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habe auch ein vorstellbedürfnis

Verfasst: Sa 29. Dez 2007, 16:37
von lilith
ich fühle mich wie in einem Anfängerkurs Fremdsprache Internet, da ich erst seit letzter Woche einen Internetanschluß habe und die Möglichkeiten der Beitragsgestaltung mich noch total überfordern....

Aber: herzlichen Dank für die ausführlichen Erklärungen unter "Hilfe"!!! Ich bin froh, dass dort alles erklärt wird, egal wie einfach und logisch es für andere ist!!!!!!DANKE!

Mein 7-jähriger Sohn und ich wohnen in Tirol und seit langer Zeit vermute ich, dass er hb ist, habe ihn aber bisher nie testen lassen. Nun,die Schule hat begonnen und mit ihr die Probleme!!!!Es geht ihm im Moment körperlich und seelisch schlecht und ich bin auf der Suche nach Hilfe. Leider weiss ich nicht an wen ich mich in Tirol wenden kann, d.h. wer wirklich kompetent und verständnisvoll genug ist, um meinem Sohn und mir zu helfen. Möglicherweise hat er auch ads, aber mir ist weder mit der Einordnung in Richtung hb, noch ads wohl dabei, da ich angst habe, dass wir an jemanden geraten ,der schubladisiert und nicht das Kind als Ganzes sieht.....könnt ihr verstehen was ich meine?

Auch bin ich auf der Suche nach Familien mit Kindern , die hochbegabt sind und in unserer Nähe wohnen (Tiroler Unterland), um mich austauschen oder treffen zu können.....vielleicht ist jemand in diesem Forum????

Ausserdem fühle ich mich im Moment sehr energielos und traurig, weil ich ständig an Unverständnis stosse. Ich denke ein Austausch in diesem Forum wird mir und in der Folge auch meinem Sohn guttun!

noch ein schönes Wochenende

lilith

Re: habe auch ein vorstellbedürfnis

Verfasst: Sa 29. Dez 2007, 18:51
von Gela
Hallo lilith,

verstehe sehr gut, dass du Angst hast schubladisiert zu werden.
In der Tirol ist es nicht so einfach zu sagen, mein Kind ist hb, das ist da noch viel einfacher. Scheinbar hören wir doch noch lieber andere über Probleme zu erzählen, als über die Stärken ihrer Kinder.
Vielleicht kannst du ein wenig genauer über die Probleme deines Sohnes erzählen, dann kann ich dir auch genauer sagen, an wen du dich wenden könntest.

Lg Gela

Re: habe auch ein vorstellbedürfnis

Verfasst: Fr 4. Jan 2008, 20:49
von lilith
hallo Gela,
danke für Deine rasche Antwort. Heute hat mein Sohn "Papa-Tag" und ich habe endlich Zeit,um in Ruhe zu antworten ;-)

Mein Sohn kam auf die Welt und alle (Schwestern, Ärzte)meinten er sei ein extrem "wacher" Säugling und er blieb auch im anderen Sinne wach...
mit zwei Jahren sprach er schon in ganzen Sätzen und hat eigentlich nie die "Babysprache" verwendet. Er hat jedes Wort dass er lernte, so gut wie immer, von Anfang an richtig und klar veständlich ausgesprochen. Er war immer ein sehr aufmerksames, beobachtendes Kleinkind, das viel fragte, erforschte, hat mit drei über Gott und die Welt und Themen wie Liebe und Tod gesprochen bzw. sich selbst etwas dazu ausgedacht oder nachgefragt. Er hatte sehr früh einen ausgesprochen guten Humor und verstand mit ca.4 Jahren was "Ironie" ist. Feinmotorisch war er sehr früh sehr geschickt, er hat vor seinem dritten Geburtstag z.Bsp. ein Huhn gezeichnet, das einfach erstaunlich war in seiner Ausführung. Als er in den Kindergarten kam, hat er die erste Zeit nur gekritzelt.....
Eigentlich könnte ich ja noch vie mehr schreiben, aber ob er jetzt hb ist oder nicht ,auf alle Fälle hat er ein grosses Potenzial, ein ausgezeichnetes Gedächtnis, eine rasche Auffassungsgabe und einen für sein Alter erstaunlichen Wortschatz, eine unglaubliche Kreativität auf verschiedensten Gebieten und eine differenzierte Ausdrucksweise.

