Und noch mal: hochbegabt?

besondere Fähigkeiten: ist das schon ein Zeichen für Hochbegabung?
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PatriciaF
Beiträge: 4
Registriert: Do 2. Okt 2008, 15:16

Und noch mal: hochbegabt?

Beitrag von PatriciaF »

Hallo!
Tja, auch bei meinem Sohn stellt sich die Frage nach der Hochbegabung, obwohl er, nach dem, was ich hier gelesen habe, im Vergleich zu einigen eurer Kinder richtig doof ist ;))) , er ist nämlich schon 2,5 und kann immer noch nicht lesen und schreiben...
Im ersten Jahr war er mototisch etwas langsam, war auch nicht weiter verwunderlich, er ist fast einen Monat vor Termin geboren. Er war ein sehr unruhiges Baby, hat nur im Tragetuch und an der Brust geschlafen und wollte vom Kinderwagen nichts wissen.
Fing auch relativ normal an zu sprechen, mit 14 Monaten. Im gleichen Alter fing er an, Melodien nachzusingen - hat bis heute keinen falschen Ton rausgebracht. Dann ging es allerdings ziemlich schnell. Mit 18 Monaten kamen Zweiwortsätze, mit 19 Monaten fing er plötzlich an, mir Os, Gs und Ds zu zeigen - in MEINEN Büchern. ("Guck mal, O das." und Finger drauf.) Mit 20 Monaten fing er mit ganzen Sätzen an ("Vogel unter Auto geflogt!"). Damals habe ich mal spaßeshalber seinen Wortschatz überschlagen und kam auf über 200 Wörter. Als er 23 Monate alt war, waren wir zu U7. Da sollte er Formen in einen Sortierkasten einordnen. Zuletzt bekam er das Dreieck mit den Worten "na, mal seheh, ob du das schwierige auch schon kannst. Daniel besah sich, was er in der Hand hatte, und dozierte: "Dreieck das. Muß Loch rein, da rein." Schwupp, war Dreieck verschwunden. Dann hat mich die Ärztin gefragt, ob ich schon über das Thema Hochbegabung nachgedacht hätte.
Mit 27 Monaten verwendete er "Ich" und "Du" fehlerlos. Jetzt ist er 2,5. Er bedient die Stereoanlage alleine (inklusive CD-wechseln und Lied suchen). Sein anderes Lieblingsspielzeug ist Microsoft Word. Er tippt Buchstaben und ich muß ihm vorlesen, was er getippt hat. Ansonsten singt er dutzendweise Lieder und hat ein irres Gedächtnis. Und die Ampel kann er auch.
Mein größtes Problem ist, daß es bei Daniel schwierig ist, einzuschätzen, wie viel er eigentlich kann, weil er Fragen, die ihm zu banal sind, nicht antwortet. Zum Beispiel hat er gestern eine Reihe Ös getippt. Ich frage, was er geschrieben hat. Keine Antwort. Nach einer Weile zeige ich auf die Ös und frage, was das ist. Keine Antwort. Etwas später frage ich ihn, ob er denn heute ein Ö schreiben will. Guckt mich entgeistert an: "Ich habe doch schon ein Ö geschrieben, da, siehst du?" Und zeigt auf die Ös.
Neulich habe ich ihm mal "Tischlein deck dich" vorgelesen. Hatte aber den eindruck, daß er nicht besonders interessiert war. Habe dann abgebrochen. Paar Tage später steht er beim Essen auf. Ich frage ihn, ob er den keinen Hunger hat. Antwort: "Ich bin so satt, ich mag kein Blatt."
Ganz oft haben wir folgendes: Ich "weche Farbe hat denn der (grüne) Ball. Daniel: rot! (und grinst). Ich: "Dann mache ich kille-kille!" Daniel: Nein, der Ball ist grün!
Zwischendurch hat er auch Phasen, wo er sich Tage oder sogar Wochenlang mit ganz normalem "Zweijährigenkram" beschäftigt, wie Malen, Duplo, Purzelbaum machen. Dann denke ich manchmal, ich habe mir das mit der Hochbegabung nur eingeredet. Und dann macht er plötzlich wieder etwas, was eindeutig nicht typisch für zweijährige ist. So, das war jetzt glaube ich genug.

LG,
Patricia
PatriciaF
Beiträge: 4
Registriert: Do 2. Okt 2008, 15:16

Re: Und noch mal: hochbegabt?

