Maca hat geschrieben:
Nach dem Ergebnis war ich ehrlich gesagt verzweifelt,GesamtIQ > 150....
...aber seitdem stehe ich ständig unter Druck,ob er auch genug Anregung bekommt....
...Diese permanente Unruhe kann ich nicht lange aushalten...
...nebenbei liest er ca. 4 dicke Bücher die Woche (leider gar nicht altersgerecht)...
Das alles hört sich beim ersten Lesen eher so an, als hättest Du die Nachricht bekommen dass dein Sohn, geistig behindert oder schwer krank ist. Wo liegt wirklich das Problem

? Hat es Dein Sohn oder hast es du, weil du glaubst, der Zahlenwert ändert was an der Aufgabe, die du mit Deinem Kind hast? Unabhänig ob ein Kind einen IQ von 75, 100, 125 oder über 150 hat, es ist IMMER eine individuelle Aufgabe für uns als Eltern. Daran ändert ein auf Papier geschriebener Zahlenwert gar nichts.
Ob er genug Anregung bekommt? Das wäre eine Überlegung wert bei einem Kind mit IQ 75, da sind die Eltern dafür verantwortlich, dahinterzusein, dass man aus den bestehenden Fähigkeiten das Maximum "herausholt". Ich bin selbst HB und kann Dir versichern: dein Sohn weiß schon, was ihm Spaß macht und ihn fordert. Unabhängig vom !Q (der ja mit der emotionalen Reife nichts zu tun hat) halte ich jeden gesunden 9jährigen für in der Lage, selbst zu sagen "Ich würde gern noch dieses oder jenes machen" oder sonst selbst dafür zu sorgen, dass ihm nicht langweilig wird. Traust du das deinem Sohn nicht zu oder was ist sonst der Grund dass DU unter Druck stehst ob ER genug Anregungen bekommt?
Außerdem schwingt da mit dass Du irgendwie glauben dürftest, ein Kind mit IQ 100 wäre "problemloser" und hätte es "leichter". Das ist aber ein Trugschluss. Der IQ ist EINE EINZIGE Kompenente der Persönlichkeit. Die permanente Unruhe ist eine andere. Die kenne ich sowohl von mir selbst als auch von meinem (vermutlich hochbegabten, aber nicht getesteten) 5jährigen Sohn. Ich würde gerne mal mit meinem "Großen" einfach nur kuscheln, klappt aber nicht, weil er ständig rumzappelt. Mein Kleiner dagegen ist die Ruhe in Person, der totale Genussmensch und viel kuschelbereiter.
Hast Du schon mal nachgedacht, wie Du Deinen Sohn gern hättest?
So, dass ihr jeden Abend mit ihm abwechselnd eine Seite von "Hatschi Bratschis Lufballon" lest, damit er endlich flüssig und sinnerfassend lesen lernt? So, dass ihr zittern müsst ob er eine Hauptschul-Empfehlung bekommt oder in eine Sonderschule muss? So, dass ihr von einem Nachhilfeinstitut zum anderen pilgert damit er endlich die Malreihen auf die Reihe bekommt? So, dass er keinerlei Interesse an Sport oder Musik hat und ihr ihn motivieren müsst, zumindest hie und da für 2 Stunden auf einen Spielplatz zu gehen?
Nein, sicher nicht, oder

? Vielleicht so, dass er ganz normal in einer Klasse mit Altersgenossen sitzt, halbwegs gute Noten schreibt, ein Kinderbuch in der Woche liest und im örtlichen Fußballverein aufgenommen ist und in den Sommerferien am liebsten mit seinen Freunden ins Freibad geht? Schön "Durchschnitt" also, niemand, der euch zu wenig oder zu früh Förderung vorwirft und alle sind glücklich und zufrieden?
Nein, ich will dich nicht provozieren (oder zumindest nur ein bißchen und nicht böse gemeint), aber ist Dein Sohn nicht genau so, wie er ist, ok

