Abgeklärte 4 Jährige

Fragen aus dem Alltag, Tipps und gute Ratschläge
Sine
Dauergast
Beiträge: 53
Registriert: Do 7. Nov 2013, 23:39

Re: Abgeklärte 4 Jährige

Beitrag von Sine »

heinerprahm hat geschrieben:
Aber wie macht man es mit einem Kind, das ja in einer Gesellschaft aufwächst, in der das Weihnachtsfest und auch zunehmend das Osterfest einen hohen Stellenwert einnimmt? Kinder sind in Deutschland durch die Familie, den Kindergarten oder die Schule im Schnitt 2 Monate des Jahres damit beschäftigt, sich auf diese Feste vorzubereiten, überall wird gebastelt und gebacken und gekauft was das Zeug hält und alle sind im Stress und bei den Discountern liegen schon Ende August Weihnachtsmänner in der Auslage.
Das ist auch einer der Gründe, warum wir es bei der Weihnachts(Oster)geschichte belassen haben. Zum einen, weil es von uns in der eigenen Kindheit als schön und aufregend etc. empfunden wurde, und zum anderen, da sie an allen Ecken damit konfrontiert werden. Ebenso das St. Martinsfest, was ich bis vor kurzem so noch gar nicht kannte. Im Osten aufgewachsen gab es für mich "Laterne laufen", aber ohne religiösen Hintergrund.

heinerprahm hat geschrieben: Das kommt bei allen wirklich sehr gut an und es gibt nur positive Reaktionen und auch für uns hier zu Hause ist das alles völlig stressfrei.
Ich glaube, da habt ihr Glück, oder? Das könnte sicher auch ganz anders aussehen.
heinerprahm hat geschrieben: Diese Sendung habe ich mir vorher alleine angeschaut und beschlossen, dass ich bei dem Thema die Deutungshoheit erstmal behalte. Ich kann mich noch erinnern, da war ich um die 5 Jahre und ich fand auf dem Schrank liegend das Testament meiner Großeltern und ich fragte, was das sei und wozu das ist und es wurde mir leider nicht kindgerecht erzählt. Mir war intellektuell schlagartig die Endgültigkeit des Todes bewusst und mit diesem Testament war auch klar, dass es um meine Großeltern und deren endgültiges Ableben ging und es keine Hoffnung gab, dass dieses nicht passieren wird und dass auch meine Eltern und letztlich ich auch sterben werde... ich konnte das zwar im Kopf erfassen und inhaltlich verarbeiten, aber ich habe 1 Stunde geschrieen und geweint wie am Spieß und habe ein halbes Jahr lang kaum geschlafen und Horroralbträume gehabt und bin lange nicht damit klar gekommen. Das bei der Maus ist gut gemacht und gut erklärt, aber es ist erstens nicht meine Sicht der Dinge auf den Tod, zweitens bin ich der Meinung es gibt eine bessere Zeit, sich dem Thema zu nähern, nämlich dann, wenn Kinder nicht nur intellektuell in der Lage sind die Information zu erfassen, sondern auch emotional in der Lage sind die Information zu verarbeiten. Wir schweigen hier den Tod nicht tot ;), aber unsere derzeitige Darstellung des ganzen Sachverhalts, des Lebens, der Vergänglichkeit des Körpers und das Wesen der Seele hat in der Kommunikation keinerlei Endgültigkeit, sondern ist etwas Lebendiges, dass es seit Anbeginn der Zeit und vielleicht sogar davor schon gegeben hat, also wir nutzen die Möglichkeiten der philophischen und naturwissenschaftlichen Betrachtungsweisen soweit wie möglich aus, was mir wichtig ist, denn damit bleiben wir bei der Wahrheit (denn keiner weiß wirklich was dort passiert) und können frei darüber sprechen.
Ich muß ehrlich zugeben, daß ich das Thema auf der DVD nicht erwartet habe. Wir hatten eine Sammelbox bestellt, und wir kannten von einer anderen DVD den einen Trickfilm "Warum bin ich auf der Welt?". Ich hatte angenommen, daß es sich hierbei auch um solche Themen handelt. Sinn des Lebens, wie entsteht ein Baby und ähnliches. Ja, ich habe tatsächlich nicht auf die Filmtitel vorher gesehen.
Andererseits ist seit einem Jahr das Thema Sterben eh aktuell, weil der Opa vom Sohnemann gestorben ist. Da kommen dann ständig solche Fragen: "Wo kommen die Toten hin? Warum in die Erde? Warum können nur Babys geboren werden (und keine Erwachsenen)?"
Als wir im Winter auf dem Friedhof waren, verstand Sohn das noch nicht. Er verstand, daß dort die toten Menschen begraben liegen, ja. Und da er aus dem Garten kennt, daß wenn wir etwas einpflanzen/eingraben, etwas neues daraus wächst, meinte er "Hier wachsen dann neue Menschen." Ich denke, die Endgültigkeit ist ihm noch nicht so bewußt. Andererseits malten wir neulich, und er begann bei einer Figur Striche über die Augen zu malen. "Das sind Tränen". Ich: "warum weint der Mensch denn?" "Weil er ganz alleine ist." "Warum ist er denn ganz alleine?" "Alle seine Freunde sind schon gestorben, jetzt ist er traurig." Also versteht er es ja doch irgendwie oder verarbeitet es auf seine Weise.