Beitrag von PatriciaF »

Hallo Heike,
tschuldigung, wollte dir nicht auf die Füße treten. Humor ist eben Ansichtssache, ich versuche nur, das offensichtliche Anderssein meines Sohnes, das ich tagtäglich beobachte, nicht zu verbissen zu sehen und habe mich einfach nur gefreut, daß einige hier von ähnlichen Phänomenen berichten, die sogar noch extremer ausfallen. Mehr wollte ich nicht ausdrücken.
Was die ernsten Probleme angeht, habe ich in den Satzungen dieses Forums nicht gelesen, daß diese eine Voraussetzung für das Schreiben hier sind. Dennoch habe ich mit keinem Wort bezweifelt, daß viele hier ernste Probleme haben, weiß nicht, wie du darauf kommst. Wenn man mal davon absieht, daß mein Sohn von Geburt an max. 3 Stunden am Stück schläft, haben wir die ernsten Problame bisher noch nicht. Allerdings habe ich - wie anscheinend die meisten hier - ein Kind, daß sich völlig anders verhält und für andere Sachen interessiert, als sämtliche anderen Kinder in seinem Alter die ich kenne. Und ich mache mir Sorgen, daß sich daraus später Probleme ergeben könnten. Deshalb würde ich gerne von den Erfahrungen anderer, die "ähnliche" Kinder haben, profitieren, was aber nichts mit Vergleichen zu tun hat. Ich habe nur festgestellt, daß das einige hier, die sich fragen, ob ihr Kind hochbagabt sein könnte, Kinder haben, die mit 2 schon lesen etc., was bei mir wieder die Frage aufgeworfen hat, ob es sich bei meinem Kind wirklich um Hochbegabung handelt. Sein Verhalten, seine Interessen und Fähigkeiten kommen mir zwar ungewöhnlich vor, aber nicht SO außergewöhnlich, wie einiges, was ich hier gelesen habe. Deshalb wollte ich einfach mal wissen, was ihr meint. Und mal wissen, ob andere hier auch dieses von mir beschriebene Nichtbeantworten von Fragen kennen, was es mir sehr schwierig macht, einzuschätzen, was er denn nun wirklich kann und was nicht. Was wiederum die Frage kompliziert, ob und wie ich ihn fördern soll. Ich weiß zum Beispiel, das er etliche Buchstaben benennen kann, weiß aber nicht, ob er alle kennt oder nur einige. Mit den Zahlen ist es das gleiche. Ich erlebe immer wieder, daß ich irgendein Lernangebot quasi an den Kopf geworfen kriege, dann denke, daß war wohl doch noch zu hoch für ihn, und kurze Zeit später merke ich zufällig, daß sein Desinteresse eher daher kommt, daß ihm die Sache zu Banal war, wiel er es schon kann. Ich will ihn einfach weder über- noch unterfordern, um Probleme gar nicht erst aufkommen zu lassen. Ich hoffe, ich habe diesmal besser erklären können, worum es mir geht.

LG,
Patricia
Lythande
Dauergast
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Registriert: So 29. Feb 2004, 22:58

Re: Re: Und noch mal: hochbegabt?

Beitrag von Lythande »

[quote=heikew,03.10.2008 , 20:33]
... und was man nicht tun sollte, ist Kinder mit anderen zu vergleichen. Jedes ist eine Persönlichkeit für sich und gerade hier im Forum sind wir, weil hier nämlich nicht neidische Vergleiche stattfinden.
[/quote]
Viele Kinder werden aber so präsentiert, dass es schwer fällt nicht zu vergleichen. Wenn man liest, das Kind schläft soundsoviele Stunden, kann seit XX Monaten das und seit YY Monaten jenes, drängt sich ein direkter Vergleich mit dem eigenen Kind doch geradezu auf.

Sabine
Eva-Lotte
Beiträge: 37
Registriert: Mo 24. Sep 2007, 20:06

Re: Und noch mal: hochbegabt?

Beitrag von Eva-Lotte »

Hallo Patricia,

um mal auf deine Fragen zurückzukommen:

nach meiner Meinung ist frühes Lesen und Schreiben etwas, wofür sich mache HBchen interessieren, andere eben nicht so sehr. Es gibt auch viele Kinder, die bereits vor der Schule lesen können und sich später als völlig "normal" begabt herausstellen. Mein Großer hat sich vor der Einschulung fast gar nicht fürs Lesen interessiert und es in der Schule recht flott gelernt. "Trotzdem" ist er hb.

Das mit dem Fragen-nicht-beantworten kenne ich von meiner Kleinen. Sie ist eine von der Sorte, die sich früh fürs Lesen interessierte. Aber wehe, jemand stellte eine Frage, bei der sie sich irgendwie auf ihr Können "abgetestet" fühlte (eben gerade solche Fragen wie: Was steht denn da?). Die Antwort war dann immer: Agugugaga

Mein Erfahrungswert ist: Je beiläufiger man sich in solchen Situationen verhält, um so freizügiger geht das Kind mit seinen Fähigkeiten um.

lg Eva-Lotte
PatriciaF
Beiträge: 4
Registriert: Do 2. Okt 2008, 15:16

Re: Und noch mal: hochbegabt?