Mit dem Kindergarten fingen die ersten Probleme an, denn die anderen konnten ihn oft nicht "verstehen" und er selbst meinte auch immer er fühle sich so anders. Seit ich ihn mit anderen beobachte, versucht er einerseits verzweifelt und mit allen Mitteln mit anderen Kontakt aufzunehmen, sehnt sich nach Freunden und ist oft sehr unglücklich und wird von anderen schwer angenommen. Er selbst ist sehr individuell und eher ein Einzelgänger ,aber er mag Menschen und möchte mit anderen spielen. Er war früher eher schüchtern, hat sich dann immer wieder getraut und immer wieder eine auf den Kopf bekommen und ist mitlerweile selbst zu schlagen und schimpfen übergegangen, wenn er sich angegriffen fühlt oder gestört oder übergangen etc. Er versucht auch immer wieder auf andere Art und Weise auf andere Kinder zuzugehen, aber er wird sehr schnell aus der Gruppe ausgeschlossen oder schliesst sich selbst aus, d.h. "grantelt", ist jähzornig und unleidlich, so als wolle er zuerst "böse" sein ,damit ihn miemand verletzen kann. Er ist äusserst sensibel und empfindlich und seit einem verpatzten Schulstart letztes Jahr und einer Lehrerin, die ihm im Moment auch nur wenig Verständnis entgegenbringt ("ist wie ein Erwachsener, so aufgesetzt, das darf man nicht fördern....")und als Aussenseiter in der Klasse geht es ihm sehr schlecht und manchmal ist er so traurig ,dass er sagt er möchte lieber tot sein ,weil ihn keiner von den Kindern mag und er so "leicht reinzulegen ist" (damit meint er,dass er immer wieder anderen Kindern vertraut und sie ihn dann aber wieder ignorieren oder verspotten, nachdem sie ienmal nett mit ihm gespielt haben).
er kann sehr geduldig und konzentriert sein ,wenn ihn etwas interessiert, aber oft ist er sehr ungeduldig und frustriert, wenn etwas nicht gleich funktioniert oder er etwas nicht gleich kann. Man braucht sehr viel Geduld, um ihn in dieser Hinsicht zu helfen und man muss einen Mittelweg finden zwischen eine Grenze setzen, um nicht als
Frustrationsableiter benützt zu werden und ihn aber weiterhin passend zu motivierren, damit er nicht zu schnell aufgibt. Es ist alles so schwer zu erklären......Auf jeden Fall stellt er für mich eine grosse HErausforderung dar:ich habe schon so viel durch ihn und mit ihm gelernt , viel in meinem Leben bewegt und mich entwickelt, um auch ihm einen Weg zeigen zu können, aber er bringt mich auch ständig an meine Grenzen!!!

Natürlich frage ich mich manchmal, ob ich vieles falsch gemacht habe, ob ich einen kleinen Tyrannen erziehe oder einen Verweigerer, ein Kind mit mangelnder sozialer Kompetenz (es wir einem ja immer wieder gesagt ,dass das kind ADHS haben könnte, dass es so aggressiv ist, zu intellektuelletc.) , aber dann weiss ich wieder ganz sicher ,dass er all das nicht ist ,denn ich sehe seine lebendigen, strahlenden, neugierigen Augen, die voll Humor und Klugheit in die Welt schauen, ich sehe und spüre seine Liebe für Mensch und Tier und diese Welt, ich fühle sein empfindsames Wesen und bin erstaun über seinen oftmals klaren Durchblick ,wenn es um Situationen oder Menschen geht und ich weiss,dass ich einen 7-jähreigen vor mir habe, der vollkommen in Ordnung ist, wie er ist ,aber in dieser Welt Hilfe braucht, um mit seiner "Andersartigkeit" nicht zu verzweifeln. Ich wünsche mir so sehr , dass er seinen Platz in der Schule findet, dasss er Freunde hat, die ihn so annehmen wie er sit, dass er sein Potenzial entfalten kann und nicht unterdrücken muss und für mich wünsche ich mir ein bisschen Unterstützung, damit ich nicht so schnell an meinen Gefühlen und Beobachtungen zweifle, nur weil sie gewisse Personen nicht teilen......
Ich habe manchmal einfach Angst, dass ich nicht mutig oder stark genug bin, um mich richtig für meinen Sohn einzusetzen, oder zu diplomatisch , zu geduldig bin mit anderen, die falschen Entscheidungen getroffen habe und nicht weiss wie ich die nächste richtige Entscheidung für ihn treffen soll.......wahrscheinlich versteht ihr was ich meine?..?..?