Über Gott und co haben wir noch gar nicht gesprochen. Auch nicht über einen Himmel oder dergleichen. Darum war ihm das völlig fremd, als er es in "der Maus" sah. Was ich manchmal sage ist, daß viele Menschen daran glauben, daß man noch mal wieder geboren wird. Das ich aber nicht weiß, ob das stimmt oder nicht. Ebenso kann ich nicht sagen, ob es einen Himmel gibt, oder Geister etc. Die einen glauben daran, andere nicht. Ich mag ihm da auch nichts aufzwängen.

(entschuldige, daß ich Deinen Beitrag so gekürzt habe :oops: )
Linasina
Dauergast
Beiträge: 558
Registriert: Di 11. Okt 2011, 14:42

Re: Abgeklärte 4 Jährige

Beitrag von Linasina »

Meine Tochter geht in einem Evangelischen Kiga. Sie mischt öfters Wissenschaft und glaube durcheinander. Wir sagen ihr alle Theorien und auch das religiöse so kann sie es sich später aus suchen was sie will. Ich halte sie nicht vom christlichen glauben fern.
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2973
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Abgeklärte 4 Jährige

Beitrag von Rabaukenmama »

@Kinder und der Umgang mit dem Tod

Mein Sohn hat einen relativ coolen Zugang zur Tatsache, dass wir alle mal sterben werden. Da kommen so Aussagen wie
"Gell Papa, wenn ich mal Opa bin dann bist Du LÄNGST schon tot".

Der Mann meiner Trauzeugin ist am 2. Geburtstag meines Sohnes verstorben (im 88. Lebensjahr) und mein Sohn kann sich noch an ihn erinnern. Ein Verwandter hat den gleichen Vornamen. Als mein Sohn etwa ein Jahr nach dem Tod des alten Herrn den lebenden Verwandten bei einem Aufethalt bei den Grosseltern kennengelernt hatte kam folgender Bericht:
"Bei Oma und Opa war ein Mann, der hat auch B.... geheissen, aber der war viel jünger und noch gar nicht gestorben!".

Als sie vom Kindergarten aus letzte Ostern (da war Sohnemann gerade 3 geworden) in der Kirche waren, kam Söhnchen mit der Neuigkeit nach Hause dass "der Jesus" gestorben ist.

Ich bin mir sicher dass mein Sohn noch nicht die Endgültigkeit des Todes verstanden hat. Gestern hat er seine Kuscheleisbärin im Kindergarten vergessen und es gab mindestens eine Stunde Geschrei und Tränen deswegen. Und das Buch "Conny macht einen Ausflug" darf gar nicht mehr vorgelesen werden, weil Conny darin ihren Teddy verliert. Sie bekommt ihn zwar am Schluss wieder (und Söhnchen weiss das auch) aber allein die VORSTELLUNG dass das Lieblingskuscheltier weg ist - und sei es nur für ein paar Stunden - ist für meinen Sohn viel schrecklicher als die Vorstellung vom sterben.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Linasina
Dauergast
Beiträge: 558
Registriert: Di 11. Okt 2011, 14:42

