Hallo,
Dein Sohn ist erst 13 Monate alt und auch wenn es den Anschein hat, weil er sich wie ein Kleinkind verhält, hat er dennoch kein eigenes Selbstkonzept, deshalb er ist zu 100% auf Dich angewiesen und das bedeutet, da er auch noch keine Vorstellung von Zeit hat, ist für ihn der starke Trieb nach sofortige Bedürfnisbefriedigung (der in diesem Alter völlig normal ist) nur über Dich regelbar:
http://books.google.de/books?id=LPftOAg ... ng&f=false
Bei anderen Kindern ist dieses für die Eltern und besonders die Mütter, kein großes Problem, denn die Ansprüche der meisten Kinder sind nicht hoch und erfüllbar, die Mütter freuen sich wenn ihr Kind aktiv ist, das Kind freut sich, wenn es Interaktion erfährt und alle sind glücklich. Anders ist das in Deinem Fall, Dein Sohn stellt sehr hohe Anforderungen, sein Wunsch nach Interaktion ist sehr stark ausgeprägt, sein Wille ist zudem noch sehr stark. Trotzdem ist er in diesem Alter, wie jedes andere Kind auch, darauf angewiesen, das seine Bedürfnisse sofort befriedigt werden (was passiert, wenn das nicht passiert, kannst du oben nachlesen).
Wir z.B. haben mit unserer Tochter ähnliches erlebt, aber bei uns war es von Anfang an kein Problem, denn wir hatten uns schon weit vor der Geburt auf diese Zeit vorbereitet und wussten, dass eine solche Phase auf uns zukommen kann. Und dieses war auch der Fall, von dem Zeitpunkt an, wo unsere Tochter mobil war und losgekrabbelt ist bis zu dem Zeitpunkt wo sie wusste das sie ein eigenes Ich hat und verstand was "5 min später" bedeutet, ging es hier von 06:00 Uhr - 23:00 Uhr zu wie in einem Bootcamp, stundenlange Rollenspiele ohne Ende, stundenlange Wiederholungen ohne Ende, stundenlange Spielplatzbesuche ohne Ende, Rennerei ohne Ende, nichts wurde vergessen, alles musste gemacht werden, Dramen wenn etwas mal nicht sofort gemacht werden konnte, noch mehr Dramen und Tränen, wenn sie etwas nicht sofort selbst konnte ...
Wir als Eltern sind in dieser Zeit, auch wenn uns das beide an unsere Leistungsgrenze gebracht hat, den Bedürfnissen unserer Tochter soweit es irgendwie ging nachgekommen, dadurch gab es zwischen uns und ihr keinen "Krieg" (wie z.B. zwischen Dir und Deinem Sohn), sie konnte sich auf uns verlassen und musste letztlich nur mit ihrem eigenen Perfektionismus kämpfen und dabei konnten wir ihr dann helfen, sie unterstützen, sie trösten etc... Diese Phase hat ungefähr 1 1/2 Jahre gedauert (so vom 8 bis 26 Lebensmonat) und endete dann als sie ein stabiles Selbst- und Zeitkonzept entwickelt hatte.
Unser Tochter ist jetzt 2 Jahre und 9 Monate alt und ein ausgeglichenes, liebes, selbstbewusstes, selbstständiges und fröhliches Kind, die völlig alleine aufs Klo geht, sich alleine wäscht, die Zähne putzt, sich selbst anzieht, sich alleine ihren Joghurt aus dem Kühlschrank holt, bei sich selbst Fieber messen kann, sich selbst den Fiebersaft applizieren kann, die ihren Namen schreiben kann, die auf der Uhr zeigen kann was 10 min sind und auch entspannt solange warten kann und die Zeit überbrückt in dem sie sich auf ihrem Computer, den sie selber anmacht und bedient) eine Pippi Langstrumpf Folge anschaut etc... (und wenn du mal ließt, das sind Dinge des Alltags, die Dein Sohn auch machen will und nachmachen will, und wir haben unsere Tochter einfach machen lassen und auch wenn sie es nicht konnte einfach begleitet).
Sie wirkt heute eher wie ein altkluges 4-5 jähriges Mädchen, wir können uns auf sie verlassen, sie kann sich auf uns verlassen, wir respektieren uns, wir diskutieren gerne und wir finden immer gemeinsam eine Lösung und ich bin der Meinung, das wäre alles heute nicht so, wenn wir sie damals in dieser Phase gebrochen hätten und ihr nicht die Möglichkeit gegeben hätten schlicht ihre Bedürfnisse zu befriedigen und für diese kurze Zeit bewusst unsere eigenen Bedürfnisse hinten angestellt hätten.
Liebe Grüße
Heiner