Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
Sine
Dauergast
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Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von Sine »

Das Thema ist zwar nicht das neuste, aber es reizt mich dennoch, dazu auch noch was zu schreiben. Wir hatten auch immer gedacht: Fernsehen? Nö, nie im Leben. Fernseher an sich haben wir auch keinen, aber einen Bildschirm und DVD-Recorder.
Als Sohnemann sich mit 2 Jahren das Bein brach, haben wir zähneknirschend den ersten Film eingeführt ("Mein Nachbar Totoro"). Er war begeistert, hat ihn bestimmt 20 mal gesehen, kannte ihn am Ende in und auswendig. So kam eins zum anderen und es folgten andere Filme. Ich trau mich gar nicht nach zu zählen, wieviele Filme er innerhalb der letzten zwei Jahre gesehen hat. Und ich muß gestehen, daß er auch schon welche gesehen hat, die eigentlich nicht altersentsprechend sind (z.B. Momo, Das wandelnde Schloss - da waren wir dabei, wie an sich bei jeder Filmeinführung, und haben erklärt was passiert und beantwortet, wenn er etwas wissen wollte).

Er sitzt jedenfalls nicht mit offenem Mund erstarrt vor dem Bildschirm. Als er kleiner war hat er dokumentiert, was er sieht oder erzählt, was jetzt gleich passieren wird (wenn der Film bekannt war), jetzt stellt er Fragen oder amüsiert sich über bestimmte Dinge. Filme öfter als einmal ansehen, mag er immer seltener "Den kenne ich schon/habe ich schon gesehen" (es sei denn, es ist ein Film, den er noch nicht ganz verstanden hat. Den fordert er dann so lange ein, bis er mit sich und dem Film im reinen ist). Tut er aber dennoch oft, denn soviel können wir gar nicht ranschleppen, daß es jeden Tag etwas neues gibt. Wenn nichts dabei ist, was ihn interessiert, lehnt er sogar freiwillig ab, einen Film zu schauen.

Sprechen tut er über das was er sieht, sehr selten. Er verarbeitet es auch nicht im Spiel. Manchmal fragt er was, ansonsten habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung, was er mit dem was er sieht und erfahren hat macht. Scheinbar saugt er es regelrecht auf, und dann??? Manchmal erkennt er in Büchern etwas wieder, und erzählt dann, worum es geht, oder das ist doch Figur XY die im Film dieses und jenes tat. Oder er beobachtet Details im Film, die er aus seinem Leben kennt und vergleicht (Kleiner Maulwurf - Maulwurf gießt die Blumen, die am vertrocknen sind, Blumen erholen sich. Maulwurf hat einen Gartenschlauch, wir auch. Irgendwann mit etwas über zwei Jahren entdeckte er einen Maulwurfhügel im Garten und sagte "Dort wohnt der Maulwurf.")
Oder wir setzen bestimmte Dinge um - bei Wickie wird das Schiff über Baumstämme gezogen, das versuchen wir dann mit Bauklötzern umzusetzen.

Ich denke nicht, das Filmeschauen für Kinder schädlich ist. Sofern man es begleitet, genügend erklärt, das Kind genau beobachtet, etc. Aber vielleicht ist das auch eine Frage der Persönlichkeit? Manche mögen Musik (die hat Sohnemann z.B. die ersten drei Lebensjahre fast komplett abgelehnt. Auch wenn jemand gesungen hat, sagte er "Mach aus!"), andere Bilder, andere Worte. Musik erträgt er jetzt auch nur dann und wann und abhängig davon, was es ist. Scheinbar reizt ihn Musik mehr als Bilder oder es reizt ihn nicht genug? (wobei ich es auch am liebsten still habe und es nicht mag, wenn im Hintergrund etwas dudelt).

Ich würde sagen, daß er genau weiß, das Film etwas anderes ist als Realität.