Re: Abgeklärte 4 Jährige

Beitrag von Linasina »

http://www.aspergia.de/index.php?cat=Tests&page=SQ-Test
hier noch ein link für asperger wen es interessiert
Linasina
Dauergast
Beiträge: 558
Registriert: Di 11. Okt 2011, 14:42

Re: Abgeklärte 4 Jährige

Beitrag von Linasina »

Was meine Tochter heute gemacht hat bestätigt mir wieder das ich mit meinem Verdacht richtig liege. Sie hat ihre Pferde und andere Figuren genommen und alles in eine langen Reihe hintereinander gestellt. Das macht sie auch oft wenn Sie nicht schlafen will da stellt sie das ganze Bett und Zimmer mit solchen Reihen auf.
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2973
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Abgeklärte 4 Jährige

Beitrag von Rabaukenmama »

@Heiner: Habe den von Dir von Dir verlinkten Test jetzt auch gemacht - mein Wert ist 72. Mag jetzt sein dass ich wesentliche Merkmale "eines Mannes" sowie solche, die vermehrt bei Asperger-Syndrom auftreten, habe. Aber was ändert das im echten Leben? Immerhin bin ich so (und ohne bewusstseinsveränderde Medikamente oder aufwändige Therapien) relativ glücklich und unbeschadet 42 Jahre alt geworden. Ich hatte als Kind und Jugendliche starke Probleme im sozialen und emotionalen Bereicht - auch das würde auf eine Störung im Sinne von Asperger hinweisen. Aber als Erwachsene habe ich das nach und nach immer besser "auf die Reihe gekriegt" - obwohl das "echte" Asperger-Syndrom angeblich (lt. Wikipädia) unheilbar sein soll.

Ich empfinde "Asperger" (übrigens ebenso wie AD(H)S oder Autismus) als relativ "neue" (im Sinne von: erst seit relativ kurzer Zeit in der Form erkannte) Krankheitsbilder, die extrem viel Spekulationsraum offen lassen. Denn es gibt kaum eine eindeutige Diagnose. So Ängste wie "bin ich bzw. ist mein Kind ein Aspie" werden mMn durch solche Selbsttests noch verstärkt. Bei so diffusen Krankheitsbildern wo die Grenze zwischen "noch gesund (=normal)" und "bereits erkrankt" schwimmend und oft Interpretationssache der Ärzte/Psychologen/Therpeuten ist, bin ich generell sehr skeptisch.

Ich habe vor einiger Zeit einen sehr interessanten Artikel gelesen (ich glaube es war in einer Ausgabe von "PM Fragen und Antworten) in dem sogar der Präsident einer bekannten Gesundheitsklassifikationsbehörde (ich weiss aber nicht mehr ob APA oder ICD) davor warnt, noch mehr dieser neueren, schwer diagnostizierbaren Krankheitsbilder in den Katalog aufzunehmen, weil sonst bald so viele drin sind dass ein Grossteil der Bevölkerung davon betroffen ist - und das kann ja nicht der Sinn der Sache sein. (Dem stimme ich grundsätzlich inhaltlich voll zu).

Die hauptsächliche Frage ist ja, was für einen Unterschied es macht, für die Eigenheiten der eigenen Persönlichkeit einen Krankheitsnamen zu haben. Der Grossteil der Menschen, die ich kenne, hat für Syndrome wie Asperger oder ADS mMn ziemlich allgemeine (und längst nicht immer zutreffende) Definitionen und Bilder im Kopf. Allein schon aus diesem Grund würde ich so eine Diagnose (sofern sie mich oder mein Kind betreffen würde) sicher nicht rausposaunen.

Es für sich selbst wissen zu wollen und somit ev. eine Erklärung dafür gefunden zu haben, warum man oft "anders als die anderen" agiert, ist meiner Einschätzung nach noch der sinnvollste Grund dieser Frage nachzugehen (ähnlich wie bei der Frage nach einer Hochbegabung). Tatsächlich bin ich mehrfach getestestete HB und das Testergebnis allein (mit meinem IQ als Zahl) hat mir bei meinen sozialen Problemen in keiner Weise irgendwie weitergeholfen. Da musste ich trotzdem meinen eigenen Weg und Zugang finden. So, wie andere eben mehr lernen mussten, um sich Wissen anzueigenen oder Zusammenhänge zu verstehen, habe ich eben als Erwachsene aktiv an der Verbesserung meiner sozialen Kompetenzen gearbeitet. Daher messe ich der Beantwortung der Frage "Habe ich Asperger Syndrom oder nicht" nur wenig praktisch verwendbare Bedeutung zu.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Linasina
Dauergast
Beiträge: 558
Registriert: Di 11. Okt 2011, 14:42

