@Neugiertiger: Mein Sohn geht ja schon in die erste Klasse, aber das meiste lernt er nach wie vor eigenmotiviert. Vergangen Samstag waren wir gemeinsam (Mutter-Sohn-Ausflug) in Salzburg im "Haus der Natur", einem Museum, welches ist selbst schon als Kind geliebt habe
. Dort war er hauptsächlich im Raum für Klimaentwicklung und hat sich immer wieder einen Kurzfilm über die Entstehung der Treibhausgase angesehen. Dann hat er sich das alles aufgeschrieben (Zusammensetzung der Atmosphäre, chemische Formeln der Treibhausgase) und Atom-Modelle von den Gasen gezeichnet. Bei der Heimfahrt im Zug haben wir gemeinsam noch mal den Aufbau von Atomen und Molekülen besprochen und warum manche Elemente eher eine Bindung eingehen als andere.
Das alles ist natürlich NICHT Stoff der ersten Klasse und nicht mal in der Klasse meines Sohnes, die ja eine Mehrstufenklasse ist, wird es auch nur annähernd so ausführlich durchgenommen. Aufbau der Atome kommt in der Schule meines Wissens ab 2./3. Klasse Hauptschule bzw. Gymnasium dran.
Es ist, wie Remo H. Largo im Buch "Babyjahre" so klar schreibt:
Das Kind ist aktiv, und es entwickelt sich aus sich heraus. Aber das Kind ist zugleich selektiv. Es sucht bestimmte Erfahrungen und ist nicht für alles zugänglich. „Seine Neigungen und Interessen richten sich nach seinem Entwicklungsstand. Das Kind ist kein Gefäss, das sich mit beliebigem Inhalt bzw. Erfahrungen füllen lässt“. Und dies aus biologischen Gründen, nicht weil die „Pädagogik von Kinde aus“ Partei ergreift.
Ich verstehe wenn mein Sohn Hausübungen, wo er ständig etwas wiederholen soll, was er schon seit Jahren kann, sinnlos findet! Da finde ich in meiner Einstellung immer mehr zu Momo, die ja die Sinnhaftigkeit von Hausübungen überhaupt in Frage stellt. Wobei ich ja noch das Glück habe, dass aus einer nicht (vollständig) erledigten Hausübung kein Drama gemacht wird und die Lehrerinnen bemüht sind, gemeinsam mit Kindern und Eltern Lösungen zu finden
.
Und wegen der viel gepriesenen "Arbeitshaltung", die das Kind angeblich durch das erledigen der HÜ lernt, fällt mir ein, dass ich selbst meine Arbeitshaltung erst IN DER ARBEIT bekommen habe. Da wußte ich, dass das, was ich tue, einen Sinn hat. Und wenn meine Aufgabe war, faulige Orangen auszusortieren, war mir klar, dass das einfach gemacht werden muss, weil die guten Orangen sonst auch faulig werden. Aber wozu soll ich Rechenaufgaben lösen, die ich ohnehin längst kann, wenn der Zettel oder das Heft ohnehin früher oder später im Papierkorb landet?
So gesehen würden unsere Kinder in der Schule weniger Frustrationstoleranz und Resilienz benötigen (zwei Eigenschaften, an denen es nicht nur meinem Sohn mangelt
), wenn wirklich nur Arbeiten von ihnen erwartet würden, deren Sinn sich ihnen auch erschließt. Nicht umsonst liebt mein Sohn den Werkunterricht: man macht etwas, was man dann sieht und "benutzen" kann. Sei es auch nur ein schlecht gestrickter Topflappen (in meiner Kindheit DAS klassische, schulgefertigte Muttertagsgeschenk)...
Geo-catching ist übrigens ein interessantes Hobby! Wollte ich auch schon mal mit meinem Sohn machen, aber den hat´s leider nicht interessiert. Aber wie schon beschrieben, er darf - zumindest zu Hause - selektiv sein, und sich Tätigkeiten aussuchen, die seinen Interessen und seinem Entwicklungsstand entsprechen. Im Museum hätte ich mir auch noch gern die anderen Räume angeschaut (wir haben maximal 1/3 gesehen), aber da mein Sohn aus dem Klimaschutz-Raum nicht rauszubekommen war (und der Ausflug ja eigentlich "für ihn" gedacht war) habe ich nicht darauf beharrt, meine eigenen Liebling-Räume zu besuchen.