Auch habe ich das Gefühl, daß es für ihn eine Art Entspannung oder/und Erklärung der Welt ist. Er kann nicht lesen, und wenn der Tag mit Kindergarten, ein bis zwei Stunden Spielplatz danach und diesem und jenem vorbei ist, geniesst er seinen Abendfilm. Manchmal ist dieser 20 Minuten lang, manchmal über eine Stunde (Sohn ist jetzt 4,3 Jahre), manchmal gibt es keinen.
Bücher und Zeitungen hat er dennoch und die liebt er ebenso. Auch mag er sein Fahrrad und ist ganz stolz, daß er nun auch eins hat. Er spielt dennoch mit seiner Eisenbahn und seinen Autos, malt und bastelt. Das Kinder seltsam werden, wenn sie Filme schauen, kann ich also nicht bestätigen. Und ich finde auch, es gehört in die heutige Zeit, warum soll man es nicht nutzen? Zumal es doch faszinierend ist, was es alles gibt. Die alten Puppenspiele (Jim Knopf und co), die Zeichentrickfilme, Animationsfilme, schwarz-weiss-Filme, Scherenschnittfilme (z.B. von Lotte Reininger - wahre Meisterwerke), Realfilme, Dokus (für Kinder z.B. die Serie "Nochmal?"), Tierfilme, Märchenfilme, Videos aus dem eigenen Leben...

Unsere Tochter (fast 2 Jahre) interessiert sich überhaupt nicht für die Flimmerkiste. Schaut vielleicht einige Minuten hin, und dann macht sie was anderes.
Momo
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Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von Momo »

Dieses Thema ist immer aktuell! Gerade heute Morgen habe ich mir darüber Gedanken gemacht. In letzter Zeit haben wir unserer knapp 3,5- jährigen Tochter häufiger erlaubt, kleine Filmchen zu schauen (altersentsprechend wie Caillou, Conny etc.). Sie schaut begeistert zu, ich lasse sie nie alleine und spreche mit ihr über das Gesehene. Trotzdem fällt mir auf, dass der Wunsch nach "Berieselung" stark zunimmt, je mehr sie schaut. Sie hat wie jedes Kind ihres Alters eine wunderbare Fantasie und kann aus unscheinbarsten Dingen ein Spiel entwickeln. Doch gerade heute ist mir aufgefallen, dass der Wunsch erstmal größer ist, einen Film zu schauen, sich also passiv berieseln zu lassen, als aktiv selbst zu spielen. Das kann nicht richtig sein!!! Ich habe daraus sofort die Konsequenz gezogen, dass von nun an wieder nur noch abends für maximal 10 Minuten ein Filmchen geschaut werden darf, tagsüber nicht. Ganz klare Ansage, das akzeptiert sie dann auch nach anfänglichem Genörgel. Diese Klarheit hilft ihr jedoch, wieder aktive Spielideen zu entwickeln und schon nach einigen Tagen hat sich das Thema erledigt.
Ich kenne das Phänomen von mir selbst. Es ist zunächst angenehm, sich von dem leider überwiegend seichten Fernsehprogrammen berieseln zu lassen, doch hinterher habe ich ein schreckliches Gefühl der Leere und Unzufriedenheit. Kennt Ihr das auch? Mein Partner und ich haben aus diesem Grund vor einigen Jahren den Fernseher rausgeschmissen, heute schauen wir Nachrichten und den einen oder anderen guten Film, aber nur noch ganz gezielt, über das Internet oder auf DVD. Seitdem nutze ich die Abende für kreative Dinge wie Lesen, Nähen, Schreiben, Malen oder Gespräche mit meinem Partner oder Freundinnen etc. Und ich fühle mich viel ausgefüllter. Ähnlich wird es auch Kindern gehen (meine Tochter ist nach dem Fernsehen auch wirklich oft quengelig) und gerade in jungen Jahren wird so viel gelernt durch aktives Tun!

Mein Fazit zum Thema Fernsehen: Nur altersgerechte Filme, in minimalen Maßen und natürlich mit elterlicher Begleitung!
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
sinus
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Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von sinus »

Ja, das Thema ist ja nun schon eine Weile her und Tochter inzwischen 5einviertel...