? Hättest du auch so viel an seinem Verhalten auszusetzen wenn er minderbegabt wäre? Oder glaubst du wirklich, Kinder mit einem IQ von +/- 100 haben die wenigsten Probleme?
Maca hat geschrieben:
Eigentlich ist er ein sehr fröhliches Kind,aber seit einiger Zeit äussert er einsam zu sein!Das schmerzt sehr! Hat jemand ähnliche Probleme,diffuse Ängste und Verunsicherungen?
Auch dieses Problem (einsam zu sein) "gehört" deinem Sohn. Wenn er mehr Kontakte will bleibt ihm nichts anderes übrig als sich darum zu bemühen. Du kannst ihm zuhören, reflektieren, aber es ist nicht deine Aufgabe deinem Sohn soziale Kontakte zu vermitteln. Und vor allem: du kannst ihm zutrauen, das selbst zu schaffen!
Zeitweise Einsamkeit ist kein Phänomen welches nur Hochbegabte betrifft, es gibt in jedern Schulklasse ein paar Kinder, die sich schwer tun, Anschluss zu finden. Und vielleicht tut sich dein Sohn ja gar nicht schwer damit, muss aber (wie andere Kinder seines Alters) erst lernen, soziale Kontakte zu pflegen und zu erhalten. Vielleicht war auch der "richtige" Freund noch nicht bei der Auswahl.
Bei der Aussage, dass ein sehr fröhliches, vielseitige interssiertes und noch dazu sehr kluges Kind manchmal über Einsamkeit klagt, läuten bei mir jedenfalls noch lange keine Alarmglocken.
Maca hat geschrieben:
Ich möchte den Intellekt meines Kindes nicht immer thematisieren,denn er ist doch so viel mehr als das,aber es wird automatisch immer zum Thema.Grundschule,Familie,Bekannte sind mehr oder weniger offen der Meinung dass wir unser Kind nicht auf eine 'normale' Schule schicken dürften, aber wir denken ehrlich gesagt eh,dass er seine Wissbegierde eher ausserschulisch befriedigen kann.Irgendwie finden uns viele 'komisch' ,manche denken wir würden unseren Sohn trimmen,andere meinen wir kümmern uns nicht genug um seine HB.Bei all den Möglichkeiten in dieser,komplexen,vielschichtigen,informationsüberflutenden Welt ist ein gradliniger Weg doch gar nich auffindbar.
Warum muss es ein "gradliniger" Weg sein? Und wohin soll er führen? Was ist so schlimm, wenn es ein Weg mit Umwegen, Versuch und Irrtum wird? Was die Schulauswahl betrifft so hängt die "richtige" Wahl sehr eng damit zusammen, wie gut die Lehrpersonen differenzieren können. Es ist nicht so wichtig ob "für Hochbegabte" draufsteht oder nicht.
Ihr sucht Euch ganz einfach die Schule aus, die Euch bzw. Eurem Sohn vom anschauen, vom Programm und von Gesprächen mit den Lehrern her am besten zusagt. Dann schaut ihr, was passiert und wie er sich tut. Entscheidungen trefft ihr dann, wenn sie anfallen und ihr denkt nicht jetzt schon darüber nach, was VIELLEICHT in 3, 5 oder 10 Jahren sein KÖNNTE. Wenn Euer Sohn längerfristig unglücklich mit der Schulwahl ist sucht ihr gemeinsam einen anderen Weg.
Wenn es Personen gibt, die an eurer Einstellung zu HB und Förderung was auszusetzen haben schaltet ihr Eure Ohren auf "Durchzug". Denn DAS ist EURE Aufgabe: damit zurechtzukommen dass Menschen, welche die Situation mit einem hochbegabten Kind nicht kennen, glauben, es besser zu wissen als ihr. Ich weiß wovon ich spreche, ich habe nicht nur ein (vermutlich) hochbegabtes sondern auch ein gehörloses Kind. Da gibt´s auch immer Klugscheißer, welche genau wissen ob das Kind Hörimplantate bekommen soll und ob es in einem "normalen" oder "speziellen" Kindergarten besser aufgehoben ist. Mache glauben das sogar zu wissen, ohne meinen Sohn zu kennen.
Maca hat geschrieben:
Ach ich kann das,was mich bewegt so schwer kronketisieren.Es ist wohl die Angst aller Eltern,NICHT das denkbar Beste für seine Kinder zu tun egal ob über,normal- oder unterbegabt.
Nur, dass jammern über ein hochbegabtes Kind mMn doch jammern auf hohem Niveau ist

. Ich habe übrigens noch 2 Buchtipps für Dich: "Die Durchschnittsfalle" von Markus Hengstschläger (zum Mut-machen

) und "Henry - ein kleiner Junge verändert die Welt" von Kersten Erhardt, damit der eigene Blick auf das, was man hat, wieder klarer wird.
Maca hat geschrieben:So,nun habe ich für heute meinen Frieden gefunden,solange Kinder sich aufrichtig angenommen und über alles geliebt fühlen kann man nicht SO VIEL falsch machen,oder?
Das hast Du sehr schön geschrieben, das stimme ich vollinhaltlich zu. Bitte sei nicht böse wenn ich manchmal provokant klinge, ich meine das nicht so

. Ich kenne deine Gefühle gut (und habe hier auch schon ähnliches geschrieben wie Du), aber mir tut es immer wieder gut, auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden. Und auf diesem Boden ist allein die Voraussetzung, ein hochbegabtes, vielseitig interessiertes Kind zu haben, keine extrem belastende Situation.
Alles Gute noch und lass hören wie es weitergeht! Und natürlich herzlich willkommen hier!