Re: Abgeklärte 4 Jährige

Beitrag von Linasina »

Interessant ist es trotzdem. Ich habe es ja nur hier gepostet woanders würde ich es nicht erzählen. Ich denke mal falls es wirklich so ist werden die Erzieher und der Kinderarzt schon noch aufmerksam werden. Du hast recht ob nun diagnose oder nicht die sozialen Probleme werden immer bleiben. Ich war jahrelang Mobbingopfer und wurde ausgeschlossen schön dafür jetzt eine Erklärung gefunden zu haben. Dein Wert ist aber echt hoch. Aber vielleicht haben Hochbegabte einen hohen Wert und haben gar kein Asperger. Eigentlich kommt das Asperger ja gar nicht so häufig vor. Ich bin ein Mensch der für alles eine Erklärung und Diagnose brauch das war schon immer so.
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2973
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Abgeklärte 4 Jährige

Beitrag von Rabaukenmama »

Meine Meinung war in keiner Weise eine Anspielung auf Dich oder ein zweifeln an Deinen Entscheidungen. Ich finde generell dass für verschiedene Menschen einfach verschiedene Dinge wichtig sind - und das ist auch gut so.

Mir ist bewusst, dass ich etliche Muster habe, die auf Asperger hinweisen. Bevor meine Kinder auf der Welt waren habe ich oft über dem sortieren meiner Briefmarkensammlung die Zeit vergessen und bin um 5h morgens draufgekommen dass ja eigentlich in 90 Minuten mein Wecker läutet und ich für einen langen Arbeitstag ausgeschlafen sein sollte...

...aber wenn ich mir das "Krankheitsbild" dann genauer ansehe gibt es auch viele Symptome, die mich nicht betreffen.

Nicht missverstehen - ich bis SEHR für Diagnosen, soferne sie (und wenn auch nur mir selbst) Klarheit verschaffen. Auch mit der Diagnose der Gehörlosigkeit meines Sohnes habe ich - den Umständen entsprechend - gut umgehen können. Aber da gibt´s eben klare Aussagen wie "bis einschliesslich 110db keinerlei Ableitungen (vom Ohr zum Hirn) messebar". Kann aber natürlich auch sein dass mich als Selbst-Aspie die Unklarheit bei der Aspie-Diagnose stört... :gruebel:

Laut aktueller Version von Wikipädia sind 0,02 bis 0,033% der Kinder betroffen und davon sind wiederum 90% männlich. Aber bei so Symptomen wie Asperger steigert sich meiner subjektiven Beobachtung nach die Häufigkeit des Vorkommens mit der Bekanntheit des Krankheitsbildes in der Bevölkerung. Da ja nicht (wie bei anderen Krankheitsbildern) ein eindeutiger Nachweis möglich ist, werden Fachleute wie Psychologen oder Neurologen (die ja vor menschlichen Fehleinschätzungen nicht gefeit sind) um so mehr entsprechende (Fehl-)Diagnosen stellen, je mehr Anfragen in diese Richtung an sie herangetragen werden.

Der Satz aus Wikipädia "Ob es als Krankheit oder als eine Normvariante der menschlichen Informationsverarbeitung eingestuft werden sollte, wird von Wissenschaftlern und Ärzten sowie von Asperger-Autisten und deren Angehörigen uneinheitlich beantwortet. " spricht ja auch für sich - vor allem NACH der grundsätzlichen Erklärung, dass es sich um eine "tiefgreifende Entwicklungsstörung, vor allem mit Schwächen in den Bereichen der sozialen Interaktion und Kommunikation" handelt. Na, was jetzt wirklich? (Um nicht missverstanden zu werden - diese Frage richtet sich nicht an Dich, Linasina!)
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Linasina
Dauergast
Beiträge: 558
Registriert: Di 11. Okt 2011, 14:42

Re: Abgeklärte 4 Jährige

Beitrag von Linasina »