Unsere Regelung ist nun seit Jahren, dass es nur am Wochenende Filme gibt. (TV haben wir nach wie vor nicht)
Samstag darf sie einen, Sonntag einen Film schauen.
Das ist absolutes Highlight und Tochter freut sich sehr drauf. Sie schaut auch immer noch wiederholt die selben Filme, wir haben aber inzwischen eine halbe "Filmothek" hier. Alles "handverlesene" Filme. ;)
Die Sammlung besteht fast zur Hälfte aus Natur- und Tierfilmen, einige davon eher dokumentarischer Art ("Das grüne Wunder unser Wald", "Unser Leben", "Serengeti" u.ä.) und aufgrund der Szenen von erlegten Beutetieren tw auch FSK 6.
Es gehören aber auch erzählende Naturfilme wie "Der Fuchs und das Mädchen", "Reise der Pinguine", "Kim und die Wölfe" u.ä. zur Auswahl.
Einige Animations- und Trickfilme haben wir aber auch sowie Filme mit echten Menschen wie "Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel", "Ronja Räubertochter" und "Momo".
Filme zum Buch werden aber IMMER erst dann geschaut, wenn wir das Buch gelesen haben.

Sehr zu meiner Freude kann ich sagen, dass Tochter sich mindestens zur Hälfte auch für die Naturfilme entscheidet, wenn sie ihr Wochenendprogramm macht. (Wo ich einige gleichaltrige Kinder kenne, denen sowas viel zu langweilig ist...)
Animationsfilme (die ich persönlich oft gar nicht mag, weil viel zu hektisch und zu laut) sind hier eigentlich eher die Ausnahme. (Da achte ich aber auch drauf, welche ich anschaffe.)
Und sie guckt immernoch gerne ihre besonderen Lieblingsfilme immer und immer wieder. ("Spirit mein tapferer Mustang" und "Das letzte Einhorn" gehören dazu, "Unser Leben" und "Ein Igel namens Hogi")

Vorgelesen wird dagegen täglich (30-45 Minuten, schon länger "richtige" Bücher, zuletzt "Als die Tiere den Wald verließen") und beides - Bücher und Filmgeschichten - beschäftigen Tochter sehr.

Ich glaube, ich kann guten Gewissens sagen, wir haben da nichts falsch gemacht bisher. :fahne:
Zuletzt geändert von sinus am Mi 5. Mär 2014, 23:29, insgesamt 2-mal geändert.
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Sine
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Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von Sine »

Momo, da hätte bzw. würde ich auch die Notbremse ziehen, wenn das Kind beginnt, sich "hängen zu lassen". Oder sich auf andere Art negativ verändert, und man eindeutig die Filme als Ursache ausmachen kann.

Sinus, wir schauen auch auf die Filme, es hat sich aber auch so mancher eingeschlichen, mit denen ich nichts anfangen kann, bzw. die ich schrecklich finde. Z.B. "Cars, zweiter Teil". Den ersten Teil hat Sohnemann geliebt, weil er auch ein absoluter Autonarr gewesen ist. Ich fand ihn zwar auch hektisch, die Geschichte an sich aber okay. Oder "Flutsch und weg" - ist gar nicht mein Ding, Sohnemann mag ihn aber auch nicht besonders. Wir mögen sehr gerne die japanischen Animes (Totoro, Ponyo, Kiki, Chihiro, Piano Forrest... Die sind einfach nicht so schrecklich, wie z.B. vieles von Walt Disney (vor allem die neueren Sachen), haben auch nicht stets das gleiche Muster (Bösewicht wird besiegt) und sind irgendwie komplexer, teilweise fast wie ein Märchen, da so phantasievoll.

Animationsfilme sind wirklich sehr oft sehr hektisch. Doch es gibt einige Perlen, "WALL.E" z.B. Wobei das sicher auch Geschmackssache ist.

