Fragestunde ...wie ehrlich antwortet ihr?

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humor
Beiträge: 11
Registriert: Di 18. Mai 2010, 14:01

Fragestunde ...wie ehrlich antwortet ihr?

Beitrag von humor »

Guten Abend zusammen,

erstmal Frohes neues Jahr:-)

Mein Sohn (gerade 4 Jahre) hat Abends immer seine Fragestunde im Bett. Tagsüber saugt er alles auf und Abends kommen die Fragen. Ich gebe euch einen kurzen Ausschnitt.
Ein bekannter ist gestorben. Er bekam das mit.
Er: "Mama, ist Jürgen gestorben?"
Ich: Ja, er war ganz krank und alt und hatte dolle Schmerzen. Nun geht es ihm besser.
Unser Gespräch verlief bis zum Grab .
Er: Wenn ihr bald stirbt. liegst du dan auch im Grab?
Ich: Ja, aber ich sterbe jetzt nicht. Erst wenn ihr groß seid und wir ganz alt.
er: Ja, aber wenn ihr jetzt sterben würdet, wo kommen dann Lina und ich hin?
Ich: Ben, ich sterbe nicht jetzt. Aber dann würdet ihr zu Oma und Opa kommen.
Später konnte er nicht einschlafen, weil er sich soviel Angst eingeredet hat.
Soll ich ihn bremsen? Was macht ihr, wenn dieses "Wenn"Hätte" was wäre wenn?FRagen auftauchen? Manche Sachen gehen so sehr ins Detail, dass es echt unheimlich ist.

Lg, Anna
ankaki
Dauergast
Beiträge: 88
Registriert: Sa 27. Mär 2010, 21:04

Re: Fragestunde ...wie ehrlich antwortet ihr?

Beitrag von ankaki »

Hallo Anna,

ich glaube, diese Art der Fragestunde kennen hier alle :) Bei meiner Tochter kommt das oft in den unerwartetsten Situationen, oft, wenn wir im Auto unterwegs ist.
Das Thema mit dem Tod haben wir alledings sehr ausführlich endlich hinter uns gebracht. Das ging allerdings soweit, dass sie irgendwann sehr böse mit mir war, sagte, ich hätte sie wohl veräppelt. ging ungefähr so:
Sie: Mama, erzähl mir doch nicht immer so einen Quatsch, du hast gesagt, wenn wir sterben, gehen wir zum lieben Gott in den Himmel. Das kann doch gar nicht stimmen, was machen denn dann die Dinoknochen noch in der Erde, die man immer wieder ausbuddelt?
Durfte ich mir also mal in kürzester Zeit überlegen, wie ich meiner gerade 4 jährigen Tochter das mit der Seele und dem Körper so erkläre, dass es verständlich ist.
Anderes Beispiel:
Sie: mama, ich glaube, wir kommen nach dem Tod auf die Erde zurück,
Ich: Wie kommst du darauf?
Sie; Na ja, sonst wird es doch beim lieben gott im Himmel viel zu voll.

Ist doch logisch, oder? Als sie dieses Jahr merkte, dass es den Nikolaus doch gar nicht geben kann, weil er doch niemals alle Kinder gleichzeitig besuchen kann, da war ich schon etwas traurig, aber um auf deine Frage zu antworten;
Ich antworte immer ehrlich, aber sage nur soviel, wie ich selber denke, dass sie es mit 4 Jahre wissen muß.
Zum Thema Nikolaus habe ich dann eben gesagt, dass er eine historische Figur war und dass die Leute die Geschichte vom Nikolaus so gerne haben, dass man seine Geschichte jedes Jahr neu spielt.
Das hat sie sofort akzeptiert und fühlte sich nicht "veräppelt" :D

Manchmal weiß ich allerdings auch nicht so recht, wie ich gewisse Dinge beantworte und dann ist meine Lösung:
Ganz ehrlich sein: "Das weiß ich leider auch nicht so genau"...

LG!
sinus
Dauergast
Beiträge: 1320
Registriert: Fr 26. Nov 2010, 10:52

Re: Fragestunde ...wie ehrlich antwortet ihr?

Beitrag von sinus »

Also meine Tochter ist erst zwei und solchen Themen sind zwar ab und zu auch schon mal dran, aber noch nicht ganz so tiefgehend.
(Die Uroma ist 2010 gestorben und Tochter weiß z.B., dass sie jetzt auf dem Friedhof liegt.
Kleine Geschichte dazu am Rande: Ein Bekannter musste ins Krankenhaus, was Oma meiner Tochter erzählt hat. Irgendwie brachte sie das krank sein in Zusammenhang mit der Uroma und dem Sterben, und fragte dann, ob der Bekannte wie die Uroma jetzt auch sterben würde.
Wir: "Nein, er ist nur krank und muss noch nicht gleich sterben."
Tochter: "Aber morgen?"
Wir: "Nein, er stirbt morgen ganz bestimmt nicht."
Tochter: "Am Sonntag?"
:mrgreen: )

Vom Gefühl her würde ich ehrlich bleiben. Wenn man alles etwas "nebulös" gestaltet, können die Ängste doch evtl. noch viel stärker sein, weil eben auch schlechter fass- und formulierbar. Oder vielleicht verschiebt man ja dann das Problem auch nur, so dass weitere Gedanken und Schlussfolgerungen irgendwann später von andere Seite oder aus eigenem Nachdenken "einsickern" und dann zu einem Zeitpunkt kommen, wo man dann eben vielleicht nicht direkt Frage und Antwort stehen kann und solche Ängste und Sorgen dann nicht auffangen kann.
Dagegen kann man im Moment so eines Gespräches, wenn man ehrlich bleibt und Fragen in die Tiefe zulässt, ja unmittelbar Einfluss nehmen, Trost geben, Ängste auch wieder nehmen usw...?!

Klar, meine Gedanken sind jetzt sehr abstrakt, da ich noch nicht in der Verlegenheit war, in solcher Situation entscheiden zu müssen. Aber ich bin dafür, ehrlich zu sein und keine "Märchen" zu erzählen.
Allerdings finde ich ein bisschen tröstende "Mystik" bei dem Thema auch angemessen, also man könnte bei so einem Gespräch auch philospohieren, ob man nach dem Sterben übehaupt wirklich tot ist, oder nicht.

Wie wäre es mit dem Buch "Die Brüder Löwenherz"?
Das habe ich als Kind geliebt und da kommen die Kinder, als sie sterben, ja jeweils immer in eine andere Welt.
Und vor allem: Ich war dann richtig erleichtert, als der kleine Bruder auch starb und endlich wieder mit dem großen Bruder zusammen sein konnte. Aus der Perspektive war das sterben gar nicht beängstigend...
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
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