ich wende mich an euch, um vielleicht ein bisschen Input zu unserer Situation zu bekommen, den Knoten in meinem Kopf vielleicht ein bisschen zu lösen. Ich wüde mich freuen, wenn ihr meinen Roman lest, ich weiss leider nicht wie ich es kürzer fassen soll – tatsächlich könnte ich seitenweise darüber schreiben….aber hier erstmal das „Gröbste“
Mein Sohn A. hat derzeit eine sehr schwere Phase und wir versuchen unser möglichstes ihm da rauszuhelfen, wissen aber schon bald nicht mehr weiter. Er ist 4 ½ Jahre alt und war schon immer ein sehr eigenes Kind. Motorisch hinkt er leider stark hinterher: er war in der Entwicklung als Baby/Kleinkind schon etwas langsamer und wir haben ihm fälschlicherweise immer viel abgenommen, von dem er immer behauptet „ich kann das nicht“. Da er nämlich zusätzlich sehr emotional/sensibel ist, haben wir einfach versucht, den Familienalltag so zu gestalten, dass nicht jeder Tag eine Katastrophe ist. Versteht mich nicht falsch, wir haben ihm in allen Bereichen genug Angebote zur Förderung gemacht und er konnte und durfte alles probieren, was er wollte – tat er meist aber nicht, verweigerte sehr viele Dinge, es machte oft den Anschein als wolle er sich nicht weiterentwickeln.
Mit dem Eintritt in den Kindergarten wurde seine Selbständigkeit dann auf die Probe gestellt. Zunächst war man dort noch geduldig mit ihm, aber seitdem er 4 Jahre alt ist, wird er deutlich stärker gefordert (was ja auch gut ist!). Zu Beginn des zweiten KiGa Jahres haben wir auch mit einer Ergotherapie sowie Besuchen beim Logopäden begonnen. Beim Logopäden ging es nur um Lautstörungen (er konnte/kann das „k“ und „ch“ nicht richtig sprechen). Bei der Ergotherapie jedoch kam heraus, dass er eine sensorische Integrationsstörung im vestibulären und taktilen Bereich hat. Das passte perfekt zu seinen Problemen im Grob- und Feinmotorischen Bereich und erklärte auch seine teilweise seltsamen Anwandlungen (schmutzige Finger sind zB ein Weltuntergang). Wir waren froh, auf einem guten Weg zu sein, denn er zeigte schon erste Fortschritte. Zeitglich wurde er aber auch zu Hause wieder etwas schwieriger (viel Trotz, viel Widerstand, viele Tränen um nichts, viel Langeweile). Wir haben dies zunächst auf die Geburt seines Bruder geschoben, merken aber im Nachhinein, dass der Ursprung wohl der „Umbruch“ mit der Therapie war.
Wendepunkt war dann ein Gespräch im KiGa, bei dem uns gesagt wurde, dass A. in die Integrationsgruppe versetzt werden sollte, da er sozial große Probleme hat. Er orientiert sich nur an den älteren Kindern und weigert sich mit Gleichaltrigen zu spielen. Gleichzeitig hat er aber die falschen Strategien, um sich den Spielen der anderen anzuschließen, denn er macht viele Bauwerke kaputt oder wird aggressiv. Die Dynamik in der Gruppe mit 3 sehr dominaten älteren Jungen die ihn ausschließen und ärgern kommt hinzu. Zu sehr möchte ich da jetzt aber nicht ausschweifen.
Unterm Strich befürworten wir die Aussicht auf einen Platz in der kleinen Gruppe, einfach weil man ihm hier deutlich mehr Unterstützung geben kann. Großes Problem ist die Handlungsplanung bei ihm, er kann kaum Probleme und Aufgaben alleine lösen. Es scheitert zB schon daran, dass der Weg zu seinem Platz in der Garderobe von auf dem Boden sitzenden Kindern versperrt ist. Er weiß sich dann nicht zu helfen und bleibt stehe und wird wütend oder weint. Um in die I-Gruppe versetzt zu werden, brauchten wir eine Begutachtung durch einen Psychologen im Rahmen einer klinisch-diagnostischen Entwicklungserhebung. Diese war vor ein paar Tagen und nun sind wir völlig verwirrt: unser Sohn soll hochbegabt sein (es wurde ein IQ Test gemacht) und die Psychologin meinte nur, sie wundere es nicht, dass er sozial auffällig wird, er sei einfach unterfordert. Puh, das sass.
Aber vor allem ergibt es keinen Sinn für uns! Ich muss dazusagen, dass der Befund noch zugeschickt wird und das Gespräch im Anschluss mehr als knapp war. Wir haben uns etwas im Stich gelassen gefühlt und werden, sobald wir die Befundunterlagen haben, weitere Hilfe einholen. Aber natürlich lässt uns das Thema nicht los und so suchen wir hier nach Erfahrungen.
Das kuriose ist nämlich, unser Kind scheint, so leid mir das tut zu sagen, nicht übermäßig intelligent zu sein. Er ist unheimlich vergesslich, von einer auf die andere Sekunde weiß er nicht mehr was er machen sollte. Er baut keine hochtrabenden Konstrukte aus Lego, kann nicht Lesen und Schreiben wie andere Hochbegabte und scheint auch sonst keine besonderen Talente zu haben. Er hat auch keine speziellen Interessen, langweilt sich deshalb auch sehr oft, wenn er alleine etwas machen soll! Viel eher sticht seine motorische Ungeschicklichkeit stark ins Auge und auch vom Verhalten her ist er sehr stur, trotzig und eigensinnig. Er kann sich manchmal (!) ganz gut konzentrieren, zB wenn wir Bücher lesen, er Hörspiele hört oder wir Gesellschaftsspiele spielen. Das hat auch die Psychologin erkannt weil sie meinte, sie hat selten ein Kind gesehen, das so aufmerksam über einen langen Zeitraum mitmacht. Aber ansonsten würde mir nichts einfallen, wo er „besonders“ ist, vor allem nicht im positiven Sinne.
Aktuell ist die Lage ganz schwierig, da er einfach vom Verhalten teilweise unmöglich ist. In Gesellschaft sehr überdreht, wieder sehr sensibel und weinerlich, sehr trotzig und fordernd. Und traurig. Das macht mich wirklich fertig. Er merkt, dadurch, dass wir ihn stärker fordern (im Rahmen der Ergotherapie aber auch zu Hause), dass er an Grenzen stösst. Dies schreckt ihn aber sofort ab und er weigert sich Dinge zu lernen. Wir zwingen ihn dann öfters dazu, weil er es einfach mal lernen muss (z.B. Schneiden, Brot schmieren, Reissverschluss zumachen,…) und die Therapeutin auch sagt, er muss gefordert werden. Heute kam dann der traurige Satz „Mama ich glaube ich kann nichts“, weil er seine Jacke nicht zubekommen hat.

Wir sind ziemlich durcheinander in der ganzen Situation, wir wollen doch nur, dass unser Sohn glücklich ist und seinen Weg geht. Wie können wir ihn unterstützen? Wenn er wirklich hochbegabt ist, wieso merken wir es nicht? Wie können wir ihm helfen etwas zu finden, was ihm Spass macht zu erlernen?
Danke fürs Zuhören!
Liebe Grüße