Wann habt ihr Märchen eingeführt? Also nicht zwingend als Film, sondern überhaupt? Ich habe sie als Kind geliebt und verschlungen, mein Mann hatte Angst vor ihnen, in der Familie gibt es einige, die ihren Kindern gar keine Märchen vorlesen, weil sie so brutal sind. Dann gibt es Leute, die meinen, erst ab sechs Jahren. Wir haben einige schon "durchgenommen", aber bisher noch nicht so viele. Als Film haben wir "Die 12 Monate" gesehen (russischer Zeichentrick) und "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" (tschechischer Realfilm). Als Geschichte auch schon mal Rotkäppchen.
Falls wer einen Vergleich hat: würdet ihr sagen, Jungs und Mädchen gehen anders mit Märchen um?
sinus
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Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von sinus »

...das erste Märchen habe ich Tochter noch vor dem zweiten Geburtstag vorgelesen.
"Hänsel und Gretel" in einer wunderschön illustrierten Kleinkindfassung.

http://www.amazon.de/Meine-ersten-Märch ... coppenrath

Das weiß ich noch genau, denn dazu gibt es mehrere tolle Geschichten.
1) Ich erklärte Tochter, was mit "arm" gemeint ist. Dass es hieße, die Eltern hatten so wenig Geld, dass sie kein Essen kaufen konnten.
Tochters spontaner Lösungsvorschlag: "Oma Opa essen kaufen!"
2) Wir waren im See plantschen. Ich fragte sie, ob ihr kalt sei. Tochter: "bitterkalt!" (Das Wort kam in der Geschichte vor)
3) Sie spielte mit ihrem gleichaltrigen Freund im Garten. Er bückte sich, um etwas vom Boden aufzuheben. Tochter nutzte die Gelegenheit und schubste ihn von hinten, so dass er umfiel. Ich schimpfte und fragte sie, was das denn solle, warum sie den A. denn geschubst habe.
Tochter: "Schieb innen Ofen rein!" (Entweder eine freche Ausrede - wobei ich nicht sicher bin, ob sie in dem Alter wirklich dazu schon in der Lage sein konnte - oder sie hatte wirklich mal testen wollen, wie das wohl mit der Hexe vonstatten gegangen sein mag)

Also wir waren früh dran mit Märchen.
So eine richtige Märchenphase hatte sie mit zweieinhalb, das tolle Buch hat sicher einen großen Anteil daran:

http://www.amazon.de/Meine-wunderbare-M ... ärchenwelt

Da sind für jedes Märchen so Bilder, quasi wie Wimmelbilder, wo auf einer Doppelseite innerhalb eines Bildes der ganze Ablauf der Geschichte nachzuvollziehen ist. Das Buch musste eine Weile überall hin mit und sie schaute sich die Bilder darin immer ewig an!

Inzwischen - u.a. auch durch ältere Bücher noch aus meiner eigenen Kindheit - haben wir bestimmt einen ganzen Regalmeter Märchenbücher und Tochter kennt unglaublich viele Märchen. Daran hat aber auch die Oma schuld, die ist eine große Märchenliebhaberin und macht in der Gegend hier auch über den Sommer immer 1x im Monat als Frau Holle verkleidet "Märchenwanderungen" für Familien.

Angst hatte Tochter bei Märchen eigentlich nie. Weder die Personen, noch die Themen ängstigten sie (z.B. das von den Eltern im Wald verlassen werden - hat sie nie für sich ins "echte Leben" als Möglichkeit/Gefahr übertragen)

Einmal waren wir beim Musical "Zauberer von Oz", da hatte sie dann Angst vor der Hexe. Das war aber auch ein verkleideter Mensch auf der Bühne... und gruseliges Licht.
Aber beim Vorlesen kann ich mich eigentlich nicht erinnern, dass sie da mal so richtig heftig Angst vor einer Figur gehabt hat. Wobei - einmal fürchtete sie sich vor einem grusligen Bild eines Menschenfressers, die Seite musste ich immer schnell umblättern. Und in ihrem Buch über "Siegfried" (als Bilderbuch gestaltet, es war seltsamerweise sehr lange ihr Lieblingsbuch) wollte sie die Szene, wo er hinterrücks erstochen wird immer weggelassen haben.