lilith

Re: habe auch ein vorstellbedürfnis

Verfasst: Sa 5. Jan 2008, 12:12
von Gela
ich verstehe sehr gut, was du meinst.
Mit Hilfe ist das so eine Sache.
Natürlich spricht jeder "Fachmann" von resourcenorientierter Arbeit, aber im Grunde läuft jeder Test immer noch darauf hinaus, Probleme festzumachen.
Egal, was für ein Testergebnis herauskommt, in deinem Fall wird man sich über gute IQ-Ergebnisse freuen und dann an den Schwächen arbeiten. Und dann hast du die nächste Zeit ein Kind, das Probleme macht und nicht eines an dem man trotz aller Schwierigkeiten Freude hat.

Erst mal mach dir nicht zuviel Gedanken darüber, was du anscheinend alles falsch gemacht hast. Ganz abgesehen davon, das du das sowieso nicht mehr änden kannst, überschätzen wir alle unseren erzieherischen Einfluss enorm. Unsere Kinder sind von Anfang an eigenständige Persönlichkeiten, die Aufgabe als Eltern ist nicht sie zu formen, sondern sie in ihrem eigenständigen Weg zu unterstützen.

Du wünscht dir, dass dein Kind angenommen wird, wie es ist. Leider wird kaum jemand von uns so angenommen, wir verbiegen uns alle, um dazuzugehören.
Und in gewisser Weise geben wir die Information auch an unsere Kinder weiter:" Du musst dies und das tun, um das und jenes zu bekommen!" Viel sinnvoller wäre es, den Kindern immer wieder zu sagen, das kannst du gut, mach das doch öfter, das gefällt mir, der Lehrerin oder deinen Mitschülern....

Es ist schwierig in einer Gruppe anders zu sein, für ein Kind noch viel mehr als für einen Erwachsenen. Bau ihm erstmal einen sicheren Hafen zuhause, dann schau, wen du in diesen sicheren Hafen einladen könntest und wer deinem Sohn eine Unterstützung draussen sein kann. Mehr kannst du eigentlich nicht tun.

Zum Thema Lehrerin: versuch nicht deinen Sohn vor ihr zu schützen oder ihn ihr gegenüber zu verteidigen. Die Reaktion ist meist immer die selbe, die Lehrerin versucht nur noch stärker ihren Standpunkt klarzumachen um verstanden zu werden und du wirst wahrscheinlich genau dasselbe tun. Es dauert nicht lange und die Fronten sind verhärtet, davon hat keiner was.
Mach doch einfach einen Termin mit ihr aus und sag ihr, dass es deinem Sohn un d Dir mit der Situation schlecht geht und frag sie, wa sie vorschlägt um die Situation für alle Seiten zu verbessern.
Auch, wenn es oft weh tut, aber so falsch liegen Lehrer meist nicht und wenn man sie in Lösungswege miteinbezieht, sind sie oft wirklich hilfreich.

Im Moment kann ich nicht wirklich abschätzen, wie groß eure Probleme wirklich sind, aber wenn du das Gefühl hast, dass du professionelle Hilfe brauchst, hier verschiedene Ansprechpartner.

Schule: Beratungslehrerinnen können Untestützung bei "schwierigen Kindern" und einen Überblick über Hilfen bieten

Schulpsychologie: können Test machen, beratende Funktion einnehmen, werden aber selten als Vorraussetzung für therapeutishe Unterstützung angenommen, zeitliche Resourcen sehr knapp.

Erziehungsberatungsstellen , wenn´s Hilfe beim täglichen Umgang braucht.

Kinderarzt: er hat die Aufgabe, sich ein grundsätzliches Bild zu machen und die folgenden Maßnahmen zu koordinieren, Verordnugen z.B. für psychologische Abklärung auszuschreiben.

Kinderklinik: wenn z. B. ads vermutet und von einer notwendigen Therapie ausgegangen wird.

Sollte für dich etwas von den Angeboten in Frage kommen gebe ich dir gerne konkrete Namen.

Gela

Re: habe auch ein vorstellbedürfnis

Verfasst: Sa 5. Jan 2008, 14:01
von lilith
ich verstehe sehr gut, was du meinst.