Schon ok ich verstehe öfter mal was falsch. ;) ja da hast du schon irgendwie recht genauso wie fast jedes Kind ADHS hat. Allgemein nehmen irgendwie die psychischen Erkrankungen zu. Irgendwie ist es heute auch so dass die Mehrheit nur noch an sich denkt. Ich denke das du weil du hochbegabt bist den sozialen Bereich besser ausgleichen kannst.
heinerprahm
Dauergast
Beiträge: 536
Registriert: Di 17. Mär 2009, 23:19

Re: Abgeklärte 4 Jährige

Beitrag von heinerprahm »

Rabaukenmama hat geschrieben:@Heiner: Habe den von Dir von Dir verlinkten Test jetzt auch gemacht - mein Wert ist 72. Mag jetzt sein dass ich wesentliche Merkmale "eines Mannes" sowie solche, die vermehrt bei Asperger-Syndrom auftreten, habe. Aber was ändert das im echten Leben? Immerhin bin ich so (und ohne bewusstseinsveränderde Medikamente oder aufwändige Therapien) relativ glücklich und unbeschadet 42 Jahre alt geworden. Ich hatte als Kind und Jugendliche starke Probleme im sozialen und emotionalen Bereicht - auch das würde auf eine Störung im Sinne von Asperger hinweisen. Aber als Erwachsene habe ich das nach und nach immer besser "auf die Reihe gekriegt" - obwohl das "echte" Asperger-Syndrom angeblich (lt. Wikipädia) unheilbar sein soll.
Hallo Rabaukenmama,