Generell machen ihr böse Fabelfiguren in märchenhaften Geschichten aber kaum Angst, dafür fürchtet sie sich aber umsomehr, wenn sich die Protagonisten in realistischeren Geschichten sich regelwidrig verhalten, also etwas Verbotenes tun oder eine Warnung missachten. DAS macht ihr Angst, also die Gefahr an sich - ein "Monster" oder sowas eher weniger :?
Und manchmal kann sie die Spannung generell kaum ertragen...

Märchenfilme sind hier eher aktuell nicht so beliebt, aber Märchen als Hörspiele mag sie ganz gern mal.

Meine eine Nichte übrigens - ebenfalls eine fernsehfreie Familie - war da wesentlich sensibler, die bekam noch mit 9 Jahren mitunter Bauchweh, wenn sie bei Oma und Opa einen DEFA-Märchenfilm angesehen hatte.
Nicht so ihre Schwester, die auch sehr früh schon total geschichtenverrückt war, so wie meine Tochter.

Hängt wohl sehr vom Kind ab. Tochter ist nun wirklich sehr fantasiebegabt, sie lbet und erfindet wirklich ständig Geschichten. Aber sie verarbeitet das alles mit Rollenspielen und eigenen Ideen und hat dabei keine Ängste... Ich glaube, ihr war sehr früh schon immer sehr klar, was real und was erfunden ist.
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Rabaukenmama
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Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von Rabaukenmama »

Beim Filmen/Fernsehen geht es mir wie mit allen anderen Dingen auch, die von manchen Eltern einerseits als schädlich oder zumindest bedenklich gesehen werden. Ich vertraue auf den Selbstregluierungsmechanismus eines Kindes. Beschränkungen einfühlen würde ich erst dann, wenn ein Kin über längere Zeit (mindestens 4 Wochen) ausschliesslich an einer Sache (eben z.B. Fernsehen) Interesse zeigt.

Es stimmt, dass man bei ständiger passiver Berieselung irgendwann einmal überdrüssig wird. Aber nur, weil ich diese Erfahrung FÜR MICH gemacht habe erspare ich sie meinem Kind nicht. Durch (mehr oder weniger strenge) Limitierung erhöhe ich nur das Interesse daran. Wenn ein Kind nur 10 Minuten am Tag fernsehen DARF mache ich das fernsehen damit wesentlich interessanter, als es ist. Das Kind versteht nämlich unsere Bedenken nicht, es erkennt nur, dass es eigentlich gerne mehr fernsehen würde, die Mama das aber (für das Kind aus unerklärlichen Gründen) nicht erlaubt. Somit ist klar, dass es jede Gelegenheit nutzen muss wenn es fernsehen DARF.

Bei solchen Aktionen wie täglichen Limits muss man sich als Eltern auch von vorne herein die Frage stellen: Wie lange (bis zu welchem Alter) will bzw. KANN ich den Fernseh-/Medienkonsum meines Kindes limitieren? Bei Kleinkindern ist es ja noch sehr einfach und auch die Volksschulzeit wird meistens noch zu schaffen sein. Aber was dann? Irgenwann will mein Kind sicher auch so ein cooles Handy bzw. Tablett mit dem man sich mit Medien aller Art berieseln kann und das Taschengeld bzw. Geschenkgeld von Festanlässen wird reichen, sich so ein Teil selbst zu kaufen. Und wenn meine Kinder in dieses Alter kommen können diese Geräte sicher noch viel mehr als schon heute. Werden die dann täglich nur eine Stunde ausgehändigt , gibt´s dann ständig Streit was wie lange genutzt werden darf oder wie gehen kontollbedürftige Eltern sonst dann damit um?

