Hochbegabt und Hochsensibel

mein "kluges Kind" macht mich fertig: negative Erfahrungen und Erlebnisse
KikiCatti
Beiträge: 8
Registriert: Do 12. Nov 2015, 08:53

Hochbegabt und Hochsensibel

Beitrag von KikiCatti »

Hallo Zusammen,

das mein Kind immer schon speziell war, war uns durchaus bewusst. Sie ist auch extrem anstrengend bedingt dadurch, dass Sie permanent Aufmerksamkeit fordert und viele "sonderbare" Fragen hat.

In der Schule, Sie ist jetzt in der 2.Klasse, kommt Sie sehr gut mit. Jedoch ist es für Sie nicht einfach in der Schule auch wenn Sie gerne geht. Dies resultiert daraus, dass Sie eben zum Einen extrem sensibel ist und das Sie Anweisungen usw, welche Ihr nicht logisch erscheinen, nicht annimmt.

Da ich mir hier große Sorgen gemacht habe, dass Sie ADS hat, habe ich Sie testen lassen. Sie ist halt auch sehr unruhig und diskutiert alles aus. Sie akzeptiert nichts ohne Diskussion. Mathe rechnet Sie keine Zwischenschritte da Sie es unlogisch findet auf Lesen hat Sie keine Lust, kann aber schon 4.Klasse Stoff lesen und auch Fragen zu beantworten. Schreiben ist Sie zu faul für und hat auch eine sehr unsaubere Schrift. Auch will Sie eine eigene Handschrift kreieren, welches aber unterbunden wird. Rechtschreibregeln wendet Sie schon an.

Nun haben wir das Testergebnis vorliegen. Der Psychologe erklärte mir, dass Sie voller Selbstzweifel ist und alles wo Sie nicht 100 % die Antwort kennt, verweigert. Sie meint echt Sie ist dumm. :shock: Somit hat Sie bei vielen Aufgabe einfach nicht geantwortet. Sie ignoriert dann solche Aufgaben. Trotzdem ist das Ergebnis Hochbegabt. Besonders in den Bereichen logisches Denken und Arbeitsgedächnis. Er sagte auch, wenn Sie wenigstens etwas gesagt hätte bei den Aufgaben welche Sie nicht 100 % wusste, wäre das Ergebnis noch höher gewesen.

Ich weiß jetzt gerade nicht wie ich Ihr helfen kann. Was kann ich tun damit Sie sich besser fühlt. Und nicht meint Sie wäre total dumm. Wenn etwas nicht klappt, dann ist Sie direkt frustriert und meint: Siehst Du, ich kann gar nicht schlau sein. Ich bin zu doof dafür.

Ich hoffe Ihr habt hier einen Rat für mich.

Lieben Gruss
Swenja
KikiCatti
Beiträge: 8
Registriert: Do 12. Nov 2015, 08:53

Re: Hochbegabt und Hochsensibel

Beitrag von KikiCatti »

Huch,

sorry ich bin ins falsche Unterforum gerutscht. Gehört eigentlich ins Schulkinder -Forum

Lieben Gruss
Swenja
KikiCatti
Beiträge: 8
Registriert: Do 12. Nov 2015, 08:53

Re: Hochbegabt und Hochsensibel

Beitrag von KikiCatti »

Hallo Koschka,

ja, es tut im Besonderen mir leid, dass Sie so wenig an sich glaubt. Das Fach (Mathe) was Ihr eigentlich vom Test her am meisten liegt mag Sie gar nicht. Resultierend daraus das Sie nicht an Ihre Fähigkeiten glaubt nutzt Sie Ihr Potential auch nicht richtig. Das ist mir jedoch nicht so wichtig solange Ihre Leistung stabil ist. Am meisten "sorgt" mich eben das Sie auch findet, dass Sie böse ist und komisch und anders. Das bekommt Sie auch in Bezug auf Freunde zu spüren. Klar, Sie hat befreundete Kinder jedoch lange nicht so intensiv wie es in dem Alter üblich ist. Auch spielt Sie nicht mit Spielsachen. Sie bastelt und malt gerne und macht für Ihr Leben gerne Sport. Ich habe einfach Angst, dass Sie in der weiterführenden Schule sozial Probleme bekommt, da Sie nicht verstanden wird und auch nur schwer Kompromisse eingeht.
Sie lernt schnell auch sportlich, traut sich aber trotzdem nichts zu.

