uns ist noch egal, ob unsere zweieinhalb Jahre alte Tochter mal hb sein wird oder nicht. Sie kommt nicht an die Höchstleistungen der hier vorgestellten Kinder heran, ist aber gut entwickelt. Wir freuen uns mit ihr an jeder neuen Errungenschaft, aber zwingen sie auf keinen Fall zu irgendetwas. Aber ihr wisst bestimmt alle, dass ein zweieinhalb Jahre altes Kind unter Zwang kaum so gut lernen würde wie freiwillig.
Kurze Entwicklungsgeschichte, bei Langeweile bitte bis zum


Der alteingessene Kinderarzt hat bei der U2 gesagt "Haben Sie aber ein waches Kind" und bei der U3 von sich aus gemeint, sie würde ihn anfremdeln. Das erste Jahr war ein einziger langer Schrei, der nur mit Tanzen UND Tragetuch UND Bryan Adams unterbrochen werden konnte. Vor ihrem ersten Geburtstag erkannte sie "Hasenohrenfinger" hinter ihrem Kopf im Spiegel als ihr zugehörig, im 17. Monat zeigte sie auf sich selbst und nannte den eigenen Namen.
Mit 18 Monaten benannte sie begeistert Rot, Gelb, Grün, Blau, Lila, Rosa und Schwarz. Mit 21 Monaten blieb sie mitten auf der Straße stehen, weil die Ampel rot wurde. Mit 24 Monaten äußerte sie den ersten Berufswunsch "groß sein, Bäcker" und auf die Frage, warum, antwortete sie entschieden "Kekse backen!". Um diese Zeit beherrschte sie auch "links" und "rechts" zweifelsfrei. Mit 26 Monaten hinterfragte sie die Aussagen der Eltern:
"Steck dir bitte niemals Dinge in Körperöffnungen!" -"Kartoffeln!"
"Hast du jetzt endlich genug mit diesem Sack gespielt?" - "Ja. Mit anderen Sack spielen!"
"Ich werde mir jetzt meinen Kaffee nehmen" - "Nee, Tasse nehmen!"
Im 28. Monat nutzte sie diverse Konjunktionen (und, aber, obwohl, dafür, darum, falls, sondern) und malte als vorher angekündigten ersten Kopffüßler eine Giraffe mit Kopf, langem Hals, Beinen und Füßen. Im 29. Monat legte sie aus Stangen von sich aus ein I, ein L und ein T und benannte sie korrekt. Auf die Frage "Ich habe dich nicht verstanden - kannst du vielleicht ein anderes Wort dafür sagen?" antwortete sie mit "Brömbömböm. Anderes Wort!"
Im 30. Monat baute sie eine Brücke aus drei Klopapierrollen und sagte wörtlich, das sei ein "Kransymbol, das zeigt, dass es hier irgendwo Kräne gibt". Inzwischen nutzt sie Passiv ("das Kind will mitgeschiebt werden"), Konjunktive ("wenn wir einen Besuch hätten, X bitte nicht schlürfen sollte") und zerlegt Wörter ("In Bambus ein Bus drin ist", "in Europa ein Ro drin ist", "Vog ist die Abkürzung für Vogel").
Auch sonst entwickelt sie sich gut, klettert, balanciert, baut komplexe Gebäude im Läuferverband aus Bauklötzen und Duplo, löst große Puzzles, zählt bis 10 und weist darauf hin, ob der Stundenzeiger vor oder nach welcher vollen Ziffer steht.


Was uns zu denken gibt, ist ihr andauerndes Problem mit "ich", "du", "mein", "dich" usw. Sie hat recht früh angefangen, diese Wörter zu benutzen - aber leider dann konsequent falsch das "du" immer für sich selbst benutzt und mit "ich das machen" um die Hilfe der Eltern gebeten. Irgendwann hat sie dann selbst bemerkt, dass das so nicht richtig war und benutzt seitdem nur noch Vornamen statt Personalpronomen. Wir haben beim Spielen versucht, den Gebrauch beiläufig verständlich zu machen (z.B. "Ich bin der Frosch, und wer bist du?" - "Ich bin der Bär, und du bist der Frosch." etc.) und nun, da sie selbst aktiv Fragen nach richtigen Verbformen ("gebringt? gebrungen?") stellt, auch schon einmal die Regel direkt erklärt. Außerdem lesen wir ihr auf ihren Wunsch unglaubliche Mengen von Büchern vor, in denen auch reichlich direkte Rede vorkommt. Es bleibt bei Ratlosigkeit und den Vornamen.
Uns ist natürlich völlig klar, dass es eine Menge Kinder gibt, die erst später lernen, die Pronomen zu benutzen. Wir hätten nur gedacht, dass ein Mädchen, das offenbar mit Symbolen und abstrakten Begriffen gut umgehen kann und hoch interessiert an korrekter Sprache ist, auch mit diesen Wörtern klarkommen könnte. Autismus nehmen wir nicht an, weil sie ein sehr offener Charakter ist und von vielen Freunden und Verwandten, die wir besucht haben, für ihr ausgesprochen freundliches Sozialverhalten gelobt wurde.
Wahrscheinlich haben schon manche eine Diskrepanz zwischen verschiedenen Aspekten der Entwicklung erlebt. Kennt jemand einen Fall, wo Sprachentwicklung, abstraktes und logisches Denken gleichermaßen weit entwickelt waren, aber speziell die Personalpronomen auf der Strecke bleiben?
Vielen Dank für eure Beiträge
Sonnengrün