Warum also dem Kind die Erfahrung des überdrüssig-werdens nicht selbst machen lassen? Dauerhaft von modernen Medien fernhalten können wir sie sowieso nicht. Abgesehen davon bin ich der Meinung dass FB & Co einen weit grösseren Suchtfaktor darstellen als klassisches Fernsehen. Wenn dann Leute, die 20x täglich ihren FB-Account checken müssen ihren Kleinkindern die Fernsehzeit mit der Stoppuhr bemessen ist das für mich wie Wasser predigen und Wein trinken.

Mein Sohn darf unbegrenzt fernsehen, wenn er mag. Aber eben WEIL er unbegrenzt fernsehen darf mag er gar nicht so oft. Er hat einige Lieblings-Videoclips am PC, die er zeitwesse sehr intensiv anschaut. Erst vor ca. 2 Wochen hatte er wieder so eine Phase, wo er 5 Tage hintereinander dieselben 3 Minuten langen Clips seiner Lieblingsserie alle angeschaut hat. Das sind 28x3 Minuten, also ein Horror für alle limitierwütigen Eltern! Dann, dach 5 Tagen, hatte er genug davon. Seitdem hat er nicht mal danach gefragt, den PC aufzudrehen. Im Moment ist eine andere exzessive Phase dran: mein Sohn verbringt Stunden damit, Malbücher auszumalen. Bin schon gespannt was das nächste sein wird. Diese Phasen, wo das Interesse einige Tage nur auf einer Sache liegt, wechseln sich nämlich schon seit langem immer wieder ab. Jegliche Manipulation von meiner Seite würde dieses natürlich Gleichgewicht durcheinanderbringen.

Voraussetzung für so eine Einstellung ist natürlich, dass dem Kind genug Alternativen zu Fernseher und PC zur Verfügung stehen. Wenn z.B. Konstruktionsspielzeug nicht am Boden ausgeleert werden darf und zur Musik nicht getanzt werden darf (z.B. weil sonst die Mieter unterhalb gestört werden könnten), und die Kinde am Spielplatz nicht in die Sandkiste dürfen weil sie sonst schmutzig werden, darf man sich nicht wundern wenn sie lieber vorm Fernsehen sitzen als etwas anderes anzufangen
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Linasina
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Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von Linasina »

Defa Märchen schaute meine mit 4. Sie mag sie alle sehr, besonders Väterchen Frost und 3 Haselnüsse für Aschenbrödel. Märchen vorgelesen habe ich auch mit 4 Jahren. Das letzte Einhorn kann sie nicht gucken da weint sie jedesmal bitterlich wegen dem Einhorn und hat angst vor der bösen Hexe. Meine Tochter will ständig Fernseh schauen was wir natürlich einschränken. Sie lernt und nimmt aber dadurch auch viel und vorallem ihr Wortschatz ist gross und der Ausdruck gut. Sie guckt auch gerne Wissenssendungen und Sendungen über Dinos und Weltraum. Sie wird jetzt bald 5.
Rabaukenmama
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Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von Rabaukenmama »

Was Märchen betrifft so mag mein Sohn die meisten davon nicht besonders. Das ist insofern verwunderlich, weil er Bücher insgesamt sehr liebt und täglich etliche Male mit einem Buch in der Hand "vorlesen" einfordert. Auch bei Büchern gibt es Stellen, die er nicht mag und es gibt sogar ganze Bücher, die er wegen einer einzigen Stelle, die ihm Angst macht, ablehnt.

Mein Sohn liebt z.B. Conny-Bücher sehr, aber das Buch "Conny macht einen Ausflug" mag er gar nicht, weil Conny darin ihren Teddy verliert. Auch, wenn er weiss, dass sie ihm am Ende wiederbekommt ist die Vorstellung, sein Lieblingskuscheltier zu verlieren, ganz schlimm für meinen Sohn. Daher ist dieses Buch das einzige Conny-Buch, das wir nur ein einziges Mal vorgelesen habe (die anderen kann ich grossteils schon auswendig und mein Sohn auch).