Beitrag von PatriciaF »

Ich glaube, es gibt neben dem Wettbewerbsmäßigen Vergleichen (von wegen Mein Kind muß alles am besten können) noch ein anderes Vergleichen gibt im Sinne von "oh wie schön, hier sind endlich mal Berichte von Kindern, wo ich meinen kleinen Sonderfall irgendwie wiedererkenne".
Und natürlich halte ich meinen Sohn für alles andere als doof, was der Smily andeuten sollte.
Allerdings, Heike, was du erzählst, kenne ich auch; ich werde immer wieder von meinen Mitmenschen für bekloppt oder überehrgeizig gehalten, weil ich meinem Zweijährigen Dinge wie Magnetbuchstaben, Kinderklavier oder Bücher für 3-4 jährige Kaufe. Geradezu fahrlässig finden es einige, daß ich ihn auch an stark befahrenen Straßen frei laufen lasse. Er versteht schon seit einem Jahr, daß er auf dem Gehweg bleiben muß, und genausolange hält er sich auch absolut an diese Regel. Aber Teile meiner Umwelt meinen, ich müsse ihn an der Hand führen (was er haßt), nur weil die meisten Kinder in dem Alter anscheinend unkontroliert auf die Straße rennen?
Das mit den Kursen ist auch so eine Sache: Daniel geht zwei Vormittage in eine Spielgruppe für zweijährige (ohne Eltern), einmal zur Musikschule und zum Kinderturnen, das findet bei uns drei mal die Woche statt, man kann hingehen, so oft man mag. Ich habe ihn noch nie gezwungen, irgendwo hinzugehen oden mitzumachen, aber er ist einfach begeistert von diesen Veranstaltungen und würde wohl gerne noch mehr machen. Zum Beispiel "verhaftet" er uns regelmäßig zu privaten Musikstunden, da spiel er dann Mundharmonika oder singt, und alle "müssen" tanzen.
Eva-Lotte, ja, ich vermeide inzwischen auch weitgehend direkte Fragen, aber wie schon gesagt, das macht es enorm schwer, seinen Wissensstand abzuschätzen und für geeignetes Material zu sorgen. Außerdem mache ich mir etwas Gedanken, wie sich diese Eigenart später auswirkt. So weit ich weiß, währe er ja nicht das erste (HB)Kind, das vom Lehrer für zurückgeblieben gehalten wird, weil es keine Fragen beantwortet?
Wie alt ist denn deine Kleine jetzt? Hat sich da noch was geändert?

LG
Patricia
Eva-Lotte
Beiträge: 37
Registriert: Mo 24. Sep 2007, 20:06

Re: Und noch mal: hochbegabt?

Beitrag von Eva-Lotte »

Hallo Patricia,

tja, das mit dem Wissensstand ist immer so eine Sache... ich bin mir nicht mal sicher, ob der in dem Alter bei meinen beiden (der Große ist jetzt 7 und die Kleine 4) schon "stabil" war. Eine Zeit lang sind bestimmte Dinge brennend interessant gewesen, dann sind sie wieder in der Versenkung verschwunden und wurden bis zum nächsten Schub quasi auf Eis gelegt.

Was das "Verstecken" von Fähigkeiten angeht, bin ich bei meiner Kleinen dann irgendwann eine andere Strategie gefahren, so ca. ab 3, als ich eine ungefähre Vorstellung hatte, was sie alles konnte. Ich habe ihr Wissen (gerade im Bereich des Lesens) für selbstverständlich genommen und es auch eingefordert. Wenn sie beispielsweise bei Schildern, Etiketten etc. wissen wollte, "was da steht", dann habe ich Sachen gesagt wie: Oh, schau mal selber, ich hab gerade die Brille nicht auf o.Ä.

Das hat bei ihr ganz prima funktioniert. Sie macht inzwischen einfach ihr Ding, liest beispielsweise den anderen Kindern in der Kita Bilderbücher vor, wenn die Erzieherinnen gerade keine Zeit haben. Die anderen Kinder finden das auch gar nicht seltsam, nur manchmal die Eltern.

Ich würde dir raten: Miss dem ganzen einfach nicht allzuviel "aktive" Aufmerksamkeit bei und nimm es gelassen. Beobachte viel und probier viel aus, gerade was das Material angeht. Leiht euch beispielsweise Spiele und Bücher aus der Bücherei aus und sucht die Sachen gemeinsam aus - dann kannst du schon sicher sein, dass sie der Interessenlage deines Sohnemannes entsprechen.

lg Eva-Lotte
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