aber letztendlich kann ich mich durch meine Geduld in Erziehungsfragen meist durchsetzen, dauert nur leider oft länger, als würde ich die Dampfhammer-Methode anwenden.
Mein Mann wollte auch KEINE Kinder. Ich habe ihm keins „untergejubelt“, sondern einfach Gefuld gehabt und in vielen Gesprächen und Besuchen bei meinen tollen Nichten/Neffen überzeugt....
Gut Ding will Weile haben und NOCH oder grade im Monent eilt es nicht mit den Medis, da im
homeschooling kein/kaum Druck durch die Schule gemacht wird
Das meinte ich auch in einem der vorigen Beiträge: wenn ohnehin absehbar ist, dass dein Mann in näherer Zukunft mal dem Versuch der Medikation zustimmt, dann kann es durchaus der bessere Weg sein, nicht vehement auf der sofortigen Durchsetzung des eigenen Standpunktes zu beharren. Nur kenne ich leider einige Familien, wo es komplett anders gelaufen ist, sich die Fronten für bzw. gegen den Versuch von Medis immer mehr verhärtet haben und die Beziehungen dann auch auseinander gegangen sind, OBWOHL die Mutter sich jahrelang hauptsächlich nach dem Willen des Vaters gerichtet hat. Ich will da bei euch aber nichts reininterpretieren.
Insgesamt sind deine Argumente mit dem Entscheidungsveto des jeweils anderen für mich nur "in sich" schlüssig. So finde ich z.B. das Argument "mein Mann hat Ängste, ergo versuchen wir keine Medikamente" nicht tatsächlich aufrechenbar mit dem Argument "ich habe Bedenken in Sachen Schulwechsel, ergo findet kein Schulwechsel statt". Bisher kam es so rüber als wäre die Einstellung deines Mannes "Lieber Schulwechsel als Medikamente" - also als wären diese beiden Entscheidungen aneinander geknüpft. Mir schien es so, als wäre es deinem Mann "wert", euren Sohn die Schule wechseln zu lassen, wenn sich dadurch ein Medikamentenversuch umgehen lässt. So, als würde er den Schulwechsel als Alternative zu Medikamenten bevorzugen, ohne sich darüber im klaren zu sein, dass die Schwierigkeiten an einer anderen Schule sehr wahrscheinlich nicht besser werden.
Dass bei euch tatsächlich UNABHÄNGIG vom Versuch einer Medikation, ernsthaft ein Schulwechsel im Raum steht, habe ich nicht mitbekommen. Kann ich das jetzt so verstehen, dass sich dein Mann bereits erkundigt hat, welche Schule sonst noch für euren Sohn in Frage kommen könnte, und dort auch schon Kontakt aufgenommen hat? Gibt es an einer anderen Schule Ansprechpersonen und besteht grundsätzlich Offenheit, deinen Sohn aufzunehmen? War einer von euch schon mit eurem Sohn eine in Frage kommende andere Schule anschauen, oder ist das konkret geplant, wenn die Corona-Situation es wieder zulässt?
Oder darf dein Mann sich da gar nicht erkundigen, wegen deinem Veto? Und darfst du dann betreffend Medis überhaupt Gespräche mit dem KJP oder sonst einem Experten führen, oder verbietet das das Veto deines Mannes? Sorry wenn ich blöd frage, ich will dich weder aufstacheln noch zu einer Rechtfertigung bewegen, ich will mich nur auskennen
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Edit: der Vergleich Medi-Versuch und Schulwechsel hinkt auch insofern, weil die MPH-Medikamente eine begrenzte Wirkdauer von einigen Stunden haben und im Versuchsstadium auch problemlos jederzeit wieder abgesetzt werden können. Ein Schulwechsel ist für alle Beteiligten wesentlich mehr Aufwand und auch nicht so locker-lässig rückgängig zu machen. Ihr habt ja schon beim versuchten Klassensprung deines Sohnes gesehen, was da dran hängt, und das war noch innerhalb derselben Schule.