Auch beim fernsehen gibt es immer wieder mal Szenen, die meinem Sohn Angst machen, und wo wir daher SOFORT den Fernseher abschalten müssen. Das kann sogar bei "Barbapapa" der Fall sein. Einmal war mein Sohn in der Kinderbetreuung eines Einkaufszentrums (er liebt jegliche Arten von Kinderbetreeung), wo anscheinend die ganze Zeit ein Fernseher lief. Es liefen anscheinend so blöde Serien für ältere Kinder, obwohl keines der Kinder, die zugesehen haben, schon Schulalter erreicht haben dürfte.

Mein Sohn hat den Betreuerinnen gesagt sie sollen das abschalten weil er das nicht sehen mag, was die aber nicht getan haben, weil einige andere Kinder das schon sehen wollten. Mein Sohn hat sich dann so "geholfen" dass er sich mit dem Rücken zum Fernseher hingesetzt und gezeichnet hat. Beim heimfahren erklärte er mir noch, dass er diese Kakerlaken und diesen Mr. Bean nie wieder sehen mag.

Insgesamt ist Sohnemann sehr sensibel und wenn sie vom Kindergarten aus in ein Kindertheater gehen dann sitzt er meistens auf dem Schoss einer Betreuerin weil er sich so fürchtet.

Einen ganzen Spielfilm hat mein Sohn übrigens noch nie angeschaut. Irgendwann war immer eine Szene, die ihm zu "schlimm" war und wir haben abgeschaltet. Nicht mal die halbstündigen Zeichentrickserien (Wickie, Biene Maja,..) mag er sehen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
sinus
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Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von sinus »

Rabaukenmama hat geschrieben: Bei solchen Aktionen wie täglichen Limits muss man sich als Eltern auch von vorne herein die Frage stellen: Wie lange (bis zu welchem Alter) will bzw. KANN ich den Fernseh-/Medienkonsum meines Kindes limitieren? Bei Kleinkindern ist es ja noch sehr einfach und auch die Volksschulzeit wird meistens noch zu schaffen sein. Aber was dann? Irgenwann will mein Kind sicher auch so ein cooles Handy bzw. Tablett mit dem man sich mit Medien aller Art berieseln kann und das Taschengeld bzw. Geschenkgeld von Festanlässen wird reichen, sich so ein Teil selbst zu kaufen. Und wenn meine Kinder in dieses Alter kommen können diese Geräte sicher noch viel mehr als schon heute. Werden die dann täglich nur eine Stunde ausgehändigt , gibt´s dann ständig Streit was wie lange genutzt werden darf oder wie gehen kontollbedürftige Eltern sonst dann damit um?

Die Kinder meines Bruders (14, 12 und 9) sind auch ohne Tv aufgewachsen. Inzwischen gibt es DVDs am Computer, aber auch immer nur am Wochenende und als Familienhighlight.
Also auch limitiert.
Bisher gibt es dort weder Diskussionen drum, noch den Bedarf an mehr. (Allerdinsg sind sie alle lesesüchtig - und das ist etwas, was NIE reglementiert wurde...)
Auch an Handy und Computerspielen zeigen sie wenig Interesse - also ich denke nicht, dass es zwangsläufig zu dem von dir beschriebenen "erhöhten Bedarf durch Limitierung" kommt.
Diese Kinder haben aber auch von Anfang eine reichhaltige Auswahl an andere Beschäftigungen angeboten bekommen bzw gelernt zu nutzen - nicht zuletzt sicher genau deswegen auch, weil keine "Berieselung" möglich war und sie sich immer irgendwie selbst beschäftigen mussten.