wie gesagt in der Mensa Newsgroup hatten damals alle Hochbegabten eine AQ über 32, die meisten zwischen 40-70 und einige über 90 (ich hatte 55). Niemand von denen hatte irgendeine Störung aus dem Autismusspektrum, aber alle berichteten von Problemen bei der Passung mit dem Umfeld, die einigen keine bis wenige soziale und emotionelle Schwierigkeiten bereitete und andere standen in einem Dauerkonflikt.
Rabaukenmama hat geschrieben:Ich empfinde "Asperger" (übrigens ebenso wie AD(H)S oder Autismus) als relativ "neue" (im Sinne von: erst seit relativ kurzer Zeit in der Form erkannte) Krankheitsbilder, die extrem viel Spekulationsraum offen lassen. Denn es gibt kaum eine eindeutige Diagnose. So Ängste wie "bin ich bzw. ist mein Kind ein Aspie" werden mMn durch solche Selbsttests noch verstärkt. Bei so diffusen Krankheitsbildern wo die Grenze zwischen "noch gesund (=normal)" und "bereits erkrankt" schwimmend und oft Interpretationssache der Ärzte/Psychologen/Therpeuten ist, bin ich generell sehr skeptisch.
So neu ist das Thema ja nicht seit den 30er Jahren wird dort geforscht und für mich war damals der Anlass zu der Diskussion bei Mensa ja die Quarks & Co. Sendung über Autismus, zu der es diesen Test vom Cohen gab, und bei dem vor allem meine Frau von meinem hohen Wert erschrocken war, denn ein Wert von 55 (oder wie bei Dir 72) ist ja weit von der 'es könnte sein' Grenze die um die 30 Punkte liegt entfernt. Meine Frau war richtig betroffen, denn wie konnte sie all die Jahre mich für meine Marotten so 'hart' angehen, wenn ich eventuell als Autist nichts dafür kann. Ich konnte das auch wirklich nur dadurch auflösen in dem ich die Bestätigung brachte das es im Prinzip allen Hochbegabten so geht und das dieser Test nicht zwischen Hochbegabung und Autismus differenzieren kann.
Rabaukenmama hat geschrieben:Ich habe vor einiger Zeit einen sehr interessanten Artikel gelesen (ich glaube es war in einer Ausgabe von "PM Fragen und Antworten) in dem sogar der Präsident einer bekannten Gesundheitsklassifikationsbehörde (ich weiss aber nicht mehr ob APA oder ICD) davor warnt, noch mehr dieser neueren, schwer diagnostizierbaren Krankheitsbilder in den Katalog aufzunehmen, weil sonst bald so viele drin sind dass ein Grossteil der Bevölkerung davon betroffen ist - und das kann ja nicht der Sinn der Sache sein. (Dem stimme ich grundsätzlich inhaltlich voll zu).
'Die Prävalenz des Asperger-Syndroms im Kindesalter variiert je nach den zugrunde gelegten Diagnosekriterien. Nach den DSM-IV- und ICD-10-Kriterien wird gegenwärtig die Prävalenz auf 2–3,3 Kinder auf 10.000 Kinder im Schulalter geschätzt. Acht von neun Betroffenen sind männlich.' ... das bedeutet, dass die Anzahl der 'Betroffenen' noch wesentlich geringer ist als die von Höchstbegabten, aber gerade beim Thema Autismusspektrum ist es wichtig eine gute Diagnostik zu haben, denn es gibt im Kleinkindalter ein Fenster, dass wenn es für gezielte Förderung genutzt wird, es den Betroffenen oft ermöglicht ein eher selbstständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen, wird das Fenster nicht genutzt, bleiben die Kinder später als Erwachsene oft sehr abhängig und müssen betreut werden. Das Fenster ist nicht groß und von daher bin ich, auch wenn die Zielgruppe klein ist, auf jeden Fall dafür für jede Erkrankung eine Diagnose zu finden und kann mich dem 'Präsident einer bekannten Gesundheitsklassifikationsbehörde' nicht anschließen (der sollte mMn auch besser was anderes machen als diese Institution leiten).
Rabaukenmama hat geschrieben:Die hauptsächliche Frage ist ja, was für einen Unterschied es macht, für die Eigenheiten der eigenen Persönlichkeit einen Krankheitsnamen zu haben. Der Grossteil der Menschen, die ich kenne, hat für Syndrome wie Asperger oder ADS mMn ziemlich allgemeine (und längst nicht immer zutreffende) Definitionen und Bilder im Kopf. Allein schon aus diesem Grund würde ich so eine Diagnose (sofern sie mich oder mein Kind betreffen würde) sicher nicht rausposaunen.
Aus meiner Sicht macht das einen riesen Unterschied, alleine sicher zu wissen, dass man hochbegabt ist und eben nicht autistisch, oder an einer Hirnstoffwechselerkrankung leidet die zu ADS oder ADHS führt, kann doch im Leben entscheidend sein, denn gerate z.B. an den falschen Lehrer/in, die aus einem Mangel an Information heraus, aus deinem HB-Kind einen HFA machen, oder ADHS vermuten und auf Grund ihrer Vermutungen mit Deinem Kind interagieren und Entscheidungen treffen, die eventuell Einfluß auf das gesamte restliche Leben deines Kindes haben. Natürlich sollte man damit nicht hausieren gehen, aber wenn es wichtig wird und man auf Ignoranten mit Macht trifft, sollte man vorbereitet sein und da ist ein glasklare Diagnose mehr wert als alles andere!
Rabaukenmama hat geschrieben:Es für sich selbst wissen zu wollen und somit ev. eine Erklärung dafür gefunden zu haben, warum man oft "anders als die anderen" agiert, ist meiner Einschätzung nach noch der sinnvollste Grund dieser Frage nachzugehen (ähnlich wie bei der Frage nach einer Hochbegabung). Tatsächlich bin ich mehrfach getestestete HB und das Testergebnis allein (mit meinem IQ als Zahl) hat mir bei meinen sozialen Problemen in keiner Weise irgendwie weitergeholfen. Da musste ich trotzdem meinen eigenen Weg und Zugang finden. So, wie andere eben mehr lernen mussten, um sich Wissen anzueigenen oder Zusammenhänge zu verstehen, habe ich eben als Erwachsene aktiv an der Verbesserung meiner sozialen Kompetenzen gearbeitet. Daher messe ich der Beantwortung der Frage "Habe ich Asperger Syndrom oder nicht" nur wenig praktisch verwendbare Bedeutung zu.
Ich denke, wie gesagt nicht, dass Du ein Asperger Syndrom hast, sondern der Wert aus Deiner HB resultiert, wie bei allen anderen HBs die diesen Test machen auch. Und Du kannst das ja mal testen, antworte in dem Test mal so, wie Du denkst was gesellschaftlich erwartet wird, bei mir liegen zwischen den beiden 'Testvarianten' ganze 37 Punkte ;)

Liebe Grüße
Heiner
Antworten