Ich weiß einfach nicht was ich machen kann / soll damit Sie mehr an sich glaubt und auch akzeptieren kann das Sie genau richtig ist wie Sie ist. Das fällt Ihr schon manchmal sehr schwer.

Lieben Gruss
Swenja
Rabaukenmama
Dauergast
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Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Hochbegabt und Hochsensibel

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Swenja,

du schreibst dass deine Tochter mit sich selbst unzufrieden ist.

Du überlegst, wie intensiv Freundschaften "in diesem Alter" normalerweise sind und analysierst bei deiner Tochter wäre es "anders". Sie geht jetzt in die 2. Klasse und du hast Angst dass sie an einer weiterführenden Schule Probleme haben könnte. Dir fallen die Unterschiede zu anderen Kindern auf (z.B. dass deine Tochter nicht mit Spielsachen spielt) und es macht Dir Sorgen.

Wie sehr bist du eigentlich mit deiner Tochter - so wie sie ist - zufrieden? Wie sehr traust du ihr zu, Probleme, die VIELLEICHT IRGENDWANN EINMAL auf sie zukommen, bewältigen zu können? Bist du denn bereit, sie einfach so anzunehmen, wie sie ist, oder hättest du sie gerne "anders" weil du glaubst, das würde ihr das Leben erleichtern?

Wenn du fragst, wie du deiner Tochter unterstützen kannst habe ich einen klaren Vorschlag: Nimm sie so an wie sie ist! Versuche nicht, ihr die Probleme, die sie jetzt vielleicht hat, abzunehmen, sondern traue ihr zu, damit fertig zu werden. Lebe im hier und jetzt und arbeite an DEINEN Zukunftsängsten. Du bist eine der wichtigsten Bezugspersonen deiner Tochter. Wenn du mit ihr unzufrieden bist spürt sie das und wenn du sie "aufbauen" willst, indem du ihr sagst, dass sie ja ohnehin alles super kann und macht deutet sie das als gütige Lüge. Denn das, was du sagst, und das, was sie fühlt, widerspricht sich.

An der Zufriedenheit eines Menschen mit sich selbst können andere Menschen - auch wenn sie ihm sehr nahe stehen - wenig ändern. Aber ich kann aus eigener Erfahrung sagen dass Menschen, die sich angenommen fühlen, eher zu Zufriedenheit mit sich selbst finden als wenn man immer fühlt "der andere hätte mich gerne ganz anders"...

Alles Gute mit Deiner Tochter! Sie kommt in der Schule gut mit, geht gerne hin und hat Freunde. Das ist JETZT und das ist Fakt. Hier im Forum kannst du unter anderem von etlichen Kindern lesen, die dieses Glück nicht haben. Und es ist sicher nicht so, dass deine Tochter rein zufällig gut zurechtkommt, sondern es liegt auch daran, dass sie eben der Mensch ist, der sie ist. TROTZ ihrer Nervosität, trotz ihres Perfektionismus. Das gehört genauso zu ihr und es DARF auch zu ihr gehören. Du kannst nicht wissen ob es nicht einmal genau DIESE Eigenheiten sind, die deine Tochter im Leben weiterbringen :) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Momo
Dauergast
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Re: Hochbegabt und Hochsensibel

Beitrag von Momo »

Hallo Swenja,
gibt es in der Schule viel Leistungsdruck, wird sehr viel bewertet? Wie stehst Du zum Thema "Bewertung" von Dingen oder Leistungen? Auch ein Lob ist übrigens Bewertung. Ich denke, Kinder sollten sich erst mal einfach nur entwickeln dürfen, frei das tun, was sie interessiert. Ich weiß, es fällt schwer, sich zurückzunehmen und das Kind einfach selbst Erfahrungen machen und ausprobieren zu lassen. Doch wenn ein Kind zu früh in ein Bewertungssystem rutscht (sowohl zu Hause als auch in der Schule) geht es beim Tun nicht mehr um die Sache an sich sondern um die Bewertung von außen. Das erzeugt Druck und bewirkt bei manchen, insbesondere natürlich bei hochsensiblen Kindern, dadurch das Gegenteil, nämlich dass sie bestimmte Tätigkeiten nur noch ungern oder gar nicht mehr ausführen wollen, sich nichts zutrauen etc. Lass Deine Tochter in ihrer Freizeit so viele freie, unbeobachtete und unbewertete Erfahrungen wie möglich machen. Lass sie aber frei entscheiden, was sie interessiert, versuche sie nicht in eine Richtung zu manipulieren. Vertraue ihr und ihren guten Leistungen in der Schule. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, spielerisch ihre Freude am Lernen oder zum Beispiel im Fach Mathematik zu wecken. Also nicht Büffeln für die Schule, sondern zusammen experimentieren, erzählen, spielen, philosophieren. Nicht um sie zu mehr Leistung zu bewegen, sondern um ihre Freude an diesen Dingen wieder zu wecken und dadurch ihr Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten zu stärken.