Ich finde schon, dass man ein wenig regulierend eingreifen sollte, denn in der Zeit man sich mit diesen Medien beschäftigt, tut man eben nichts anderes und ich denke schon, dass man es "verlernen" kann, was anderes zu spielen /sich zu beschäftigen. Denn es ist nunmal eine sehr bequeme Angelegenheit, sich berieseln zu lassen.
Ich glaube doch, die Gefahr eines übermäßigen Nutzens ist größer in Familien, in denen NICHT reguliert wird, als in denen, wo reglementiert wird.
Ist sicher eine Typfrage - der eine erkennt, was ihm nicht gut tut und zieht daraus Konsequenzen, der andere schafft das eben nicht.
Bei Kindern haben sicher auch das Vorbild der Eltern und die Alternativangebote großen Einfluss.
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Rabaukenmama
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Re: Medien/Filmkonsum bei Kleinkind

Beitrag von Rabaukenmama »

sinus hat geschrieben:Die Kinder meines Bruders (14, 12 und 9) sind auch ohne Tv aufgewachsen. Inzwischen gibt es DVDs am Computer, aber auch nur am Wochenende und als Familienhighlight.
Also auch limitiert.
Bisher gibt es dort weder Diskussionen drum,noch der Bedarf an mehr. Auch an Handy und Computerspielen zeigen sie wenig Interesse - also ich denke nicht, dass es zwangsläufig zu dem von dir beschriebenen "erhöhten Bedarf durch Limitierung" kommt.

Ich finde schon, dass man ein wenig regulierend eingreifen sollte, denn in der Zeit man sich mit diesen Medien beschäftigt, tut man eben nichts anders und ich denke schon, dass man es "verlernen" kann, anders zu spielen /sich zu beschäftigen. Denn es ist nunmal eine sehr bequeme Angelegenheit, sich berieseln zu lassen.
Ich glaube doch, die Gefahr eines übermäßigen Nutzens ist größer in Familien, in denen NICHT reguliert wird, als in denen, wo reglementiert wird.
Ist sicher eine Typfrage - der eine erkennt, was ihm nicht gut tut und zieht daraus Konsequenzen, der andere schafft das eben nicht.
Bei Kindern haben sicher auch das Vorbild der Eltern und die Alternativangebote Einfluss.
Ich habe nie behauptet dass in keinem Fall limitiert werden darf. Nur sind gerade sehr verantwortungsbewusste, besorgte Eltern mMn oft in bestem Bestreben viel zu früh mit dem limitieren dran. Wenn ein Kind das Medium fernsehen für sich "entdeckt" dann ist es klar, dass das Interesse erst mal sehr gross ist - wie bei allem Neuen, was ein Kind entdeckt. Wenn dann die Eltern sagen "Huch, mein Kind hat heute zwei Stunden vor dem Fernseher verbracht, das ist viel zu viel!" und am nächsten Tag sind nur noch 15 Minuten erlaubt, kann das Kind das nicht verstehen. Somit wird das Interesse am fernsehen erst richtig geweckt. Vielleicht durfte das Kind bisher sogar alles unlimitiert machen (spielen, malen, basteln, Sport,..) und dadurch, dass es plötzlich Limits bekommt, wird genau das, was die Eltern eigentlich verhindern wollen, erreicht: das limitierte wird besonders interessant. Nicht bei jedem Kind und nicht immer, aber zumindest in meinem Bekanntenkreis sehr, sehr häufig.

Es erfordert aber einiges an Vertrauen der Eltern in die natürlichen Fähigkeiten des Kindes zu Selbstregulierung, bei exzessivem Fernsehkonsum zuzusehen. Vor allem wenn die Eltern selbst als Kinder diverse Limits auferlegt bekommen haben neigen sie mMn als Erwachsene dazu, zu glauben, ohne Limits würden sich Kinder automatisch in die falsche Richtung entwickeln.

Mein Mann und ich sind übrigens Paradebeispiele für meine These. Ich durfte als Kind unlimitert fernsehen, bei ihm war streng limitiert. Wenn er was angestellt hatte gab es zusätzlich noch Fernsehverbot. Heute, als Erwachsene, habe ich kaum Interesse am Fernseher (und wenn, dann hauptsächlich für die Nachrichten), bei meinem Mann hingegen müsste er die ganze Zeit durchlaufen (was ich neben den Kindern aber nicht will).

Auch bei den Kindern aus Deinem Beispiel wird sich erst herausstellen, wie die Kinder mit den Medien umgehen, wenn die elterlichen Limits komplett wegfallen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
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