Heiner, Heiner...
weiß was für mich so durchkommt,...dass du ein ziemliches Unvermögen besitzt zu erkennen dass alle Menschen ebenso klug sind wie du.
Das nennt man Demut...und während ich das schreibe, weiß ich, dass es mir oft so ergeht wie dir..."Warum versteht mich keiner"...und ich fast an dem (scheinbaren) Unvermögen meiner Mitmenschen verzweifle.
Aber, es liegt oftmals an mir, wenn ich mich Unverstanden fühle.
Weißt, die Liedloff habe ich gelesen als ich 14 war, verschlungen habe ich sie..., Alice Miller mit "Das Drama des begabten Kindes", "Schau in den Spiegel und du siehst deine Mutter"...usw.
Kannst du verstehen, wenn ich deine Worte lese, dann sind das für mich alte Kamellen, in gewisser Hinsicht...ich weiß worum es dir geht, aber all diese Weiheiten sind für mich auch nur eine Weltanschauung, von vielen zahlreichen Möglichkeiten.
Und streckenweise empfinde ich dich wie ein kleines Kind, dass gerade eine neue Erkenntniss gewonnen hat, und dann alle Welt auf die Dringlichkeit dessen aufmerksam machen möchte. (Ich interpretiere, und ich erlaube mir dies, weil ich weiß eine Interpretation ist nur solange gültig, bis sie vom Angesprochenen bestätig wurde, oder dementiert wurde.)
Und wie bei allen dringlichen Sachen,...die einem mit brennenden Eifer erfüllen und der Mission, dass doch alle Welt das verstehen muß, übersiehst du...dass es viele Menschen gibt, die mit dem Thema einfach ihren Frieden gefunden haben.
Ich weiß, dass ich viele Sachen meiner Mutter/meines Vater involviert habe, und ich könnte Stunden darüber grübeln was ich den noch alles unbewußt weitergeben könnte an mein Kind.
Frieden mit mir, habe ich geschlossen, als ich anfing das alles nicht ganz so tierisch ernst zu nehmen.
Für mich gehört es zu Vielfalt einfach dazu.
Frieden konnte ich mit mir schliessen als ich einmal zu meiner Tochter sagte: "Willst du Krieg mit mir?"...und dann fürchterlich lachen mußte, weil das der Satz meiner Mutter war, den ich gehasst hatte...wo ich mir geschworen hatte dies nie und niemals zu sagen.
Und ich bin froh, dass ich nicht voll entsetzen vor mir geflohen bin, sondern über diesen Fauxpas lachen konnte.
Und von allen Mitleserinnen hier, kann ich mir vorstellen, dass ganz viele auf ihre Art ihren Frieden mit sich darüber geschlossen haben.
Das heisst nicht, dass ich nicht einiges bewußt anders mache als meine Mutter...aber ich bin mir dabei bewußt, dass alles was ich tue eine Fehlentscheidung (= gegen das Wohl des Kindes) sein könnte (völlig schnurz ob es eine bewußte und unbewußte Weiterreichung gewohnter, angelernter, angelesener Muster oder selbstdefinierte Wertvorstellungen sind).
Weil es für fast alles auf der Welt legitime Pro und Contra gibt.
Insofern, eine gewisse "Take it easy"-Haltung von mir einerseits, aber durchaus auch eine Kontrolle meiner "Erziehungsziele"...letztens meinte ich zu meiner Tochter: "Du weißt eh schon, dass man alles machen muß, was die Mama einen sagt"
Ihre prompte Antwort: "Quatsch, wenn du sagst ich soll vom Kopf der Giraffe runterspringen, tue ich das nicht"
Ich mußte sie dann einfach fragen wie sie um Himmelswillen auf den Kopf einer Giraffe kommt...."Na, mit der Leiter".
Und, Heiner das ist auch nur ein Beisspiel...es soll einfach verdeutlichen das es mir als Erziehende (auch wenn der Ausdruck schon verpönnt ist), wichtig ist dass sie "hinterfragt", und mir ist bewußt das sie damit einer Konditionierung ausgesetzt ist, und das ich die Methode meiner eher laxen, paradoxen Intervention nutze, und dies somit auch über sie stülpe. Aber das sie diese Werte auch in ihrer eigenen Art verarbeitet und integriert.
Aber das ist halt das Packerl das ich mit ihr/für sie schnürre...und kann nur hoffen das sie damit gut gerüstet durchs Leben kommt...ob sie es annimmt oder irgendwann am Wegesrand stehen lässt, dass ist schlussendlich ihre Entscheidung.
So
aber...weißt warum ich eigentlich so auf deine Postings eingehe, weil es mir nicht in den Kopf geht, warum du auf die Aussage von Alibaba, wo diese als Beispiel von Grenzen setzen einfach anführt, dass ihr Sohn eine Auszeit im Auto bekommt...erst du und im Anhang auch Neckri...ihr von der dramatischen Folgen einer angsterfüllten Erziehung redet.
Schau mal, bei meiner Tochter dürfte ich das niemals machen, sie würde Angst bekommen, wenn ich sie alleine ins Auto verbanne. Das ist aber für mich kein Grund anzunehmen, dass Alibabas Sohn Angst im Auto hätte.
Ich traue ihr einfach zu, dass sie ihr Kind gut genug kennt und sie weiß was die angemessene (Grenze, Sanktion, Konsequenz, Strafe, Besinnungszeit) für ihr Kind ist, wenn dieses auf seine kindliche Art die Grenzen einfach testet.
Und anhand ihres Beispiels wurde ihre Intervention nicht mehr beachtet, sondern das Thema nur mehr auf die Folgen von Angst gelenkt...kein Mensch fragte sie ob ihr Kind wirklich Angst hat im Auto.
Und jetzt fühlst du dich unverstanden?
Aufgegangen ist mir dieser Knoten gestern, da war ich mit meinen (vernünftigen, kompromisbereiten) Kind und einem Nachbarsjungen einkaufen...und mein Mädchen enwickelte sich zum Berserker.
Kinder schaukeln sich halt gegenseitig auf,...und es gefällt mir auch wenn mein sonst eher nachdenkliches Kind so richtig aus sich rausgehen kann, es wäre sogar ganz wichtig für sie,...und trotzdem habe ich den Einkauf abgebrochen und mit mit den beiden schnurrstracks heimgefahren.
Könnte mein Kind angstfrei im Auto vor sich hinschmollen, hätte ich sie da sitzen lassen...die abrupte (abrupt, weil sie keinen Argumenten mehr zugänglich war) Heimfahrt war aber schon Schmollgrund genug für sie.
Konsequenz für mich,...die Konstellation mit den beiden kommt nur mehr auf den Spielplatz, nicht in den Supermarkt.
Zumindest solange bis sie 30 ist.

Und darüber konnte ich mit ihr wunderbar reden, dann zuhause, da war aber auch kein kichernder Knabe daneben, wo es zu verlockend ist, lieber weiter abfangen zu spielen.
Aber da ist mir das mit der Angst so aufgefallen, als ich mir dachte...nur weil ich weiß das mein Kind Angst hätte alleine im Auto, kann ich doch nicht den Rückschluss ziehen, dass alle Kinder Angst haben wenn sie alleine im Auto sitzen müssen, um mal ein wenig vom Gas runterzukommen.
So,...nun ist es aber genug.