*danke

*ich möchte natürlich, dass mein Kind nicht als Problemfall durch die Gegend läuft und dass seine Stärken auch gesehen werden. ich denke, ein Test wäre eine Möglichkeit der Annäherung an seine Begabungen und Schwierigkeiten, denn ein Test ist für mich nicht die Lösung aller Probleme oder die alles beinhaltende und absolute Aussage über mein Kind.

*Gott sei Dank kommen "ich habe anscheinend alles falsch gemacht - Gedanken" nur in energieraubenden und Stresszeiten und wenn ich wieder einigermassen im Gleichgewicht bin, sehe ich auch klarer ;-) Eigentlich versuche ich ihn so gut es geht zu begleiten und nicht ihn zu formen, weil er eben als eigenständige Persönlichkeit vor mir steht. Trotzdem ist es auch ganz gut immer wieder zu reflektieren inwieweit ich ihn erziehe und wie meine Reaktionen sind und auch wenn es schon geschehen ist, kann ich ja für die Zukunft meine Lehren daraus ziehen.


*ich arbeite mit Menschen mit geistiger Behinderung und was ich sehr an meiner Arbeit liebe ist, dass ich jedesmal spüre wie wir alle in der Gruppe einfach so sind wie wir sind und in diesem gegenseitigen Angenommen sein entsteht immer wieder Unglaubliches. Ich habe sehr wenige Freunde, aber auch bei ihnen kann ich so sein wie ich bin und werde auch so angenommen. Natürlich muss ich jeden Tag mich auf verschiedene Situationen/Menschen einstellen und auf gewisser Ebene anpassen, aber es muss einfach für jeden auch Nischen geben, die ihm/ihr ermöglichen so zu sein wie er/sie ist....das wünsche ich mir auch für meinen Sohn.

*ich bestätige meinen Sohn, wenn er etwas gut gelöst hat, ich lade Klassenkameraden ein (oder versuche es zumindest), ich mag seine Lehrerin und sage nie etwas Schlechtes über sie wie haarsträubend mir manche Reaktionen und Aussagen auch erscheinen, ich spreche mit ihm über positive Reaktionen der anderen Kinder - also ich versuche die positiven Seiten nicht ausser Acht zu lassen.

*er hat einen sicheren Hafen zu Hause, daher verlässt er ihn manchmal sehr ,sehr ungern. Ich fördere Kontakte zu Kindern, die er mag etc. Aber ich suche noch nach der Unterstützung "draussen".

*bisher habe ich der Lehrein zugehört, ihre Vorschläge aufgegriffen und versucht geduldig eine Entwicklung abzuwarten. Ich habe schnell begriffen ,dass der Versuch für das Verhalten meines Sohnes Verstädnnis zu wecken im Moment nicht fruchtet, da sie selbst mit der Klasse überfordert ist und nicht weiss wo ihr der Kopf steht. Ich denke sie ist bemüht , aber es enttäuscht mich, wenn ich dann höre, dass mein Sohn in der Ecke stehen musste, weil er mit anderen Kindern "grantig" war.

Ich habe mit ihr schon vereinbart, nach den Ferien zu einem Gespräch zu kommen und ich werde auch deinen vorgeschlagenen Weg gehen, aber es tut gut, wenn ich hier im Forum mit jemanden alles durchdenken und mir ein bisschen Luft machen kann. Beim letzten Gespräch fiel ihr weder etwas Positives über meinen Sohn ein, noch konnte sie sagen wie er auf die Unterrichtsmethode reagiert und fragte ständig nach familiären Problemen und Verhaltensvorbilder, daher und aus noch anderen Gründen habe ich einfach ein flaues Gefühl im Magen was ihr Verständnis anbelangt. Aber ich hoffe, dass sie ihn vielleicht jetzt besser einschätzen kann und besser beobachtet hat.


Ich denke, ich fixiere jetzt einmal das Gespräch und spreche mit unserem Kinderarzt, mal sehen.

noch ein schönes Wochenende
lilith

Re: habe auch ein vorstellbedürfnis

Verfasst: Sa 5. Jan 2008, 19:13
von Gela
Oje, da bin ich doch ein wenig zu "basal" eingestiegen, aber ist leider nicht so leicht, nach ein paar kurzen Sätzen abzuschätzen, wer wo gerade steht.

Lg Gela