Alles Gute wünscht Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
KikiCatti
Beiträge: 8
Registriert: Do 12. Nov 2015, 08:53

Re: Hochbegabt und Hochsensibel

Beitrag von KikiCatti »

Hallo Rabaukenmama,

grundsätzlich hast Du schon recht! Wir nehmen Sie so an wie Sie ist. Ich liebe Sie unsagbar für Ihre spezielle Art, Sie ist mir da auch sehr ähnlich. Ich finde es toll, einen so charmanten, witzigen und unheimlich liebevollen kleinen Energiezwerg als Tochter zu haben. Sie polarisiert eben auch sehr. Mir tut es aber als Mutter natürlich sehr weh, wenn Sie aus diversen Eigenarten abgelehnt wird. Und das wird Sie! Auch von Ihrer eigene Oma. So. dass Sie zu mir schon sagte:" Warum mag mich die Oma nicht? Und warum hat Sie Kiara (Ihre Große Schwester) so gerne? Was stimmt nicht mit mir?" Und das, ist das was mir zu schaffen macht.

Sie fühlt ja auch zusätzlich sehr extrem. Sie leidet mit allem und jedem mit. Eine Aussage von Ihr hat mich betroffen gemacht. Sie meinte zu mir:" Mama, Ich liebe Dich so sehr! Mir ist es egal was mit mir passiert, hauptsache Euch geht es gut. Dafür würde ich jederzeit sterben. Denn in einem anderen Leben werden wir uns dann bestimmt wieder sehen."
Sie weint und ist untröstlich wenn einem etwas passiert. Und wenn es nur eine Spinne ist, welche getötet wurde.

Dies alles führt dazu, dass Sie sich anders empfindet. Andere Ihr auch sagen, dass Sie "komisch" ist. Das ist meine Sorge, dass Sie dieses annimmt und Ihren Selbstwert nicht lernt zu sehen.

Lieben Gruss
Swenja
Karen
Dauergast
Beiträge: 317
Registriert: Mo 27. Jul 2015, 22:46

Re: Hochbegabt und Hochsensibel

Beitrag von Karen »

Hallo Svenja, meine tochter ist noch zu klein aber vielleicht sind für dich meine eigene erfahrungen interessant. Ich war selber so ein kind dass mit allen mitgelitten hat, wegen jede tote mücke geweint und buben geschlagen wenn sie einem baum weh gemacht haben. Es war nicht einfach und es war das machtlosigkeit und unmöglichkeit jemandem zu helfen dass mir am meisten sorgen gegeben hat (am anfang nicht bewusst). Und irgendeinmal haben meinen eltern das richtige gemacht: mir gezeigt wie ich wirksam sein kann und anderen helfen kann statt nur mitzuleiden. Wir haben bäume geplanzt, müll gesamelt, in demonstrationen teil genommen (damals istvmein heimatland nur mit glück krieg entkommen), essen für obdachlosen verteilt, usw. Das hat mir auch erfahrungen gegeben die mich bestärkt haben und gezeigt haben dass ich was bewirken kann und deshalb nicht komisch aber eher dank sensibilität ein wenig besser bin. Ich war auch ein wenig stoltz auf mich und konnte mich gegen angriffe besser verteidigen. Und dieses Erkentniss hat mir sehr geholfen sensibilität positiv zu sehen. Vielleicht gibt es bei euch was wo deine tochter mitmachen kann um dinge zu ändern die sie zu leiden bringen: WWF hat tolle programme für kinder wenn es um natur geht, oder ihr retet kröten von überfahren auf strassen oder schaut bei red cross (bei uns gibt es tolle projekte in denen familien sich engagieren können um andere familien oder kindern zu helfen). Es ist nur mal meine erfahrung, und vielleicht was zum nachdenken.
KikiCatti
Beiträge: 8
Registriert: Do 12. Nov 2015, 08:53

Re: Hochbegabt und Hochsensibel

Beitrag von KikiCatti »

Hey :fahne:

nach erneuter Rücksprache mit dem Psychologen wird nun auch meine große Tochter getestet.

Sie ist zwar vom Typ her ausgeglichen und ruhig also das Gegenteil von meiner Kleinen, jedoch war die Entwicklung in Großteilen die Gleiche.

Sie war von der 1. Klasse bis zum 2. Halbjahr 6. Klasse eine Schülerin mit Notendurchschnitt von 1.7. Nun baut Sie gerade ab auf Notendurchschnitt 2,5 - 2.8. Und das obwohl ich weiß das Sie es kann.
Sie schreibt frei Texte in Englisch fehlerfrei in der Arbeit Lückentexte 4-5 :?:

Sie besteht nun selber auf einen Test.

Lieben Gruss
Swenja
KikiCatti
Beiträge: 8
Registriert: Do 12. Nov 2015, 08:53

Re: Hochbegabt und Hochsensibel

Beitrag von KikiCatti »

Hey,

ja da ich gehe ich von aus, dass das täuscht. Wir machen keinen Druck Zuhause. Ganz im Gegenteil.
Beide haben viel Freizeit und Freiräume. Die Hausaufgaben erledigen Sie immer nach der Schule und dann haben Sie Zeit nur für sich in der Woche. Wir unternehmen viel und reden auch viel über Gott und die Welt.
Was ich hier geschrieben habe sind meine inneren Sorgen und Gedanken zu meinen Kindern. Zuhause unterstütze und lobe ich meine Kinder bei allem was Sie so machen. Sie wissen, dass Sie jederzeit mit allem was Ihnen so auf dem Herzen liegt zu mir kommen können.
Auch wenn es mal in der Schule eine schlechtere Note gibt, schimpfe ich nicht. Wir überlegen dann gemeinsam woran es gelegen haben könnte. Denn meine große Tochter macht sich selbst dann Druck, da Sie sehr ehrgeizig ist jedoch nicht gerne Lernt. :lol: Ich motiviere Sie, sag Ihr das ich an Sie glaube und das es schon bestimmt wieder besser wird.
Bei der Kleinen ist es in etwa genauso, nur das Sie total perfektionistisch ist und für Sie eine Welt zusammenbricht wenn es in Ihren Augen nicht schön, gut oder sonstiges ist. Ich versuche Sie da eher immer zu bestärken dass das was Sie macht super ist. Natürlich muss ich Ihr ab und an auch klarmachen das Sie sich an Klassenregeln usw halten muss.
Ich versuche Ihnen auch beizubringen das manchmal schweigen Gold ist :friedlich: Denn besonders die Kleine ist gnadenlos ehrlich und schert sich nicht um "Anstandsaussagen" . Die Große ist hier genau andersrum, Sie will keinen Verletzen und müsste einfach ab und an mal den Mund aufmachen :lol:

Lieben Gruss
Swenja
Maca
Dauergast
Beiträge: 390
Registriert: Do 21. Mai 2015, 16:30

Re: Hochbegabt und Hochsensibel

Beitrag von Maca »

@Koschka, es ist ja auch vor allem der Druck den die Schüler sich gegenseitig machen.
Gerade in dieser pubertären Phase ist vielen Kinder die vermeintlich objektive Bestätigung durch gute Noten so unendlich wichtig,insbesondere den Mädchen!
Meine Tochter leidet zur Zeit auch sehr unter deutlich schlechteren Noten.Ich bin froh,wenn sie eine 4 schreibt ,besser als 5 :D und nicht gefährdend.Aber mit solchen Leistungen gehören sie in der Klassenhirachie zu den Versagern,zu der Gruppe der Leistungsschwachen,zu denen will keiner gehören.
Ich beobachte immer mehr wie bizarr dieser Leistungswahn wird.
Eine knappe eins führt bei einigen Freundinnen meiner Tochter schon zu Tränen.
Das tragen viele Eltern zwar mit,aber die Kinder stacheln sich auch gegenseitig an.
Mitunter geht jede Verhältnismäßigkeit verloren.
Es sind sogar eher die HB Kinder,oft wahrscheinlich unbewußt,die dieses alberne Spiel nicht mehr mitspielen wollen.
Meine Tochter hat nur bei genügend Transferaufgaben eine Chance auf eine gute Note,weil für diese anteilsmäßig mehr Zeit zur Verfügung steht und sie einfach so langsam ist.
Ein HB Mädchen,daß ich in der Klasse meiner Tochter so beobachte,verweigert sich reinen Reproduktionsaufgaben immer mehr,genau wie mein Sohn.
@ KikiCatti vielleicht geht es deiner Tochter ähnlich?
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